Kunitsu-Gami: Path of the Goddess – TEST

Am 5. Juni erschien mit Kunitsu-Gami: Path of the Goddess pünktlich zum Launch der Switch 2 die Umsetzung des bereits 2024 auf dem PC, der PlayStation 5 und den Xbox-Konsolen veröffentlichten ungewöhnlichen Genre-Mix von Capcom. Die einzigartige Mischung aus Action, Echtzeit-Strategie und Tower Defense führt uns in ein mystisches Japan und lässt uns als Geisterkrieger Soh gegen dämonische Mächte antreten, die einen heiligen Berg in ihren Besitz genommen haben.


Bei Kunitsu-Gami: Path of the Goddess handelt es sich um einen experimentellen, recht außergewöhnlichen Titel, der bereits letztes Jahr im Juni auf dem PC, der PlayStation 5 und den Xbox-Konsolen als reines Download-Spiel erschien. Das Spiel vereint auf ungewöhnliche Art und Weise Action mit Echtzeit-Strategie und Tower-Defense und erhielt in der Presse durchweg sehr gute Wertungen. Aufgrund des recht ungewöhnlichen Gameplays erinnert das Spiel an Capcoms experimentelle Phase aus den frühen 2000er Jahren, in der der japanische Videospielentwickler einige einzigartige Spiele wie God Hand, Viewtiful Joe oder Okami herausbrachte. An letzteres erinnert Kunitsu-Gami: Path of the Goddess nicht zuletzt wegen seiner tief in japanischen Traditionen und Folklore verwurzelten Geschichte. Um diese Verbindung zu zelebrieren, veröffentlichte Capcom letztes Jahr dann auch im Zuge eines Kollaborations-Events Kostüme und eine Waffe für die beiden Hauptcharaktere von Kunitsu-Gami: Path of the Goddess, welche am Aussehen von Amaterasu und Waka aus Okami angelehnt sind. Diese sind in der Switch-2-Version direkt enthalten. Daneben wurde für die am fünften Juni erschienene Umsetzung auf Nintendos neuer Hybrid-Konsole das Spiel durch ein paar zusätzliche Features erweitert, welche die Funktionen der Switch 2 ausnutzen.

Die Entweihung des heiligen Berges Kafuku


Kunitsu-Gami: Path of the Goddess entführt uns in ein altes, mystisches Japan und spielt auf dem heiligen Berg Kafuku, der von einer dunklen Macht, der sogenannten „Entweihung“ befallen ist. Diese „Entweihung“ überzieht den gesamten Berg nach und nach mit einer unheilvollen schwarzen Substanz und öffnet Tore in die Geisterwelt, aus denen nach Sonnenuntergang Horden von abscheulichen Dämonen und Geistern strömen, welche die Umgebung heimsuchen. Wir schlüpfen in die Rolle des maskierten Schwertkämpfers Soh, der Beschützer der Priesterin Yoshiro. Unsere Aufgabe ist es, Yoshiro zu beschützen und sie auf ihrer Reise zu begleiten, den heiligen Berg sowie die am Hang liegenden Dörfer, Schreine und Tempel spirituell zu reinigen.

In der Rolle von Soh führen wir Yoshiro also durch die korrumpierte Landschaft, bekämpfen nachts Geister und Dämonen und sorgen dafür, dass wieder Frieden auf dem heiligen Berg herrscht.

Spirituelle Reinigung im Tag- und Nachtwechsel

Unsere Reise an der Seite von Yoshiro ist strikt in einzelne Level gegliedert, das Gameplay bleibt prinzipiell immer gleich und ist dabei vom Tag- und Nachtwechsel auf dem heiligen Berg abhängig. Tagsüber reinigen wir die von der Entweihung befallene Landschaft, befreien in seltsamen Kokons gefangene Dorfbewohner und bereiten uns auf die kommende Nacht vor. Das bedeutet, dass wir mithilfe von gefundenen Kristallen den Dorfbewohnern unterschiedliche Rollen zuweisen und sie so um Yoshiro herum positionieren, dass sie die Priesterin vor den Dämonenhorden beschützen. Die Rollen, die wir unseren Helfern zuweisen, sind vielfältig, und wir schalten im Laufe des Abenteuers immer neue frei. Anfangs steht uns lediglich die Rolle des Holzfällers zur Verfügung, der als Nahkämpfer anstürmende Dämonen mit seiner Axt bearbeitet. Im Laufe des Spiels schalten wir weitere Klassen wie Bogenschützen, die aus der Ferne angreifen können, Diebe, welche versteckte Schätze finden können, mächtige Sumo-Ringer oder Asketen, welche Dämonen verlangsamen können, frei. Unser treuer Zimmermann repariert nebenbei zerstörte Aussichtstürme, errichtet Blockaden oder stellt Fallen auf, während die Sonne stetig über das Firmament wandert. Gleichzeitig müssen wir Yoshiro mithilfe unseres harai gushi, dem traditionellen rituellen Säuberungswerkzeug aus der Shintô-Religion, einen Weg ebnen, den sie sehr langsam entlang schreitet. Das Ziel in jedem Level ist ein von dämonischen Mächten verunreinigtes Torii-Tor, das die Quelle der Dämonenplage darstellt. Bis wir es erreichen, können manchmal mehrere Tage im Spiel vergehen, wobei wir besonders aufpassen sollten, wenn es dunkel wird.

Wenn die Nacht hereinbricht…

Ist die Sonne untergegangen und die Dämmerung hereingebrochen, öffnet sich in eben jenem verunreinigten Torii-Tor ein Portal zur Geisterwelt, aus der unentwegt Horden unterschiedlichster Dämonen herausströmen. Hier zeigt sich dann der Tower-Defense-Aspekt des Spiels, denn schon bald werden wir und unsere vorher sorgsam positionierten Dorfbewohner auf eine harte Probe gestellt, denn die richtige Positionierung unserer Helfer ist sehr wichtig. Die bösen Geister und Dämonen haben es nämlich allesamt auf Yoshiro abgesehen und werden von ihr angezogen wie die Motten von einer Lampe. Zum Glück können wir als Soh auch direkt in den Kampf eingreifen und beharken die schauerliche Parade von Abscheulichkeiten mit unterschiedlichen Schwert-Combos und Spezialfähigkeiten, von denen wir im Laufe des Spiels weitere freischalten können. Dies ist auch bitter nötig. Denn während die ersten im Spiel auftauchenden Dämonen, die Gaki genannten Hungergeister, lediglich sich stupide auf Yoshiro zu bewegen, gibt es im späteren Verlauf fliegende Dämonen oder auch solche, welche bestimmte Fähigkeiten von Soh binden können. Die neuen Gegner werden dabei nach und nach in das Spiel eingeführt, wodurch wir unsere Taktik immer wieder neu anpassen müssen und so schnell keine Langeweile aufkommt.

Ist die Nacht vorbei und der Morgen bricht an, verschwinden die Dämonen und der Kreislauf beginnt von Neuem, bis Yoshiro das verseuchte Torii-Tor erreicht hat und es mit einem rituellen Tanz reinigen kann. Dann ist das Level geschafft und wir können mit dem Wiederaufbau beginnen. Zwischen den einzelnen Leveln warten zudem Kämpfe gegen imposante Bossgegner auf uns, die uns zusätzlich auf ganz unterschiedliche Arten herausfordern und mit interessanten Spielmechaniken aufwarten. So gibt es beispielsweise einen gigantischen Tausendfüßler, den wir nur dann richtig verletzen können, wenn die Lampen, die um die Arena herum platziert sind, alle angezündet wurden, oder einen Schwertkämpfer, den wir ganz ohne Unterstützung unserer Dorfbewohner besiegen müssen. Nach dem Sieg über einen Bossgegner erhalten wir eine Maske, welche eine neue Klasse für die Dorfbewohner freischaltet.

Wiederaufbau und Süßigkeiten

Wurde ein Gebiet gereinigt, also das Level abgeschlossen, können wir dieses frei betreten und den Dorfbewohnern beim Wiederaufbau helfen. Die zerstörten Schreine, Tempel und Häuser benötigen immer eine gewisse Anzahl von Dorfbewohnern zur Reparatur, und sind sie einmal den einzelnen Baustellen zugewiesen, beginnen unsere fleißigen Helfer auch sofort mit der Arbeit. Diese dauert oftmals etwas länger, sodass wir zunächst ein weiteres Level spielen und dann in das Gebiet zurückkehren müssen, um die Früchte des Wiederaufbaus zu ernten. Die Belohnungen für reparierte Gebetsstätten und Häuser reichen dabei von Ema-Plättchen, mit denen wir uns Infos und 3D-Modelle von sämtlichen Monstern und Klassen anschauen können, bis zu wertvollen Perlen, mit denen wir die Fähigkeiten der einzelnen Charakterklassen aufleveln können.

Dies können wir in Yoshiros Zelt, das sich in jedem Gebiet auf einem festen Platz befindet. Hier gibt es außerdem die Möglichkeit, Soh mit Tsuba (also Schwertgriffen) und Talismanen auszurüsten, welche unterschiedliche Fähigkeiten haben und während des Spiels durch das Erfüllen verschiedener Aufgaben erlangt werden können. Yoshiro selbst können wir im Zelt übrigens auch sehr realistisch ausschauende traditionelle japanische Süßigkeiten servieren, die während des Spiels gesammelt werden können, aber keine Auswirkungen auf das Gameplay haben.

Nahezu perfekte Switch-2-Umsetzung mit gewöhnungsbedürftiger Maus-Steuerung

Die Umsetzung von Kunitsu-Gami: Path of the Goddess auf der Switch 2 nutzt gegenüber den bereits erschienenen Versionen die Features der Switch 2 aus. So lässt sich das Spiel natürlich sowohl am Fernseher als auch im Tisch- und Handheld-Modus spielen. Zusätzlich unterstützt Kunitsu-Gami: Path of the Goddess auch die Maus-Steuerung der Switch 2. Diese empfanden wir während des Spielens jedoch als ein wenig gewöhnungsbedürftig. Eigentlich ist das Spiel durch die präzise Platzierung von Einheiten auf dem Spielfeld wie gemacht für eine Maussteuerung, aber diese dürfte manchen Spielern dann doch etwas umständlich sein. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir eine bequeme Handhaltung gefunden hatten, wonach es auch ganz gut funktionierte, allerdings ertappten wir uns dann doch dabei, wieder zur ursprünglichen Joycon-Steuerung zu wechseln.
Technisch gibt es an der Umsetzung nicht viel zu meckern. Das Spiel schaut auch auf der Switch 2, nicht zuletzt bedingt durch den tollen Artstyle, fantastisch aus. Auch im Handheld-Modus macht Kunitsu-Gami: Path of the Goddess eine gute Figur, auch wenn uns hier und da bei großen Gegnerhorden der ein oder andere kleine Ruckler aufgefallen ist, der jedoch nicht wirklich ins Gewicht fällt. Die Switch-2-Version enthält zudem den Zusatzinhalt „Jenseitiges Wagnis“, der auch kostenlos für die älteren Versionen des Spiels pünktlich zum 5. Juni veröffentlicht wurde. Es handelt sich dabei um einen Survival-Modus, den wir nach dem erstmaligen Durchspielen des Spiels auswählen können und der uns gegen schier endlose Wellen von Gegnern antreten lässt, um zusätzliche Belohnungen freizuschalten. Die ultimative Herausforderung für alle, die dachten, dass sie Kunitsu-Gami: Path of the Goddess im Schlaf beherrschen.

Geschrieben von Markus Schoenenborn

Fazit:

Markus Schoenenborn

Obwohl ich eigentlich ein Echtzeit-Strategie-Muffel bin und auch mit Tower Defense nicht sonderlich viel am Hut habe, hat mich Kunitsu-Gami: Path of the Goddess sofort gepackt, nachdem ich es letztes Jahr auf der PlayStation 5 gespielt habe. Die tolle japanische Ästhetik mit dem passenden Soundtrack, die fantastisch designten, grausigen Dämonen und die enorme Abwechslung im Gameplay, an dessen Feinheiten ich nach und nach eingeführt werde, haben mich viele Stunden vor den Bildschirm gefesselt. Normalerweise empfinde ich Echtzeit-Strategie als viel zu stressig und werde leicht überfordert, aber bei Kunitsu-Gami hat mir selbst der Echtzeit-Strategie-Stress nach Sonnenuntergang aufgrund des Action-Gameplays und der eingängigen Benutzerführung viel Spaß gemacht. Zudem ist es wirklich erstaunlich, wie es das Spiel auch noch nach vielen Stunden schafft, das Spielprinzip durch immer neue Gegnertypen, neue Charakterklassen und Herausforderungen variantenreich zu gestalten. Die Maus-Steuerung ist ein wenig gewöhnungsbedürftig und wird nicht jedem zusagen. Ich empfand sie als ein wenig umständlich, was aber auch an den Joycons selbst liegt, weshalb ich schnell wieder zur alten Steuerung gewechselt habe. Insgesamt ist Kunitsu-Gami: Path of the Goddess auch auf der Switch 2 ein absoluter Geheimtipp. Die technische Umsetzung ist sauber und die kleinen Ruckler bei größeren Gegnerhorden im Handheld-Modus fallen nicht wirklich ins Gewicht. Somit ist Kunitsu-Gami: Path of the Goddess auch auf der Switch 2 ein rundum empfehlenswerter, sehr motivierender Genre-Mix, den auch Tower-Defense-Muffel unbedingt einmal ausprobieren sollten.