Romancing SaGa 2 – Revenge of the Seven – VORSCHAU

Mitte Juni 2024 überraschte die japanische Rollenspielschmiede Square Enix während einer Nintendo-Direct-Ausgabe mit der Ankündigung eines umfänglichen Remakes zum Super-Nintendo-Klassiker Romancing SaGa 2, ergänzt durch den Untertitel Revenge of the Seven.


Zu Beginn der 1990er-Jahre konnte wohl kaum jemand absehen, wie legendär dieses Jahrzehnt für das Rollenspielgenre werden würde. Vor allem der SaGa-Reihe, die mit ihrem andersartigen Gameplay eine besondere Nische füllte, war wohl kaum anzumerken, dass sie selbst Jahrzehnte später auch außerhalb Japans noch gefragt sein würde. Serienerfinder Akitoshi Kawazu war und ist es bis heute wichtig, im Rahmen seiner Designphilosophie experimentelle Wege einzuschlagen, die für ein andersartiges Gameplay sorgen. Dennoch fußen auch diese Merkmale auf bestehenden Mechaniken, die sich aber meist nahtlos ins Konzept einfügen, wie etliche Spiele der SaGa-Reihe bereits bewiesen haben.

Storytechnisch dürfte bei Romancing SaGa 2 – Revenge of the Seven so gut wie alles beim Alten bleiben. Vor tausenden Jahren haben sieben legendäre Helden mehrfach die Welt gerettet. Sie erlangten jedoch mehr Ruhm und Macht als sie sich vorstellen konnten, weshalb sie von den Menschen am Ende verraten wurden. Sie fielen der Dunkelheit anheim und verschwanden. Zu Beginn von Romancing SaGa 2 kehren die Heroen zurück und schwören Rache, wie es der Untertitel des Remakes besonders deutlich macht. Wir schlüpfen in die Rolle einer Kaiserfamilie und legen uns den Auftrag auf, das Land vor den sieben gefallenen Helden aus der Legende zu retten.

Änderungen am rundenbasierten Kampfsystem

In einem Einführungsvideo, das Square Enix Anfang September 2024 veröffentlicht hat, berichtet Produzent Shin’ichi Tatsuke kurz und bündig über die Neuauflage des Klassikers. Er lässt dabei einige interessante Fakten fallen, wobei uns vor allem die Änderungen im Vergleich zum Original am meisten interessieren. Eine wichtige Änderung betrifft vor allem das rundenbasierte Kampfsystem, denn anstatt wie im Original oder im Remaster aus dem Jahr 2017 direkt alle Befehle auf einmal für unsere Gruppenmitglieder zu geben, fallen die Auseinandersetzungen inzwischen über eine Zeitlinie statt.

Tatsuke vergleicht dies mit Titeln wie Final Fantasy X oder Octopath Traveler, doch ist das Konzept selbst innerhalb der SaGa-Reihe nicht neu. Beispielsweise nutzten die letzten beiden Einträge, SaGa: Scarlet Grace und SaGa: Emerald Beyond, dieses Kampfsystem. Jeder Kampfteilnehmer agiert also genau dann, wie sein notwendiger Attributswert es zulässt. Darüber hinaus erfahren wir von Tatsuke, dass jeder Gegner eine Schwäche hat. Nutzen wir diese geschickt aus, füllen wir damit eine Spezialleiste. Sobald der Balken auf Anschlag steht, können wir dann mit der gesamten Gruppe einen Großangriff starten. In Kombination mit etlichen Gruppenformationen, die es so schon im Original gab, verspricht auch das Remake taktischen Tiefgang, was uns schon jetzt gefällt.

Schwierigkeitsgrad für mehrere Spielergruppen

Ansonsten bleibt beim Kampfsystem von Romancing SaGa 2 – Revenge of the Seven jedoch alles wie gehabt. Ein Markenzeichen der Serie ist beispielsweise das Erlernen von Fähigkeiten während der Scharmützel. Tatsuke stellt in Aussicht, dass das Erlernen von speziellen Fähigkeiten möglicherweise eine Wendung im Kampf bringen kann. Da wir die Rollenspielserie in den letzten Jahren im Rahmen der veröffentlichten Portierungen respektive Remaster verfolgt haben, können wir dem nur zustimmen.

Nichtsdestotrotz hat das Franchise den Ruf, einem schwankenden Schwierigkeitsgrad eine nicht auf die leichte Schulter zu nehmende Herausforderung zu bieten. Damit könnte im Remake Schluss sein, denn so soll es einen einsteigerfreundlichen Schwierigkeitsgrad, eine durchschnittliche Stufe für geübte Rollenspieler und einen schwierigen Modus für Kenner des Originals geben. Wer sich letzteres nicht zumuten will, kann den Schwierigkeitsgrad senken. Es soll auch möglich sein, diesen im Verlauf des Abenteuers je nach Bedarf nach oben und nach unten zu korrigieren, damit wir das Spielgeschehen ganz nach unseren Ansprüchen gestalten können. Etwas undeutlich bleibt Tatsuke bei weiteren modernen Anpassungen, welche das Spielsystem beeinflussen sollen. Hier können wir also nur mutmaßen, dass es sich dabei eher um kleine Änderungen im Detail handelt.

Rosige Aussichten

Audiovisuell erstrahlt Romancing SaGa 2 – Revenge of the Seven in einem frischen Gewand, also genau so, wie es sich für ein Remake gehört. Das ursprüngliche 2D-Rollenspiel wurde in die dritte Dimension gehievt, das dazu passend in einem kunterbunten Anime-Stil erstrahlt. Hiervon profitiert insbesondere das ursprünglich von der Illustratorin Tomomi Kobayashi stammende Charakterdesign. Dadurch, dass die gegnerischen Helden unfassbar stark sein sollen und nicht in einer Generation des Kaiserhauses besiegt werden können, wechseln wir in regelmäßigen Intervallen unseren Haupthelden, der den Erfahrungsschutz des vorherigen Herrschers erbt. Entsprechend bekommen wir es mit bis zu dreißig Haupthelden und etlichen weiteren Nebenfiguren zu tun, die optisch abwechslungsreich ausfallen. Die von Kenji Itō komponierte Musik ist abermals mit an Bord und kann wahlweise im Original oder in einer überarbeiteten Version ausgegeben werden.

Toll ist ebenfalls, dass die Zwischensequenzen sowohl auf Japanisch als auch Englisch vertont sein sollen. Zusätzlich verspricht Square Enix deutsche, französische und spanische Bildschirmtexte. Wir wissen nicht, woher dieses plötzliche Vertrauen in das Spiel kommt, doch begrüßen wir diesen Schritt, damit möglichst viele Spieler eine Faszination für die Reihe entwickeln können. Da hinter dem Projekt das Entwicklerstudio Xeen steckt, das Square Enix mit Trials of Mana bereits ein gelungenes Remake beschert hat, sind wir guter Dinge, dass auch Romancing SaGa 2 – Revenge of the Seven ein tolles Spiel wird.

Geschrieben von Eric Ebelt

Prognose:

In den letzten Jahren habe ich mich zu einem kleinen Fan der SaGa-Reihe gemausert. Ich finde es echt gut, dass es noch japanische Rollenspiele gibt, die nicht auf Mainstream-Niveau getrimmt sind, sondern ihren eigenen Weg bestreiten. Obwohl das Remake von Romancing SaGa 2 ein paar Updates in puncto Spielbarkeit spendiert bekommt, bleibt der Titel im Kern einzigartig. Mehrere Generationen einer Dynastie zu übernehmen machte bereits im Remaster aus dem Jahr 2016 Spaß. Ich gehe nicht davon aus, dass sich inhaltlich groß etwas daran ändern sollte. Die Neuerungen am Kampfsystem, welche die Zugreihenfolge betreffen und einen gemeinsamen Großangriff aller Helden ermöglichen, halte ich für eine faire Modernisierung. Auch dass ich den Schwierigkeitsgrad jederzeit auf meine Bedürfnisse hoch- oder runterskalieren kann, ist in meinen Augen eine wohltuende Ergänzung, da so auch all jene das Rollenspiel genießen können, die vorher keinen Zugang fanden. Audiovisuell versprechen die ersten bewegten Bilder ein ordentliches Remake. Da hinter dem Projekt dieselben Entwickler wie beim überaus gelungenen Remake von Trials of Mana stecken, bin ich guter Dinge, dass die klugen Köpfe mit Romancing SaGa 2 – Revenge of the Seven ein glückliches Händchen beweisen werden.