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Disaster Report 4: Summer Memories – TEST

Im ursprünglich für 2011 angekündigten Disaster Report 4: Summer Memories wird eine fiktive Stadt von einem starken Erdbeben heimgesucht. Das Spielgeschehen wird dabei durch unsere eigenen Entscheidungen beeinflusst, doch die geringe Storytiefe sowie die nicht zeitgemäße Grafik und Technik trüben die Spielatmosphäre.


Entwicklung mit Problemen

Disaster Report 4 stellt, so wie der Name es bereits erahnen lässt, den vierten Ableger der Disaster-Report-Reihe dar. Bereits 2003 erschien für die PlayStation 2 der erste Ableger in Europa. Während auch der zweite Teil 2007 noch in Europa veröffentlicht wurde, bekam der dritte Titel lediglich einen japanischen Release. Alle Spiele kennzeichnen sich durch einen ähnlichen Storyablauf, indem wir versuchen bestimmte Katastrophen wie Erdbeben zu überstehen.

Feuer

Der ursprünglich geplante Releasetermin für Disaster Report 4 lag im Jahr 2011, doch bereits drei Tage nach dem schweren Tōhoku-Erdbeben in Japan wurde die Entwicklung vollständig eingestellt. Einige Jahre später haben die Entwickler ihre Arbeit wieder aufgenommen und eine Virtual Reality Version des Spiels im Oktober 2018 in Japan veröffentlicht. Am 07.04.2020 folgt nun der weltweite Release des Titels für die Nintendo Switch, Playstation 4 und den PC.

Überlebenskampf in Ruinen

In Disaster Report 4 entscheiden wir uns zu Beginn entweder für einen spielbaren weiblichen oder männlichen Charakter. Zusätzlich wählen wir aus der begrenzten Anzahl an Gesichtsformen und Frisuren die für uns passende heraus. Im Anschluss daran beginnt die Story mit einer Busfahrt in einer fremden Stadt. Kurz nachdem wir einer älteren Dame unseren Sitz angeboten haben, ereignet sich jedoch ein schweres Erdbeben. Der Bus verunfallt deswegen, doch wie durch ein Wunder überstehen wir dies ohne sichtbare Verletzungen.

Kaputte Straße

Ab diesem Zeitpunkt erkunden wir die stark eingegrenzte Gegend und erleben verschiedene, realistisch dargestellte Auswirkungen der Katastrophe: zusammenstürzende Gebäude, herunterfallende Häuserteile, brennende Objekte sowie hilfesuchende, verzweifelte, verletzte oder sogar verunglückte Personen. Sobald wir aus einem Gebiet heraus gelangen konnten, teilweise durch verrückte Kletterpassagen in einstürzenden Gebäuden, befinden wir uns schon im nächsten begrenzten Areal.

Unsere Entscheidungen

Der Spielverlauf in Disaster Report 4 scheint trotz unserer Entscheidungen stark linear abzulaufen. Wir treffen verschiedene Personen, entscheiden uns ihnen zu helfen oder es sein zu lassen, Erdbeben ebnen einen neuen Weg oder wir schaffen uns selbst eine Möglichkeit ins nächste Gebiet zu kommen. Meistens müssen wir auch bestimmte Dinge zwingend tun, um überhaupt weiterkommen zu können. Dies alles wirkt recht erzwungen und nicht sonderlich typisch für solch eine Katastrophensituation.

Entscheidungen

Die auszuwählenden Textmöglichkeiten bei unseren Entscheidungen sind teilweise recht ähnlich und führen oft zu entweder dem einen oder anderen Ergebnis. Dies alles führte bei uns leider zu dem Eindruck, dass wir gar keinen so riesigen Einfluss auf das Spielgeschehen haben. Witzig ist jedoch, dass wir mit bestimmten Charakteren sogar flirten können, unabhängig von unserem Geschlecht. Lobenswert ist zwar, dass bei den storyrelevanten Gesprächen Zwischensequenzen eingeblendet werden, doch fanden wir dabei unschön, dass jeweils beim Laden der Sequenzen das letzte Bild aus dem Spiel mit verwaschener Grafik einfriert.

Eine Frage der Moral

Je nachdem wie wir in Disaster Report 4 unsere Entscheidungen treffen, können wir Moral- und Unmoral-Punkte sammeln. Helfen wir einer Dame, welche unter einem Berg Schutt liegt, heraus, bekommen wir selbstverständlich Moralpunkte. Lügen wir eine zwielichtig erscheinende Person an, welche uns fragt, ob wir einen Mann im schwarzen T-Shirt gesehen haben, steigen unsere Unmoral-Punkte an. Unsere im Spielverlauf gesammelten Moral- und Unmoral-Punkte beeinflussen dann wiederum den Ruf unseres Charakters.

Moral

Wichtig ist, dass ihr kein Problem mit dem Lesen englischer Texte haben dürft, denn das Spiel besitzt lediglich eine japanische Sprachausgabe mit englischsprachigen Bildschirmtexten. Manche Szenen werden sogar ohne Animationen, sondern nur mit einem schwarzen Bildschirm dargestellt, auf dem die Geschichte lediglich mit Text weitererzählt wird. Die Lesegeschwindigkeit ist teilweise sogar recht hoch, was zu zusätzlichen Verständnisproblemen führen könnte. Immerhin haben wir in Entscheidungsmomenten ausreichend Zeit, um eine für uns passende Option auszuwählen.

Nebensächliche Aspekte

Unser eigener Status erscheint uns in Disaster Report 4 eher als ein nebensächlicher Faktor. Neben einer Lebensanzeige haben wir nämlich noch ein Stresslevel und verschiedene Grundbedürfnisse (Essen, Trinken und dem Besuch einer Toilette). Diese sollten wir jedoch nicht vergessen, da sonst unsere Lebensanzeige bei zu hohem Stresslevel oder unbefriedigter Bedürfnisse sinkt. Unserer Meinung nach hätte man diese Faktoren bis auf die Lebensanzeige jedoch außen vorlassen können, damit unsere Konzentration mehr auf der Katastrophenatmosphäre liegt.

Stadt

Auch eine Karte steht uns in Disaster Report 4 zur Verfügung, welche jedoch lediglich in wenigen Momenten von Bedeutung ist, da die Gebiete sowieso begrenzt sind. Genauso ist der Kompass für uns deswegen eher wenig von Nutzen. Im Laufe des Spiels finden wir sogar neue Kompasse mit unterschiedlichem Design sowie verschiedene Kleidungsstücke und Rucksäcke. Wirklich bereichern kann dieser Customizing-Aspekt die Spielerfahrung nicht, sondern wirkt eher aufgesetzt.

Kritik

Disaster Report 4 ist ein mittelmäßiges Nieschenspiel. Zwar werden die Gefahren realistisch dargestellt, doch leider wird die Katastrophen-Atmosphäre von der veralteten Grafik und unausgereiften Technik negativ beeinflusst. Die Texturen sind oft verschwommen und manche Szenen werden gar nicht erst gezeigt, sondern einfach mit einem schwarzen Bildschirm mit passendem Text ersetzt. Schatten von Objekten laden teilweise erst, wenn wir uns ihnen nähern und selbst unsere dunkelgrauen Haare erscheinen in bestimmtem Licht manchmal weiß. Die Steuerung ist teilweise hakelig und unser Charakter wirkt oft starr. Vor allem das Rennen mit der Taste R stellte sich oft als eine Herausforderung dar.

Kritik

Die Kameraführung kann besonders in engen Räumen anstrengend sein, da hier öfter ein ungewollter Wechsel zwischen Ego- und Third-Person-Perspektive geschieht. Auch das Speichermenü finden wir nicht gut gelöst, da wir nach dem Speichern erneut dorthin gelangen, anstatt direkt zurück ins Spielgeschehen. Selbst manche Szenen fanden wir nicht zum Spiel passend, wie zum Beispiel als wir von Betrunkenen als Geiseln genommen wurden. Leider fanden wir die Story auch insgesamt nicht wirklich spannend. Immerhin kann die eingespielte Musik oft als gut bezeichnet werden, was für die Spielgeräusche jedoch nicht immer der Fall war.

Für wen ist das Spiel geeignet?

Wenn ihr euch für das Erleben recht realistisch dargestellter Naturkatastrophen in Spielen interessiert, könnte Disaster Report 4 etwas für euch sein. Ihr werdet die verschiedenen Auswirkungen des schweren Erdbebens zu spüren bekommen und könnt eurem Helferdrang im Spiel komplett nachgehen. Dabei solltet ihr jedoch kein Problem mit englischsprachigen Texten sowie nicht zeitgemäßer Grafik und teilweise unausgereifter Technik haben, denn sonst vergeht euch der Spaß wahrscheinlich schnell. Probiert am besten zuerst einmal die Demoversion des Spiels aus, um zu entscheiden, ob es für euch in Frage kommen könnte.

Fazit:

Da ich Spiele mag, in denen meine Entscheidungen den Verlauf der Geschichte beeinflussen, war ich von Disaster Report 4: Summer Memories sehr angetan. Und das obwohl ich bereits vorab in den Trailern erkennen konnte, dass die Grafik nicht sonderlich zeitgemäß ist. Für mich persönlich ist eine gute Story nämlich weitaus mehr wert als die neuesten grafischen Darstellungen. Doch in diesem Punkt hatte ich wohl zu große Erwartungen an das Spiel, da mich die Geschichte leider enttäuscht hat. In Disaster Report 4 erleben wir eher kleinere Storysequenzen von unterschiedlichen Personen, denen wir im Laufe des Spiels begegnen als dass wir eine wirklich tiefergehende Geschichte erfahren. Doch nicht nur das hat mich an dem Titel ernüchtert, denn auch die unausgereifte Technik und die anderen benannten Kritikpunkte, haben meine Spielerfahrung leider geschmälert. Es war zwar interessant die verschiedenen Auswirkungen eines schweren Erdbebens spielerisch erleben zu können, doch dieser Punkt allein reicht kaum aus, um lange zu motivieren. Zwar sollte man etwas Nachsehen mit dem Spiel haben, da der ursprüngliche Release für 2011 geplant war, doch meiner Meinung nach dürfen wir im Jahr 2020 von jedem Vollpreistitel eine wenigstens relativ zeitgemäße Grafik und Technik erwarten. Andere Personen werden vielleicht mehr Spaß mit diesem Spiel haben, doch für mich war dies wohl der erste und letzte Teil der Reihe, dem ich eine Chance gegeben habe.