25 Jahre Tomb Raider: Ein Rückblick – SPECIAL
Als am 25. Oktober 1996 Tomb Raider für Sega Saturn und kurz darauf für PC und PlayStation erschien, ahnte niemand, welche Bekanntheit Protagonistin Lara Croft erreichen würde. Besonders in den späten 1990er- und 2000er-Jahren war die Videospielheldin eine auch außerhalb der Branche bekannte popkulturelle Ikone. Fünfundzwanzig Jahre später gehört die Abenteurerin und Grabräuberin noch immer zu den bekanntesten Gaming-Figuren. Die Tomb-Raider-Reihe hat sich im Laufe der Zeit neu erfunden, andere Medien erobert und Lara Croft auf deutlich mehr Abenteuer für Nintendo-Systeme geschickt als viele vielleicht annehmen.
Core Design, das Studio hinter den ersten Tomb-Raider-Spielen, war in den 1990er-Jahren bereits durch Spiele wie Rick Dangerous oder Soulstar bekannt. Entsprechend großes Interesse bestand bei den Konsolen-Herstellern Sony und Sega, das nächste Werk des britischen Studios für die damals neuen Konsolen PlayStation und Saturn zu gewinnen. Allerdings beschritt Core Design mit Tomb Raider neue Pfade. Die dritte Dimension war dabei, die Videospiel-Industrie zu verändern und Erfahrungen mit den neuen technischen Möglichkeiten waren rar gesät. Entsprechend überrascht es nicht, dass Tomb Raider einer der großen Meilensteine für 3D-Action-Spiele ist.
Werdegang einer Ikone
Entwickelt wurde der erste Teil von einem Team aus lediglich sechs Personen, das gelegentlich externe Unterstützung erhielt. Maßgeblich für die Entstehung von Tomb Raider waren Serienschöpfer Toby Gard und Paul Douglas, der sich mit der neuen 3D-Technologie auskannte. Lara Croft wandelte sich im Laufe der Zeit ebenfalls. Wurde ein männlicher Hauptcharakter wegen zu großer Ähnlichkeit mit Indiana Jones noch abgelehnt, sollte er die südamerikanische Laura Cruz im Mittelpunkt des Abenteuers stehen. Erst im Laufe der Entwicklung wurde aus ihr die Britin Lara Croft, die damals übrigens aus revolutionären zweihundertfünfzig Polygonen bestand. Allgemein traf Tomb Raider den Zahn der Zeit und wurde bei Gameplay und Grafik mit Lob von den Kritikern überschüttet. Aus heutiger Sicht ist das teilweise nur noch schwer nachvollziehbar, aber 1996 stellte Tomb Raider einen enormen Fortschritt für 3D-Action-Spiele dar.
An den Erfolg konnte Core Design mit Tomb Raider II anknüpfen. Der dritte Teil hingegen zeigte erste Schwächen im Konzept und mit der Zeit litt der Ruhm der Reihe unter durchwachsenen Spielen, die weder bei Kritikern noch Fans gut ankamen. Den Tiefpunkt stellt für viele Tomb Raider: The Angel of Darkness aus dem Jahr 2003 dar. Erst ein Wechsel des Studios konnte Lara Crofts Videospiel-Karriere wieder einen Aufschub verleihen. Das 2006 erschienene Tomb Raider: Legend von Crystal Dynamics erfand die Reihe neu, ohne die Kernelemente zu verlieren und begeisterte sowohl Kritiker als auch Spielerinnen und Spieler. Zwar konnten die Fortsetzungen nicht ganz an die Stärke des Action-Adventures anknüpfen, doch so große Abstürze wie zuvor musste die Reihe nicht mehr hinnehmen. 2013 spendierte Crystal Dynamics, nun unter dem neuen Markeninhaber Square Enix, Lara Croft einen schlicht Tomb Raider genannten Reboot. Das Action-Adventure widmet sich genauso wie die Nachfolger Rise of the Tomb Raider (2015) und Shadow of the Tomb Raider (2018) den Ursprüngen von Lara Croft und ist deshalb auch als Origin-Trilogie bekannt.
Popkulturelle Berühmtheit
Dass Heldin Lara Croft zu einer wahren Pop-Ikone werden würde, ahnte bei Core Design natürlich niemand. Die britische Archäologin erlangte eine solche Popularität, dass 1997 nicht nur erste Comics rund um sie erschienen, sondern 2001 und 2003 auch zwei Hollywood-Filme mit Angelina Jolie in der Hauptrolle erschienen. 2018 folgte ein Reboot-Film mit Alicia Vikander als Lara Croft. Die deutsche Punkrock-Band Die Ärzte nutzte Lara Croft gar für ihr Lied „Männer sind Schweine“ aus dem Jahr 1998. Romane und weitere Medien erweitern das Portfolio von Lara Croft, die weit über die Videospiel-Szene hinaus bekannt war und in ihrer Berühmtheit mindestens mit großen Branchen-Figuren wie Super Mario mithalten kann – diese vielleicht in Sachen Bekanntheit sogar übertrifft. Mit Nintendo ist die Tomb-Raider-Reihe sogar enger verbunden, als teilweise angenommen wird. Schon 2000 hat Lara Croft ihr Debüt für ein Nintendo-System, den Game Boy Color, gefeiert und hat anschließend regelmäßig Abenteuer auf Konsolen und Handhelds des japanischen Konzern erlebt.
Lara Crofts Nintendo-Abenteuer
Wie bereits erwähnt feierte die Reihe im schlicht Tomb Raider genannten Game-Boy-Color-Spiel ihr Nintendo-Debüt. Natürlich setzte Core Design damals nicht auf die bekannte 3D-Grafik, sondern inszenierte das Action-Adventure genauso wie den 2001 erschienenen Nachfolger Tomb Raider: Curse of the Sword aus der 2D-Seitenansicht. Das Gameplay orientierte sich jedoch an den großen Geschwistern und setzte auf Level mit Puzzlen, Gegnern, Kletter- und Sprungeinlagen. Auch Lara Crofts drittes Nintendo-Abenteuer fand auf einem Handheld statt. Das 2002 veröffentlichte und von Ubisoft Milan entwickelte Tomb Raider: The Prophecy setzte auf dem Game Boy Advance allerdings auf eine isometrische Perspektive. Obwohl viele Gameplay-Elemente übernommen wurden, unterschied sich The Prophecy von anderen Tomb-Raider-Spielen. Um der neuen Perspektive gerecht zu werden, setzte das Action-Adventure auf ein anderes Kampfsystem inklusive Lock-on-Funktion, um die Auseinandersetzungen zu vereinfachen.
Waren die drei Handheld-Ableger noch exklusiv für Game Boy Color und Game Boy Advance, erhielten Nintendo-Fans 2006 mit Tomb Raider: Legend die erste Umsetzung eines Hauptteils der Reihe. Allerdings erschien das Action-Adventure nicht nur für den GameCube, sondern erhielt auch Portierungen für den Game Boy Advance und den Nintendo DS. Das zum Jubiläum umgesetzte Remake des ersten Teils, Tomb Raider: Anniversary, schaffte es hingegen lediglich auf die Nintendo Wii, da die Handheld-Umsetzung dieses Mal für Sonys PlayStation Portable erfolgte. Mit Tomb Raider: Underworld erschien im Jahr 2008 für Wii und DS das letzte Spiel der Reihe für ein Nintendo-System. Das ändert sich allerdings 2022, da Square Enix zum fünfundzwanzigsten Jubiläum der Reihe Switch-Portierungen der beiden Top-Down-Action-Titel Lara Croft and the Guardian of Light (2010) und Lara Croft and the Temple of Osiris (2014) angekündigt hat. Der Fokus für neue Spiele mit Lara Croft dürfte aber trotzdem zukünftig auf den Konsolen von Sony und Microsoft liegen.
Wie kann das alles schon 25 Jahre her sein?? Ich fühle mich alt und etwas traurig. Aber guter Artikel – danke dafür!