Sherlock Holmes: Crimes and Punishments – TEST

Über sieben Jahre nach der Erstveröffentlichung ist Sherlock Holmes: Crimes and Punishments für Nintendo Switch erschienen. Sechs Fälle wollen in dem Adventure in der Rolle des bekannten Detektivs gelöst werden.


Sherlock Holmes: Crimes and Punishment ist bereits Ende September beziehungsweise Anfang Oktober 2014 für PC, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360 und Xbox One erschienen. Das Adventure ist das siebte Spiel mit dem berühmten Detektiv des ukraninischen und irischen Studios Frogwares. Wie in den Romanen von Arthur Conan Doyle liegt das Hauptaugenmerk in Sherlock Holmes: Crimes and Punishments auf dem Lösen von Kriminalfällen und dem Überführen von Mördern. Insgesamt sechs voneinander unabhängige, aber linear aufeinanderfolgende Fälle gilt es zu lösen. Dabei wurden vier davon speziell für das Adventure geschrieben, während zwei auf der Romanvorlage basieren.

Ermittlungen…

Der Spielablauf von Crimes and Punishment ist in allen Fällen relativ ähnlich. Als Sherlock Holmes erhalten wir den Auftrag ein Verbrechen aufzuklären. Dafür untersuchen wir Tatorte, sammeln Beweise und befragen Zeugen und Tatverdächtige. Es ist unsere Aufgabe Widersprüche aufzudecken, neue Hinweise zu finden und schließlich den wahren Täter zu überführen. Bevor es aber soweit ist, erwarten uns spannende und spaßige Ermittlungen, die jedoch aufgrund recht zahlreicher Hilfestellungen nur bedingt herausfordernd sind. An unserer Motivation hat das jedoch wenig geändert, da die Geschichten zu unterhalten wissen und wir immer neugierig auf die Auflösung eines Falles waren.

Beim Gameplay erwartet uns ein relativ typisches Adventure. Als Sherlock Holmes oder manchmal Dr. Watson erkunden wir unterschiedliche Orte, die wir stets über eine Karte erreichen können, und sammeln dabei neue Hinweise zur Aufklärung unseres Falls. Unseren Charakter steuern wir dabei direkt und dürfen mit unterschiedlichen Objekten interagieren. Ob wir etwas als Beweis einsammeln, ist allerdings nicht unsere Entscheidung, sondern dies geschieht automatisch. Genauso werden wir mittels unterschiedlicher Symbole bei einem Beweisstück in unserem Inventar darauf hingewiesen ob wir, um weitere Details zu diesem zu bekommen ein Gespräch führen, in unserem Archiv recherchieren oder es genauer untersuchen müssen. Das ist überaus praktisch und hilft uns genauso wie unsere Aufgabenliste dabei, stets zu wissen, worum wir uns als nächstes kümmern sollten.

…und Schlussfolgerungen

Weitere Hinweise erhalten wir etwa in Gesprächen mit Zeugen und Tatverdächtigen, die wir ganz im Stil des Meisterdetektivs auch genauer betrachten können. In einem überspringbaren Minispiel gilt es hier hervorstechende Details am Körper oder in der Mimik unseres Gesprächspartners zu entdecken. Das schaltet weitere Gesprächsoptionen frei. Entdecken wir einen Widerspruch, werden wir darauf hingewiesen und müssen diesen mittels Dialogoptionen aufdecken. Doch keine Sorge, liegen wir falsch, dürfen wir es einfach solange versuchen, bis wir erfolgreich sind. Ähnliches gilt auch für die Schlussfolgerungen, die wir im Menü ziehen müssen. Hier verbinden wir entdeckte Hinweise miteinander, um neue Details des Falls zu entschlüsseln. Liegen wir falsch, ist die Verbindung nicht möglich und wir versuchen einfach eine andere Möglichkeit.

Zudem müssen wir gelegentlich selbst festlegen, welche Bedeutung eine Schlussfolgerung hat und zum Beispiel entscheiden, wer der Täter ist. Diese Entscheidungen dürfen wir jedoch jederzeit ändern und unserem aktuellen Ermittlungsstand anpassen. Haben wir irgendwann ausreichend Beweise gesammelt, um die zentralen Fragen nach Täter, Tathergang und Motiv zu beantworten, dürfen wir den Fall mit einer letzten zentralen Kombination abschließen und den Täter überführen – oder zumindest die Person, die unserer Meinung nach schuldig ist. Hier liegen wir nicht immer zwingend richtig, da falsche Entscheidungen bei der Beantwortung von Fragen innerhalb unserer Schlussfolgerungen auch in einer falschen Überführung resultieren kann. Aber keine Sorge, sind wir mit dem Ergebnis unzufrieden, dürfen wir wieder kurz vor dem Ende eines Falls einsetzen, um diesen erneut abzuschließen. Außerdem dürfen wir noch eine letzte moralische Entscheidung fällen und beispielsweise auswählen, ob wir einen Täter der Polizei übergeben oder nicht. Je nach Fall ist es nicht so offensichtlich, welche Handlungsweise die richtige ist. Das unterstreicht die spannenden Ermittlungen und sorgt mit den unterschiedlichen Enden für zumindest ein wenig Wiederspielwert.

Veraltet, aber spaßig

Angesichts des Alters von mittlerweile über sieben Jahren ist es wenig überraschend, dass Sherlock Holmes: Crimes and Punishments nicht mehr taufrisch aussieht. Kantige Charaktermodelle, etwas steife Animationen und verwaschene Texturen lassen uns das Alter des Adventures deutlich erkennen. Doch schon nach kurzer Zeit sind wir von den spannenden Fällen und Geschichten so gefesselt, dass uns die veraltete Grafik nicht mehr auffällt. Ein Grund ist auch die Stilsicherheit, die viel zur gelungenen Atmosphäre beiträgt und uns unsere Zeit als Detektiv im neunzehnten Jahrhundert noch mehr versüßt. Auf Musik wurde allerdings weitgehend verzichtet, stattdessen wird auf eine stimmungsvolle Geräuschkulisse gesetzt, die sehr gut zum Spiel passt. Abgerundet wird Crimes and Punishment von einer hochwertigen englischen Vertonung, die perfekt zum London des neunzehnten Jahrhunderts passt und von gelungenen Texten in mehreren Sprachen, darunter Deutsch, begleitet wird.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Obwohl ich immer Interesse an Sherlock Holmes: Crimes and Punishments hatte, bin ich bisher nicht dazu gekommen, das Adventure zu spielen. Die Switch-Version hat mir eine hervorragende Gelegenheit gegeben, endlich als Sherlock Holmes in sechs Fällen zu ermitteln und schon nach kurzer Zeit haben mich die spannenden Geschichte gefesselt. Über den teilweise etwas niedrigen Schwierigkeitsgrad und die veraltete Technik sehe ich angesichts der gelungenen Switch-Portierung und des spaßigen Detektiv-Gameplays gerne hinweg. Es ist einfach zu unterhaltsam als Holmes und Watson Beweise zu sammeln, Zeugen zu befragen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Damit ist Crimes and Punishments auch im Jahr 2022 noch eines der besten Sherlock-Holmes-Spiele. Genre- und Sherlock-Holmes-Fans sollten sich das Adventure unbedingt näher anschauen.