Let’s School – TEST

Bereits im Juli 2023 erschien die Wirtschaftssimulation Let’s School für den PC, die weltweit offenbar tausende Spieler begeistert, wie Rezensionen bei der Distributionsplattform Steam zeigen. Für die 2024 veröffentlichte Switch-Version können wir die Begeisterung nicht teilen.


Jeder von uns hat diese Erfahrung sicherlich schon einmal im Leben gemacht – die Unzufriedenheit mit dem Lehrkorpus. Entweder ist das Gebäude sanierungsbedürftig, die Unterrichtsmaterialien stammen gefühlt aus dem letzten Jahrhundert, die „unfähigen“ Lehrkräfte haben in Erziehungswissenschaften vermutlich geschlafen, manche Schüler werden bevorzugt behandelt und ein Anrecht auf eine eigene Meinung zu all diesen Missständen gibt es sowieso nicht. Ob diese Anschuldigungen nun berechtigt sind oder nicht, muss definitiv im Einzelfall entschieden werden. Let’s School von Entwicklerstudio Pathea Games lässt es uns zumindest in Videospielform deutlich besser machen.

Zu Beginn des Spiels erfahren wir, dass der alte Schulleiter aufgegeben hat. Er übergibt uns das Zepter und lässt uns die Schule nach unserem Gutdünken neu aufbauen. Entsprechend basteln wir uns zu Beginn des Spiels unseren Avatar zusammen, der als neuer Direktor herhalten soll. Ebenfalls dürfen wir in beschränktem Maße die Schuluniformen kreieren und ein Logo für die Schule erstellen. Darüber hinaus entscheiden wir zu Beginn der Kampagne oder des freien Spiels für einen Schwierigkeitsgrad, den wir auf Wunsch sogar in sämtlichen Punkten manipulieren können. Wollen wir zu Beginn mehr Geld haben, aber alle anderen Einstellungen so belassen, ist das in Let’s School möglich.

Auf Menüs getrimmte Wirtschaftssimulation

Haben wir unseren Avatar erstellt, die Schuluniformen sowie das Schullogo entworfen, ein Grundstück für die Schule ausgewählt und alles und jedem einen Namen gegeben, geht es auch schon ans Eingemachte! Aus der frei justier- und zoombaren Vogelperspektive bringen wir die heruntergekommene Schule auf Vordermann. Wir entsorgen den Müll, reparieren zerstörte Wände und richten kurz darauf das erste Klassenzimmer ein. Tafel, Pult und Sitzmöglichkeiten für die Schüler gesellen sich dazu. Später bauen wir weitere Einrichtungselemente wie Türen und Fenster ein.

Daraufhin folgen in Let’s School Schüler, die wir in den Nachbarorten rekrutieren. Damit die Kinder auch tüchtig lernen, entwerfen wir einen Stundenplan und stellen dafür Lehrer ein. Am Ende einer jeden In-Game-Woche gibt es eine Prüfung, welche die Schüler bestehen müssen, um ins nächste Schuljahr versetzt zu werden. All das spiegelt sich am Ende in unseren Statistiken wieder, die darüber entscheiden, welche neuen Einrichtungen wir bauen und welche Schulfächer angeboten werden können. All dies kann durchaus Spaß machen, sofern ihr euch darüber bewusst seid, dass fast alle Aufgaben über verschachtelte Menüs ablaufen. Dies erfordert einiges an Sitzfleisch, Aufnahmefähigkeit, Konzentration und Geduld. Letzteres liegt daran, dass es in technischer Hinsicht einiges zu beanstanden gibt.

Katastrophale Switch-Fassung

Wirtschaftssimulationen gibt es inzwischen zwar auch zugenüge auf Konsolen, doch kann die Umsetzung des Genres abseits des PCs durchaus problematisch sein. Let’s School ist solch eine Portierung, die auf der Switch gelinde gesagt katastrophal ausfällt. Über nervige Pop-ups bei Umgebungsgrafiken wie Grasbücheln können wir trotz der bestenfalls an PlayStation-2-Zeiten erinnernden Optik noch hinwegsehen. Selbiges betrifft den repetitiven Soundtrack, der je nach Spielsituation mit einem klar hörbaren Bruch in der Melodie von Vorne beginnt.

Es sind vielmehr kleine Ruckeleinlagen, die beim Nachladen oder beim Navigieren in Menüs entstehen. Obwohl die Auflösung auf der Switch geringer ausfällt als auf dem PC, haben die Entwickler nicht daran gedacht, das Interface für Nintendos Hybridkonsole anzupassen. Viele Texte sind schlicht zu klein und aufgrund der Informationsfülle, die uns je nach Menü ins Auge springen, verlieren wir viel zu schnell den Überblick. Von unserer Motivation, uns weiter in das System einzuarbeiten, ganz zu schweigen. Hinzu kommt, dass aufpoppende Fenster oder Sprechblasen wichtige Teile des Interfaces überdecken – und das geschieht bereits beim Tutorial! Let’s School macht es sich trotz vieler spannenden Ideen sehr einfach, nicht gemocht werden zu wollen. Wer sich auf den Titel einlassen will, sollte eher zur PC-Version greifen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Let’s School scheint gerade auf dem PC ein echter Hit zu sein, denn tausende Spieler mit positiven Rückmeldungen können sich doch eigentlich nicht irren. Zumindest behaupte ich das jetzt mal, ohne die PC-Version gespielt zu haben. Leider ist es mir nicht möglich, dieses Fazit in Hinblick auf die Switch-Umsetzung zu teilen. Das grundlegende Gameplay macht definitiv Spaß und ich sehe auch, wohin die Reise für die Entwickler einmal gehen sollte. Allerdings geht es mir nicht in den Kopf, warum in Anbetracht des eigentlich guten Spiels die Portierung auf Nintendos Hybridkonsole so halbgar ausfällt. Ruckeleinlagen, Pop-ups in der Umgebungsgrafik, Texteinblendungen, die das Interface überlappen, und eine häufig seltsam anmutende deutsche Übersetzung zeigen mir, dass kaum bis keine Gedanken daran verschwendet wurden, das Spielgefühl auf der Switch angenehm zu gestalten. Daher möchte ich von der Switch-Fassung von Let’s School dringend abraten. Sie gesellt sich in die Riege unzähliger mieser Switch-Portierungen. Findet ihr das Konzept dennoch interessant, so könnte vielleicht die PC-Version eine Alternative wert sein.