Yo-kai Watch 2: Geistige Geister – TEST
Seit 2013 wuseln die fantasievollen Yo-kai nicht nur mehr in japanischen Fabeln und Mythen umher, sondern auch über die zwei Bildschirme des 3DS. Dabei sind sie so erfolgreich, dass pro Ableger direkt mehrere Editionen erscheinen.
Der Titel mit dem ausdruckstarken Namen Yo-kai Watch 2: Geistige Geister ist die definitive Version der zwei bei uns im Frühling veröffentlichten Editionen des zweiten Teils der Yo-kai-Watch-Reihe. Diese bietet neben den Inhalten beider Spiele auch einige Neuerungen. An der Seite von Nathan oder Katie erleben wir zunächst den selben Auftakt wie in den Ursprungsversionen. Die gewohnte Spielumgebung Lenzhausen hält einmal mehr für die Alltagsabenteuer unserer jugendlichen Helden her. Das wird dadurch möglich, dass wir leider alle Erinnerungen an die Ereignisse des ersten Yo-kai-Watch-Spiels verlieren – aber schnell freunden wir uns mit den ikonischen Yo-kai Jibanyan und Whisper an und stürzen uns in das fantasievolle Abenteuer. Dieses handelt in den ersten Stunden von Dingen, die für einen elfjährigen Teenager eben relevant sind – Schule, Freizeitaktivitäten oder Süßigkeiten – ein schöner Kontrast zur ausgetretenen Weltenrettung. Im Laufe des Abenteuers haben zwar auch erneut böse Mächte ihre Finger im Spiel, die durch unsere Helden in die Schranken gewiesen werden müssen, das Spiel bleibt seiner leichtherzigen Erzählung aber immer treu. Dabei befreunden oder bekämpfen wir uns regelmäßig mit den zahlreichen Fantasiewesen, die überall im frei erkundbaren Lenzhausen versteckt herumtollen.
Total Vergeistert
Die Yo-kai sind für allerlei Schabernack verantwortlich und punkten mit kreativen, einprägsamen Designs oder besonderen Charakterzügen. Egal ob neckend, triezend oder schlecht gelaunt, oftmals haben sie einfach nur Hunger – die Parallelen zu uns Menschen sind offensichtlich. Durch die sogenannte Beseelung können sie allerdings ihre negativen Eigenheiten auch an Menschen weitergeben, was nicht selten zu Problemen führt. Der Ursprung zahlreicher Quests ist geboren, für die wir meist durch ganz Lenzhausen geschickt werden, um den Hohl-und-Bring-Dienst zu spielen oder ganz bestimmte Yo-kai zu besiegen. Zwischen den Hauptmissionen, die ein ähnliches Schema verfolgen, müssen wir regelmäßig einige Nebenmissionen abarbeiten, wodurch wir auch dazu angeleitet werden, uns die Spielwelt genauer anzusehen.
Alltagsabenteuer
Nach und nach bekommen wir die Erlaubnis neue Stadtviertel zu erkunden, die Spielwelt und Spielstruktur von Yo-kai Watch erinnern dabei an Open-World-Spiele. Somit gibt es auch eine Menge unterschiedliche Einrichtungen und Gebiete zu erkunden, die alle individuell und extrem detailliert ausfallen. Die echte Stadtumgebung ist mit Elementen wie einer detailverliebten Infrastruktur und den glaubwürdigen Proportionen zwischen Mensch und Gebäuden verblüffend realistisch gestaltet und formt einen schönen Kontrast zu den kunterbunten Yo-kai, die an jeder Ecke warten, um einen Kampf mit uns aufzunehmen. Zur Verteidigung schicken wir ebenfalls Yo-kai an die Front und agieren primär als eine Art Trainer im Hintergrund, der die Richtung des Kampfes vorgibt. Anders als die Trainer in Pokémon können wir neue Mitstreiter nicht per Pokéball Zwangsrekrutieren, sondern sind auf ihre Gunst angewiesen. Ab und an wollen sich besiegte Yo-kai mit uns anfreunden, wie schon im Vorgänger hängt dies leider immer noch stark vom Zufall ab, auch wenn dieser mit bestimmten Items in die Schranken gewiesen werden kann.
Zuvor müssen wir sie aber erst einmal besiegen. Kenner des Vorgängers werden sich sofort heimisch fühlen. Maximal sechs Yo-kai sind in unserem Team, davon drei aktiv am Kampf beteiligt. Im Grunde kämpfen die Kreaturen für sich selbst und attackieren regelmäßig mit Standardangriffen ihres Fähigkeiten-Repertoires. Wir können allerdings entscheiden, wann sie ihren besonderen Ulitseelschlag einsetzen, Items verwenden oder wen aufs Korn nehmen sollen. Der Ulitseelschlag wird noch immer über ein kleines wie simples Touchscreen-Minispiel ausgelöst, ist dafür aber besonders effektiv. Neben der Durchschlagskraft sind auch Fähigkeiten wie Einschläfern, Beseelung und die Lebenspunkte-Regeneration nicht zu unterschätzen. Im Kampf sollten wir die Yo-kai aktiv durchrotieren, um mit den speziellen offensiven und defensiven Eigenschaften den Fluss des Kampf am Laufen zu halten. Leider konnte der Reiz des durchaus interessanten Kampfsystems nicht vollständig auf uns überspringen, nachdem fast alle Auseinandersetzungen viel zu einfach ausfallen und zu schnell vorüber sind. Nie waren wir in der Not, möglichst effektiv zu Kämpfen. Einige wenige Boss-Kämpfe versuchen diesen Gesamteindruck abzumildern, sind aber zu selten, um uns als Spieler tatsächlich in eine Bedrängnis zu bringen.
Fantastische Lokalisierung
Allerdings liegt auch der Fokus von Yo-kai Watch nicht unbedingt auf den Kämpfen und Rollenspiel-Systemen, sondern eher auf der gesamtenSpielerfahrung, die wir in Lenzhausen machen. Umso besser, dass unsere ständigen Begleiter neben den Yo-kai, nämlich die deutschen Texte und Sprachausgabe, wie die Faust aufs Auge passt. Die gesamte Lokalisierung ist extrem humorvoll und verspielt und versprüht einen Charme, dem sich kaum ein Spieler entziehen werden kann. Zwar ist es eindeutig, dass die offensichtliche japanische Spielumgebung hierzulande in eine fiktive deutsche Stadt umgeschrieben wurde, im Hinblick auf den übernatürlichen Yo-kai-Einschlag wirkt das Endergebnis aber sehr originell. Auch die Namen der Fantasie-Wesen sind ein Highlight und verfolgen gleichzeitig noch einen weiteren Zweck, denn so gut wie immer sind die Yo-kai-Namen auch Programm und weisen auf die Besonderheiten der Wesen hin: Zum Beispiel kann Schwammurai, mit einem Schrubber bewaffnet, im Kampf negative Beseelungen entfernen, während Amnesimon Erinnerungen der Gegner frisst und damit positive Statuseffekte eliminiert.
Ähnliches gilt für den heiteren und dudeligen Soundtrack, der sehr gut zur quirligen Art der Yo-kai passt. Die umfangreiche Vorlage des zweiten Teils wird durch Geistige Geister unter anderem durch einige Kleinigkeiten erweitert, aber auch durch neu zu erkundende Gegenden und neue Yo-kai, mit denen wir uns anfreunden können. Wer zudem Knochige Gespenster oder Kräftige Seelen gespielt hat, darf sich über spezielle Dungeons und Endbosse freuen. An der Steuerung des Spiels hat sich nichts geändert, noch immer können wir das gesamte Spiel über den Touchscreen kontrollieren – ideal steuert es sich mit einer Mischung aus Tasten und Touchscreen. Aber auch die Kamera hinter unserer Spielfigur bleibt genauso mäßig justierbar wie zuvor, sodass wir hinter hohen Gebäuden oder dichten Bäumen nicht nur uns, sondern auch die Übersicht suchen mussten. Die meisten dieser kleinen Kritikpunkte können aber nicht über das sehr gelungene Abenteuer hinwegtäuschen.
Geschrieben von Jonas Maier
Fazit:
Auch Einsteiger werden mit dieser Zusatzedition schnell warm und mit Sicherheit ebenfalls rasch in den Bann des Yo-kai-Abenteuers gezogen. Für Fans gibt es einige Neuerungen und Boni, falls sie Besitzer der Vorgänger-Editionen sind. Die harmonische wie humorvolle Erzählung in Kombination mit der grandiosen Lokalisierung von Yo-kai Watch war uns auch in diesem Teil wieder eine wahre Freude und sollte sich jeder einmal zu Gemüte führen. In diesem Kontext macht es Sinn, dass auch die Kämpfe kaum fordern und sich in die gemütliche Spielerfahrung eingliedern. Trotzdem hätten wir uns gerne eine Motivation gewünscht, uns tatsächlich mit den potentialreichen Kampf- und Rollenspielelementen näher auseinanderzusetzen.