SoulCalibur II – TEST

Obwohl bereits der Spielhallenprügler Soul Blade hohe Wertungen eingeheimst hat, revolutionierte erst SoulCalibur von 1998 das Fighting-Game-Genre. Mit SoulCalibur II erhielt das Werk einen Nachfolger, der 2003 unter anderem auch für Nintendos Spielwürfel erschien.


Dreidimensionale Arenen mit teils offenen Grenzen, vielseitige Charaktere mit unterschiedlichen Waffen und motivierenden Hintergrundgeschichten sowie eine leicht zu handhabende Bedienung für Einsteiger, die für Profis aber dennoch komplex genug ist – all dies sind die Merkmale, die auch für SoulCalibur II aus dem Jahr 2002 stehen. Ähnlich wie SoulCalibur von 1998 avancierte auch dessen Nachfolger zum regelrechten Hit. Arcade-Automaten und Konsolen näherten sich um die Jahrtausendwende in technischer Hinsicht immer weiter an, sodass SoulCalibur II auch auf den Konsolen ein Spielspaßgranate wurde.

Über eine Million Einheiten verkauften sich von dem Spiel alleine auf dem GameCube, was für ein Fighting Game bei einer maximalen Nutzerbasis von fast 22 Millionen Konsolen eine durchaus beachtliche Leistung ist. Womöglich liegt dies auch an einem mutigen Marketing-Spagat, den der japanische Videospielhersteller Namco damals hinlegte, denn jede Spielversion erhielt ihren eigenen Gastcharakter. Auf der Xbox können wir beispielsweise mit Comicfigur Spawn in den Ring steigen, während wir auf der PlayStation 2 mit Tekken-Ikone Mishima Heihachi die Fäuste fliegen lassen. Spielen wir den Titel hingegen in der GameCube-Version, ist es Hylianer Link aus The Legend of Zelda, mit dem wir zum sagenhaften Masterschwert greifen.

Kampf um die Macht

Schwert ist auch ein gutes Stichwort, denn die Story des Spiels dreht sich sowohl um die gute wie titelgebende Waffe als auch das mit böser Energie geladene Schwert Soul Edge, wie das Erstlingswerk Soul Blade in Japan hieß. Alle Kämpfer in SoulCalibur II trachten nach dem Soul Edge, um es entweder zu zerstören oder es zu kontrollieren. Im Arcade-Modus schlüpfen wir in die Rolle verschiedener Akteure wie beispielsweise dem Samurai Heishirō Mitsurugi , die Akrobatin Xiānghuá Chái, die von Hephaistos auf die Suche geschickte Bäckerin Sophitia Alexandra oder den französischen Adligen Raphael Sorel.

Sobald wir uns durch mehrere Arenen gegen die anderen Suchenden gekämpft haben, erhalten wir in einer abschließenden Sequenz die Auskunft darüber, wie (wenig) erfolgreich der Kampf war. Außerdem schalten wir in solchen Fällen eine Biografie für die Figur frei, die im Museum zu sehen ist. Wir mögen dieses Konzept, denn so erfahren wir nach und nach mehr über die Hintergründe und Motivationen der Charaktere. Zu viel solltet ihr hier zwar nicht erwarten, doch wem gerade dieser Faktor in jüngeren Spielen wie zum Beispiel Virtua Fighter 5 vermisst, freut sich darüber, dass es in SoulCalibur II viele freischaltbare Inhalte gibt. Dies betrifft erfreulicherweise auch recht viele spieltechnische Inhalte wie zum Beispiel neue Spielmodi, Arenen, Charaktere, Outfits und Waffen.

Meister aller Waffen

Neben dem Arcade-Modus gibt es beispielsweise auch einen Überlebenskampf, in dem wir uns so lange gegen Feinde messen, bis uns die Puste ausgeht oder alle Feinde besiegt sind. Spannender ist aber womöglich der Waffenmeistermodus, bei dem es sich sozusagen um den Story-Modus des Spiels handelt. Von den Geschehnissen wird hierbei überwiegend in Textform berichtet, weshalb das Geschehen recht unspektakulär ausfällt. Wir messen uns auch hier der Reihe nach mit unseren Kontrahenten. Öfters sind diese jedoch in der Überzahl und unsere Lebensenergie wird nur zum Teil zwischen den Auseinandersetzungen aufgefüllt.

Vorteilhaft am Waffenmeistermodus ist, dass uns auch die Steuerung nähergebracht wird. Wer also noch nie SoulCalibur II gespielt hat, dürfte hier einen guten Einstieg finden. Problematisch ist bei diesem Unterfangen, dass das Spiel mit den Buchstabenbefehlen A für horizontale Angriffe, B für vertikale Attacken, G fürs Blocken und K für Tritte arbeitet. Sowohl in der ursprünglichen GameCube-Version als auch in der Emulation in der Applikation für die Nintendo Switch 2 verstehen wir nicht so ganz, warum sich die Entwickler auf das Arcade-Button-Layout versteifen anstatt auf die Tastenzuweisung des GameCube-Controllers zu setzen.

Hübsche Kämpferriege, matschige Arenen

Sobald ihr diese Hürde in SoulCalibur II aber erst einmal überwunden und einen Kämpfer ganz besonders ins Herz geschlossen, sprich sein Moveset auswendig gelernt habt, geht es im Fighting Game aus dem Hause Namco aber ordentlich zur Sache. Angriffe, Verteidigungsstellungen, Griffe und Kicks flutschen auf einmal nur so aus unserer Hand. Schade ist lediglich, dass es keinerlei Sprungmöglichkeiten gibt, die das Gameplay noch einmal mehr vom Spielhallen-Vorgänger respektive dessen Version für den Sega Dreamcast abgehoben hätten. Diverse Einstellungsmöglichkeiten in den Optionen lassen euch darüber hinaus euer Erlebnis personalisieren, indem ihr es euch einfacher oder herausfordernder macht. Deshalb möchten wir an dieser Stelle noch einmal betonen, dass sich der Titel auch für Genreneulinge bestens eignet.

In technischer Hinsicht brillieren vor allem die detaillierten Charaktermodelle. Die Arenen selbst sind zwar ebenfalls hübsch gestaltet, doch zeigen sich hier bei näherer Betrachtung matschige Texturen. Ähnlich wie F-Zero GX bietet Soul Calibur II auch einen Breitbildmodus, durch den ihr noch ein paar mehr Bildinformationen erhaschen könnt. Während die nordamerikanische Version mit sechzig Bildern pro Sekunde glänzt, kommt das europäische Gegenstück immerhin auf fünfzig Bilder, die den Spielspaß aber nur bedingt trüben.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

SoulCalibur II habe ich in den späten 2000er-Jahren günstig einem Freund abgeluchst, als dieser seine Sammlung aufgelöst hat. Sonderlich viel gespielt habe ich es aber damals nicht, war mir das Genre abseits von Street Fighter II Turbo Hyper Fighting und Super Smash Bros. Melee einfach zu unbekannt. Fast zwei Jahrzehnte an Erfahrung reicher sieht das Ganze natürlich anders aus, wodurch ich die Qualitäten von SoulCalibur II sofort zuwürdigen weiß. So harmonieren die dreidimensionalen Arenen hervorragend mit den horizontalen wie vertikalen Angriffsmöglichkeiten. Auch dass ich meine Gegner in einem Moment der Unachtsamkeit aus der Arena kicken kann, finde ich großartig. Hinzukommen detaillierte Charaktermodelle, geschmeidige Animationen und hübsche Arenen, auch wenn bei letzteren matschige Texturen zum Vorschein kommen. Ebenfalls ist gelungen, dass ich viele Inhalte wie neue Kämpfer oder Waffen erst freischalten muss und ich so dazu motiviert werde, mich in den verschiedenen Modi auszutoben. SoulCalibur II mag vielleicht keine Revolution wie der Vorgänger sein, aber definitiv eine rigorose wie gelungene Fortsetzung verdammt guter Grundlagen.