American Fugitive – TEST

Fallen Tree Games wandelt mit American Fugitive auf den Spuren der ersten GTA-Teile. Als entflohener Sträfling versuchen wir im Mittelamerika der 1980er unsere Unschuld zu beweisen und versinken dabei tief im Sumpf des Verbrechens.


Will Riley hat eine Vergangenheit als Kleinkrimineller, lebt aber längst mit seiner Frau ein normales Leben. Als er eines Nachts erneut einen Anruf seines Vaters erhält, macht sich Will widerwillig auf den Weg zu ihm. Auf der Farm angekommen, findet er jedoch nur noch die Leiche seines Vaters und wird kurz darauf festgenommen und schließlich wegen Mordes verurteilt. Kaum bietet sich Will die Gelegenheit, bricht er aus dem Gefängnis aus, um den wahren Mörder seines Vaters zu finden und seine Unschuld zu beweisen.

Klassische Gangster-Action

American Fugitive erzählt die Geschichte von Will Riley direkt von Beginn ohne größere Zwischensequenzen. Aus der Top-Down-Perspektive sehen wir unser Haus, und kleine Charakterbilder stellen die eher statischen Gespräche dar. Die ersten Schritte machen wir auf der Farm unseres Vaters. Hier lernen wir die Grundlagen des Spiels und erleben gleichzeitig hautnah mit, wie die Leiche von Wills Vater entdeckt und wir anschließend festgenommen werden. Auch nach der Flucht aus dem Gefängnis ist es an uns, ein sicheres Abflussrohr zu finden, durch das wir in die Stadt entkommen können. Anschließend öffnet sich uns im Laufe der Geschichte eine immer größere offene Welt, in der wir Aufträge erfüllen, Geschäfte überfallen, in Häuser einbrechen, Fahrzeuge stehlen, uns Schießereien liefern und vor der Polizei fliehen. Als erstes müssen wir aber andere Kleidung besorgen und anschließend unseren alten Kollegen, Freund und Schwager Dwayne aufsuchen. Von ihm erhalten wir unsere ersten Aufträge und erlernen genauso wie in anderen Missionen neue Gameplay-Elemente. Dabei erinnert uns American Fugitive regelmäßig an die alten GTA-Teile. Spielprinzip, Perspektive und Geschichte ähneln den ersten Ablegern des Genre-Primus.

Die Geschichte schreitet mittels Missionen langsam voran und wir erhalten immer tiefere Einblicke in die Machenschaften hinter dem Mord an unserem Vater. Mit korrupten Polizisten, organisierter Kriminalität, Kleinkriminellen und allerlei mehr präsentiert uns American Fugitive zahlreiche klassische Elemente bekannter Gangster-Geschichten. Wichtig ist, dass wir uns nicht von der Polizei erwischen lassen dürfen. Werden wir verhaftet oder getötet, fangen wir in Gefängniskluft beim nächsten Abflussrohr wieder von vorne an. Unser Inventar verlieren wir, Spielfortschritt und Geld bleiben aber erhalten. Ärgerlich bleibt der Verlust mühsam gesammelter Waffen, Lebensmittel für die Heilung und anderer Gegenstände trotzdem. Um so frustrierender ist es, dass die Polizei recht schnell auf uns aufmerksam wird. Besonders die Agressivität und Schnelligkeit bei kleinen Autounfällen kann nerven. Schon kleinste Berührungen anderer Fahrzeuge, die nicht einmal immer von uns verursacht worden sein müssen, können dazu führen, dass sofort ein Streifenwagen auftaucht und unser Fahndungslevel steigt. Immerhin lässt sich dieser selbst auf der höchsten Stufe und bei zahlreichen Morden durch bloßes verstecktes Warten wieder relativ schnell senken. Das ungesehene Wechseln von Fahrzeug und Kleidung hilft ebenfalls.

Leben als Krimineller

Ein Leben auf der Flucht ist nicht einfach und wir benötigen viel Geld, um zu überleben. Neben Aufträgen gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten um etwas dazu zu verdienen, legal sind diese aber nicht. Wir können Fahrzeuge stehlen und verkaufen oder in Häuser einbrechen und Wertgegenstände zum Pfandleiher bringen. Auch Raubüberfälle können uns einiges einbringen. Wichtig ist aber, dass jedes Gebäude, selbst kleine Holzverschläge mitten im Wald oder Wohnwagen, über eine Alarmanlage verfügen. Kaum sind wir irgendwo eingebrochen, wird uns auch schon angezeigt, wie lange es noch dauert, bis die Polizei kommt. Frei bewegen können wir uns in den Gebäuden nicht. Stattdessen wird ein Grundriss angezeigt, auf dem wir unser Charaktersymbol von Raum zu Raum bewegen können. Das Durchsuchen der unterschiedlichen Zimmer dauert abhängig von der Größe mehrere Sekunden, die uns entsprechend bis zur Ankunft der Polizei fehlen. Deshalb ist besonders bei größeren Gebäuden überlegtes Vorgehen wichtig. Schlaf- und Wohnzimmer lohnen sich oft etwa mehr als Bad oder Küche.

Wichtig ist bei Hauseinbrüchen aber auch eine gute Planung. Schließlich wollen wir nicht auf die Hausbesitzer treffen. Deshalb können wir durch Fenster ins Innere spähen, um festzustellen, ob jemand zu Hause ist. Werden wir dabei gesehen, kann es ebenfalls passieren, dass die Polizei gerufen wird. Sind wir sicher, können wir entweder ein Fenster einschlagen oder eine Tür aufbrechen. Besorgen wir uns vom Hausbesitzer den Schlüssel, können wir sogar ohne Alarm in ein Haus eindringen. Besonders wertvolle Gegenstände wie Gemälde dienen gleichzeitig als Sammelobjekte, sind entsprechend begrenzt und können nur bei bestimmten Händlern verkauft werden. Geplantes Vorgehen ist ebenfalls bei Überfällen wichtig. Hier kommt ein gewisser Zufallsfaktor zum tragen. Wollen wir ein Geschäft ausrauben, müssen wir dafür eine Waffe wählen. Eine Prozentanzeige liefert einen Hinweis auf die Erfolgswahrscheinlichkeit. Anschließend können wir den Inhaber angreifen, fesseln oder freilassen. Letzteres kostet uns wertvolle Sekunden bis die Polizei kommt. Bei den anderen beiden Optionen müssen wir wiederum Waffe oder Gegenstände wie Seil oder Kabelbinder einsetzen. Auch hier hängt vieles von der angegebenen Erfolgswahrscheinlichkeit ab. Dieser Zufallsfaktor kann mitunter frustrierend sein, besonders wenn wir dadurch unsere Waffe mit einer Quote von über neunzig Prozent verlieren.

Trotz der teils frustrierenden Macken macht American Fugitive Spaß und hat uns zum Weiterspielen animiert. Die Geschichte ist interessant und spannend genug, die Charaktere ordentlich und abwechslungsreich geschrieben und das Gameplay motivierend. Jeder gelungene Überfalle, jede erledigte Mission stachelt uns aufs neue an weiterzuspielen und so haben wir uns manchmal sogar dabei erwischt, dass wir wesentlich länger vor der Switch gesessen haben, als ursprünglich geplant. Lediglich die nervige Fahrmechanik und die viel zu empfindliche Polizei haben uns manchmal derart frustriert, dass wir American Fugitive einfach ausgemacht haben. Dennoch bleibt das Action-Adventure ein guter GTA-Klon.

Ordentliche Technik

Grafisch kann sich American Fugitive durchaus sehen lassen. Der Stil mag nicht jedem gefallen, doch die Optik passt zur Gangster-Geschichte und trägt zur guten Spielbarkeit des Titels bei. Lediglich manche matschige Textur ist uns negativ aufgefallen. Außerdem ist die Schrift – gerade im Handheld-Modus – manchmal etwas zu klein. Dafür sind uns keine Bugs aufgefallen und auch keine nennenswerten Ruckler haben das Spielgefühl getrübt.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

GTA und GTA 2 habe ich früher viel auf dem PC gespielt, deshalb war ich neugierig, wie das Spielprinzip mit moderner Grafik heute wirkt. American Fugitive zeigt, dass ein Top-Down-Open-World-Action-Adventure noch funktionieren kann. Obwohl mich gerade die empfindliche Polizei, die hakelige Fahrsteuerung und manch unlogische Alarmanlage ziemlich genervt haben, hat mich das Spiel von Fallen Tree Games und Curve Digital immer wieder aufs neue motiviert. Wirklich viel neu macht American Fugitive nicht, doch dafür setzt der Titel bekannte Genre-Elemente zu einem guten Spielerlebnis zusammen. Wer etwas mit dem Genre anfangen kann, dürfte zufrieden mit dem Action-Adventure sein.