Fishing Paradiso – TEST

Am 2. Juni 2022 machte Fishing Paradiso im eShop der Nintendo Switch mit verspielter Pixelgrafik auf sich aufmerksam. Allerdings kann die bunte Angelsimulation trotz ein paar charmanter Ansätze nur gerade so mit Angelminispielen in anderen Videospielen mithalten.


In Fishing Paradiso schlüpfen wir in die Rolle eines Teenagers. Nach seinem Ableben wacht dieser im Himmel wieder auf. An sein früheres Leben kann er sich nicht erinnern und muss sich erst einmal zurechtfinden. Ein Glück, dass ein kleiner blauer Vogel ihm mit Rat und Tat zur Seite steht. Von ihm erfährt er, dass im Himmel alles mit Angeln in Verbindung steht. In einem Wettbewerb um die beste Geschichte in einem Videospiel würde Fishing Paradise gnadenlos durchfallen, denn auch in den nachfolgenden Spielstunden verbessert sich das Storytelling nur marginal.

Damit wir die Geschichte vorantreiben können, um uns beispielsweise ein Eigenheim errichten zu lassen, müssen wir für den Zimmermann von einer besonderen Fischsorte eine bestimmte Anzahl angeln. Diese Sammelaufgaben ziehen sich durch das gesamte Spiel. Wir brauchen ein bestimmtes Item, das unser Gegenüber besitzt und partout nicht hergeben möchte. Bieten wir diesem aber an, ein paar Fische zu fangen, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Hier schlummert so viel Potenzial, doch Fishing Paradiso nutzt diese Chancen vorne und hinten nicht. Immerhin lernen wir durchaus interessante Charaktere kennen, von denen wir Quests erhalten. Haben wir für sie genügend Aufgaben erledigt, gibt es als Belohnung manchmal ein Gespräch inklusive seichter, aber vernachlässigbarer Interaktion.

Abwechslungsarmes Gameplay mit einem Funken Humor

Angenehm geschrieben sind die durchweg englischsprachigen Dialoge in Fishing Paradiso. Neben Englisch stehen zwar weitere Sprachen wie Italienisch oder Japanisch zur Auswahl, doch eine deutsche Übersetzung fehlt. Da die Gespräche auch auf der sprachlichen Ebene meist kindgerecht gestaltet sind, ist das für das junge deutschsprachige Publikum vielleicht etwas schade. Dennoch ist ein Großteil der Inhalte mit ein bisschen Schulenglisch ganz gut zu verstehen. Spaßig sind die Dialoge in jedem Falle, da mit viel Humor gearbeitet wird. So wird der eingangs erwähnte Vogel auch schon mal als „Chicken Nugget“ bezeichnet. Wer da nicht schmunzeln muss, geht zum Lachen vermutlich in den Keller.

Weniger schmunzeln müssen wir jedoch bei der Abwechslung im Gameplay, denn diese ist quasi nicht vorhanden. Über unser Sky Phone, dem Mobiltelefon im Himmel, wählen wir über eine Applikation das Gebiet aus, in dem wir als nächstes fischen möchten. Zur Auswahl stehen neben dem weiten Ozean auch ein Waldgebiet, ein Dschungel und eine Lagune. Vom Ayu bis zum Thunfisch gibt es allerhand verschiedener Fische zu angeln. Jeden Fisch, egal ob wir ihn für eine Quest benötigen oder nicht, wandeln wir bei erfolgreichem Fang direkt in Goldmünzen um, die auf unserem Konto landen. Logisch ist das nicht, doch im Himmel gelten eben andere Gesetze als auf der Erde.

Eingeschränkte, aber einsteigerfreundliche Möglichkeiten

Mit den erbeuteten Goldmünzen können wir ebenfalls über das Sky Phone unsere Fähigkeiten und unsere Angel aufwerten. Sobald wir auch nur eine höhere Stufe in einem der verschiedenen Bereiche wie Ausdauer, Wurfreichweite, Köderqualität und Co erreicht haben, ist diese Veränderung beim Gameplay sofort zu spüren. Das finden wir auf der einen Seite richtig gut, da derlei Fortschritte sofort motivieren. Auf der anderen Seite spricht diese Art der Charakterentwicklung nicht gerade für die Immersion, die eine Simulation irgendwie zu erfüllen hat.

In puncto Bedienung fällt Fishing Paradiso ebenfalls nicht kompliziert aus. Wir müssen schlicht die Wurfrichtung und die Reichweite bestimmen. Anschließend können wir durch Einholen der Angelschnur noch ein wenig die Position des Köders justieren. Wie in Animal Crossing: New Horizons sehen wir nur die Silhouette des Fisches im Wasser und hoffen auf gut Glück. Hat der Fisch angebissen, müssen wir nur darauf achten, dass die Angelschnur nicht reißt. Tiefgang bei einem Angelspiel sieht ehrlich gesagt anders aus. Visuell ist das Spiel in ein 16-Bit-Grafikgewand gehüllt und erinnert an Stardew Valley und Co, ohne aber dessen Qualität zu erreichen. Die Musikstücke gehen zwar in Ordnung, fühlen sich aber zu ähnlich an und wiederholen sich auch zu oft. Dennoch lädt Fishing Paradiso immer mal wieder zu einem Angeltrip zwischendurch ein, um im Feierabend nach einem harten Arbeitstag herunterzufahren.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Seitdem ich meinen allerersten Fisch in Harvest Moon auf dem Super Nintendo gefangen habe, bin ich von Angeln in Videospielen begeistert. Die unterschiedlichen Systeme beim Angeln funktionieren mal mehr und mal weniger gut. Bei einem Angelspiel wie Fishing Paradiso erwarte ich grundsätzlich mehr Tiefgang als in Minispielen in größeren Titeln. Gerade dieser wichtige Aspekt bei einer Angelsimulation gelingt dem Spiel aber leider nicht. So ist das Gameplay zwar einsteigerfreundlich, doch falle ich viel zu schnell in eine repetitive Abwärtsspirale: Fische fangen, Fähigkeiten verbessern, noch mehr Fische fangen und weitere Fähigkeiten verbessern. Dass ich hin und wieder auch sozial mit den Nebenfiguren interagieren und mit Einrichtungsgegenständen mein Haus dekorieren kann, ist zwar eine kurzweilige Ablenkung, doch auch dies funktioniert in vergleichbaren Spielen wie Stardew Valley besser. Richtig schlecht ist Fishing Paradiso deshalb aber nicht, auch wenn es danach klingt. Es ist eben eher ein seichtes Angelspielchen, das sich wunderbar dazu eignet, nach einem harten Tag abzuschalten und die Füße hochzulegen. Wer großen Wert auf Tiefgang beim Angeln legt, sollte sich nach Alternativen umsehen.