Dusk Diver – TEST
Als Oberschülerin Yang Yumo kämpfen wir in Dusk Diver mit übernatürlichen Kräften und unseren nichtmenschlichen Verbündeten in einer fremden Dimension gegen Chaosbestien, um Ximending im taiwanesischen Taipeh zu schützen. Dusk Diver präsentiert uns ein actionreiches Kampfsystem und ein erkundbares Stadtviertel.
Auf den ersten Blick könnte Dusk Diver mit dem ostasiatisch anmutenden Großstadtgebiet und den als farbige Silhouetten dargestellten Passanten ein wenig an das Atlus Rollenspiel Tokyo Mirage Sessions #FE erinnern. Allerdings handelt es sich bei dem von PQube gepublishten Action-Titel von JFI Games eher um einen schnellen Dungeoncrawler mit offener Welt und linearen Leveln. Die Kämpfe erinnern uns an Musō-Spiele wie Hyrule Warriors oder an Hack-and-Slay-Titel wie Devil May Cry und Baynoetta.
Plötzlich Superkräfte
Zu Beginn des Spiels treffen wir uns als Oberschülerin Yang Yumo mit unserer Freundin Liu Yusha in den Straßen von Ximending. Auf der Suche nach einem bestimmten Restaurant stolpern wir in eine andere Dimension, werden von Chaosbestien angegriffen und erhalten Hilfe von Leo, der Yumo an einen Gangster erinnert. Es kommt, wie es kommen muss: Durch mysteriöse Umstände übertragen sich Leos Kräfte auf Yumo und wir müssen an seiner Stelle gegen die Monster kämpfen. Im Anschluss erfahren wir von Leo und seiner einfach nur Boss genannten Chefin, bei der es sich um eine Porzellanfigur handelt, die einen kleinen Supermarkt in Ximending besitzt, alles über die Ereignisse. Bei Leo und Boss handelt es sich um Kunlun, die aus Youshanding, einer parallelen Dimension stammen. Da wir nun über Leos Kräfte verfügen, benötigen wir ein spezielles Amulett, um in unserer normalen Gestalt auftreten zu können. Kurzerhand sind wir gezwungen, unsere beiden neuen Verbündeten bei ihrem Kampf gegen die Chaosbestien zu unterstützen und hoffentlich eine dauerhafte Lösung für unser Problem zu finden.
Yumo akzeptiert ihr Schicksal relativ schnell, fängt als Angestellte bei Boss an und kämpft fortan mit Leo in Youshanding. Unsere ersten Missionen lassen auch nicht lange auf sich warten. Zuvor dürfen wir allerdings noch Ximending kennenlernen. Hier erfüllen wir Nebenaufträge für die Bewohner, gehen in den verschiedensten Läden essen, das unsere Statuswerte für die kommende Mission erhöht oder erfüllen bei gesteigertem Freundschafslevel ein Event mit einem unserer Begleiter. Eine engere Beziehung bauen wir mit Leo und den sich uns später anschließenden Kunlunians durch erfolgreiche Missionen, bevorzugtes Essen oder Kinobesuche auf. Nach jedem Event, das jeweils lediglich aus einer kurzen Szene besteht, können wir eine Trainingsmission mit dem jeweiligen Charakter absolvieren und eine neue Fähigkeit freischalten. Zusätzlich dürfen wir uns gelegentlich Aufträgen von Boss annehmen und erhalten somit niedrigere Preise für Heilgegenstände und ähnliches.
Schnelle Kämpfe
Vor dem Start der Missionen müssen wir über ausreichend Drachenscherben verfügen. Diese erhalten wir als Belohnung nach Missionen oder können sie einfach in der offenen Stadt finden. Nur wenn wir über eine vorgegebene Zahl verfügen, können wir die Dimensionsportale durchschreiten. Betreten wir Youshanding, finden wir uns in abgeschlossenen, linearen, aber teilweise auch etwas weitläufigeren Leveln wieder. Im Gegensatz zum städtischen Ximending, ist Youshanding ein wenig übernatürlicher gestaltet und wartet mit beweglichen Plattformen, Hindernissen und allerlei mehr Besonderheiten auf. Wirklich komplizierte Rätsel erwarten uns allerdings nicht. Meist genügt es den Spezialangriff eines bestimmten Verbündeten einzusetzen oder eine Art Schlüssel zu finden. Dafür bietet das Leveldesign trotz teilweiser Wiederholungen ausreichend Abwechslung, um uns bei Laune zu halten.
Die Kämpfe selbst erinnern wie bereits erwähnt an Musō-Spiele. Wir führen leichte und harte Schläge aus, reihen Combos aneinander, lassen bei geladener Leiste Spezialangriffe folgen und setzen bei ausreichend gesammelter Energie unsere Superattacke ein. Während unsere Standardangriffe stets identisch sind, hängen Spezial- und Superaktionen vom gewählten Verbündeten ab. Mittels Steuerkreuz können wir jederzeit zwischen ihnen wechseln und so dynamisch unseren Kampfstil anpassen. Da sich unsere Begleiter in manchen Aktionen teils deutlich unterscheiden, können wir uns so der Situation anpassen oder unseren bevorzugten Spielstil finden. Schade ist nur, dass viele Feinde lediglich durch ihre Masse eine Bedrohung darstellen. Nicht selten treiben wir unseren Trefferzähler weit nach oben. Dafür wissen stärkere Gegner und Bosse mit etwas Abwechslung zu überzeugen. Allgemein fallen die Kämpfe jedoch sehr repetitiv aus und die eher überschaubare Gegnervielfalt und eingeschränkte Levelabwechslung sorgt schnell für sich wiederholende, dröge werdende Abläufe.
Ein wenig Rollenspiel
Im Laufe von Dusk Diver verdienen wir uns regelmäßig Skillpunkte, die wir auf verschiedene Werte wie Attacke, Glück oder Moves verteilen dürfen. Damit verstärken wir Yumo. Unsere Begleiter dürfen wir ebenfalls etwas verbessern. Mehr Rollenspiel hat Dusk Diver allerdings nicht zu bieten. Notwendig ist das aber auch nicht, da das Action-Spiel den Fokus eindeutig auf die gelungenen, wenn auch mit der Zeit repetitiven Kämpfe legt. Dafür können wir neue Kostüme, Konzeptartworks, Musik oder neue Fotos von besonderen Ereignissen freischalten.
Dusk Diver wartet nicht mit absoluter High-End-Grafik auf, hat uns mit seinem Anime-Stil aber trotzdem gut gefallen. Matschige Texturen, teilweise etwas leere Umgebungen, auf Dauer zu ähnliches Leveldesign und andere kleine Mängel mögen den optischen Eindruck trüben, beeinträchtigen das meist flüssige und mit einem gelungenen Soundtrack untermalte Spielgeschehen aber zu keiner Zeit. Dafür hat uns Dusk Diver mit einer durchaus interessanten, wenn auch manchmal etwas holprig erzählten Geschichte, ordentlich geschriebenen, sympathischen Charakteren und der nötigen Portion Charme überzeugt. Dennoch wird Dusk Diver sicherlich nicht jedem gefallen. Wer aber etwas mit Action-, Musō- und Hack-and-Slash-Spielen anfangen kann und sich nicht an repetitiven Gameplay-Mechaniken stört sowie ein Interesse an südostasiatischen Spielen hat, darf ruhig einen Blick wagen.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Dusk Diver mag kein Top-Titel sein, gefällt mir aber trotzdem gut. Die Kämpfe mögen mit der Zeit repetitiv sein, halten mich aber trotzdem stets bei Laune. Zu verdanken ist das der interessanten, wenn auch etwas holprig erzählten Geschichte und den sympathischen, ordentlich geschriebenen Charakteren. Dass die Grafik keine neuen Maßstäbe setzt und mit matschigen Texturen oder leeren Umgebungen aufwartet, hat mich angesichts des flüssigen Spielgefühls und der schicken Anime-Figuren nicht gestört. Das ist auch der nötigen Portion Charme, über die Dusk Diver verfügt, zu verdanken. Genre-Fans und Anhänger südostasiatischer Spiele dürften Gefallen an Yumos actionreichem Abenteuer finden. Gerade wer etwas mit Musō-Spielen anfangen kann, sollte einen Blick wagen.