Etrian Odyssey V: Beyond the Myth – TEST

Über ein Jahr nach der Veröffentlichung in Japan ist Etrian Odyssey V: Beyond the Myth auch im Westen erschienen. Vorerst rein digital, ab Anfang November auch in einer Version im Einzelhandel. Serien-typisch erkunden wir in dem Dungeon-Crawler-Rollenspiel die Ebenen eines riesigen Labyrinths.


Auf einen Story-Modus wie bei den Etrian-Odyssey-Untold-Neuauflagen vergangener Serien-Teile hat Entwickler Atlus bei Etrian Odyssey V: Beyond the Myth verzichtet. Stattdessen hält sich der nunmehr fünfte Teil der Dungeon-Crawler-Reihe an den klassischen Spielablauf der Vorgänger. Mit einer Fünfergruppe an Abenteurern erkunden wir die verschiedenen Ebenen des Weltenbaums Yggdrasil. Diesem ist der Frieden zwischen den vier Völkern im Land Arcania zu verdanken. Es heißt, wer die Spitze des riesigen Baumes erreicht, dem wird jeder Wunsch erfüllt. Ausgangspunkt für die Erkundung der Ebenen ist die am Fuße von Yggdrasil gelegene Stadt Iorys.

Klassisches Dungeon-Crawling

Hier beginnt auch unser Abenteuer. Bevor wir das Labyrinth betreten dürfen, müssen wir unsere eigene Gilde registrieren und Charaktere erstellen. Um unsere Gruppe zu füllen, benötigen wir fünf Abenteurer, während die maximale Zahl an selbsterstellten Figuren bei dreißig liegt. Dadurch bleiben uns viele Freiheiten, da wir die in Iorys jederzeit anpassen können. Allerdings steigen nur jene Helden im Level auf, die auch aktiv an der Erkundung der Ebenen von Yggdrasil beteiligt sind. Bei der Charaktererstellung wählen wir aus den vier Völkern Arcanias und je nachdem zusätzlich aus mehreren verschiedenen Klassen. Stehen die verschiedenen Spezifikationen anfangs nur den jeweiligen Völkern zur Verfügung, können wir später im Spiel unsere Abenteurer frei die Klassen wechseln lassen und erhalten dadurch noch mehr Freiheiten bei der Charakterspezifizierung. Insbesondere durch abweichende Rassen- und Klassen-Fähigkeitszusammenstellungen.

Abseits der Gilden-Halle können wir in Iorys Missionen und Nebenaufträge annehmen, vervollständigte Karten, entdeckte Monster und gefundene Items registrieren lassen, einkaufen gehen oder übernachten, um unsere Gesundheit zu regenerieren. Damit dient die Stadt am Fuß von Yggdrasil als regelmäßiger Anlaufpunkt in unserem Abenteuer. Sei es, um neue Ausrüstung zu erhalten, unser begrenztes Inventar durch Verkauf oder Einlagerung von überflüssigen Materialien zu befreien oder die Belohnungen für abgeschlossene Aufträge einzufordern. Der Kern des Spiels liegt jedoch in den Ebenen des großen Dungeons.

Der Aufbau des Dungeons setzt wie in klassischen Dungeon-Crawlern oder der Etrian-Odyssey-Reihe üblich auf eine Einteilung in Felder. Aus der Ego-Perspektive bewegen wir uns Feld für Feld voran. Dabei gilt es auf dem unteren Bildschirm eine Karte anzulegen. Mittels Stylus zeichnen wir Wände, Boden und Besonderheiten ein. Wahlweise lassen sich zumindest für erstere beiden auch Spielhilfen einstellen, damit dies automatisch geschieht. Kaufen können wir fertige Karten nicht. Nur wenn wir selbst akribisch die Ebenen erkunden, entdecken wir die Geheimnisse des Dungeons, können Truhen öffnen und Materialien einsammeln. Unterbrochen wird unsere Erkundung immer wieder von Ereignissen, die in gut geschriebenen Texten erläutert werden. Ähnlich einem Text-Rollenspiel oder -Adventure wählen wir aus mehreren Optionen, wie wir vorgehen wollen und müssen anschließend mit den Folgen leben. Das sorgt für ein noch besseres Rollenspielgefühl.

Rundenbasiert

Zu einem Dungeon-Crawler gehören natürlich auch Kämpfe. Diese finden in Etrian Odyssey V: Beyond the Myth rundenbasiert statt. Eine Anzeige am rechten unteren Rand des oberen Bildschirms weist darauf hin, wie groß die Gefahr für einen Kampf ist. Werden wir schließlich angegriffen wechselt das Spiel in einen extra Bildschirm. Aus einem Menü gilt es nun zu wählen, ob wir einfach nur angreifen oder verteidigen wollen, einen Skill oder Items einsetzen möchten oder ob eine mächtige Union-Fähigkeit verwendet werden soll. Zu beachten sind dabei die Reihen in denen unsere Kämpfer und die Gegner stehen. Akteure die vorne stehen, können mehr Schaden verursachen, sind gleichzeitig aber anfälliger, während jene in der hinteren Reihe besser geschützt, aber schwächer im Angriff sind. Deshalb gilt es bereits im Vorfeld genau zu planen wie die eigene Gruppe agieren soll, da etwa Zauber und Fernkampfangriffe die Reihenwahl zusätzlich beeinflussen.

Ansonsten bleibt Etrian Odyssey V: Beyond the Myth bei den Kämpfen recht klassisch. Je nach Klasse verfügen die Charaktere über unterschiedliche Fähigkeiten, die wahlweise anstatt eines Standardangriffs verwendet werden können. Diese reichen von starken Schlägen über Elementarangriffe bis hin zu Buffs, Debuffs und Beschwörungen. Ergänzt wird das von den Union-Skills, die ausschließlich bei aufgeladener Union-Anzeige, über die jeder Charakter verfügt, eingesetzt werden kann und individuell die Beteiligung weiterer Gruppenmitglieder benötigt. Angesichts des bereits zu Beginn knackigen, aber nicht zu hohen Schwierigkeitsgrades, ist Vorsicht geboten, um nicht im Dungeon zu scheitern. Im Zweifelsfall kann auch Flucht die richtige Wahl sein, wenn wir uns einem zu mächtigen Feind gegenüber sehen oder unsere Helden bereits zu angeschlagen sind.

Bei der Technik hat sich im Vergleich zu den Vorgängern wenig verändert. Die Ebenen des Dungeons sind schön, aber relativ einfach gestaltet. Animationen sind in den 3D-Umgebungen kaum vorhanden. Ereignisse finden ausschließlich in englischsprachigen Textboxen statt, während in Gesprächen die schön-gezeichneten Anime-Charaktere zum Einsatz kommen. Begleitet wird das Spielgeschehen von einem guten Soundtrack, der stets zu den Situationen passt.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Etrian Odyssey V: Beyond the Myth bietet genau das, was ich mir von einem Teil der Reihe erwartet habe. Klassisches Dungeon-Crawling mit rundenbasierten Kämpfen. Wie schon zuvor ist es erforderlich Freude am Erkunden und eventuell auch Zeichnen der Karte zu haben, um alle Aspekte des Spiels genießen zu können. Missionen und Nebenaufträge sind zu standardmäßig und eine richtige Geschichte fehlt ebenfalls. In dieser Disziplin sind die Untold-Teile etwas besser aufgestellt, weshalb der Verzicht auf einen separaten Story-Modus schade ist. Für mich persönlich wäre der Spielspaß durch einen solchen deutlich höher, auch wenn eines der Elemente von Etrian Odyssey – das Erstellen eigener Abenteurer – dadurch verloren geht. Nichtsdestotrotz macht der fünfte Serienteil Spaß und schafft es durch die weitläufigen Ebenen, das gelungene Kampfsystem und die vielfältigen Charakterentwicklungsmöglichkeiten zu motivieren.