Alex’ Spiele des Jahres 2021 – SPECIAL

Das neue Jahr ist bereits einige Tage alt und einige Spiele sind schon im eShop der Nintendo Switch erschienen. Dennoch blickt die NMag-Redaktion noch einmal zurück auf die vergangenen zwölf Monate. Im ersten Teil einer Artikel-Reihe verrät Alex seine Spiele des Jahres 2021.


Wie die Jahre zuvor hat 2021 wieder zahlreiche neue Spiele für meine Nintendo Switch bedeutet. Von erwarteten großen Titeln bis hin zu kleinen Geheimtipps, habe ich einige davon gespielt. Ich wurde überrascht und enttäuscht. Eines ist aber sicher: Ich hatte in den vergangenen zwölf Monaten wieder viel Spaß mit Nintendos Hybrid-Konsole. Zurückblickend ist es aber gar nicht leicht, meine Spiele des Jahres 2021 zu bestimmten. Dafür gibt es einfach zu viele Möglichkeiten. Besonders weil wir uns selbst eine Beschränkung auf fünf Titel gesetzt haben, ist es mir schwergefallen, mich für bestimmte Spiele zu entscheiden und habe mich letzten Endes für eine Richtung entscheiden: Überraschungen und Geheimtipps sollen es sein.

Das bedeutet, dass ich bewusst auf größere Namen und für mich erwartbare Highlights bei meinen Spielen des Jahres 2021 verzichte. Entsprechend werden Spiele wie Super Mario 3D World + Bowser’s Fury, Shin Megami Tensei V, NEO: The World Ends with You, Bravely Default II, The Great Ace Attorney Chronicles, Castlevania Advance Collection oder die Atelier-Spiele keinen Platz in meiner Liste haben. Eine Nennung hier soll ausreichen – auch in der Hoffnung, dass sie zumindest teilweise bei den Spielen des Jahres meiner geschätzten NMag-Kollegen Erwähnung finden.

In eine bestimmte Reihenfolge habe ich die von mir gewählten fünf Spiele nicht gebracht, weshalb ich nun alphabetisch auf sie eingehen werde.

Blue Reflection: Second Light

Das japanische Rollenspiel von Entwicklerstudio Gust ist der Nachfolger des 2017 erschienen Blue Reflection und dreht sich um einige Schülerinnen, die in einer geheimnisvollen, von Wasser umgebenen Schule gefangen sind. Hauptfigur ist Ao Hoshizaki, die als einzige noch Erinnerungen an ihr früheres Leben besitzt. Gemeinsam mit den anderen Charakteren, zu denen im Laufe der Geschichte weitere hinzukommen, gilt es geheimnisvolle Umgebungen zu erkunden und die tief verborgenen Gefühle und Probleme der Mädchen auf die Spur zu kommen. Besonders die emotionale, gut erzählte und wendungsreiche Geschichte sowie die tiefgründigen Charaktere mit ihren bewegenden Hintergründen, haben mich schnell an das JRPG gefesselt. Dazu gesellt sich ein motivierendes, taktisches Kampfsystem und zahlreiche Slice-of-Life-artige Nebenbeschäftigungen wie das Ausbauen der Schule oder das Interagieren mit den anderen Schülerinnen. Gerade weil Blue Reflection: Second Light bei Geschichte, Charakteren und Gameplay sowie Musik so überzeugt, verzeihe ich gerne die schwache, aber trotzdem schicke und stimmungsvolle Grafik und die kleinen technischen Schwächen. Ein wahrer Geheimtipp für Fans japanischer Rollenspiele!

Death’s Door

Anfangs hatte ich Death’s Door gar nicht auf dem Plan. Erst als das von der The-Legend-of-Zelda-Reihe und Dark Souls inspirierte Action-Adventure Mitte 2021 für PC und die Xbox-Konsolen erschienen ist, war mein Interesse geweckt. Die Geschichte einer Krähe, die als Jungschnitter Seelen sammeln soll, wird wunderbar erzählt und entführt gleichzeitig in eine märchenhafte Welt, die optisch wunderbar umgesetzt wurde. Zudem brilliert sie mit der stets präsenten Thematik des Todes, der Vermeidung von diesem und Unsterblichkeit ohne dabei jemals düster oder gar melancholisch zu werden. Viel mehr setzt das Action-Adventure auf einen überraschend lockeren Umgang mit dem Tod als etwas Unvermeidbares, ohne die Bedeutung zu sehr zu erweichen. Einfach exzellent. Zusätzlich überzeugt Death’s Door mit einem herausfordernden Gameplay, das an klassische The-Legend-of-Zelda-Spiele aus der isometrischen Perspektive erinnert, aber auf ein wesentlich schnelleres, auf Ausweichen ausgelegtes Kampfsystem mit knackigem, stets fairem Schwierigkeitsgrad setzt. Ebenso trumpft Death’s Door mit einem erstklassigen Leveldesign und einem stimmungsvollen Soundtrack auf. Die Mischung sorgt dafür, dass Death’s Door nicht nur ein Geheimtipp ist, sondern eines der besten Spiele 2021.

Famicom Detective Club: The Missing Heir & The Girl Who Stands Behind

Okay, hier trickse ich vielleicht ein wenig, da es sich eigentlich um zwei Spiele handelt, die jedoch in Europa ausschließlich als Bundle im eShop angeboten werden. Gerade deshalb ist es mir möglich beide Remakes der einst ausschließlich in Japan für das Famicom Visual-Novel-Adventure hier zu erwähnen. Obwohl sich an Geschichte und Gameplay im Vergleich zu den Originalen wenig verändert hat, gehören die beiden Famicom-Detective-Club-Spiele eindeutig zu den besten Genre-Vertretern des vergangenen Jahres. Als Jung-Detektiv ermittle ich in The Missing Heir in einem mysteriösen Mordfall, leide allerdings selbst nach einem Sturz unter Amnesie. Der Nachfolger The Girl Who Stands Behind ist ein Prequel, sollte zum besseren Erlebnis aber wirklich erst nach The Missing Heir gespielt werden und erzählt vom ersten Fall des Jung-Detektivs. Erneut geht es um einen geheimnisvollen Mordfall, der den Jugendlichen allerdings an eine japanische Oberschule führt. Gerade The Girl Who Stands Behind kann mit leichten Grusel-Elementen eine ganz eigene Stimmung erzeugen und gefällt mir persönlich deshalb etwas besser als The Missing Heir. Beim Gameplay setzen beide Spiele allerdings vorwiegend auf klassische Visual-Novel-Adventure-Kost und oft müssen wir auch einfach ausprobieren, um im richtigen Moment die richtigen Fragen in der richtigen Reihenfolge zu stellen. Das kann zwar zeitweise an der Motivation kratzen, ändert aber nichts an der hohen erzählerischen, optischen und musikalischen Qualität von Famicom Detective Club.

Gnosia

Gnosia ist meine größte Überraschung des vergangenen Jahres und zugleich eines der meiner Meinung nach besten Spiele 2021. An dieser Stelle möchte ich einfach mein eigenes Kurzfazit aus einem Test zur Visual Novel zitieren: „Gnosia erzählt eine spannende, intelligente Science-Fiction-Geschichte, mit gut geschriebenen, großartigen Charakteren und entwickelt dank des gelungenen Gameplays eine fesselnde Motivationsspirale, die nicht mehr loslässt.“ Damit ist wahrscheinlich genug gesagt, um zu verdeutlichen, wie gut Gnosia ist. Das Visual-Novel-Adventure mit Rollenspiel-Elementen erzählt eine fesselnde Science-Fiction-Geschichte über unterschiedliche Lebewesen auf einem Raumschiff. Diese sind einer Bedrohung durch die außerirdischen Gnosia ausgesetzt. Irgendjemand an Bord ist zu einem der titelgebenden Aliens geworden und bedroht nun die gesamte Besatzung. In mehreren Runden diskutieren wir mit den restlichen Charakteren, wer verdächtig ist. Am Ende stimmen wir darüber ab, wer in Kälteschlaf geschickt werden soll. Gelingt es uns alle Gnosia auf diese Weise auszuschalten, gewinnen die Menschen. Sind aber mehr Gnosia als Menschen übrig, haben die Außerirdischen gesiegt. Das ist aber nicht alles: Um die gesamte Geschichte zu erleben, müssen wir zahlreiche Loops mit unterschiedlichen Grundeinstellungen erleben, da wir nur so mehr über die Charaktere erfahren und die Story voranbringen. Verschiedene Rollen, Loops, in denen wir selbst als Feind der Menschen agieren, sowie Rollenspiel-Elemente samt Fähigkeiten sorgen für Abwechslung in der sehr dialoglastigen Visual Novel, die eine der wohl besten Videospiel-Geschichten der letzten Jahre erzählt. Allein um zu erfahren, was es noch für Geheimnisse gibt, habe ich immer weitergespielt und auch nach dutzenden Loops, Wiederholungen und Stunden konnte ich mich nicht losreißen. Eindeutig eines der besten Spiele 2021.

Root Film

Welches Spiel ich als Fünftes nenne, habe ich mir lange überlegt. Schließlich war 2021 ein Jahr mit einigen Überraschungen und guten Spielen. Letztlich habe ich mich aber erneut für eine Visual Novel entschieden. Root Film mag das Genre nicht neu erfinden und bewegt sich wie Famicom Detective Club auf recht typischen Pfaden, schafft es aber dafür mit einer spannenden Mystery-Krimi-Geschichte sowie gut geschriebenen Charakteren zu überzeugen. In mehrere Episoden eingeteilt werden die Erlebnisse von Regisseur Rintaro „Max“ Yagumo und Nachwuchsschauspielerin Riho erzählt. Unterstützt werden sie jeweils von illustren anderen Figuren wie Rintaros Assistentin Aine Magari oder Rihos Managerin Shoko Manabe. Nur langsam, dafür aber mit nicht weniger fesselnden Episodengeschichten, entwickelt sich das große Ganze und damit die Lüftung eines großen Geheimnisses. Der Nachfolger von Root Letter dreht sich, wie der Titel erahnen lässt, gänzlich um das Thema Film beziehungsweise Serie, was auch durch die Hauptcharaktere wunderbar betont wird. Gerade Fans klassischer Grusel-, Mystery- und Krimi-Filme werden Gefallen an der Geschichte und ihrer Atmosphäre haben. Dazu gesellen sich die schicke optische Präsentation und der stimmungsvolle Soundtrack, die der Visual Novel einen audiovisuell hochwertigen Eindruck verleihen. Auch wenn das Gameplay eher marginal ausfällt und das Lesen englischer Texte im Mittelpunkt steht, hat es Root Film geschafft mich 2021 länger an die Switch zu fesseln als manch aufwendigere Produktion. Für mich ein klarer Geheimtipp für alle Visual-Novel-Fans.

Das waren meine fünf Spiele des Jahres 2021 – oder zumindest eine Handvoll davon. Wie eingangs erwähnt, hatte ich im vergangenen Jahr noch mit zahlreichen anderen Titeln viel Spaß. Als Multi-Plattform-Spieler natürlich auch abseits der Switch, weshalb ich den Abschluss des Artikels nutzen will, um zumindest ein paar meiner größten Höhepunkte, die leider nicht für Nintendos Hybrid-Konsole erschienen sind, zumindest namentlich zu erwähnen: Tales of Arise, Scarlet Nexus, Ratchet & Clank: Rift Apart, Lost Judgment, NieR Replicant ver. 1.22474487139… und Kena: Bridge of Spirits sind einige meiner größten Highlights 2021 abseits der Nintendo Switch.

Geschrieben von Alexander Geisler