Redaktionsdiskussion: Unsere liebsten Partys in Videospielen – SPECIAL

Videospiele verlangen uns meist abenteuerliche Gefahren, aufregende Rennen oder actionreiche Schießereien ab. Doch auch abseits von klassischen Partyspielen gibt es etwas zu feiern und so widmen sich viele Charaktere in Videospielen auch dem Vergnügen einer Party. In einer Redaktionsdiskussion verrät die NMag-Redaktion ihre liebsten Partys in Videospielen.


Viele Menschen feiern gerne, weshalb es nicht überraschend ist, dass auch in Videospielen oft gefeiert wird. Auf unterschiedliche Weise dürfen wir uns virtuell vergnügen. Sei es nun bei Karneval, auf Bällen, in Discos, auf Konzerten oder eben bei klassischen Partys mit Freunden der Hauptfigur. Die Vielfalt ist groß und so manches Spiel, bei dem es nicht erwartet wird, enthält fröhliche Feierszenen. Deshalb haben die NMag-Redakteure über ihre liebsten Partys in Videospielen nachgedacht und in einer Redaktionsdiskussion zusammengefasst.

Alex’ Meinung:

Obwohl ich anfangs dachte, dass es mir schwerfallen wird, eine Lieblingsparty in Videospielen auszuwählen, sind mir sehr schnell zwei Beispiele eingefallen. Die erste Party ist zwar genau betrachtet keine solche, hier erlaube ich mir aber ein wenig Freiheit. Gemeint ist die Disco-Feierei in Conker’s Bad Fur Day. Genauso abgedreht wie das gesamte Jump ’n’ Run ist schon der Weg in die Disco ein Abenteuer, doch was ich anschließend als Conker unter all den feiernden Steinwesen erlebe, zeigt wie derbe der Humor ist. Schließlich muss Conker Schalter betätigen, um Zugänge zu öffnen und das geht nur, in dem sich die Steinwesen durch Anpinkeln (!), nachdem Conker ordentlich Alkohol konsumiert hat, zusammenrollen und anschließend auf diese Weise an die richtigen Stellen gerollt werden. Ist das Disco-Level noch eine typische Aufgabe in Conker’s Bad Fur Day, ist meine zweite Wahl eine klassische Party. Im DLC Citadel für Mass Effect 3 darf ich eine Einweihnungsparty für Shepards Wohnung veranstalten. Dazu lade ich natürlich alle Charaktere ein, mit denen ich mich im Laufe der Trilogie angefreundet habe. Dafür müssen diese lediglich noch am Leben sein und natürlich muss ich sie bereits getroffen haben. Eine spaßige Mission, die zusätzlich zeigt, wie großartig geschrieben die Figuren im Bioware-Rollenspiel sind.

Sörens Meinung:

Im Gegensatz zu Alex musste ich doch sehr viel überlegen, wie ich eine Party in einem Videospiel definiere. Abseits von etlichen Runden in Partyspielen wie Mario Party oder Wii Party fiel mir da auf Anhieb kein wirkliches Spiel ein. Aber nach ein bisschen tiefgreifender Suche bin ich doch auf zwei Spiele gekommen, die für mich eine Party oder immerhin Partystimmung vermitteln. Das erste Spiel wäre Fire Emblem: Three Houses. Im neunten Kapitel des Spiel beziehungsweise im Monat der Sterne (der bei uns dem Dezember entspricht) findet der Ball statt, welcher mit dem Wettbewerb um den „weißen Reiher“ verbunden wird. Es handelt sich dabei um einen Tanzwettbewerb, bei dem wir einen unserer Studenten als Teilnehmer bestimmen können. Geht der- oder diejenige als Sieger hervor, kann dieser als Tänzer wie in anderen Serienablegern andere Verbündete erneut ziehen lassen. Der Ball wird mit einer Zwischensequenz abgehalten, die etwas von den spannungsgeladenen Kämpfen ablenkt. Mein zweites Spiel ist Rayman 3: Alex hat schon das Disco-Level aus Conker’s Bad Fur Day angesprochen und solche Passagen gibt es auch beim gliederlosen Helden aus dem Hause Ubisoft. Um zwischen den Welten zu reisen, gleiten wir auf sehr abgedrehten Kursen entlang, die mit sehr stimmungsgeladener Disco-Musik unterlegt sind.

Arnes Meinung:

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Partys in Videospielen sind für mich oft mehr als nur Hintergrundszenen. Sie zeigen die Verbundenheit der Charaktere und schaffen Momente, die mich emotional im Spiel halten. Für mich ist die Tanzparty am Pier in BioShock Infinite eine ganz besondere wie beeindruckende Szene. Hier erlebe ich Elizabeths pure Freude und die Leichtigkeit, die sie für einen kurzen Moment spürt, und fühle mich mit ihr verbunden. Während sie im Rhythmus der Musik der 1920er-Jahre tanzt, spüre ich ihre neu entdeckte Freiheit und Unbeschwertheit – eine heitere, nostalgische Stimmung, die sich in der düsteren Welt von Columbia bald ins Gegenteil verkehrt. Es ist ein wunderschöner Moment, der mir für einen kurzen Augenblick einen herrlichen Lichtblick schenkt. Gerade bevor sich die Ereignisse in Columbia dramatisch zuspitzen und die Revolution mit ihren Straßenkämpfen ihren Lauf nimmt. Die positive Energie und Wärme, die dieser Tanz von Elizabeth ausstrahlt, unterstreicht für mich auf wunderbare Weise die Zerbrechlichkeit solcher Momente der Unbeschwertheit inmitten der dramatischen Welt, die uns Videospiele bieten können.

Erics Meinung:

Es gibt tatsächlich nur wenige Partys in Videospielen, die mir im Gedächtnis geblieben sind – und nicht alle positiv. Da fallen mir vor allem die Geburtstagsfeiern in Animal Crossing: New Horizons ein. Hat eines der Tierchen Geburtstag, wird schnell noch irgendwie der letzte Schrott gekauft oder mit Materialien zusammengeschustert. Sobald ich das Haus eines der tierischen Inselbewohner betrete, geht dort bei absolut peppiger Musik sprichwörtlich die Luzie ab. Zumindest soll dieser Eindruck entstehen. Es bleibt jedoch ein künstlicher Moment der Freude, der nichts mit der Realität zu tun hat. Der Kuchen wird nicht wirklich angeschnitten und es sind zu wenige Gäste als dass die Inszenierung glaubhaft wäre. Würde ich meine echten Freunde mit einfallslosen Geschenken eine Freude machen, würden diese mich mit ihren Blicken töten. Würde ich kein Stück Kuchen bekommen, kann ich mich auch gleich revanchieren. Deutlich besser gelingt die Inszenierung einer Feier in einem, wenn nicht sogar dem besten japanischen Rollenspiel aller Zeiten: Persona 5 Royal. Immer dann, wenn die Phantomdiebe einem Widersacher das Handwerk gelegt haben, gehen diese in teuren Restaurants essen oder schmeißen auf dem Dachboden eine Hot Pot Party. Hier erfahre ich mehr über die Charaktere und werde zudem auch noch mit dem fantastischen Humor des Spiels unterhalten. So und nicht anders sollten gute Partys in Videospielen aussehen!

Markus‘ Meinung:

Als ich den Titel der Redaktionsdiskussion das erste Mal las, dachte ich als Rollenspieler erst einmal an etwas ganz anderes. Aber Scherz beiseite, Partys gibt es in Videospielen natürlich zuhauf. Was Nintendo-Spiele und Spiele auf Nintendo-Konsolen angeht haben meine Vorredner eigentlich schon das Wichtigste gesagt. So ist die von Arne beschriebene Szene aus BioShock Infinite eine schöne Wahl und auch eine meiner Liebslingsszenen aus dem Spiel. Ebenso stimme ich Eric zu, dass die Partys in Animal Crossing etwas aufgesetzt wirken. Hier würde ich mir in Zukunft auch etwas mehr wünschen. Die zwei Szenen, die mir besonders gefallen, sind allerdings leider nicht auf Nintendo-Konsolen verfügbar. Welche Party mir in der letzten Zeit besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist eine Szene in Phantom Liberty, der hervorragenden Erweiterung zu Cyberpunk 2077, in der wir den Black Sapphire Club besuchen. Dort hat eine von Night Citys berühmtesten Stars, die Sängerin Lizzy Wizzy, die von der Musikerin Grimes gespielt wird, einen spektakulären Auftritt und gibt ihren Song „Delicate Weapon“ zum Besten. Diese wunderbare Szene fügt sich nicht nur perfekt in die Geschichte des Spiels ein, sondern bietet auch einen absolut fantastischen Auftritt, der mit tollen grafischen Spielereien aufwartet, und mir damit noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Ein weiteres Highlight der letzten Jahre ist für mich das Kapitel „We Sing“ aus Remedys einmaligen Surivival-Horror-Epos Alan Wake 2. Nicht direkt eine Party im eigentlichen Sinn, hat mich diese Szene mit seinen Realfilmsequenzen und der Musik total aus den Socken gehauen und mir wahrscheinlich eine der einprägendsten fünfzehn Minuten Spiel seit langem beschert.