Lohnt sich das Pokémon TCG im Jahr 2017? – SPECIAL
Seit fast 20 Jahren wissen die Pokémon ihre Fans immer wieder aufs Neue zu begeistern. Neben dem Anime und den Rollenspielen hält sich auch seit zwei Dekaden das Sammelkartenspiel. Ob dieses auch heute noch einen Blick wert ist, werden wir im Folgenden genauer beleuchten.
Die Pokémon entwickelten sich für Nintendo von einem Franchise, das ursprünglich nur auf zwei Generationen ausgelegt war, zu einer der erfolgreichsten Marken des Konzerns. Werfen wir einen Blick auf das Sammelkartenspiel, so existieren mittlerweile in Deutschland 74 verschiedene Booster-Packs, über 100 Themen-Decks und 40 Tin-Boxen. Auch der Marktwert der Karten kann in einzelnen Fällen bis zu einem Wert von 20 000 Dollar steigen.
Gotta catch’em all
Dabei liegt dem Spiel meiner Erfahrung nach nicht unbedingt ein so großer kompetitiver Kern, wie anderen Sammelkartenspielen zugrunde. Vor allem in den ersten Generationen war der Anteil an Käufern, die sich nicht aktiv mit anderen duellieren gefühlt wesentlich größer als bei der Konkurrenz. Da es die Pokémon Company schaffte vor allem mit den Videospielumsetzungen einen regelrechten Sammelwahn rund um die Taschenmonster auszulösen ist dieser Umstand allerdings wenig verwunderlich. Das Tauschen und Besitzen von Pokémon-Karten erhielt dadurch oftmals einen höheren Stellenwert, als das Zusammenstellen eines kompetitiv sinnvoll einsetzbaren Decks. Aus diesem Umstand entstanden auf den lokalen Schulhöfen zudem meist sehr simplifizierte Formen des relativ komplexen Regelwerks des Kartenspiels.
Wer dennoch Spaß am aktiven Ausüben des Kartenspiels fand, oder dieses erlernen wollte, der bekam im Jahr 2000 mit dem offiziellen Pokémon Trading Card Game für den Gameboy Color die Gelegenheit dazu. In diesem kämpfen wir uns, ähnlich wie in den Rollenspielen, durch verschiedene Arenen, um am Ende die Elite herauszufordern und Champion zu werden. Zunächst werden einem allerdings mithilfe des sehr ausführlichen Tutorials die Regeln nähergebracht. Da der Titel aus spielerischer Sicht sehr gut gealtert ist, lohnt sich auch heute noch ein Blick. Zumal das Spiel vor drei Jahren auf der Virtual Console des 3DS neu aufgelegt wurde.
Und heute?
Da digitale Kartenspiele in den letzten Jahren einen regelrechten Hype auslösten, sprang im Jahr 2011 auch GameFreak auf den Trend auf und veröffentliche das Pokémon Sammelkartenspiel Online für Android, iOs und PC. Dieses bietet ebenfalls ausführliche Tutorials, welche auch Neulinge gekonnt an das Spiel heranführen. Außerdem wird es, im Gegensatz zur GameBoy-Variante, ständig mit neuen Decks erweitert und lässt sich, wie der Name erahnen lässt, gegen Kontrahenten aus aller Welt spielen. Wer zudem weiterhin physische Karten erwirbt, der erhält mit jedem Deck, Tin oder Booster einen Code, der sich im Online-Spiel ebenfalls Karten freischaltet.
Leider ist der Einstieg in den digitalen Kartenwahn nicht ohne Frustmomente möglich. Zum einen, weil es einiger Zeit bedarf, bis man ohne zusätzlichen Geldaufwand ein brauchbares Deck aufgebaut hat. Zum anderen weist das Kartenspiel generell Schwächen im Balancing auf. Über die vielen Generationen übertrumpften sich die Werte der Pokémon-Karten immer wieder. Dieser Umstand führt dazu, dass die Monster der ersten Karten-Generation für den kompetitiven Einsatz nahezu unbrauchbar sind, während man die sogenannten EX-Karten in jedem erfolgreichen Deck vorfindet. Diese stellen besonders starke Versionen des jeweiligen Pokémons dar und sind im Online-Spiel leichter zu erwirtschaften, als in physischen Boostern. Wer sich mit diesen Umständen anfreunden kann, für den ist das Kartenspiel auch heute noch ein Blick wert – egal in welcher Form.
Geschrieben von Amin Kharboutli