Schlag den Star: Das 2. Spiel – TEST

Konnten die drei Spiele zu Schlag den Raab vor allem bei Fans der Show noch punkten, hat sich das Blatt im Jahr 2017 mit dem ersten Spiel zu Schlag den Star gewendet. Leider haben die Entwickler nichts aus dem Debakel gelernt und servieren uns mit Schlag den Star: Das 2. Spiel einen halbgaren Aufguss.


Stellt euch vor, dass ihr ein lang erwartetes Spiel endlich aus dem Ladenregal nehmt, es mit nach Hause schleppt, in voller Vorfreude die Plastikummantelung abreißt und das Erste, was ihr in der Spielhülle seht, ein Beipackzettel ist. Keine Sorge, Schlag den Star: Das 2. Spiel ist keine dieser physischen Veröffentlichungen, in der nur ein Downloadcode enthalten ist. Nein, das Spiel wurde auf einer Cartridge ausgeliefert. Allerdings weist der rote Beipackzettel uns darauf hin, unbedingt das aktuelle Update herunterzuladen. Lizenzversoftungen haben dann und wann einen schweren Stand bei der Spielergemeinde und solche Hinweise verstärken bereits im Vorfeld den Eindruck, gleich eine Spielspaßgurke zu erleben. Dennoch haben wir uns als Fans der Show-Vorlage darauf eingelassen. Wären wir doch lieber davon gerannt!

Schlag den Star: Das 2. Spiel entpuppt sich als unfertige, nicht fehlerfreie und vor allem zu hastig veröffentlichte Umsetzung der beliebten Fernsehshow. Dabei bietet das Spiel genug Ansatzpunkte, die zumindest ein nettes Spiel für Fans rechtfertigen könnten, doch wurden viele gut gemeinte Ideen einfach nicht zu Ende gedacht. Das fängt schon bei dem Titel des Spiels an. Während in der aktuellen Vorlage zwei Prominente, sprich „Stars“, gegeneinander antreten, sind es im Spiel vordefinierte Charaktere ohne Persönlichkeit. Gähnend langweilig!

Vielfache Show-Umsetzung

Zu Beginn des Spiels wählen wir uns unseren Charakter aus, mit dem wir die Minispiele im Show-Format bestreiten. Ebenso suchen wir uns aus dem Charakterportfolio unseren Rivalen aus, gegen den wir wenige Minuten später antreten. Haben sich zudem ein paar Mitspieler vor dem Fernseher versammelt, können wir an dieser Stelle auch Freunde als Team-Kollegen oder Gegner einstellen. Schlag den Star: Das 2. Spiel lässt uns danach wie der Vorgänger die Wahl, ob wir die Show mit bis zu fünfzehn respektive sechzehn Spielen, die halbe Show, ein Best of Three oder ein freies Spiel absolvieren wollen.

Bei den beiden Show-Formaten geht es darum, möglichst viele Punkte zu sammeln. Für das erste Spiel erhalten wir einen Punkt, für das zweite Spiel zwei Punkte und für das fünfzehnte Spiel entsprechend fünfzehn Punkte auf unser Konto gutgeschrieben. Wer 61 Punkte oder mehr hat, gewinnt die Show – ganz wie im Fernsehen. Bei der halben Show wird entsprechend nur die erste Hälfte der Show gespielt und eignet sich daher eher für kurzweilige Sessions. Wer noch weniger Zeit hat, kann im Best of Three zwei bis drei Minispiele spielen. Das freie Spiel nutzen wir hingegen, um einzelne Minispiele auszuwählen und zu üben. Letzteres ist aber nicht nötig, da jedes einzelne Spiel leicht verständlich ist. Zudem ist die schwache künstliche Intelligenz absolut keine Herausforderung.

Quiz und Action

Bei den zwanzig enthaltenen Minispielen von Schlag den Star: Das 2. Spiel handelt es sich zum einen um Denkaufgaben und zum anderen um Geschicklichkeitsspiele. Diese werden im Spiel ungünstig als „Quiz“ und „Action“ bezeichnet. Zu den „Quiz“ gehören die aus der Show bekannten Spiele Kopfrechnen, Buchstaben, Zuordnen, Länderkunde, Länderumrisse, Blamieren oder Kassieren, Farbcode, Fehlerbilder, Wo liegt was? und Zeitzonen. Bei der „Action“ sind hingegen Karaton, Ballball, Cornhole, Schnappen, Lochbrett, Wurf Reversi, Wurf Tic Tac Toe, Lattlschießen, Lattlzielschießen und Lattlschießen Countdown mit von der Partie.

Obwohl anhand der letzten Beispiele klar erkennbar ist, dass den Entwicklern zum Ende hin entweder das Geld oder die Lust ausgegangen ist, bietet ein Großteil der Spiele zumindest ein wenig Abwechslung. So stellen wir uns im Kopfrechnen einfachen Rechenaufgaben und müssen dabei lediglich die Punkt-vor-Strich-Rechnung beachten. Bei Zeitzonen wird uns hingegen ein Ort mit Uhrzeit vorgegeben, woraufhin wir die Aufgabe erhalten, über eine Weltkarte die Uhrzeit des Zielorts herauszufinden. Im Minispiel Zuordnen sollen wir hingegen Pärchen von diversen Begriffen bilden, zum Beispiel Autoren ihren Werken zuordnen. Farbcode ist wiederum von Mastermind inspiriert, wie wir es aus 51 Worldwide Games kennen.

Hakelige Action-Steuerung

Da es in der Show nicht möglich ist, sich gezielt auf Logikspiele und Co zu konzentrieren, müssen wir uns auch in actionreichen Spielen betätigen. Bei Karaton liegen zwischen zwei in unserer Teamfarbe markierten Kartons verschiedene Boxen, die wir auf Knopfdruck aus dem Kartonturm kicken müssen, sodass am Ende die beiden farbig markierten Kisten aufeinander liegen. Bei Lochbrett müssen wir eine Kugel über eine Wand bugsieren, die mit Löchern übersät ist. In Wurf Reversi werfen wir hingegen Sandsäcke auf ein in Quadraten unterteiltes Spielfeld. Sobald ein Sandsack ein Feld trifft, färben wir es in unserer Teamfarbe ein. Wenn unser Kontrahent jedoch die zwei benachbarten und gegenüberliegenden Felder mit einem Sandsack trifft, färbt er unser Feld gleich mit ein. Wer jetzt an Spiele wie Othello denkt, darf genüsslich schweigen.

Während die Steuerung bei den Quiz-Spielen in der Regel sehr zugänglich ist, fällt sie bei den Action-Minispielen manchmal etwas schwerfällig aus. Im Minispiel Ballball müssen wir zum Beispiel einen Basketball mit Tennisbällen bewerfen, damit dieser ins Spielfeld des Gegners kullert. Nach dem Wurf friert allerdings der Cursor kurz ein, was für ein hakeliges Spielgefühl sorgt. Hier hätte es unserer Meinung nach doch vollkommen gereicht, einfach nur die Wurffunktion für eine oder auch zwei Sekunden zu blockieren!

Missachtung des Regelwerks

Im Falle der drei Lattlschießen-Minispiele ist uns die Bedienung auch ein Dorn im Auge. Um den Eisstock über das Feld schlittern zu lassen, müssen wir den richtigen Zeitpunkt abwarten, bis eine Markierung auf einer eingeblendeten Anzeige die Position erreicht, die die ungefähre Richtung angibt, in der wir den Eisstock schieben wollen. Dies geschieht dann auf simplem Knopfdruck. Korrigieren können wir die Richtung auch nicht, was aufgrund der Latenzzeit oft dazu führt, dass wir zu spät oder in der Hektik versehentlich auch mal zu früh den Daumen auf den Aktionsknopf hämmern.

Hier ist dann einmal mehr das geringe Budget zu erkennen, das den Entwicklern offensichtlich zur Verfügung stand. Selbst bei größeren Produktionen, bei denen Minispiele nur einen kleinen Teil der Erfahrung beitragen, haben wir so gut wie nichts gesehen, was Schlag den Star: Das 2. Spiel überbieten könnte. Während die Quiz-Spiele nach einem funktionierenden Regelwerk ablaufen, fragen wir uns, ob die Entwickler die actionreichen Minispiele überhaupt einmal gespielt haben. So müssen wir selbst dann die letzten Würfe in Wurf Reversi absolvieren, auch wenn wir die jeweilige Runde überhaupt nicht mehr gewinnen können. Selbiges gilt im Übrigen für die Gegner. Ein Glück, dass wir diese Szenen vorspulen können. Hierbei nervt auf Dauer jedoch das Vorspulgeräusch enorm.

Mit Fokus auf dem Multiplayer-Aspekt

Schlag den Star: Das 2. Spiel macht deutlich, dass das Spiel vor allem auf Mehrspielerpartien ausgelegt ist. Wer zu viert vor dem Fernseher sitzt, kann auf den Computergegner verzichten. Die laufenden Minispiele werden dabei im Übrigen abwechselnd gespielt, sodass sich hierbei niemand benachteiligt fühlen muss. Haben wir jedoch nur zwei Freunde griffbereit, muss einer von uns zwangsweise mit einem Computergegner im Team Vorlieb nehmen. Auf die Idee, dass ein Spieler mit zwei Charakteren spielen könnte, sind die Entwickler nicht gekommen.

Wer die Show nicht gut genug kennt, muss sich um das Verstehen der Regeln allerdings keine Sorgen machen. Vor jedem Spiel springen uns Texteinblendungen ins Auge, die uns die Regeln erklären. Hinzu kommt, dass Moderator Alexander Duszat, besser bekannt als Elton, alle wichtigen Punkte noch einmal vor dem Spiel erklärt. Hinzu kommt, dass nach jedem Spiel die Punkte-Übersicht eingeblendet wird, die uns einen Hinweis darauf gibt, wie wichtig die folgenden Spiele für uns sind. Ab dem vierten Spiel kommt im Show-Modus das ebenfalls aus der Fernsehsendung bekannte Tortendiagramm hinzu, das die Show-Atmosphäre noch einmal verstärkt. In dieser Disziplin kann Schlag den Star: Das 2. Spiel zwar einiges reißen, doch die unterdurchschnittliche Technik steht dem leider entgegen, wie wir wie folgt erklären wollen.

Gruselspaß für die ganze Familie

Selbstverständlich ist uns bewusst, dass es sich bei Schlag den Star: Das 2. Spiel um eine Lizenzversoftung handelt, bei der die Grafik mit Blockbustern nicht mithalten kann. Das muss sie auch gar nicht, denn auch Spiele wie die Buzz!-Reihe wissen, das mit Comic-Grafik und ein wenig Charme viel kaschiert werden kann. Wenn jedoch ein Publisher die Grafik seines Spiels mit Adjektiven beschönigt, und hier zitieren wir ganz frech den Packungstext, dass es „realistischer denn je“ sei, dann grenzt das schon an Kundentäuschung.

Kurz nach Spielstart springen uns schaurige Charaktermodelle ins Auge, die so sparsam animiert sind, dass sie eher wie Holzpuppen wirken. Allerdings haben selbst Jim Knopf, Schlupp vom grünen Stern und auch alle anderen Figuren aus der Augsburger Puppenkiste mehr Bewegungen auf dem Kasten als das vorliegende Gruselkabinett. Es hört schließlich nicht bei kleinen Fauxpas auf, dass uns die Köpfe des Publikums bei Kamerafahrten das mulmige Gefühl vermitteln, sich komisch zu verformen oder dieses allgemein merklich aus Klonen besteht. Auch sämtliche Kandidaten verfügen nur über ein eingeschränktes Bewegungsraster. Eltons Alter Ego braucht beim Ablesen der Regeln nicht auf seine Karten zu schauen und guckt stattdessen stur in die Kamera. Was für ein Nintendo-64-Titel in Ordnung wäre, geht auf der Switch einfach nicht.

Katastrophen am laufenden Band

Hinzu kommen gelegentliche Abstürze und regelmäßige Ruckler, wenn der berühmte Jingle zum Einläuten eines Spiels ertönt. Wir wollen gar nicht erst wissen, wie das Spiel ohne das aktuelle Update laufen würde. Da fällt es auch schon fast nicht auf, dass das Konfetti am Ende einer Show eingespart wurde. Wie gesagt, das Budget muss wirklich gering gewesen sein, zumal auch nur zwanzig statt fünfundzwanzig Minispiele wie im Vorgänger mit an Bord sind. In akustischer Hinsicht kommen wir aber immerhin in den Genuss der bekannten Jingles und der Musik, die es so auch in der Samstagabend-Spielshow gibt.

Bei der Synchronisation gibt es wiederum die angenehme Stimme von Elton auf die Ohren, der sich selbst vertont hat. Bei den Stimmen der Kandidaten sieht es wiederum dürftig aus, da die Kandidaten müde und vor allem sich schnell wiederholende Kommentare ablassen, die manchmal auch gar keinen Sinn ergeben. So sagt unser Gegner Stefan, dass er im Spiel Länderumrisse super sei, macht beim Spiel selbst aber nur Fehler. Und wenn er unserer Kandidatin Maria an den Kopf schmeißt, dass sie mit ihrer Figur hier Fehl am Platze sei, fragen wir uns zu Recht, was sich die Entwickler bei diesem je nach Situation beleidigenden Spaß gedacht haben. Zu guter Letzt reden die Figuren gerne mal übereinander oder sind in der Lautstärke zu unterschiedlich. Schlag den Star: Das 2. Spiel ist an allen Ecken und Enden eine Baustelle, die Fans nicht verdient haben!

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Ich gebe es gut und gerne zu. Seit im Frühherbst 2006 die allererste Ausgabe von Schlag den Raab lief, habe ich keine einzige Ausgabe des Formats, das in Schlag den Star und Schlag den Besten weiterlebt, verpasst. Selbst die Schlag-den-Henssler-Eskapde habe ich wohl oder übel mitgemacht. Mit dem zweiten und dritten Spiel von Schlag den Raab hatte ich auch durchaus noch meinen Spaß, aber Schlag den Star: Das 2. Spiel schießt endgültig den Vogel ab. Erst einmal macht der Titel des Spiels keinen Sinn, wenn keine „Stars“ ins Spiel implementiert worden sind und daher auch nicht geschlagen werden können. Dann sind vor allem die actionreichen Minispiele langweilig inszeniert und scheitern im Gegensatz zu den überwiegend gut funktionierenden Quiz-Spielen an der nicht zu Ende gedachten Steuerung. Ebenfalls negativ fällt der Umfang aus, denn dieser wurde im Gegensatz zum Vorgänger um ganze fünf Minispiele erleichtert. Noch dazu gibt es Designschnitzer, Bugs, regelmäßige Ruckeleinlagen und gelegentliche Abstürze, die ordentlich am Gesamtbild kratzen. Steuerung, Technik, Grafik, Animationen, Kamerafahrten und Synchronisation können mich im Jahr 2020 nicht überzeugen. Es muss ja nicht hyperrealistisch sein, aber ich merke Schlag den Star: Das 2. Spiel das geringe Budget einfach an allen Ecken und Enden an. Wer sich auf die Minispielsammlung einlassen will, wird allerhöchstens mit menschlichen Mitspielern seinen Spaß haben. Mit Alternativen wie Super Mario Party oder 51 Worldwide Games werdet ihr aber definitiv besser fahren und unterhalten!