Dorfromantik – TEST

Bereits im April 2022 erschien das fertige Aufbauspiel Dorfromantik für den PC. Wer auf die Nintendo-Switch-Fassung warten wollte, hat seit September 2022 die Möglichkeit, den Titel auf Nintendos Hybridkonsole nachzuholen. Das Warten hat sich weitgehend für uns gelohnt.


Bei Dorfromantik handelt es sich um ein Aufbauspiel, das von vier Studenten der Technischen Hochschule für Technik und Wissenschaft Berlin entwickelt wurde. Timo Falcke, Sandro Heuberger, Luca Langenberg und Zwi Zausch war es bei ihrem Werk besonders wichtig, ein möglichst friedvolles und entspannendes Spiel zu kreieren. Dieses Vorhaben, so viel können wir euch an dieser Stelle schon verraten, ist den vier Köpfen definitiv gelungen. Die Regeln von Dorfromantik sind darüber hinaus einfach zu erklären: Zu Beginn einer Partie erhalten wir eine bestimmte Anzahl an zu legenden Kärtchen. Diese hexagonalförmigen Karten bilden Häuser, Felder, Wälder, Flüsse und Schienen ab. Manchmal ist das Plättchen voll mit einem Motiv, doch in der Regel befinden sich mehrere verschiedene Elemente darauf.

Wir müssen die Kärtchen auf einem anfangs leeren Spielfeld positionieren und die passenden Motive aneinanderreihen. Für das erfolgreiche Ansetzen der Karten gibt es Punkte. Je besser wir uns dabei anstellen, also bis zu sechs Seiten genau richtig anordnen, desto mehr Punkte werden unserem Konto gutgeschrieben. Das klingt in der Theorie sehr einfach, kann in der Praxis mitunter aber schwierig werden. Wir müssen immer genau überlegen, wo wir das nächste Plättchen ablegen wollen. Rückgängig machen können wir nur den jeweils letzten Zug, was das Ganze spannend macht und die Lernkurve zumindest leicht ansteigen lässt.

Simples Spielprinzip mit Biss

Trotz seiner Eingängigkeit ist das Gameplay von Dorfromantik ein wenig tiefgehender als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Hin und wieder erhalten wir Kärtchen, die direkt eine Quest mit sich bringen. Fortan ist auf dem Spielfeld an besagtem Kärtchen ein Symbol zu erkennen. In diesem Fall müssen wir darauf achten, dass wir beispielsweise mindestens zwanzig Häuser oder genau acht Flussbereiche miteinander verbinden. Da uns immer vorgegeben ist, welches Kärtchen wir als nächstes auf dem Spielfeld positionieren müssen, erfordert das Gameplay höchste Konzentration. Das liegt aber auch daran, dass die Symbole leider häufig wichtige Bildschirminformationen verdecken.

Auch ein wenig Kalkül kann nicht schaden. So sollten wir häufig auch im Voraus darauf achten, unter anderem Wälder so anzulegen, dass wir sie gegebenenfalls noch miteinander kombinieren können. Nicht immer geht diese Rechnung auf, aber wenn unser Stapel dann in allerletzter Sekunde das richtige Kärtchen aus dem Hut zaubert, ist die Freude groß. Für jede erfüllte Quest erhalten wir übrigens ein paar neue Karten zugespielt. Haben wir keine Plättchen mehr im Stapel, endet die Partie abrupt und lässt uns mit dem Highscore zurück. Apropos Highscore: Gelegentlich tauchen kleine Fähnchen auf dem Spielfeld auf. Wenn wir dann den markierten Bereich abschließen, sodass wir keine Option mehr haben, neue Kärtchen anzulegen, erhalten wir als Ausgleich noch mehr Punkte.

Weitere Spielmodi mit leicht anderen Regeln

Wer Dorfromantik das erste Mal spielt, bekommt diese Mechaniken in einem leicht verständlichen Tutorial beigebracht, das nur wenige Minuten dauert. Nichtsdestotrotz ist das Spiel kinderleicht zu erlernen, was ihr aber durch unsere bisherige Beschreibung des Gameplays bestimmt schon erahnt habt. Neben diesem klassischen Modus bietet Dorfromantik auch einen höheren Anspruch im schwierigen Modus. In diesem gibt es weniger Quests und die Kärtchen sind im Spiel deutlich komplexer aufgebaut. Der höhere Schwierigkeitsgrad fällt jedoch erst so richtig in der zweiten Hälfte der Partie auf. Vorausplanen ist in diesem Modus also unerlässlich.

Wer es etwas entspannter mag, kann sich auch im Kreativmodus regelrecht austoben. In diesem liegt unendlicher Nachschub an Kärtchen vor. Außerdem können wir unpassende Plättchen abwerfen. Es ist im Grunde ein Endlosspiel, in dem wir eben richtig kreativ sein können. Haben wir nur wenige Minuten zwischendurch für Dorfromantik Zeit, dürfen wir uns auch im schnellen Modus versuchen. In diesem haben wir lediglich Zugriff auf eine begrenzte Anzahl an Kärtchen und das Aufstellen eines neuen Rekords steht im Mittelpunkt des Geschehens. Im monatlichen Modus wiederum wechselt die Mission jeden Monat durch. Laut der Inhaltsangabe im Spiel sei die Aufgabe benutzerdefiniert. Wie das zu interpretieren ist, wissen wohl nur die Entwickler. Wir können uns aus dieser Angabe keinen Reim machen.

Dezentes Erscheinungsbild mit ein paar Schwächen

Zu guter Letzt gibt es noch den eigenen Modus, in dem wir selbst entscheiden dürfen, welche Kärtchen in welcher Konzentration auftauchen und wie hoch zum Beispiel unser Anfangsstapel ausfällt. Auch den Schwierigkeitsgrad der Quests dürfen wir anpassen. Das Beste hierbei ist, dass die jeweilige Einstellung einen Code generiert, den wir dann an unsere Freunde weiterreichen dürfen. Leider funktioniert dies nur außerhalb des Spiels über private Kommunikationswege. Online-Features oder gar Mehrspielermodi bietet das Spiel nicht. Selbst Ranglisten suchen wir in Dorfromantik vergebens. Hier verschenken die Entwickler reihenweise Potenzial, da wir so kaum Gründe finden, das Aufbauspiel immer wieder anzuschmeißen. Achievement wie das Erreichen einer bestimmten Punktzahl dürften nur für wenige Spieler tatsächlich Anreiz bieten.

Auch bei der Steuerung hätten wir uns mehr Liebe zum Detail gewünscht, denn je größer das Bild durch die gelegten Plättchen ausfällt, desto mehr müssen wir ohne sichtbaren Cursor die Kamera bewegen. Besonders beim Schließen von Lücken im Bild ist die Bedienung fummelig. Die Touchscreen-Steuerung wirkt darüber hinaus unfertig, da wir nur die Stelle zum Ablegen markieren dürfen, dann aber trotzdem einen Aktionsknopf zum Bestätigen auswählen müssen. Ans Drehen der Kärtchen ist da gar nicht erst zu denken! Immerhin passt der bunte, aber dezente Grafikstil zur ländlichen Idylle und die Musik von Laryssa Okada, OnlySound und Pygoscelis untermalt das Geschehen angenehm und stimmungsvoll.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Dorfromantik ist ein sehr verträumter Titel, der auf einen schlichten Grafikstil setzt. Dieser passt jedoch sehr gut zum Gameplay und zur friedlichen Grundstimmung des Aufbauspiels. Auch der Einsatz von angenehm in den Ohren klingenden Melodien und typischen Dorfgeräuschen wie das Brüllen von Kühen passen zum Geschehen. Beim Gameplay selbst bleibt Dorfromantik ebenso schlicht. Die Regeln sind einfach und verständlich, bieten aber vor allem in länger anhaltenden Partien aufgrund immer anspruchsvolleren Quests reichlich Komplexität. Es macht immer wieder Spaß, Dorfromantik zwischendurch anzuschmeißen. Partien dauern meistens zwischen dreißig und sechzig Minuten. Schade ist aber, dass es keine Mehrspielermodi wie das gemeinsame oder gegenseitige Ablegen von Kärtchen gibt. Selbst Online-Ranglisten fehlen. Auch die Steuerung kann nerven, da es keinen Cursor gibt und das Ablegen der Kärtchen deshalb besonders im fortgeschrittenen Verlauf einer Partie nervig sein kann. Wer die Möglichkeit hat, sollte daher lieber zur PC-Fassung greifen, in der es einen solchen Cursor dank Mausunterstützung gibt. Trotzdem sind das alles Defizite, bei denen ich gerade noch so ein Auge zudrücken kann. Das Spiel setzt nicht auf Zeitdruck und lässt mir für jeden Zug alle Zeit der Welt. Meiner Meinung nach sollten die Entwickler das Spiel aber unbedingt per Patch ausbessern. So könnte Dorfromantik nämlich noch sehr viel stressfreier sein!