Redaktionsdiskussion: Ist der Import von Videospielen relevant? – SPECIAL

Weithin ist bekannt, dass nicht alle Spiele überall auf der Welt gleichzeitig oder überhaupt veröffentlicht werden. Für die Switch erscheinen gerade in Europa viele Titel nur noch digital, aber nicht mehr physisch. Die NMag-Redaktion stellt sich heute die Frage nach der Relevanz von Importen.


Spätestens als in den 1990er-Jahren in einschlägigen Magazinen interessante wie neue Titel auf den kunterbunten Covern angepriesen oder in nicht gerade kurzen Artikeln ausführlich behandelt wurden, der Leser diese Videospiele aber niemals im gewöhnlichen Einzelhandel entdecken konnte, war der Markt für Importe geboren. Bestimmte Händler, deren Ladenlokale ohne Internet aber nur schwerlich auffindbar waren, und auch nur per Anruf erreichbare Versandhandel buhlten plötzlich um eine neue Käuferschicht.

Da bei Nintendos Handhelds bis zum DS kein Regionlock griff, waren diese Spiele auf den portablen Konsolen entsprechend leicht zugänglich. Auf Super Nintendo und Co war dies schon deutlich komplizierter, da zum Abspielen ein Adapter, eine umgebaute Konsole oder gleich ein japanisches oder nordamerikanisches Gerät inklusive Spannungswandler notwendig wurde. Seit der Switch verzichtet Nintendo jedoch vollständig auf einen Regionlock und die Möglichkeiten für die NMag-Redaktion und ihre Leser wuchsen ins Unermessliche.

Für den Import gibt es verschiedene Gründe. Manche Spiele erscheinen in Japan deutlich früher, andere werden hierzulande wenn überhaupt nur noch digital im eShop veröffentlicht. Manchmal spielt aber auch einfach nur der Preis, beispielsweise aufgrund Währungsschwankungen, eine Rolle. Gerade wer Wert auf eine physische Sammlung legt, schaut hierzulande immer öfter in die Röhre. Dies sieht aber sicherlich jeder anders. Schreibt uns gerne in die Kommentare, wie ihr über das Thema Import denkt. Sind Importe für euch relevant oder reichen euch die digitalen Versionen aus?

Erics Meinung:

Gerade in den letzten Jahren sind Importe von Videospielen immer wichtiger geworden, wenn ihr mich fragt. Wenn einzelne Serienteile wie beispielsweise Like a Dragon: Gaiden – The Man Who Erased His Name für die PlayStation 5 zwar in Japan (inklusive deutscher Bildschirmtexte!) physisch, hierzulande aber rein digital erscheinen, packe ich mir wirklich an den Kopf. Natürlich stecken dahinter betriebswirtschaftliche Gründe; doof ist es aber trotzdem! Auch dass andere Spiele wie Sea of Stars, die seit Monaten weltweit digital erhältlich sind, aber erst in Japan eine physische Version erhalten, bevor die Titel noch mal ein halbes Jahr später in Europa erscheinen, ist das für mich kaum verständlich. Ich möchte doch nicht ewig warten, denn eigentlich dachte ich, dass die Zeiten dieser monate-, wenn nicht sogar jahrelangen Verzögerungen vorbei sind. Oft habe ich dabei auch keinerlei Nachteile. Nach zwei bis drei Wochen landen die zum Beispiel bei Play Asia bestellten Spiele bequem in der Regel im Briefkasten – in den meisten Fällen gibt es neben den japanischen auch englische Texte und häufig auch noch die deutsche Sprachfassung obendrauf. Immer mehr gleichen sich die Versionen weltweit an. Wer zudem einerseits genug bestellt, um Versandkosten zu sparen, und andererseits auf eine zu große Bestellung verzichtet, um den Zoll zu umgehen, geschickt Vouchercodes und andere Vergünstigungen wie personalisierte Preisnachlässe von vorherigen Bestellungen nutzt, zahlt außerdem nicht wesentlich mehr oder spart sogar noch. Würde es Importe nicht geben, so müsste ich auf physische Fassungen von Ace Attorney, Romancing SaGa und Co. verzichten. Gerade nach dem letztjährigen Skandal, als Sony zum 31. Dezember 2023 aus dem PlayStation Network, wohlgemerkt gekaufte, Discovery-Inhalte entfernt hat, die jetzt selbst Käufer nicht mehr abrufen können, sollte uns das alle hellhörig machen. Mit Videospielen hat das zwar (noch!) nichts zu tun, aber jetzt ist die Türe offen. Solange Spiele in physischer Form irgendwo auf der Welt erscheinen, bleiben Importe definitiv relevant.

Markus‘ Meinung:

Ich muss Eric voll und ganz zustimmen, als Sammler und Verfechter physischer Medien ist man gerade bei Spielen sehr auf Importe angewiesen. Dabei haben mich Importe schon seit meiner frühesten Videospiel-Karriere begleitet. Damals in den 1990ern kam ich das erste Mal in den häufig frequentierten Videospielläden meiner Heimat Köln mit Importen in Kontakt. Sah ich dort doch zum ersten Mal Spiele wie Final Fantasy IV oder VI (damals Final Fantasy II und III), Chrono Trigger und anderen Perlen. Ich würde sogar sagen, dass ich ohne Importe gar nicht meine Leidenschaft für japanische Rollenspiele entdeckt hätte, genauso wenig wie mein Interesse an Japan allgemein. Abgesehen von der mangelnden Verfügbarkeit zahlreicher Titel in Deutschland sahen sich zu dieser Zeit Videospielfans hierzulande mit der Zensur- und Indizierwut deutscher Behörden sowie hundmiserabler deutscher Übersetzungen konfrontiert, PAL-Balken und Geschwindigkeitseinbußen bei europäischen Titeln inklusive. Aus diesem Grund habe ich damals sehr viel importiert. Dies zog sich bis weit in die 2000er hinein, bereichert wurde das fröhliche Importieren zudem durch das immer bequemer werdende Bestellen im Internet sowie ebay-Auktionen. Mit der siebten Videospielgeneration (Xbox360, PlayStation 3, Wii) wurde das Importieren dann jedoch nicht mehr unbedingt und höchstens noch punktuell nötig. Die PAL/NTSC-Misere war Geschichte und langsam beruhigte sich die Indizierungswut der BPjM. Hinzu kam, dass nun die Spiele vermehrt immer häufiger zeitnah erschienen. Dieser Luxus sorgte dann dafür, dass ich in den 2010ern kaum bis gar nicht importiert habe, es aber nun langsam genau wie Eric aber wieder anfange. Die immer weiter fortschreitende digitale Verfügbarkeit von Spielen verdrängt nun leider gerade bei kleineren Releases immer mehr die physischen Medien, weshalb ich nun bei kleineren Titeln tatsächlich schonmal wieder zu Importen greife, denn genau wie Eric habe ich Spiele gerne im Regal stehen und sehe der Digitalisierung gerade im Hinblick auf die von Eric angesprochene Entfernung von Inhalen bis zur Schließung ganzer digitaler Ökosysteme (RIP 3DS-eShop und Co.) sehr skeptisch. Dies wird mich wohl auch in Zukunft dazu bewegen, das Importieren wieder verstärkt aufzunehmen und sehe genau wie Eric die Relevanz von Importen definitiv. Ganz besonders für Sammler!

Arnes Meinung:

Wie meine beiden Kollegen oben finde ich physische Spiele toll, weil sie mir erhalten bleiben, auch wenn außerhalb meines Hauses etwas Dummes passiert. Das ist toll für die Nachwelt. Allerdings sind die Titel, die ich spiele, in Deutschland fast immer regulär erhältlich, zur Not kaufe ich sie digital in einem anderen Land, was ich nicht als Import ansehe. Allerdings bin ich noch nie in die Verlegenheit gekommen, Spiele aus Japan importieren zu wollen. Meine Japanischkenntnisse halten sich in Grenzen und mein Bezug zu Spielen, die nur in Japan erscheinen, auch. Ich habe auch schon physische Spiele aus den USA importiert, aber das hat sich nicht so angefühlt, weil es sich um limitierte Produktionen von Spielen handelte, die auch problemlos digital erhältlich sind. Aus diesem Grund finde ich es nicht notwendig, Videospiele zu importieren, aber ich freue mich, dass es die Möglichkeit gibt und dass die Welt so klein ist, dass es funktioniert. Ich freue mich auch, dass dadurch vor allem Sammlungen erweitert werden können und Sammlerinnen und Sammler auf besondere Schätze stolz sein können, die hierzulande sehr selten sind. Schön für sie!

Alex’ Meinung:

Importe waren für mich noch nie wirklich relevant. In meiner Kindheit und Jugend lag das vor allem an der schlichtweg nicht vorhandenen Verfügbarkeit. Gerade in jungen Jahren war ich froh, überhaupt ein, zwei Geschäfte zu haben, die Videospiele verkauft haben. An Importe war hier nicht einmal zu denken. Waren Spiele, die ich in Magazinen gesehen habe, nicht verfügbar, habe ich sie entsprechend auch nicht gespielt. Ausnahmen gab es natürlich trotzdem, doch hatte ich damals auch nicht das Problem, da ich immer die Spiele hatte, die ich brauchte. Erst zum Jahrtausendwechsel habe ich immer mehr Titel schmerzlich vermisst. Dennoch habe ich kaum über Importe nachgedacht. Allerdings habe ich auch ein paar Spiele importiert, vorwiegend im europäischen Ausland, um Geld zu sparen. So stammt etwa mein Nintendo 3DS XL aus Italien. Auch heute importiere ich eher Sammelfiguren als Videospiele. Zumal für mich die Wichtigkeit von physischen Spielen schleichend, aber spürbar abgenommen hat. Zwar bevorzuge ich noch immer eine Disc oder Cartridge, ist ein Spiel in Europa aber nur digital erhältlich, importiere ich deshalb nicht die japanische Version. Besonders, wenn ich deshalb auf die deutsche Sprachfassung verzichten müsste. Dennoch ist es natürlich gut, dass Importe heute vergleichsweise leicht sind.