Deliver Us The Moon – TEST

Nachdem Deliver Us The Moon seit der erstmaligen PC-Veröffentlichung 2018 bereits für die Konsolen von Sony und Microsoft umgesetzt wurde, hat das Science-Fiction-Adventure im Juli auch eine Nintendo-Switch-Version spendiert bekommen. Allerdings musste KeokeN Interactive für die Portierung einige technische und grafische Kompromisse eingehen.


Deliver Us The Moon ist in einer Zukunft angesiedelt, in der die Ressourcen der Erde weitgehend aufgebraucht sind. Sandstürme und andere Katastrophen sorgen für anhaltende Probleme. Doch der im Weltall und vor allem auf dem Mond entdeckte Rohstoff Helium-3 verspricht Rettung. Mittels fortschrittlicher Technologie wird auf dem Mond Energie erzeugt und über eine spezielle Laser-Vorrichtung zur Erde geschickt. Zumindest bis im Jahr 2054 plötzlich der Kontakt zur Mondkolonie und damit der Energienachschub abbricht. Fünf Jahre nach der Katastrophe sieht es auf der Erde düster aus. Einige verbliebene Mitarbeiter der eigentlich geschlossenen World Space Agency haben eine Mission vorbereitet, um einen Astonauten unter dem Missionsnamen Fortuna zum Mond zu schicken. Er soll herausfinden, was dort passiert ist. In die Rolle des namenlosen Astronauten schlüpfen wir und müssen bei der Suche nach der Wahrheit Rätsel lösen, Puzzle-Aufgaben meistern und Geschicklichkeits-Abschnitte absolvieren.

Portierung mit deutlichen Schwächen

Bevor wir uns dem wirklich gelungenen Gameplay, der spannenden Geschichte oder der atmosphärischen Inszenierung widmen, sei zu Beginn erwähnt, dass Deliver Us The Moon auf der Nintendo Switch zwar ordentlich läuft, aber keineswegs an die Versionen für PC oder die PlayStation- und Xbox-Konsolen herankommt. So fällt auf, dass die auf der Unreal Engine 4 basierende Grafik zwar immer noch stimmungsvoll ist, doch starke Kantenbildung, ein immer mal wieder unruhiges Bild, Fragment-Bildung, nachziehende Strukturen bei schneller Bewegung und mehr sorgen für einen zwiespältigen Eindruck. Arrangieren wir uns damit, hat das aber glücklicherweise kaum Einfluss auf das packende Science-Fiction-Spielerlebnis, das Deliver Us the Moon bietet. Die gelegentlichen Einbrüche der Bildwiederholrate inklusive Ruckler sind da schon störender, zumal sich die Nintendo-Switch-Version sowieso immer ein wenig langsam anfühlt.

Die technische und grafische Seite ungeachtet, ist Deliver Us The Moon noch immer ein packendes Science-Fiction-Adventure, das vor allem mit der spannenden und wendungsreichen Geschichte überzeugt. Als Astronaut ist es an uns herauszufinden, was fünf Jahre zuvor auf dem Mond passiert ist und weshalb keine Energie mehr zur Erde geschickt wird. Bevor wir jedoch den Erdtrabanten erreichen, gilt es den Start unserer Rakete in der verlassenen Abschussbasis vorzubereiten. Das passiert teilweise unter Zeitdruck, was mit einem nahenden Sandsturm begründet wird. Allgemein setzt Deliver Us The Moon immer wieder auf Zeitlimits, um Spannung zu erzeugen. Das gelingt meistens auch. Nur in manchen Szenen ist etwa der Sauerstoff zu knapp bemessen, und die rettenden Sauerstoff-Behälter auch aufgrund der unruhigen Switch-Grafik schwer zu erkennen. Hier droht unnötiges und ärgerliches Scheitern, was für Frust sorgen kann. Immerhin sind die Rücksetzpunkte meist fair gesetzt.

Geheimnisse des Mondes

Der bewusst erzeugte Stress dient auch als Abwechslung vom sonst eher ruhigen Gameplay des Adventures. Denn meist lösen wir eher einfache Rätsel, um neue Bereiche der verlassenen Stützpunkte auf dem Mond betreten zu können oder mehr über die Ereignisse herauszufinden. Dafür setzen wir Energiezellen an der richtigen Stelle ein, aktivieren Computer oder lösen kleine Puzzle-Aufgaben. Unterstützt werden wir von einer kleinen Drohne, die wir aus der First-Person-Perspektive auch selbst steuern dürfen. Sie erreicht für uns unzugängliche Räume, kann Schalter betätigen und Freigaben erteilen. Außerdem besitzen wir ein Schneidewerkzeug mit dem wir an vorgegebenen Stellen Türen oder Luken öffnen.

Allgemein ist Deliver Us The Moon sehr linear. Das fällt aber nicht negativ auf, da die spielerische Abwechslung ausreichend ist, um Langeweile vorzubeugen. Obwohl wir einige Aufgaben und Tätigkeiten immer wieder angehen, sorgen andere Abschnitte dazwischen für die nötige Auflockerung. So dürfen wir auch mit einem Fahrzeug über die Mondoberfläche fahren, müssen uns schwerelos durch Trümmer arbeiten oder Laser-Antennen ausrichten. Zudem finden wir immer wieder Hinweise auf die Ereignisse fünf Jahre zuvor. Hier ist auch die Drohnehilfreich, da wir mit ihrer Hilfe Hologramm-Aufzeichnungen abspielen können. Langsam erschließt sich uns eine spannende Geschichte mit unerwarteten Wendungen. Damit schafft es Deliver Us The Moon die komplette Spielzeit von etwa fünf bis sechs Stunden mitreißende Science-Fiction-Thriller-Kost zu bieten.

Atmosphärisches Weltraum-Abenteuer

Besonders atmosphärisch sticht das Adventure hervor. Zu verdanken ist das neben der gelungenen Inszenierung und der spannenden Geschichte auch dem stimmungsvollen, orchestralen Soundtrack sowie der in richtigen Momenten passenden Stille. Deliver Us The Moon fängt die Einsamkeit und Klaustrophobie der Weltalls hervorragend ein und schafft es, uns wirklich in die Rolle des Astronauten zu versetzen. Umso bedauerlicher ist es, dass die Nintendo-Switch-Version grafisch und technisch nicht vollends überzeugt. Spielbar ist das Adventure auf der Hybrid-Konsole trotzdem, doch hier wäre definitiv mehr möglich gewesen.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Deliver Us The Moon erfüllt viele Vorraussetzungen für ein packendes Science-Fiction-Adventure. Eine spannende Geschichte trifft auf eine dichte Atmosphäre und eine gelungene Inszenierung sowie eine stimmungsvolle Soundkulisse. Auch spielerisch weiß das Adventure trotz eher dünner Gameplay-Elemente mit ausreichend Abwechslung und leichtgängigen Rätseln zu überzeugen. Leider kann die Nintendo-Switch-Version grafisch und technisch nicht durchweg überzeugen. Grundsätzlich sieht Deliver Us The Moon auf der Hybrid-Konsole recht ordentlich aus, doch zu häufige Grafik-Fehler und andere Mängel trüben den Eindruck. Hinzu kommt ein langsames Spielgefühl und eine unbeständige Bildwiederholrate. Abgesehen davon bleibt Deliver Us The Moon aber ein empfehlenswertes Science-Fiction-Thriller-Adventure. Wer die Möglichkeit hat, sollte den Ausflug auf den Mond aber auf PC oder einer anderen Konsole spielen. Alle anderen können unter Berücksichtigung der Mängel auch zur Switch-Version greifen, denn immerhin bleiben Bugs und Abstürze aus, so dass Deliver Us The Moon mit Abstrichen auch auf der Switch ein Erlebnis ist.