Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged Edition – TEST
Mit Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged Edition erschien am 30. Oktober die rundum überarbeitete Version des mit vielen Preisen ausgezeichneten Point-&-Click-Adventures aus dem Jahr 1996 unter anderem für die Nintendo Switch. Zusammen mit dem mutigen amerikanischen Rechtsanwalt George Stobbart und der furchtlosen Journalistin Nico Collard reisen wir um die Welt, um eine finstere Verschwörung aufzudecken und die Geheimnisse des mysteriösen Templerordens zu entschlüsseln.
Das britische Studio Revolution Software wurde im Jahr 1989 von einigen Entwicklern rund um Charles Cecil mit dem Ziel gegründet, das damals von der Firma Sierra dominierte Genre der Point-&-Click-Adventures zu revolutionieren. Mit den beiden Erstlingswerke, Lure of the Temptress (1992) und Beneath a Steel Sky (1994), die jedoch lediglich auf Computern wie dem PC, dem Atari ST oder dem Amiga erschienen, konnten die Briten bereits ein paar Erfolge verbuchen, der Durchbruch gelang Revolution Software allerdings erst mit Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter, das im Jahr 1996 erschien. Unter dem Namen „Broken Sword: The Shadow of the Templars“ in Großbritannien veröffentlicht, setzte das Spiel aufgrund der handgezeichneten Grafik neue Maßstäbe im Adventure-Genre. Das damals neue Medium der CD machte es möglich. Bis heute erschienen insgesamt fünf Teile der Broken-Sword- beziehungsweise Baphomets-Fluch-Reihe, ein sechster befindet sich derzeit noch in der Entwicklung. Die Serie folgt den Abenteuern des amerikanischen Rechtsanwalts George Stobbart und der französischen Fotojournalistin Nicole „Nico“ Collard, die immer wieder in Mordfällen ermitteln und dabei in große globale Verschwörungen stolpern, die meistens mit alten, mystischen Artefakten zu tun haben. Am meisten Aufmerksamkeit widmet die Serie dabei dem mysteriösen Templerorden, der während der Kreuzzüge gegründet wurde und im Jahr 1312 nach einem spektakulären Prozess durch einen päpstlichen Erlass aufgelöst wurde. Im Schatten soll der Orden jedoch nach Meinung mancher Verschwörungsgläubiger bis heute weiter existieren und versuchen, seinen alten Reichtum zurückzuerlangen. Daneben werden auch weitere mysteriöse Artefakte in den Baphomets-Fluch-Spielen erwähnt, wie beispielsweise das bis heue nicht entzifferte Voynich-Manuskript oder die sagenumwobene Bundeslade. Wie auch in Romanen von Dan Brown oder Umberto Eco, sowie in Abenteuer-Filmen wie der Indiana-Jones-Reihe werden bei Baphomets Fluch tatsächliche historische Ereignisse mit Mythen verwoben und in spannenden Geschichten verpackt. Mit Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged Edition erscheint nun der Beginn der Adventure-Reihe in einer grafisch aufwendig überarbeiteten Version auch für die Nintendo Switch, so dass auch Besitzer von Nintendos Hybrid-Konsole in den Genuss dieses spannenden Abenteuers kommen.
Der Clown mit der Bombe
Am Anfang von Baphomets Fluch ist der junge Amerikaner George Stobbart als Tourist in Paris, um sich eine wohlverdiente Auszeit zu nehmen. Als er eines morgens im Außenbereich eines Straßencafés sitzt, einen Kaffee trinkt und das schöne Wetter genießt, wird er unvermittelt Zeuge von seltsamen Ereignissen, die sein Leben kurzerhand komplett auf den Kopf stellen und Ereignisse in Gang setzen, die ihn in ein gefährliches Abenteuer katapultieren. Zunächst sieht er, wie ein verdächtiger Mann mit einem Trenchcoat und einem Koffer das Café betritt, kurz darauf folgt ein seltsamer Clown, der plötzlich eine Bombe zündet und das Café in die Luft sprengt. George übersteht den Bombenanschlag unbeschadet, der unbekannte Mann mit dem Trenchcoat ist jedoch tot. Knapp mit dem Leben davon gekommen, beschließt George kurzerhand, die Ermittlungen aufzunehmen und den Attentäter im Clownkostüm zu stellen.
Schon bald trifft er auf die einheimische Fotojournalistin Nicole Collard, die am Tatort Fotos macht, und George auf ihre Art unterstützt. Durch die Ermittlungen gerät George in ein spannendes Abenteuer, das ihn quer durch Europa und den Nahen Osten führt. Während die ganze Thematik des Spiels mit uralten Geheimbünden und Verschwörungen eigentlich recht ernst ist, hat das Spiel trotzdem wie bei vielen Adventures aus dieser Zeit einen recht unbeschwerten Ton und ist immer wieder mit viel Humor garniert.
Klassisches Vergnügen mit optionalen Hilfestellungen
Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged Edition spielt sich im Kern wie ein klassisches Point-&-Click-Adventure. Das heißt, dass wir mit einem Cursor auf dem Bildschirm George zu diversen Orten auf dem Bildschirm dirigieren, Gegenstände untersuchen, einsammeln und kombinieren sowie mit Personen sprechen. Gerade letzterem kommt in Baphomets Fluch aber tatsächlich eine größere Aufmerksamkeit als in anderen Adventures zu, denn viele der Dialoge sind überraschend lang. Die meisten Rätsel sind im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern aus den 1990er Jahren nicht schwer zu lösen und mit etwas Kombinationsgabe kommen auch Genre-Neulinge hier gut voran. Manchmal genügt es, sämtliche Dialog-Optionen durchzuklicken, um weiterzukommen. Trotzdem besitzt Baphomets Fluch auch ein paar nicht sonderlich intuitive Knobeleinlagen. Berüchtigt ist dabei eine Szene, in der George an einem aggressiven Ziegenbock vorbei muss. Die Lösung dieses Rätsels ist auf den ersten Blick dermaßen unintuitiv, dass der Begriff „Ziegenrätsel“ seit den 1990er Jahren ein Bestandteil des Adventure-Jargons für eine Art der Interaktion steht, die vorher noch nie im Spielverlauf vorkam und sich nicht aus etablierten Regeln und Mechaniken erschließt.
Die vorliegende „Reforged Edition“ bietet neben dem klassischen Spielerlebnis auch einige Hilfestellungen, die uns den richtigen Weg weisen und hauptsächlich für Genre-Neulinge und solche Spieler gedacht sind, die in Ruhe die Geschichte des Spiels genießen möchten. In diesem so genannten „Story-Modus“ bekommen wir nützliche Hinweise, wenn wir einmal nicht weiterkommen und durch Glitzern werden die Stellen auf dem Bildschirm markiert, die uns weiterbringen. Zudem werden in diesem Modus Charaktere und Gegenstände ausgegraut, wenn wir den Cursor über sie bewegen und sie uns in diesem Moment nicht mehr weiterbringen. Insgesamt lässt sich das Spiel auch auf der Switch angenehm mit dem Curosr steuern und Spieler, die eigentlich eine Maus-Steuerung gewöhnt sind, dürften auch auf Nintendos Hybrid-Konsole ihren Spaß mit dem Spiel haben.
Adventure-Klassiker in einem neuen Gewand
Die offensichtlichste Neuerung der „Reforged Edition“ gegenüber dem mittlerweile fast dreißig Jahre alten Originals ist aber definitiv die Grafik. Sämtliche Hintergründe des Spiels wurden auf Basis der ursprünglich angefertigten Zeichnungen neu gestaltet, wodurch wir in einigen Szenen Details finden, die im Original-Spiel fehlten, da sie bis vor kurzem ausschließlich auf den Konzeptzeichnungen existierten. Die Grafik erstrahlt dadurch in einem hoch aufgelösten, sehr schicken Zeichentrick-Look, und auch die einzelnen Figuren wurden grafisch aufgewertet und bewegen sich mit geschmeidigen Animationen durch die einzelnen Hintergründe. Auf Wunsch können wir mit einem Knopfdruck jederzeit zwischen der ursprünglichen Pixel-Grafik des Originals und der neuen Grafik wechseln. Unabhängig davon bietet Baphomets Fluch Reforged eine dichte Atmosphäre, die von einem stimmungsvollen Soundtrack unterstützt wird. Einziger Wermutstropfen ist, dass das Spiel leider nicht die Zusatzinhalte des 2009 für den Nintendo DS und die Wii erschienenen Director’s Cuts enthält, in dem wir die Rolle von Nico übernehmen durften.
Die aus heutiger Sicht etwas hölzern wirkende deutsche Sprachausgabe wurde leicht überarbeitet und durch einige neue Passagen ergänzt, die damals aus Speicherplatzgründen der Schere zum Opfer fielen. Zudem wurde ein Dialog mit einem Bauarbeiter am Anfang des Spiels um ein heute nicht mehr zeitgemäßes Wort erleichtert.
Geschrieben von Markus Schoenenborn
Fazit:
Zu Point-&-Click-Adventures hatte ich in den 1980er und 1990er Jahren ein etwas zwiespältiges Verhältnis. Zwar liebte ich das eigentliche Konzept und war vom Charme solcher Titel wie „The Secret of Monkey Island“, oder „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“ sehr angetan, aber bei vielen Adventures störten mich die immer wieder unintuitiv scheinenden Rätsel und unlogischen Stellen. Diese Meinung hat sich heute etwas relativiert, und da ich das Original damals nicht gespielt habe, ist Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged Edition eine tolle Gelegenheit, den Klassiker nachzuholen. Insgesamt kann ich sagen, dass das Spiel ein sehr gelungenes Remaster darstellt. Die neu gezeichnete Grafik ist einfach wunderschön und die Geschichte weiß auch heute noch immer zu fesseln und ist spannend bis zum Schluss, auch wenn sie an einigen Ecken vielleicht etwas holprig erzählt ist. Etwas schade finde ich nur, dass die Zusatzinhalte des Director’s Cuts fehlen. Auch die deutsche Sprachausgabe ist nach heutigen Verhältnissen ein wenig hölzern, aber dies mindert den gelungenen Gesamteindruck keineswegs. Für mich als jemanden, der bei Adventure-Rätseln manchmal etwas frustriert ist, ist der Story-Modus mit seinen Hilfestellungen ein willkommener Zusatz. Insgesamt ist Baphomets Fluch Reforged auch heute noch ein stimmungsvolles, spannendes Adventure, so dass Genre-Fans hier bedenkenlos zugreifen können. Auch Spieler, die das Original damals nicht gespielt haben, haben nun eine einmalige Gelegenheit, die Abenteuer von George und Nico nachzuholen.