Dragon’s Dogma: Dark Arisen – TEST

Klassisches Rollenspiel in mittelalterlicher Fantasy-Welt mit Anleihen von Dark Souls und Monster Hunter. Bei der Erstveröffentlichung 2012 für PlayStation 3 und Xbox 360 galt Dragon’s Dogma als Geheimtipp. Erstmals kann mit der Switch-Version auf einer Nintendo-Konsole der Kontinent Gransys erkundet werden. Und das in der erweiterten 2013er-Variante Dragon’s Dogma: Dark Arisen.


Eine düstere Ruine, finstere Gestalten und ein gefährlicher Auftrag. Dragon’s Dogma: Dark Arisen beginnt mit einem kleinen Tutorial, das uns die Spielmechaniken jedoch nur rudimentär erklärt, aber eine erste Eingewöhnung in das Kampfsystem ermöglicht. Anschließend dürfen wir wahlweise eine Heldin oder einen Helden erstellen. Als Einwohner von Kassardis sind wir anwesend, als plötzlich ein Drachen angreift. Kurzerhand greifen wir zum Schwert, um gegen das riesige Ungetüm zu kämpfen. Wenig überraschend unterliegen wir und die Bestie raubt uns unser noch immer schlagendes Herz. Statt zu sterben, leben wir jedoch weiter und sind nun der beziehungsweise die Erweckte. Unsere Aufgabe ist klar: den Drachen suchen und bezwingen.

Erneute Portierung

Dragon’s Dogma: Dark Arisen wurde seit der Erstveröffentlichung 2012 für zahlreiche Systeme portiert und konnte bereits auf den Ursprungssystemen PlayStation 3 und Xbox 360 spielerisch überzeugen, war aber technisch veraltet. Der Switch-Umsetzung ist trotz Verbesserungen, die bereits bei den PC-, PS4- und Xbox-One-Versionen vorhanden waren, das Alter deutlich anzusehen. Verwaschene Texturen, plötzlich erscheinende Objekte, künstlich wirkende Gesichter und eine trockene Inszenierung zeigen deutlich, dass das Rollenspiel grafisch nicht mehr zeitgemäß ist. Unbedingt hässlich ist Dragon’s Dogma: Dark Arisen aber auch nicht.

Spielerisch sieht es ganz anders aus. Das Action-Rollenspiel überzeugt mit flotten Kämpfen, in denen überlegtes Vorgehen wichtig ist. Wie sich unsere Angriffe spielen hängt von der gewählten Klasse ab. Entweder schreiten wir als Kämpfer in den Nahkampf, treten mit Dolch und Bogen als Streicher an oder wirken als Magier Zauber. Normale Attacken und Fähigkeiten setzen wir genauso ein wie Blocken und Parieren. Zudem gilt es die Schwächen der Feinde auszunutzen. Später könnten wir unsere Klasse frei wechseln. Neben den Standard-Berufen stehen Spezialisierungen sowie Misch-Klassen zur Verfügung. Genauso wie neue Fähigkeiten, sind für den Klassenwechsel Disziplinpunkte, die wir in Kämpfen verdienen, erforderlich. Klassisch Rollenspiel sammeln wir natürlich auch Erfahrung und steigen im Level und zusätzlich im Klassenrang auf.

Eine der großen Besonderheiten von Dragon’s Dogma: Dark Arisen sind die Bosskämpfe. Statt einfach nur auf die riesigen Monster, zu denen etwa Zyklopen, die Hydra oder eine Chimäre zählen, einzuschlagen, müssen wir besonders hier überlegt vorgehen. Dafür können wir sogar an den großen Gegnern hochklettern, um Schwachstellen zu erreichen und mehr Schaden anzurichten. Genauso wie beim Einsatz von Fähigkeiten oder wenn wir rennen, verbraucht das unsere Ausdauer. Ist diese leer, sind wir einen Moment nicht in der Lage uns zu bewegen und somit ein leichtes Ziel. Selbst in normalen Kämpfen kann unüberlegtes Handeln schnell zum Tod führen. Besonders angesichts des recht hohen, manchmal etwas unbalancierten Schwierigkeitsgrades. Vor allem in Nebenquests, die nicht angeben, wie herausfordernd sie ausfallen, heißt es vorsichtig vorzugehen und im Zweifelsfall den Rückzug anzutreten und später einen erneuten Anlauf zu wagen.

Vasallen als Begleiter

Statt die große Spielwelt, die neben dem Kontinent Gransys auch die durch Dark Arisen hinzugefügte Insel Finstergram umfasst, alleine zu erkunden, haben wir bis zu drei Mitstreiter an unserer Seite. Dabei handelt es sich jedoch nicht direkt um NPCs, sondern sogenannte Vasallen. Diese werden innerhalb der Geschichte als willen- und gefühllose Wesen, die dem oder der Erweckten dienen, erläutert. Früh im Spiel erstellen wir im Charaktereditor unseren Hauptvasallen, der unser dauerhafter Begleiter wird. Zusätzlich dürfen wir zwei weitere Vasallen an unsere Seite rufen. Interessant ist dabei, dass es sich bei diesen um Hauptvasallen anderer Spieler handelt, die wir uns quasi „ausleihen“. Aufgrund der unterschiedlichen Fähigkeiten und Kenntnisse – die Vasallen geben beispielsweise Tipps bei Quests – ist ein regelmäßiger Wechsel der beiden Nebenvasallen sinnvoll. Das Experimentieren mit den unterschiedlichen Möglichkeiten entwickelt einen eigenen Reiz und kann sogar Einfluss darauf haben, ob wir bei einer Aufgabe erfolgreich sind oder nicht. Ärgerlich ist jedoch, dass unsere Begleiter sich manchmal ziemlich dämlich anstellen. Außerdem stehen uns nur drei Befehle – Angriff, Sammeln und Hilfe – zur Verfügung, so dass wir wenig Kontrolle über das Handeln der Vasallen, die unsere Anweisungen nicht immer beachten – haben.

Sehen lassen kann sich der Umfang von Dragon’s Dogma: Dark Arisen. Die große, lebendige und atmosphärische Spielwelt ist gefüllt mit, oft generischen, Nebenquests, die uns einige Stunden beschäftigen. Alleine für die spannende Geschichte werden etwa dreißig bis vierzig Stunden benötigt. Die Finstergram-Nebengeschichte der Dark-Arisen-Erweiterung bringen zusätzlich etwa 15 Spielstunden, sollten aber trotz der frühen Verfügbarkeit aufgrund des sehr hohen Schwierigkeitsgrades erst später angegangen werden. Damit reiht sich Dragon’s Dogma: Dark Arisen in die Riege der Rollenspiel-Umfangsmonster ein, setzt sich aber mit dem gelungenen Action-Kampfsystem ab. Nach sieben Jahren ist Capcoms Action-Rollenspiel kein Geheimtipp mehr und kann zumindest spielerisch mit modernen Titeln mithalten.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Es sind besonders die Kämpfe und der Schwierigkeitsgrad, die bei Dragon’s Dogma: Dark Arisen Erinnerungen an Dark Souls und Monster Hunter wecken. So unnachgiebig wie die Spiele von From Software oder zu sehr auf die Monster-Jagd ausgerichtet wie Capcoms Multiplayer-Titel ist das Action-Rollenspiel jedoch nicht. Stattdessen wird eine durchaus spannende Geschichte in einer großen, atmosphärischen Fantasy-Welt geboten. Schnell hat mich das Abenteuer rund um den oder die Erweckte und den Drachen gefesselt. Lediglich der manchmal unausgewogene Schwierigkeitsgrad und die Dummheit der an sich interessanten Vasallen hat mich immer wieder genervt. Dennoch ist Dragon’s Dogma: Dark Arisen zu Recht ein Genre-Geheimtipp, der nach sieben Jahren und zahlreichen Portierungen endlich auf einer Nintendo-Konsole angekommen ist. Rollenspiel-Fans sollten dem Titel zumindest eine Chance geben. Gerade zum günstigen Preis von dreißig Euro.