Dynasty Warriors 9 Empires – TEST
Mit Dynasty Warriors 9 Empires gibt es einen neuen strategischen Ableger der beliebten Dynasty-Warriors-Reihe für die Switch. Wer zusätzlich zu Musou-Schlachten auch Spaß an Politik, strategischer Planung, Diplomatie und Kommando hat, könnte hier fündig werden.
Mit der Hauptreihe der Dynasty-Warriors-Spiele hat das Musou-Genre im Jahr 2000 begonnen. Dynasty Warriors 2 war das erste Spiel, dessen Mantra ‚Ein Kämpfer gegen tausende Gegner‘ wurde. Durch dessen Erfolg haben sich Spiele mit dem Wort ‚Warriors‘ im Titel zu einem gesamten Genre entwickelt. So spielt Samurai Warriors in der japanischen Geschichte und Hyrule Warriors im Königreich von Zelda. Fire Emblem Warriors hat Geschichten und Helden aus der gleichnamigen Taktik-Reihe, One Piece: Pirate Warriors basiert auf der Manga-Reihe und Persona 5 Strikers auf dem Persona-5-Spiel.
Den Unterschied macht der Zusatz ‚Empires‘ in diesem Spiel. Während die anderen Warriors-Spiele vorrangig epische Schlachten mit deren Aufgaben, Helden und Fortschritten beinhalten, wollen ‚Empires‘-Titel Strategie. Wir können in den Monaten zwischen den auf historischen Ereignissen basierenden Schlachten wichtige Entscheidungen treffen. Wir beginnen mit der Auswahl einer historischen Begebenheit, etwa dem Aufstand der Gelben Turbane im Jahr 184 nach Christus. Nach der Wahl eines der fünf Schwierigkeitsgrade zwischen Anfänger und Chaos entscheiden wir uns für einen oder eine der 94 Musou-Offiziere oder -Offizierinnen und ein Startgebiet.
Kriegsspiel mit Strategie
Anschließend sind wir im Haupt-Spiel. Wir bekommen im Kriegsrat Reichsziele präsentiert. Dies sind zum einen politische Ziele wie für eine bestimmte Menge Nahrung zu sorgen oder neue Offiziere anzuwerben. Wenn wir zum anderen ein Invasionsziel bekommen, endet das aktuelle Halbjahr mit einer Belagerung, der größten Neuerung von Dynasty Warriors 9 Empires. Sollten uns diese Ziele nicht gefallen, können wir Alternativen vorschlagen. Monatlich können wir anschließend eine Aktion ausführen, etwa für Nahrung sorgen, Spazierengehen, um mit Offizieren zu reden oder andere Rekruten anwerben. Jeder Monat erlaubt uns nur genau eine Aktion, wir müssen also clever haushalten.
Wenn es zu einer Burgbelagerung kommt, passiert diese am Ende des Halbjahres. Wir belagern eine Festung und haben hoffentlich durch unsere vorherigen Bemühungen für gute Verhältnisse gesorgt, denn schwierige Voraussetzungen können uns die Schlachten ziemlich schwer machen. Zu Beginn der Schlacht können wir die Karte ansehen, unseren Verbündeten einzeln Aufträge geben und unsere Geheimpläne vorausplanen, um sie während der Schlacht ausführen zu können. Diese geben uns leichte Boni, nutzen bestimmte Ressourcen wie Truppen und belohnen uns mit Hilfen in der Schlacht. Sollten sie jedoch scheitern, verlieren wir meist einen Vorteil. Gleiches gilt auch für unsere Gegner, deren Geheimpläne wir tunlichst in der Schlacht verhindern sollten, wenn uns unser Sieg lieb ist.
Es gibt im Laufe des Spiels Burgbelagerungen nicht nur aus Sicht der Belagernden, sondern auch als verteidigende Partei. In beiden Fällen gilt das aus anderen Spielen bekannte Waffendreieck auch hier. Schwert schlägt Bogen, Bogen schlägt Reiter und Reiter schlägt Schwertkämpfer. Es ist zwar jeder Gegner besiegbar, jedoch dauert das im Gefecht vielleicht zu lang und kostet uns dadurch andere taktische Vorteile. Kämpfen wird euch in Anleitungen aus dem Menü beigebracht, geht jedoch auch recht einfach. Y greift Gegner an, X macht eine adaptive Musou-Attacke. Mit gehaltener R-Taste können über die Aktionstasten Auslösungsangriffe ausgeführt werden. Der Spezialangriff R+A ist einzigartig pro Offizier, hat jedoch eine Abklingzeit nach Benutzung. Wie in jedem anderen Warriors-Titel erobern wir auch hier Basen. In Dynasty Warriors 9 Empires entstehen aus diesen Basen die Belagerungstürme oder Rammböcke, die uns bei der Belagerung helfen.
Optik und andere Schwierigkeiten
So viel Spaß das Spiel bis hierher gemacht hat, nichts lässt uns daran vorbeisehen, wie schlecht die Grafik ist. In der Open World, in der wir spazieren gehen können und Wildtiere treffen, ist genau gar nichts los. Nicht mal die Fauna ist relevant, die Welt ist gewissermaßen tot: keine Quests, keine interessanten Ereignisse, nichts zu entdecken. Sporadisch einzelne Trupps auf dem Weg zwischen den Basen, das wars. Solch eine offene Welt hätten sich Omega Force schenken können. Abgesehen von der Leere wirkt die Grafik auch nicht mehr zeitgemäß. Manchmal laden die Texturen verspätet, manchmal gar nicht, bevor die Cutscene vorbei ist und manchmal überhaupt nicht. Wir können dem Spiel gerade so zugutehalten, dass während des hektischen Spielgeschehens der Schlachten die Grafik schon seit dem Jahr 2000 keine große Rolle spielt.
Dass die Zwischensequenzen teilweise aus Vorgängertiteln übernommen wurden, wie etwa der gerettete Hund aus Dynasty Warriors 6 Empires, ist eine fragwürdige Entscheidung. Beunruhigend ist, dass die gesamte Engine unverändert aus dem Haupttitel Dynasty Warriors 9 übernommen wurde, obwohl dieser schon im Jahr 2018 erschien und hier genau so funktioniert. Sicher war das eine schwierige Zeit ab 2020, aber im Grunde ist Dynasty Warriors 9 Empires nur eine gekürzte Variation von Dynasty Warriors 9 mit den strategischen Elementen dazu. Hier wäre mehr wünschenswert gewesen, gerade bei einem Vollpreistitel, dessen Kaufpreis sich mit DLCs mehr als verdoppeln lässt.
Erweiterungen für den Charaktereditor nachkaufen
Für Dynasty Warriors 9 Empires sind DLCs angekündigt. Diese sollen unter anderem Kostüme für den eingebauten Charaktereditor bieten, jedoch sind diese aus Vorgängerspielen übernommen worden: erneut eine eigenartige Entscheidung der Entwickler. Doch auch ohne Erweiterungen lässt der Editor Wünsche offen. Zwar lassen sich recht viele Dinge einstellen, aber alle in sehr eng gesteckten Rahmen. So können wir zwar im Bearbeitungsmodus verschiedene Körperattribute ändern, doch ist das höchste einstellbare Gewicht eines, dem Kleidergröße M passen würde – obwohl uns im Spiel dickere Charaktere begegnen. Es gibt wechselbare Oberteile für unsere Charaktere, jedoch nur zwölf Varianten. Auf dem Papier sind zwar die Rüstungen mit allen Farben des Regenbogens einfärbbar, jedoch färbt sich nicht die Rüstung, sondern maximal die kleinen Befestigungsstriemen zwischen dem Metall. Das ist alles etwas schwach und muss sich sogar von Miitopia die Rücklichter zeigen lassen.
So schlimm, wie sich das anhört, ist es aber nicht. Dynasty Warriors 9 Empires räumt keine Preise ab, aber es macht Spaß. Wir können viel über die chinesische Geschichte und ihre Figuren lernen, wenn wir es in den Ladebildschirmen oder Menüs darauf anlegen. Wir können uns in dem politischen System mit Intrigen und Diplomatie austoben, wenn uns danach ist. Auch die Schlachten funktionieren für sich genommen und der Belagerungsaspekt ist tatsächlich nett. Aber für mehr reicht es leider nicht.
Geschrieben von Arne Ruddat
Fazit:
Ich hatte Spaß mit dem Spiel. Diplomatie kann interessant sein, und Ressourcenmanagement auch. Beides bietet Dynasty Warriors 9 Empires, genau wie die Strategie der Geheimpläne und die Taktik der Gefechte. Für mich ist der Titel jedoch nicht gemacht, ich bleibe lieber bei meinen Vertretern aus der fiktiven Welt. Hyrule oder Fire Emblem sind eher mein Metier. Dynasty Warriors 9 Empires ist ein Titel, der für den einen oder die andere spannend sein kann, allerdings sollte hierbei auch der Preis beachtet werden, denn für den Vollpreis bietet mir das Spiel schlicht zu wenig Feinschliff an jeder Ecke.