TT Isle of Man Ride on the Edge 2 – TEST

Wollen wir eine Karriere als Motorradfahrer-Profi machen, müssen wir uns entweder im echten Leben sehr anstrengen, oder wir spielen einfach TT Isle of Man: Ride on the Edge 2 von Entwickler Kylotonn, das macht die Sache auf der Switch erheblich einfacher.


Um ein Motorrad zu beherrschen, braucht es einiges an Übung und Erfahrung. Das ist im virtuellen ziemlich ähnlich, daher werden wir in TT Isle of Man: Ride on the Edge 2 beim ersten Start schon mit einem Tutorial sanft in die Materie eingeführt. Hierbei zeigt sich sogleich das größte Problem des Spiels: die Steuerung auf der Switch.

Aller Anfang ist schwer

Neben Schnellrennen und freier Fahrt ist das Herzstück des Spiels der Karriere-Modus. Wir geben unserem männlichen Fahrer kurzerhand einen Namen und eine Nationalität, die auch etwas die Spielwährung beeinflusst, und suchen uns eine Maschine aus. Hierfür stehen uns vier lizensierte Einsteiger-Rennmotorräder zur Verfügung, die sich von den Werten her unwesentlich unterscheiden und im Laufe des Spiels durch stärkere Gefährte ausgetauscht werden.

Sämtliche anfänglichen Erklärungen werden zwar als sehr kleine Texte eingeblendet, aber gleichzeitig vollständig deutsch vorgelesen, was sehr angenehm ist. Hierbei lernen wir die Benutzung der Motorräder, des Spielmenüs, aber auch relevante Dinge über den Motorsport, etwa, dass Motorräder ein Mindestgewicht haben müssen, um für Rennen zugelassen zu werden.

Rennen über Rennen

Unser erstes Rennen findet beim Lochshan Motorcycle Festival statt und somit wie sämtliche Folgerennen auf der irischen Isle of Man, die dem Spiel seinen Titel gab. Direkt bei diesem Rennen zeigt sich, dass der Titel nichts für schwache Gemüter ist. Wer hier einen Fehler macht, etwa gegen eine Streckenbegrenzung zu kommen, sieht zunächst seinen Fahrer vom Motorrad fliegen, während der Bildschirm monochrom wird, und anschließend meist einen der anderen Fahrer vorbeiflitzen.

Doch selbst ein Beenden des Rennens auf einem mittleren Platz bringt uns den ersten ‚Vorteil‘, nämlich eine Steigerung der drei Währungen des Spiels. Neben dem obligatorischen Geld für Motorradteile gibt es noch Vorteilspunkte, die uns in den Rennen bestimmte Elemente erleichtern, und den Ruf, um später bessere Angebote zu bekommen. Direkt nach dem ersten Rennen wird uns von mehreren Rennteams gleich ein Einjahresvertrag angeboten, von denen wir uns einen aussuchen.

Mit dem Vertrag kommt nicht nur Geld in die Kasse, sondern auch diverse Verpflichtungen, die von Motorradwahl über dessen Farbschema zu bestimmten Rennzielen geht. Immerhin bekommen wir bei Erreichen bestimmter Ziele Motorradteile, die unser Motorrad verbessern können.

Schwierige Steuerberatung

Kommen wir zum eigentlichen Problem von TT Isle of Man: Ride on the Edge 2, der Steuerung. Sowohl die Joy-Cons als auch der Pro Controller der Switch haben keine analogen Schultertasten. Dadurch ist analoges Gas geben leider nicht möglich, wir können nur Vollgas geben oder vom Gas gehen. Beides ist in den meisten Fällen während eines Rennens ungewünscht, denn eine filigrane Portionierung der Geschwindigkeit wäre erheblich hilfreicher.

Im Menü versteckt gibt es die Steuerungs-Voreinstellung B, über den rechten Analogstick Gas zu geben und zu bremsen, was die Steuerung erheblich vereinfacht. Eine Steuerung über die Analogsticks dürfte für die meisten allerdings ungewohnt sein und braucht eine Umgewöhnung. Es lassen sich ferner die Tot-Zonen und die Empfindlichkeiten der Sticks einstellen, was in unserem Test für die Steuerung sehr hilfreich war.

Ähnliches galt für die Steuerung nach links und rechts über den linken Analogstick. Auch hier half eine Anpassung der Tot-Zonen sehr, denn genau wie beim Gas geben ist für das In-die-Kurve-Legen unbedingt erforderlich, sehr filigran steuern zu können. Mit den vorhandenen Analogsticks der Joy-Cons und Pro Controller konnten wir uns nicht vollständig in die Kurven legen, doch hier half eine Anpassung der Empfindlichkeit.

Dennoch sind die kleinen Analogsticks der Joy-Cons für feine Justierungen nicht optimal. Bei der Geschwindigkeitssteuerung über den Analogstick bewegen wir den Stick zu oft ungewollt nach links und rechts, was sich nicht auswirkt. Das ist bei so minimalen Änderungen nicht sehr hilfreich. Hier fehlt der Switch eindeutig eine geeignete Steuerungsoption. Nichtsdestoweniger lässt sich das Spiel steuern, es ist nur unnötig schwierig.

Umfangreiche Möglichkeiten

Was den Umfang des Spiels angeht, bietet TT Isle of Man: Ride on the Edge 2 einiges. Im Karrieremodus wollen wir dem renommierten, echten Renn-Event Junior TT beiwohnen, hierfür müssen wir uns durch einfachere Rennen qualifizieren. Über das Jahr hinweg bieten verschiedene Renn-Events mehrere Rennen und wir müssen uns teils zwischen mehreren entscheiden. Wir können mehrere Jahre lang fahren, müssen also nicht die schwierigsten Veranstaltungen direkt am Anfang absolvieren.

Zudem gibt es freies Fahren auf den Straßen der Rennstrecken, die alle Teil eines erfundenen britisch-irischen Straßennetzes sind. Wir können einzelne Strecken in Rennen gegen Computergegner fahren, auch hierbei sind viele Optionen verfügbar: von der Schwierigkeit über die Wahl zwischen Zeitfahrt und Massenstart bis hin zu Wetter und Tageszeiten. Gleiche Möglichkeiten gibt es bei den lokalen und Online-Multiplayer-Rennen, die uns gegen unsere Freunde fahren lassen.

Was den Sound angeht, lässt sich dem Spiel nichts ankreiden. Die praktisch durchgehend vorhandenen Motorengeräusche klingen gut, sämtliche Umgebungsgeräusche fliegen passend an uns vorbei, während wir durch die satten Landschaften rasen. Grafisch ist der Titel durchwachsen. Insgesamt zwar sehr hübsch, sind zum Beispiel manche Alleen durch mangelnde Grafikpower der Switch ein schwarz-weißer Fleckenteppich, in dem wir die Strecke bei hoher Geschwindigkeit schwerlich erkennen können.

Aller Ende ist auch schwer

Wir waren beim Testen froh, dass die Optionen des Spiels so vielfältig sind. Am Schwierigkeitsgrad sind wir ziemlich gescheitert, geht er in fünf Schritten von Einsteiger bis Profi, und ist schon bei der zweiten der Optionen äußerst herausfordernd. Stürze sind vorprogrammiert. Wenn wir den Karrieremodus auf die höchste Schwierigkeit stellen, beendet schon ein einzelner Sturz mit einer Geschwindigkeit von über 125 km/h die gesamte Karriere – sehr lebensnah.

Wer ein Motorrad-Supersport-Spiel für die Switch braucht, findet in TT Isle of Man: Ride on the Edge 2 einen würdigen Vertreter der Gattung, muss jedoch mit den genannten Schwierigkeiten leben. Für Fans des Genres ist das Spiel eine gute Wahl, andere Plattformen sind jedoch wegen der Steuerung zu bevorzugen.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Zugegeben, ich bin nicht der beste Motorradfahrer, nicht im echten Leben und auch nicht im virtuellen. Doch die Schwierigkeit von diesem Spiel mit dem superlangen Titel hat mich wirklich überrascht. Es macht durchaus Spaß, über die herrlichen Straßen in den schönen Gegenden zu rasen und die Atmosphäre von Renngeschehen auf mich wirken zu lassen. Aufgrund der Schwierigkeiten, auch mit der Steuerung, werde ich den Titel jedoch vermutlich nicht weiterspielen. Wer ein Motorrad-Racing-Spiel auf der Switch spielen muss, ist hiermit gut beraten, alle anderen sollten vom Kauf absehen.