Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk – TEST
Nippon Ichi Software lässt uns in Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk in klassischer Dungeon-Crawler-Manier verwinkelte Gewölbe unter einer Stadt erkunden. Im Test präsentiert der Titel eine interessante Geschichte, zeigt aber auch Gameplay-Schwächen.
Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk ist ein klassischer Dungeon Crawler. Ähnlich wie in anderen Genre-Vertretern erkunden wir aus der Ego-Perspektive ein mysteriöses Gewölbe, bekämpfen Monster, sammeln Materialien, Ausrüstung und andere Gegenstände und versuchen den Geheimnissen von Labyrinth und Stadt auf den Grund zu kommen. Allerdings verpackt Nippon Ichi Software das teilweise etwas repetitive Gameplay in eine gelungene mit Witz und Spannung angereicherte Geschichte. Diese erzählt von der Hexe Dronya und ihrer Schülerin Luca, die nach Refrain kommen, um das Labyrinth zu erkunden und gleichzeitig mit den Rätseln der Stadt selbst konfrontiert werden.
Dungeon Crawler mit Witz und Spannung
Die Geschichte ist eine der Stärken von Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk. Spannend erzählt, sind die Erlebnisse von Dronya und Luca nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch so interessant, dass wir wissen wollen wie es weiter geht. Besonders die Charaktere haben hieran einen großen Anteil. Dronya ist als Figur einfach herrlich. Fies, selbstsüchtig, geheimnisvoll und doch durch ihre gelegentliche Tollpatschigkeit, ihren recht harten Umgang mit Luca und so manche Marotte auch liebenswert. Luca bildet dabei als fröhliches, freundliches Kind einen guten Kontrast zu Dronya, so dass das Duo ausgezeichnet funktioniert. Aber auch die Nebenfiguren können überzeugen. Dazu tragen auch die sehr guten englischen Texte und Synchronisation bei. Einfluss auf die Geschichte haben wir allerdings nicht. Statt dessen sind wir bloßer Beobachter, der simpel, meist einzig mit animierten Anime-Charakter-Bildern erzählten Handlung. Dafür gibt es aber auch einen Grund: Statt Dronya sind wir lediglich die Seele eines magischen Buchs.
Das Tractatus de Monstrum ist ein mysteriöser Wälzer, den Dronya benutzt, um das Labyrinth zu erkunden. Mit Hilfe des Buchs entsendet sie ihre hölzernen Marionetten in das Gewölbe. Diese fungieren beim Erkunden der Tiefen unter der Stadt als unsere Spielfiguren. Das macht hinsichtlich der Geschichte sogar Sinn. Schließlich können Menschen aufgrund des tödlichen Miasmas nur bedingt im Labyrinth überleben. Zudem wird auf diese Weise ein bei vielen Dungeon Crawlern übliches Spielelement genutzt: die Charaktererstellung. Dafür benötigen wir jeweils eine Seele, die eine der Puppen erweckt. Was wir für eine Marionette erschaffen, ist uns überlassen. Krieger, Tänzer, Magier und einige andere stehen zur Verfügung. Dabei sind die Klassen jedoch anders benannt und die Fähigkeiten werden zusätzlich von den Pakten beeinflusst. Diese benötigen wir, um eine erstellte Puppe unserer Party hinzuzufügen. Gleichzeitig wird die Rolle unserer Streiter festgelegt. Beispielsweise als Angreifer, Verteidiger oder Heiler. Gerade zu Beginn wirkt das System etwas kompliziert, hat sich uns aber relativ schnell erschlossen. Bis zu fünf Pakte mit jeweils mehreren Marionetten kann unsere Gruppe für Erkundungen des Labyrinths umfassen.
Erkundung der Tiefen
Wie bereits erwähnt bleibt das Gameplay den üblichen Genre-Standards treu. Wir erkunden mit unserer Party das Labyrinth. Die Karte wird dabei automatisch erstellt, so dass uns jeder Schritt etwas mehr von den Stockwerken offenbart. Natürlich treffen wir in den Tiefen auch auf Gegner. Sind diese zu Beginn noch Unsichtbar und lediglich mittels Warnungsanzeige am oberen Bildschirmrand zu erahnen, erhalten wir recht früh im Spiel die Fähigkeit, die Gegner sehen zu können. Zufallskämpfe bleiben also aus und wir können Kämpfen aus dem Weg gehen, wenn die engen Gänge und Räume ein Ausweichen ermöglichen.
Die Konfrontationen mit Gegnern findet klassisch rundenbasiert statt. Nachdem wir für unsere Gruppe festgelegt haben, ob sie angreifen, die als Donum bezeichneten Zauber oder Fähigkeiten einsetzen oder etwas anderes machen soll, agieren Feinde und wir abwechselnd bis die Runde zu Ende ist. Dabei spielen sowohl Schwächen und Stärken als auch Klasse und Position unserer Marionetten in der vorderen oder hinteren Reihe eine Rolle. Sogar die Kampfreihenfolge kann Einfluss haben, da bestimmte Puppen besser miteinander harmonieren, wodurch verstärkte Resonance-Angriffe ausgelöst werden. Das alles treibt unseren Stärke-Meter nach oben und sorgt so für einen Bonus an Mana nach dem Kampf. Neben Erfahrungspunkte, die unsere aktiven Gruppenmitglieder im Levelaufsteigen lassen und die verwendeten Pakete verbessern, ist Mana die wichtigste Währung im Spiel. Unter anderem können wir damit Petitionen erlassen, die Einfluss auf das Spiel haben oder neue Fähigkeiten freischalten. So lässt sich hier etwa der Schwierigkeitsgrad senken oder erhöhen. Wichtiger sind jedoch die Feld-Skills, die wir direkt im Labyrinth einsetzen können. Diese ermöglichen es uns etwa Rückkehrpunkte zu setzen oder zahlreiche Wände einzureißen und so neue Wege zu öffnen. Das kostet uns allerdings Reinforcement-Punkte, die wir auch benötigen, um in das Labyrinth aufzubrechen, unsere Charaktere ohne Magie oder Items zu heilen oder besondere Aktionen im Kampf auszuführen. Der Einsatz sollte deshalb gut überlegt sein.
Komplex-kompliziert
Als kleine Auflockerung können wir nach einiger Zeit auch Nebenaufgaben erfüllen. Die Aufträge erfordern jedoch nur die Beschaffung bestimmter Materialien aus dem Labyrinth und werden meist eher zufällig nebenbei erledigt, als dass wir gezielt deshalb aufbrechen. Mehr als eine nette Ergänzung sind sie aber nicht und können auch nicht die Schwächen von Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk verbergen. Das größte Problem verbirgt sich in den zahlreichen Möglichkeiten und recht komplexen Systemen. Viele Funktionen sind etwas zu umständlich und haben uns im Laufe des Spiels nur einen minimalen Nutzen gebracht. Manches wäre etwas simpler besser gewesen, da sich nicht alles sofort erschließt und das Spiel dadurch komplizierter wirkt, als es wirklich ist. Schuld daran sind auch die Erklärungen, die zwar an sich ordentlich formuliert sind, aber lediglich über das Online-Handbuch erneut aufgerufen werden können. Angesichts der Fülle an Möglichkeiten und häufig gemeinsamen Erläuterung mehrerer Spielelemente gemeinsam, wäre eine Tutorial-Sammlung manchmal hilfreich. Immerhin ist die Einführung der Funktionen gut verteilt, so dass selbst nach einigen Spielstunden noch etwas Neues dazu kommt. Manchmal sogar erst, nachdem wir es bereits selbst entdeckt und ausprobiert haben. Obwohl hier berechtigte Mängel zu finden sind, haben diese den Spielspaß nur bedingt gemindert. Gerade Genre-Kenner dürften sich in Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk mit den meisten Spielelementen schnell zurecht finden.
Optisch kann der Dungeon Crawler gerade bei den schicken Anime-Figuren überzeugen. Dronya, Luca und die anderen sind genauso wie die für jede Klasse sechs verfügbaren Avatare unserer Marionetten schön gezeichnet. Dafür könnten die Umgebungen im Labyrinth etwas hübscher sein. Zwar ist die Grafik nicht hässlich lässt aber etwas Abwechslung vermissen. Trotz unterschiedlicher Umgebungen sind die Gänge in jedem Abschnitt recht ähnlich und weisen etwas matschige Texturen auf. Weitaus überzeugender sind da schon die gelungenen Hintergründe von Refrain sowie der wunderbare Soundtrack, der besonders in den Storyszenen zum Tragen kommt, manchmal aber zu unrecht zu sehr im Hintergrund bleibt. Gemeinsam mit der bereits erwähnten sehr guten englischen Synchronisation, die besonders bei Dronya und Luca zum Tragen kommt, rundet die ordentliche technische Seite Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk gut ab.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Sicherlich ist Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk nicht makellos. Zahlreiche Spielelemente sind etwas zu kompliziert geraten, das Kerngameplay ist auf Dauer etwas repetitiv und die Grafik könnte vereinzelt etwas besser sein. Doch das alles ist nur eine Randnotiz, da mir der Dungeon Crawler einfach Spaß macht. Vor allem die überraschend spannende und interessante Geschichte samt dem herrlichen Duo Dronya und Luca sowie der gelungenen Nebenfiguren, hat mich überzeugt. Aber auch der Spielablauf selbst kann motivieren, bietet einige Möglichkeiten und wird durch die Geschichte und neue Umgebungen genügend aufgelockert. Allerdings sollte man nicht nur das Genre selbst mögen, sondern auch etwas mit Anime-Geschichten und -Charakteren anfangen können, um mit Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk Spaß zu haben. Persönlich hat mir das Spiel sogar besser gefallen als andere Genre-Vertreter der letzten Zeit und auf der Switch dürfte aktuell kaum ein besserer Dungeon Crawler zu finden sein.