Redaktionsdiskussion: Switch, 3DS, Mobile – Drei eins zu viel? – SPECIAL

Aktuell setzt Nintendo mit Switch, 3DS und Smart Devices auf drei unterschiedliche Plattformen, um die eigenen Spiele zu veröffentlichen. Doch ist das angesichts der Überschneidungen im mobilen Bereich sinnvoll und zeitgemäß? Sind drei gar eins zu viel? Diese Frage stellt Alex seinen Kollegen.


Alex‘ Meinung:
Wie in der Einleitung zu lesen ist, geht es dieses Mal um den Sinn von drei Systemen, die alle zumindest auf gewisse Weise dem mobilen Sektor zuzuordnen sind. Nintendos drei Standbeine ermöglichen alle Gaming für unterwegs, weshalb bereits vor Erscheinen der Nintendo Switch bei mir die Frage aufkam, ob das der richtige Weg ist. Besonders aufgrund einer Diskussion mit einem Bekannten über das Thema, hat mich die Frage nicht mehr losgelassen. Meine persönliche Ansicht darüber hat sich etwas gewandelt, wobei die Erfahrung mit der Nintendo Switch maßgeblich beigetragen hat.

Es ist allgemein bekannt, dass Nintendo die Switch als Heimkonsole mit Handheld-Funktion bezeichnet und trotzdem beim Marketing gerade auf die Mobilität des Systems setzt. Alleine dadurch entsteht bereits Konkurrenz zu den hauseigenen Geräten der 3DS-Familie. Ergänzt durch die seit einiger Zeit relativ erfolgreichen Mobile-Spiele, ermöglicht es Nintendo auf verschiedenen Wegen unterwegs mit Mario, Link und anderen bekannten Charakteren Abenteuer zu erleben. Der Nintendo 3DS ist mittlerweile allerdings bereits über sechs Jahre alt und rein technisch nicht mehr auf einem aktuellen Stand. Hier hat die Switch den Handheld bereits überholt. Alleine aus diesen beiden Gründen, ist es meiner Meinung nach sinnvoll, wenn Nintendo den 3DS und damit auch den klassischen Handheld-Markt als solchen kurz- oder mittelfristig aufgibt. Es ist verständlich, dass vorerst noch Spiele für den 3DS erscheinen, schließlich ist eine große Nutzerbasis gegeben, die der Switch noch fehlt. Allerdings könnte die Hybrid-Konsole maßgeblich von freigewordenen Entwickler-Ressourcen profitieren. Statt Spiele wie Fire Emblem: Echoes – Shadows of Valentia, Mario Sports Superstars oder Ever Oasis auf den 3DS zu bringen, könnten die Entwickler ihre Projekte für die Switch umsetzen. Die dadurch maßgeblich steigende Spielunterstützung würde den Verkaufszahlen der Konsole zu Gute kommen. Für all jene, die ihre Switch nicht unterwegs nutzen wollen, kann Nintendo noch stärker auf die Veröffentlichung von Software für Smart Devices setzen. Wenn hierbei eine gute Mischung aus Freemium-Spielen wie Fire Emblem Heroes und Kaufspielen wie Super Mario Run gelegt wird, dürften viele Nutzer zufrieden sein und auch Nicht-Nintendo-Fans erhalten Zugang zu den bekannten Marken und entwickeln damit möglicherweise Interesse an einer Switch. Zumindest mittelfristig sollte es meiner Ansicht nach so kommen. Ein anderer Weg könnte Nintendo und der Switch schaden. Besonders, wenn Nintendo einen Nachfolger des 3DS veröffentlicht.

Nach meiner Meinung zur Thematik gebe ich ab an meine Kollegen Eric, Amin und Arne. Wie seht ihr das Ganze? Sollte Nintendo am 3DS und Handheld-Markt festhalten oder wäre eine Konzentration auf Switch und Mobile-Spiele der sinnvollere Weg?

Erics Meinung:
Nintendo hat meiner Meinung nach mit dem Marketing der Nintendo Switch bereits jetzt einen großen Fehler gemacht. Man verkauft die Konsole, wie Alex das wunderbar auf den Punkt bringt, als Heimkonsole mit Handheld-Funktion. Da es mittlerweile Spiele wie Voez gibt, die nur im Handheld-Modus gespielt werden können, kann ich im Angesicht von Nintendos Marketing-Strategie nur den Kopf schütteln. Die Nintendo Switch ist viel mehr ein leistungsstarker Handheld, der über die Möglichkeit verfügt, auch am Fernseher als Heimkonsole betrieben zu werden. Bereits mit der Wii U hat mir der japanische Konzern gezeigt, dass er im Konzert der Konsolenhersteller nicht mehr mitspielen will – zumindest im Heimkonsolensegment. Nintendo wusste nämlich schon immer wesentlich besser als die Konkurrenz, wie der Handheld-Markt funktioniert und hat ihn bis zum verstärkten Auftreten der Smartphones fast schon monopolisiert. Egal ob ich auf Game Boy, Game Boy Color, Game Boy Advance, Nintendo DS oder Nintendo 3DS gespielt habe – ich wurde immer mit einer sehr großen Videospielbibliothek begeistert. Hier erlebe ich Spiele, die auf Smartphones vielleicht nicht unmöglich, aber wesentlich schwieriger umsetzbar sind.

Genau in diese Kategorie sollte meiner Meinung nach auch die Switch fallen. Die Anzahl der für mich interessanten Titel ist derzeit noch überschaubar, denn Portierungen von Wii-U-Spielen oder Download-Titeln, die ich vor Monaten oder sogar Jahren schon auf anderen Konsolen und dem PC gespielt habe, sind für mich keine Kaufargumente. Da kann ich mich Alex auch anschließen – man hätte Spiele wie Fire Emblem: Echoes – Shadows of Valentia schon frühzeitig für die Switch entwickeln können oder am besten für beide Plattformen, wie man es mit dem kommenden Fire Emblem Warriors für den New 3DS und die Switch macht. Derzeit ergibt es einfach Sinn, sowohl Switch, als auch die (andere) mobile Plattform zu unterstützen. Nintendo muss einfach begreifen, dass sich die Switch trotz Alleinstellungsmerkmalen zu nahe am Konzept des 3DS orientiert. Man macht sich gegenseitig Konkurrenz und wie schon bei Game Boy Advance und Nintendo DS wird sich eine der beiden Plattformen früher oder später durchsetzen. Der Mobile-Markt, also Smartphones und Tablet-PCs, möchte ich gar nicht in das Kräftemessen mit einbeziehen. Die Zielgruppe ist meines Erachtens eine völlig andere. Es werden Menschen angesprochen, die seit Jahren keine Konsole mehr ihr Eigen nennen und mit Nintendo-Marken dennoch Spaß haben wollen. Das dritte Standbein dürfte, zumindest für den Augenblick, also ohne Belang sein. Sollte Nintendo den 3DS irgendwann tatsächlich in Rente schicken und mit einem Nachfolgemodell beglücken, wird sich zeigen, wie sinnvoll die Konzentration aufs Gaming für unterwegs wirklich ist.

Amins Meinung:
Ich muss hierbei stark differenzieren, was aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist und was mit meinen eigenen Vorlieben einhergeht. Fakt ist: der Nintendo 3DS erlebt seit dem Pokemon-GO-Hype und den fantastischen neuen Edition einen zweiten Frühling und Nintendo versucht verständlicherweise diese Kuh zu melken, bis sie beleidigt um sich tritt. Wie ihr beide schon erläutert habt, birgt dieses Konzept allerdings die Gefahr seinem neuen Flaggschiff hauseigene Konkurrenz zu machen und gleichzeitig potenzielle Ressourcen für neue Switch-Spiele nicht zu nutzen. Bestes Beispiel ist natürlich der neue Fire-Emblem-Ableger, der zum einen für einen 3DS-Teil viel zu schnell nach dem Vorgänger Fates erscheint und zum anderen mit angepasster Grafik gut als ein Vorgeschmack für den „großen“ Serienableger im Jahr 2018 auf der Switch hätte dienen können. Kurz zusammengefasst bedeutet das: den 3DS weiterzuführen macht aus wirtschaftlicher Sicht zumindest im Jahr 2017 Sinn, allerdings nicht in der Form, in der Nintendo es derzeit angeht. Ein Angebot neuer Spiele über dieses Jahr hinaus oder gar einen neuen Handheld halte ich wie meine Vorredner für einen großen Fehler, der das frühzeitige Ende der Switch einläuten könnte.

Kommen wir zu meinen eigenen Vorlieben. Ich persönlich habe den 3DS seit dem Switch-Launch außerhalb von Tests nicht einmal angeschmissen. Grund ist hier einfach die sehr niedrige Auflösung, die mich seit einer attraktiven Alternative merklich vom System wegzieht. Aus diesem Grund hoffe ich auf möglichst viel und möglichst schnellen Nachschub für die Switch. Auch beim Marketing gebe ich Eric recht: Nintendo sollte den mobilen Aspekt der Konsole mehr in den Vordergrund rücken und nicht versuchen mit Sony und Microsoft zu konkurrieren. Der Smartphone-Markt stellt schließlich mehr eine alternative zur Erschließung neuer Interessenten und weniger eine Konkurrenz dar. Es gibt genug Leute, die Interesse an einer mobilen Konsole haben, die alle wichtigen Nintendo-Titel umfasst. Wenn es nach mir ginge, würde Nintendo mit der Switch eine Plattform für die hauseigenen Titel und exklusive Indie-Spiele bieten. Auf dem Smarphone-Markt dürfen sie gerne neue Kunden gewinnen, wenn das der Firma einen finanziellen Vorteil einbringen sollte. Mich lassen Fire Emblem Heroes und Co. jedoch kalt.

Arnes Meinung:
Eins vorweg: Ich kann die Frage nicht generell beantworten. Um aber für mich eine Antwort zu finden, blicke ich auf die Entwicklung von Nintendos Mobilmarkt, die zum Status Quo führte.Nintendo hatte schon immer einen Fuß im Mobilmarkt, zunächst mit dem sehr erfolgreichen Gameboy, dann mit dem noch viel beliebteren Nintendo DS. Der Nachfolger 3DS hatte zwar anfangs seine Schwierigkeiten, sich zu behaupten, bewies dann aber zunächst eindrucksvoll, dass es nicht auf die Rechenpower des Geräts, sondern auf die Spiele ankommt, und später mit dem New 3DS, dass in der 3D-Technik nicht das letzte Wort gesprochen war, und dass es noch viel besser geht. Inzwischen ist der 3DS schon sehr lange auf dem Markt und umfasst eine beeindruckende Spielebibliothek, die durch die Spiele des DS noch größer ist. Wer also einen 3DS zu diesem Zeitpunkt kauft, hat aus Spielesicht noch viel nachzuholen.Die Switch (Müsste es nicht nach ‚Schalter‘ eigentlich ‚Der Switch‘ heißen?) ist das Gegenteil davon. Die Spielebibliothek ist sehr gering, es gibt kein 3D und sie ist erst seit sehr kurzer Zeit auf dem Markt. Durch die fehlende Abwärtskompatibilität, sowohl, was tatsächliche physikalische Spiele angeht, wie auch die bislang noch fehlende Virtual Console, ist die Auswahl an Titeln auf der Switch noch sehr begrenzt. Doch der große Unterschied ist, dass die Switch ‚große‘ Titel anbietet. Ein so epochales Spiel wie The Legend of Zelda: Breath of the Wild gab es bislang noch nicht, und schon gar nicht auf einer mobilen Konsole. Dass die Konsole zusätzlich an einen großen Bildschirm angeschlossen werden kann, ist bei so großen Spielen eine schöne Sache, wenn man zuhause noch mehr in der Spielwelt versinken will.

Das dritte Element ist das Smartphone. Das einzige in dieser Aufzählung, bei dem Nintendo bei der Hardware nicht das Geringste mitzureden hat. Aber auch das einzige, das neben Spielen einen echten Mehrwert für seine Benutzer bietet und deshalb sehr weit verbreitet ist, auch bei Nicht-Spielern. Hier ist die Nintendo-seitige Spielevielfalt noch extrem gering, sogar im Vergleich zur Switch, aber das ist bei dieser Plattform auch nicht der springende Punkt. Die Verbreitung ist es. Die Tatsache, dass jeder mit einem Smartphone in der Tasche sich eben schnell ein Mario oder ein Fire Emblem herunterladen und spielen kann, macht die Einstiegshürde für diese Spiele sehr viel geringer als wenn dafür erst eine Konsole angeschafft werden müsste. Und die Werbewirkung ‚Oh, ich hab dieses Mario auf meinem Handy, da will ich mehr von, ich kauf mir nun eine echte Nintendo-Konsole‘ dürfte ein ziehendes Argument sein, Spiele für Smartphones zu entwickeln.

Ich selbst hab die Frage für mich so beantwortet:
Ich habe ein Smartphone, das ich mehr oder minder auf dem aktuellen Stand halte, zudem habe ich einen New 3DS, weil das neue 3D einfach beeindruckend ist und ich die beiden N64-Zeldas in neuer Optik spielen wollte (neben etlichen anderen tollen Titeln). Ich habe jedoch keine Switch. Die Konsole, obgleich ich großer Nintendo-Fan bin, bietet mir bislang noch nicht genug, das ich nicht anders bekomme. The Legend of Zelda: Breath of the Wild spiele ich auf der Wii U und mit Mario Kart 8 Deluxe erscheint nun auch kein neues Spiel für die Switch. Das ändert sich sicher zu Weihnachten, wenn Super Mario Odyssey exklusiv für die Switch erscheint.

Meine Prognose für die Zukunft der Plattformen ist:

  • Das Smartphone bleibt nicht nur, sondern wird immer stärker. Nintendo wird weiterhin dafür Spiele entwickeln lassen, um sich zum einen diesen Markt nicht entgehen zu lassen und zum anderen um damit für seine Konsolen Reklame zu betreiben.
  • Die Switch wird sich ebenso am Markt noch eine ganze Weile halten, schließlich ist sie bei vielen Leuten gut angekommen und eben erst auf dem Markt.
  • Der (New) 3DS ist das einzig schwierig zu bestimmende. Er hat eine große Verbreitung, vor allem in Asien, wo gefühlt jeder zweite 20jährige mit einem 3DS in der Tasche herumläuft. Das macht ihn als Entwicklungsplattform für neue Titel immer noch interessant. Aber an der Entwicklung von Fire Emblem Warriors zeigt sich, wo die Entwicklung hinläuft: Zunächst wird für 3DS und Switch parallel entwickelt, aber sobald die Switch weit genug verbreitet ist, wird die Entwicklung für den 3DS eingestellt werden. Und dass ein Nachfolger des 3DS auf den Markt kommt? Ein zweiter Handheld neben der Switch? Neu entwickelt, um mit der Switch zu konkurrieren? Auf keinen Fall.

Geschrieben von Alexander Geisler, Eric Ebelt, Amin Kharboutli & Arne Ruddat