Lost Words: Beyond the Page – TEST

Ursprünglich als Multiplattform-Titel für Ende 2019 angekündigt, erschien Lost Words: Beyond the Page vergangenes Jahr zeitexklusiv für Google Stadia. Am 06. April dürfen wir endlich auch auf der Nintendo Switch in die berührende Geschichte von Izzy eintauchen, sie in ihrem Leben begleiten und an ihrer Kreativität teilhaben.


Lost Words: Beyond the Page erzählt zwei eng miteinander verbundene Geschichten. Den Rahmen bildet dabei das Leben der jungen Izzy, die von ihrer Großmutter ein Tagebuch geschenkt bekommt. Da Izzy Schriftstellerin werden möchte und es wichtig ist sich am Schreiben zu versuchen, um besser zu werden, nutzt sie die Gelegenheit ausgiebig. Ohne Izzy direkt zu steuern, erfahren wir auf diese Weise direkt, was im Leben des Mädchens passiert. Dabei gestaltet sich dieser Teil des Spiels optisch als eben jenes Tagebuch in das Izzy schreibt. Wir verkörpern derweil eine kleine Figur, die über die Wörter läuft. Berühren wir hervorgehobene Buchstaben oder Sternchen, geht es weiter oder wir enthüllen optionale Anmerkungen. Außerdem greifen wir mit dem Cursor Wörter, setzen diese an richtiger Stelle ein oder verändern, offenbaren oder interagieren mit Zeichnungen. Das ist schön einfalls- und abwechslungsreich und lässt uns noch direkter an den bewegenden Erlebnissen von Izzy teilhaben.

Kreativ verflochten

Als angehende Schriftstellerin bleibt es jedoch nicht bei einfachen Tagebucheinträgen. Izzy versucht sich auch an einer ersten Geschichte. Fantasy soll es sein und so dürfen wir in die von ihr erfundene Welt Estoria eintauchen. Zuvor legen wir Kleinigkeiten über die Hauptfigur von Izzys Erzählung fest, darunter Namen und Aussehen. Anschließend wechselt das Geschehen in eine zauberhafte 2,5D-Optik, die hervorragend zur fantasievollen Geschichte passt. Hier steuern wir die Hauptfigur von Izzys Fantasysstory, der wir den Namen Robyn gegeben haben, direkt. In gewohnter 2D-Seitenansicht bewegen wir uns durch die abwechslungsreichen Umgebungen, absolvieren kleinere Sprungpassagen und lösen Rätsel um voranzukommen. Letztere basieren auf Wörtern, die wir in unserem Zauberbuch bei uns tragen und jederzeit hervorholen können, um sie überall in der Spielwelt einzusetzen. Auf diese Weise lassen wir etwa Felsen schweben oder zerbrechen diese. Wirklich anspruchsvoll wird das aber nie. Die Lösung ist immer offensichtlich und kaum ein Moment hält uns mal länger auf.

Dem Spielspaß schadet das aber nicht, da es die Geschichte ist, die Lost Words auszeichnet. Sowohl Izzys Leben als auch ihre Fantasystory. Letztere ist ein klassisches Abenteuer in dem sich die Hauptfigur aufmacht die von einem Drachen vertriebenen heiligen Glühwürmchen zu suchen und die riesige, fliegende Echse zu stellen. Kommentiert wird das Geschehen stets von Izzy, die als Erzählerin fungiert. Parallel dazu haben wir am Leben des Mädchens teil und müssen uns genauso wie sie den aufkommenden düsteren Zeiten stellen. Lost Words handelt gleichermaße von Freude, Hoffnung, Schmerz, Trauer, Verzweiflung und Hilfslosigkeit. Diese Gefühle spiegeln sich direkt in Izzys Fantasygeschichte wieder und nehmen sowohl optisch als auch beim Ablauf der Handlung Einfluss auf das was wir erleben. Dadurch gibt es manchmal nicht viel zu tun, aber wir werden umso mehr von den bewegenden Ereignissen mitgerissen. Es fällt leicht mit Izzy mitzufühlen, sie ins Herz zu schließen und ihr das Beste zu wünschen. Lost Words schafft es wunderbar Gefühle zu transportieren und eine gleichermaßen atmosphärische wie spannende und interessante Geschichte, an der auch Autorin Rhianna Pratchett beteiligt war, zu erzählen. Da verzeihen wir gerne, dass der Gameplay-Anspruch etwas niedriger ausfällt.

Zauberhaft mit Macken

Leider ist nicht alles an Lost Words gelungen. Überzeugt das 2D-Puzzle-Adventure optisch mit schön gestalteten Umgebungen sowie der kreativen Nutzung des Tagebuchs, fallen ausgerechnet bei den deutschen Texten Fehler auf. Diese sind für das storylastige Erlebnis natürlich unabdingbar, weshalb es umso schwerer wiegt, wenn sich einige gravierende Fehler einschleichen. Ein Satz, den wir mit drei Wörtern vervollständigen sollen, scheint sogar eins zu eins übersetzt zu sein und ergibt im Deutschen grammatikalisch keinen Sinn. Rechtschreibfehler, falsch genutzte Wörter, seltsame Übersetzungen, sich überlappende Sätze oder zu schnell verschwindende Texte trüben zusätzlich den ansonsten hervorragenden Eindruck. Aber nicht falsch verstehen: Lost Words ist nicht unspielbar, sondern auch trotz dieser Fehler ein einzigartiges Erlebnis mit einer bewegenden Geschichte. Trotzdem trüben die fehlerhaften deutschen Texte den Spielspaß zumindest manchmal ein wenig. Immerhin läuft das Spiel besser als noch auf Stadia. Zusätzlich wissen die ausgezeichnete, lebendige englische Vertonung sowie die stimmungsvolle Musik zu überzeugen und runden das trotz der vorhandenen Macken lohnenswerte Lost Words: Beyond the Page ab.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Lost Words: Beyond the Page ist ein besonderes, kleines Indie-Spiel. Sketchbook Games erzählt die berührende Geschichte von Izzy und verflechtet diese mit einer von ihr erdachten Fantasystory. Bereits die kreative Verbindung beider Geschichten ist überaus gelungen, zusätzlich trumpft Lost Words mit einem einfallsreichen Tagebuch-Prinzip auf. Erstes hat mich zu Beginn des Spiels wirklich überrascht und immer wieder habe ich gerne zwischen den einfachen Tagebuchseiten und der in schicker 2,5D-Grafik gehaltenen Fantasy-Geschichte gewechselt. Dass das Gameplay an sich eher wenig anspruchsvoll ausfällt, hat mich aufgrund der bewegenden Erzählung nicht gestört. Lost Words stützt sich eindeutig auf die erzählte Handlung rund um Izzys Leben und wie sie ihre Gefühle in ihrer Fantasygeschichte verarbeitet. Hier trumpft das Spiel wirklich auf und versteht es zu überzeugen. Daran können auch die teils fehlerhaften oder schlecht umgesetzten deutschen Texte wenig ändern. Wer gerne in emotionale Geschichten eintaucht und etwas für kreative Erzählungsarten übrig hat, sollte sich Lost Words: Beyond the Page unbedingt anschauen.