Yo-kai Watch 2: Knochige Gespenster – TEST
Die Yo-kai sind zurück und sorgen erneut auf dem Nintendo 3DS für Chaos. Dieses Mal in den Editionen Yo-kai Watch 2: Knochige Gespenster und Yo-kai Watch 2: Kräftige Seelen. Gemeinsam mit den Knochis sind wir losgezogen und haben uns ins (Zeitreise-)Abenteuer gestürzt!
Nach dem großen Erfolg und der Beliebtheit, der sich Yo-kai Watch gegenüber sieht, ist die Weiterführung der Rollenspiel-Reihe vom Entwicklerstudio Level-5 in Europa keine große Überraschung. Bereits 2014 in Japan und im Herbst 2016 in den USA erschienen, geht es am 7. April endlich auch bei uns weiter. Wie schon bei Inazuma Eleven greift Level-5 mit dem zweiten Teil der Reihe das von Pokémon bekannte Prinzip der Editionen, die sich etwas unterscheiden, auf. Bei Yo-kai Watch 2: Knochige Gespenster und Yo-kai Watch 2: Kräftige Seelen hat das nicht nur Einfluss auf die enthaltenen Geisterwesen, sondern auch auf kleine Handlungselemente und den Mehrspieler-Modus.
Neu und doch bekannt
Aber beginnen wir mit der Geschichte. Erneut können wir entweder als Junge oder Mädchen spielen und unsere Figur selbst benennen. Der jeweils andere Charakter erscheint entweder als Nathan oder Katie als unser Freund im Spiel. Um einen runden Start auch für Anfänger zu ermöglichen, greift Level-5 auf einen relativ einfachen Trick zurück: Unsere Yo-kai Watch und alle damit in Verbindung stehenden Erinnerungen werden uns gestohlen. Also wachen wir ohne Kenntnis über die Geisterwesen auf und verbringen unseren Sommerferien-Alltag mit unseren Freunden. Allerdings dauert es nicht lange bis wir auf mysteriösem Weg und zumindest scheinbar zufällig wieder eine Yo-kai Watch erhalten und erneut auf Whisper treffen. Damit kehren auch unsere Erinnerungen zurück und zahlreiche neue Abenteuer mit Yo-kai erwarten uns in Lenzhausen.
Das ist dann auch einer der größten Knackpunkte an Yo-kai Watch 2. Statt uns direkt die Möglichkeit zu bieten, neue Gebiete zu erkunden, beginnt das Spiel in der aus dem Vorgänger bekannten Stadt. Erneut erkunden wir Neudorf, den Waldberg, Blütenbühl und die anderen Stadtteile von Lenzhausen. Immerhin stehen uns diese schneller zur Verfügung als noch beim ersten Teil. Trotz des leichten Gefühls und stets vorhandenen Gefühls von vertrauter Wiederholung, ist es nicht gänzlich als negativ zu betrachten. Yo-kai Watch 2 nutzt die bekannten Gebiete um Kenner und Neulinge erneut an die wichtigsten Spielmechaniken heranzuführen und lässt uns bereits einige Quests erfüllen. Genauso können wir uns mit bekannten und neuen Yo-kai anfreunden und unser Team so auch außerhalb der Geschichte erweitern. Es ist dennoch schade, dass die Geschichte erneut etwas braucht, um wirklich Fahrt aufzunehmen. Denn trotz anfänglicher Andeutungen dauert es einige Spielstunden, bis wir Lenzhausen verlassen dürfen. Damit zieht Yo-kai Watch 2 dann auch richtig an.
Auf nach Petzlingen!
Unser erstes Ziel außerhalb der vertrauten Stadt ist Petzlingen. Dort lebt unsere Oma, bei der wir einige Zeit unserer Sommerferien verbringen wollen. Auf die genaueren Umstände der dortigen Ereignisse wollen wir aus Spoilergründen hier nicht eingehen, erwähnt sei aber, dass wir hier erstmals einen Ausflug in die Vergangenheit unternehmen. Genauer gesagt in das Petzlingen von vor 60 Jahren. Spielerisch ändert sich nichts, dafür zeigt sich, dass Level-5 neben den neuen Gebieten in der Gegenwart auch die Vergangenheit nutzt, um uns etwas neues anzubieten. Besonders Lenzhausen erzeugt ein nostalgisches Gefühl und schnell haben wir uns dabei erwischt, zu versuchen, die einzelnen Orte der beiden Zeitlinien miteinander zu vergleichen. Hier gewinnt Yo-kai Watch 2 noch einmal deutlich an Atmosphäre und auch die Geschichte wird zusehends spannender und schafft es endlich selbstständig an den 3DS zu fesseln.
Große Gemeinsamkeiten
Egal ob in Gegenwart oder Vergangenheit, rein vom Gameplay ähnelt Yo-kai Watch 2 stark seinem direkten Vorgänger. Die Fortsetzung bietet im Grunde mehr vom Bekannten und weist nur in Details Verbesserungen oder Neuerungen auf. Doch das ist auch gut so. Schließlich konnte uns schon Yo-kai Watch fast wunschlos überzeugen und so macht es Sinn, dass die Entwickler auf dem bewährten Prinzip aufbauen. Also laufen, rennen oder radeln wir durch Lenzhausen, Petzlingen und die anderen Gebiete, erfüllen dabei neben den Hauptquests auch zahlreiche Nebenaufgaben oder suchen mit unserer Yo-kai Watch nach den kleinen Geistwesen, um gegen sie zu kämpfen und mit ihnen Freundschaften zu schließen. Neu sind allerdings die in der Welt verteilten Portale der Launen und die Yo-kai-Rätsel. Bei ersteren handelt es sich um versteckte Türen, die wir mit unserer Yo-kai Watch aufdecken können. In den Räumen dahinter gilt es beispielsweise eine bestimmte Zahl an Gegnern zu besiegen oder unter Zeitdruck den Ausgang zu erreichen. Bei den Rätseln hingegen handelt es jeweils um ein Quiz, bei dem ein bestimmter Yo-kai gesucht ist. Haben wir es richtig gelöst, müssen wir den entsprechenden Yo-kai zum erschienen Hot Spot bringen, um etwas besonderes freizuschalten. Diese Mechanik wird zeitweise sogar genutzt, um in Aufgaben voranzuschreiten.
Auch beim Kampfsystem bleibt Yo-kai Watch 2 seinem Vorgänger treu. Kommt es zum Kampf, tritt unser maximal sechsköpfiges Yo-kai-Team gegen die Feinde an und agiert selbstständig. Wie schon beim ersten Teil beeinflussen wir lediglich, welche drei Yo-kai für uns am Kampf teilnehmen. Außerdem können wir ein Ziel festlegen und die als Ultiseel bekannten Spezialangriffe auslösen. Hierfür gilt es kleine Minispiele auf dem Touchscreen zu absolvieren. So müssen wir etwa goldene Kugeln antippen, bis sich die Energie aufgeladen hat, oder einen Zeiger möglichst schnell auf eine bestimmte Uhrzeit drehen. Im Vergleich zum Vorgänger fallen die neuen Minispiele eher gering aus, weshalb auch die Gesamtzahl überschaubar bleibt. Völlig ohne Neuerungen kommt Yo-kai Watch 2 aber auch beim Kampfsystem nicht daher. Ab einem bestimmten Punkt im Spiel steht uns der Null-Modus zur Verfügung. Wechseln wir in diesen können wir statt auf Ultiseel auf die M-Kraft zugreifen. Das sind besonders starke Spezialaktionen unserer Yo-kai. Allerdings verbrauchen diese nicht nur die Seelenanzeige des ausführenden Yo-kai, sondern auch jener direkt daneben. Dadurch erhalten gerade schwierigere Kämpfe oder Konfrontationen mit Bossgegnern etwas mehr taktische Tiefe, wenn wir abwägen müssen, ob wir lieber drei Ultiseel- oder einen M-Kraft-Angriff ausführen wollen.
Unveränderte Detailliebe
Yo-kai Watch 2 nutzt die selbe Engine zur Darstellung des farbenfrohen Anime-Stils wie der Vorgänger. Deshalb sehen die beiden neuen Spiele dem ersten Teil der Reihe auch überaus ähnlich, stehen diesem gleichzeitig aber optisch in nichts nach. Die liebevolle Handschrift von Level-5 ist dem Spiel erneut überall anzumerken. Kleinste Details haben die Entwickler bedacht und laden dadurch dazu ein, die Umgebungen und Animationen genau zu beachten. Begleitet wird das vom erneut gelungenen Charakterdesign, das besonders bei den neuen Yo-kai wieder einiges an Kreativität beweist. Insgesamt können wir uns mit über 380 der kleinen Geisterwesen anfreunden. Allerdings sind nicht alle von ihnen in beiden Editionen enthalten, weshalb das Tauschen mit anderen Spielern wie schon bei Pokémon wichtig wird. Untermalt wird das Geschehen von einem stets passenden Soundtrack und einer gelungenen deutschen Synchronisation, die in weitaus mehr Szenen zum Einsatz kommt als noch beim Vorgänger. Besonders die verstärkte Aufmerksamkeit auf manche Yo-kai wie Jibanyan als zentrale Figuren der Geschichte tragen dazu bei.
Zum Schluss sei noch auf einige weitere kleine Details und Neuerungen eingegangen. So können wir etwas Trophäen verdienen, verfügen über die Möglichkeit Musikstücke aus dem Spiel freizuschalten und jederzeit über eine Funktion im Spiel anzuhören oder nutzen die Mehrspieler-Funktionen. Hierbei können wir entweder gegen Besitzer der jeweils anderen Yo-kai-Watch-2-Edition antreten oder lokal in der Rolle von einem Yo-kai mit bis zu drei Freunden in die Schreckenszeit eintauchen und uns dem dort drohenden Grauen gemeinsam entgegenstellen. Im Zuge des Tests konnten wir die Online-Funktionen noch nicht ausprobieren, weshalb ein abschließendes Urteil über die Funktionen und den Spielspaß nicht möglich ist.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Yo-kai Watch 2: Knochige Gespenster wirkt auf den ersten Blick wie eine logische Fortsetzung, die seinem Vorgänger stark ähnelt. In vielen Punkten mag das stimmen, dennoch bietet der zweite Teil nicht einfach nur mehr vom Bekannten. Stattdessen werden die Stärken von Yo-kai Watch genutzt und sinnvoll ausgebaut und erweitert. Das gilt trotz aller Vertrautheit besonders für die Geschichte, der es spätestens nach der Ankunft in Petzlingen gelungen ist, mich weitaus stärker zu fesseln, als noch beim ersten Yo-kai Watch. Dazu gesellt sich das um etwas mehr taktische Tiefe erweiterte Kampfsystem, das im Kern aber trotzdem simpel bleibt und mir dennoch auf seine eigene Weise Spaß macht. Das gilt auch weiterhin für die Suche nach den Yo-kai oder die Nebenaufträge. Yo-kai Watch 2 ist vollgepackt mit Beschäftigungsmöglichkeiten und hat es mir auf faszinierende Möglichkeit nicht nur ermöglicht, Lenzhausen, Petzlingen und andere Orte zu besuchen, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit erlaubt. Im Gesamtpaket ergibt sich eine mehr als gelungene Fortsetzung, die mich unterhalten, erneut meinen Sammelwahn geweckt und mich von der Detailliebe von Level-5 überzeugt hat.