Broken Lines – TEST

Broken Lines schickt uns mit acht Soldaten ins Osteuropa eines fiktiven zweiter Weltkrieg-Szenarios. Hinter feindlichen Linien versuchen wir in dem Taktikstrategiespiel zu überleben, treffen Entscheidungen und stellen uns gefährlichen Gegnern.


Mitten über feindlichem Gebiet abgeschossen, heißt es zu überleben. Nach Spielbeginn konfrontiert uns Broken Lines direkt mit einer gefährlichen Situation. Langsam bahnen wir uns als einzelner Soldat einen Weg, treffen auf erste Feinde und lernen das Gameplay kennen. Mit jedem der Kameraden, den wir finden, wachsen unsere Möglichkeiten. Dabei verströmt Broken Lines mit seinem leicht comichaften, aber düsteren Grafikstil schon in den ersten Missionen eine beklemmende Atmosphäre, die später noch stärker anzieht.

Taktischer Überlebenskampf

Bevor wir uns auf das Schlachtfeld begeben, wählen wir einen von drei Schwierigkeitsgraden. Wichtig dabei: Bereits auf dem Mittleren dürfen wir gefallene Soldaten nur einmal wiederbeleben. Aber auch sonst verlangt uns Broken Lines einiges an Planung ab. Das beginnt bereits vor den abwechslungsreichen und spannenden Missionen. In unserem Camp versammelt sich die insgesamt achtköpfige Truppe um ein Lagerfeuer. Hier dürfen wir die Biographien der Charaktere lesen, erfahren wer mit wem zurecht kommt und wer wen nicht leiden kann (was gerade später im Spiel beachtet werden sollte) und wechseln Ausrüstung. Neben verschiedenen Waffen bedeutet das auch diverse Gegenstände wie Verbandskasten oder Granaten. Wer was und wie viel tragen kann, hängt vom Charakter ab. Das sorgt gemeinsam mit den Waffenklassen und Beziehungen dafür, dass die Wahl unseres Trupps für die kommende Mission gut getroffen sein sollte. Auch hier stellt uns Broken Lines oft vor die Wahl. Welchen Einsatz wollen wir spielen? Wie gehen wir vor? Die Entscheidungen sind endgültig, einfach erst eine Variante und dann die andere, können wir nicht angehen. Das erhöht enorm den Wiederspielwert, da die Entscheidungen, die wir treffen Einfluss auf die Geschichte nehmen.

Beginnt ein Einsatz, ist das Spiel pausiert. In Ruhe können wir uns die Umgebung anschauen und planen, wie wir vorgehen wollen. Nacheinander erteilen wir den Soldaten Befehle. Lassen sie zur nächsten Deckung gehen, eine Granate werfen oder in Stellung bleiben. Gut sichtbare Markierungen erleichtern uns deutlich die Planung. Außerdem dürfen wir alle bereits gesetzten Befehle wieder zurücknehmen, solange wir die Runde nicht starten. Sobald wir fertig sind, lassen wir unsere Soldaten agieren. Eine Runde läuft und die Befehle werden abgehandelt. Kommt es zum Kontakt mit zuvor nicht gesehenen Feinden, pausiert das Spiel sofort und wir dürfen darauf reagieren. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass auch die Gegner handeln, sobald wir wieder auf Play drücken und die nächste Runde starten. Gehen wir unüberlegt vor, handeln wir uns schnell Treffer ein und unsere Soldaten fallen, bevor wir überhaupt verstehen, was los ist. Da die Feinde versuchen in unsere Flanke zu fallen oder aus Verstecken anzugreifen, müssen wir auch immer bereit sind, auf zuvor unerwartete Gefahren zu reagieren. Das ist überaus spannend und verlangt uns einiges an taktischer Überlegung ab. Aber genau das macht den Reiz von Broken Lines aus.

Wichtige Entscheidungen

Zimperlich ist das Spiel dabei nicht. Die Altersfreigabe ab achtzehn ist vollkommen in Ordnung und dürfte auch in einigen Thematiken des Spiels begründet liegen. Im Laufe der spannenden und mit Mystery-Elementen angereicherten Geschichte finden wir Massengräber, befreien Gefangene oder entdecken brutal verbrannte Leichen. Broken Lines schreckt nicht davor zurück, die Gräuel des Krieges zu thematisieren und erzeugt dabei eine beklemmende Atmosphäre. Auch wir werden zu harten Entscheidungen gezwungen. Um an Vorräte zu kommen, können wir beispielsweise einen Einheimischen nur bestehlen oder ihn direkt töten. Was für Auswirkungen das hat, erfahren wir erst nach einiger Zeit. Zudem können unsere Entscheidungen die Moral unserer Soldaten beeinflussen.

Optisch mag Broken Lines vielleicht nicht astrein sein, überzeugt aber mit dem düsteren Stil, der gut zur Stimmung passt. Ähnliches gilt für den ordentlichen Soundtrack. Schade ist allerdings, dass auf eine Sprachausgabe verzichtet wurde. Die zahlreichen Dialoge sind lediglich in Textboxen wiedergeben. An ihrer hohen Qualität ändert das jedoch nichts. Lediglich das etwas zu kryptische Ende, die insgesamt zu einfachen Kulissen, gegen im späteren Spiel mangelnde Komplexität und eine manchmal etwas umständliche Steuerung kratzen am sonst durchweg gelungenen Taktikstrategie-Erlebnis.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Broken Lines hat mich mit der spannenden Geschichte, den gut geschriebenen, eigenständigen Charakteren und dem taktisch anspruchsvollen Gameplay schnell in den Bann gezogen. Mission für Mission habe ich mit meinen Soldaten ums Überleben gekämpft, die Schrecken des Krieges erlebt und bin in die mit Mystery-Elementen angereicherte Story eingetaucht. Sicher, Broken Lines ist nicht perfekt, macht aber viel richtig und sorgt so für ein unterhaltsames Taktikstrategie-Erlebnis, das auch auf der Switch gut spielbar ist.