Ender Magnolia: Bloom in the Mist – TEST

Ein giftiger Nebel liegt über dem Königreich und stürzt künstliche Diener ins Chaos. Ender Magnolia: Bloom in the Mist entführt uns in ein postapokalyptisches Reich voller Verzweiflung und verlorener Seelen. Als junge Stimmerin Lilac erwachen wir ohne Erinnerungen in einem finsteren Labor tief unter der Erde. Nur mit der Hilfe eines mysteriösen Homunkulus namens Nola entkommen wir der ersten Gefahr. Gemeinsam brechen wir auf, um im verwüsteten Rauchland unsere Vergangenheit aufzudecken und die wahnsinnig gewordenen Homunkuli von ihrem Fluch zu erlösen.


Mit Ender Magnolia kehren wir in die düstere Welt zurück, die bereits den Vorgänger Ender Lilies: Quietus of the Knight geprägt hat – allerdings sind Jahrzehnte vergangen und neue Schrecken lauern. Das Reich, einst Vorreiter in magischer und mechanischer Forschung, ist vom sogenannten Rauchland überzogen: Ein giftiger Dunst aus dem Untergrund hat die künstlich geschaffenen Homunkuli in den Wahnsinn getrieben. Wo früher diese Maschinenwesen loyal ihren menschlichen Herren dienten, streifen nun gefährliche Mutanten durch die Ruinen. Inmitten dieses Elends begleiten uns Homunkuli wie Nola, die als ehemalige Beschützerin eine entscheidende Rolle in der Tragödie gespielt hat. Stück für Stück setzen wir die Geschichte aus kryptischen Dialogen, verstreuten Notizen und eindringlichen Rückblenden zusammen. Dabei entfaltet sich ein melancholisches Märchen über Verlust, Identität und die Grenze zwischen künstlichem Leben und Menschlichkeit.

Lilac und die Homunkuli

In Ender Magnolia schlüpfen wir in die Rolle von Lilac, einer sogenannten Stimmerin, die die Fähigkeit besitzt, die vom giftigen Nebel korrumpierten Homunkuli zu reinigen und zu retten. Diese künstlichen Lebensformen, ursprünglich erschaffen, um dem Königreich zu dienen, wurden durch die toxischen Dämpfe in den Wahnsinn getrieben und zu gefährlichen Kreaturen. Lilacs besondere Gabe ermöglicht es ihr, diese Wesen zu erlösen und als Verbündete zu gewinnen, was für den Fortschritt im Spiel essenziell ist. Zusammen mit dem mysteriösen Homunkulus Nola begibt sich Lilac auf eine Reise durch das verwüstete Rauchland, um ihre verlorenen Erinnerungen wiederzufinden und die Homunkuli von ihrem Fluch zu befreien. Dabei entdeckt sie nicht nur die Geheimnisse ihrer eigenen Vergangenheit, sondern auch die Wahrheit über die Ereignisse, die das Königreich in diese düstere Lage gebracht haben.

Spielerisch bleibt Ender Magnolia den Metroidvania-Wurzeln treu, ändert das Konzept aber um eine besondere Mechanik: Lilac selbst schwingt keine Waffe, stattdessen kämpfen die gereinigten Homunkuli an ihrer Seite. Nachdem wir einen Boss in einem intensiven Gefecht besiegt haben, schließt sich dessen Seele unserer Party an. Bis zu vier Fähigkeiten können wir so ausrüsten, die auf Knopfdruck einen Begleiter herbeirufen – sei es Nola mit mächtigen Sensenhieben, der grobschlächtige Lito mit feurigen Fäusten oder ein geflügelter Scharfschütze. Jede dieser 30 einzigartigen Fähigkeiten fühlt sich anders an und darf frei kombiniert werden. Im Kampf weichen wir mit Lilac feindlichen Attacken aus und setzen taktisch die Fähigkeiten ein. Besonders die fordernden Bosskämpfe verlangen es, dass wir die Angriffsmuster studieren und notfalls unsere Strategie anpassen.

Melancholie in Pixeln

Neben dem gelungenen Gameplay beeindruckt Ender Magnolia besonders mit Atmosphäre. Optisch erwartet uns tragische Schönheit: handgezeichnete 2D-Umgebungen voller Detailreichtum, die von Verfall und Verzweiflung zeugen. Im Hintergrund flackern unter anderem Geisterlichter durch verlassene Fabrikhallen, während im Vordergrund blutrote Blumen im Wind wiegen – jedes Gebiet hat seine eigene Farbpalette und stilistische Note. Die Animationen laufen flüssig, das Design der monströsen Homunkuli strotzt vor Kreativität. Untermalt wird das Geschehen von einem wundervollen Soundtrack, den erneut die Indie-Band Mili komponiert hat. Sanfte Klavierklänge und chorale Gesänge wechseln sich mit düsteren Melodien ab und verleihen allem eine Gänsehaut-Stimmung.

Im Verlauf unseres Abenteuers schalten wir genretypisch immer neue Fähigkeiten frei, die uns den Zugang zu zuvor unerreichbaren Orten ermöglichen. Ein Doppelsprung, Wandhaken, eine flinke Luftrolle oder ein Greifhaken gehören bald zu unserem Repertoire und machen das Erkunden der verwobenen Level zum Vergnügen. Ender Magnolia läuft auf der Switch erfreulich stabil – im Gegensatz zum Vorgänger, der mit leichten Rucklern zu kämpfen hatte. Nur in besonders effektlastigen Momenten gibt es kleine Slowdowns. Wer will, kann den Schwierigkeitsgrad anpassen, was die Einstiegshürde senkt. Fortgeschrittene freuen sich durch das Update auf Version 1.1 über Boss-Rush und New-Game-Plus. So werden verschiedene Spielertypen angesprochen, ohne den fordernden Kern zu verlieren.

geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Mich reizte schon lange kein Metroidvania mehr so sehr wie Ender Magnolia: Bloom in the Mist. Die Entwickler haben verstanden, was am Vorgänger hervorragend funktionierte, und genau an den richtigen Stellschrauben gedreht. Als Fan von Ender Lilies fühle ich mich sofort wieder in der vertrauten Welt zu Hause, doch Lilacs neues Abenteuer übertrifft die Erwartungen noch. Die Mischung aus motivierender Erkundung, fordernden Kämpfen und bedrückend schöner Präsentation hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Zwar erfindet Ender Magnolia das Rad nicht neu, aber durch die Homunkulus-Mechanik und viele kleine Verbesserungen spielt es sich angenehm frisch. Jeder Bildschirm, jeder Musiktrack und jeder Bosskampf spiegelt spürbar die Liebe zum Detail wider. Für mich ist Ender Magnolia bereits jetzt ein Höhepunkt des Jahres – ein düsteres Märchen, das ich so schnell nicht vergessen werde.