Mega Man Zero/ZX Legacy Collection – TEST

Nachdem Capcom sowohl die Mega-Man- als auch die Mega-Man-X-Serie in je zwei Legacy Collections veröffentlicht hat, sind jetzt die Mega-Man-Zero- und Mega-Man-ZX-Spiele an der Reihe. Ganz so herausragend ist die Mega Man Zero/ZX Legacy Collection aber nicht.


Während die ersten Episoden der Mega-Man-Reihe in puncto Storytelling recht schwach auf den Beinen waren, entwickelten sich die Spiele weiter und spätestens in Mega Man X haben uns die Entwickler bei Capcom vielfältige Geschichten vorgesetzt. Auch wenn die Storylines jener Titel weitestgehend vernachlässigt werden können, waren sie ein erster Schritt zu dem, was uns in den Spielen der Mega Man Zero/ZX Legacy Collection erwartet. Tatsächlich sind die Spiele sogar vage mit der Vorgängerserie verknüpft, denn Mega Man Zero spielt zeitlich ein paar Jahrhunderte nach der Mega-Man-X-Reihe. Wer diese nicht gespielt hat, muss aber nicht verzagen. Alle Zusammenhänge werden in textlastigen Dialogen zumindest ganz kurz angerissen.

Für das eigentliche Gameplay ist die Handlung aber sowieso ohne Belang. Die Geschichten von Mega Man Zero 2, 3 und 4 knüpfen jeweils aneinander an und warten hier und da mit überraschenden Wendungen auf. So gelingt es Capcom mit einem seichten World Building für interessante Charaktere zu sorgen. Dazu zählen zum Beispiel die hilfsbereite Ciel oder die angriffslustige Harpuia. Gegenseitig unterstützen sie sich im Krieg gegen die bösen Kräfte, um schließlich ihre Freunde und die Welt vor dem Untergang zu retten. Das alles ist zwar lediglich Genre-Standard, aber immerhin genügend Pulver für die darauffolgende Action.

Hart, härter, Mega Man Zero

Grundsätzlich spielen sich die sechs Spiele der Mega Man Zero/ZX Legacy Collection sehr ähnlich wie die Ableger der Mega-Man-X-Serie. Das heißt, dass wir in der zweidimensionalen Seitenansicht durch die meist recht kurzen Levels laufen, über Abgründe hüpfen, uns mit Gegnern duellieren, Geheimnisse aufspüren und Collectibles einsammeln. Hier wird der hohe Schwierigkeitsgrad der Spiele noch nicht sonderlich deutlich, denn die Levels sind bis auf die eine oder andere knifflige Stelle allesamt machbar. Hin und wieder stolpern wir jedoch über größere Zwischen- oder Bossgegner, die uns ans Leder wollen. Diese sind im Übrigen kein Vergleich zu den Halunken der erwähnten Vorgängerserien.

Genau genommen schießt die Mega Man Zero/ZX Legacy Collection hier ordentlich den Vogel ab – und jeder, der schon bei Mega Man verzweifelt hat, wird spätestens beim ersten Bossgegner von Mega Man Zero in Tränen ausbrechen. Selbst hartgesottene Spieler, die Dark Souls, Sekiro und Co belächeln, dürften bei Mega Man Zero und Co ihren Meister finden. So wird in einem Großteil der Spiele jeder falsche Schritt sofort bestraft und auch wenn sich das vor allem auf die knüppelharten Bossgegner bezieht, kann sich der Frust leider sehr schnell aufs restliche Spiel übertragen. Wer zu oft ins Gras beißt, darf das Level von vorne beginnen, immer und immer wieder.

Vom Unmöglichen zum Spaziergang

Für die Mega Man Zero/ZX Legacy Collection hat sich Capcom aber zwei entscheidende Neuerungen überlegt, die aber nicht gerade das Gelbe vom Ei sind. Auf der einen Seite befinden sich in jedem Level auf Wunsch großzügig verteilte Kontrollpunkte, zu denen wir selbst beim Verlust unserer restlichen Versuche landen. Wenn der Bossgegner danach aber so hart ist, dass er uns binnen zehn Sekunden erledigt, nützt auch der Rücksetzpunkt nichts. Auf der anderen Seite hat Capcom allen sechs Spielen den so genannten Anfängermodus spendiert.

Wer wirklich nur die Story erleben will, wird mit diesem sicherlich sehr gut bedient. Der große Nachteil ist jedoch, dass dieser Anfängermodus mehr einem Gottmodus gleicht und dadurch alle Spiele zu einem Spaziergang werden, die dann auch keinen Spaß mehr machen, da auch viele für den eigentlichen Spielfortschritt irrelevante Verbesserungen bereits freigeschaltet sind. Auf diese Weise eignen sich die sechs Spiele weitestgehend und nach wie vor nur für Profis, die sich gerne ins Gameplay vertiefen wollen. Immerhin sind die jüngeren Teile wie Mega Man ZX und Mega Man ZX: Advent nicht mehr ganz so schwierig und auch für den einen oder anderen fortgeschrittenen Spieler zugänglich. Dafür jedoch in die ganze Kollektion zu investieren, muss jeder selbst entscheiden. Capcom hätte hier deutlich mehr bieten müssen.

Verpasste Frischzellenkur

Unter technischen Gesichtspunkten reißen alle sechs Titel auf der Switch keine Bäume aus. Die einstigen Game-Boy-Advance- und Nintendo-DS-Titel erfreuen aber Nostalgiker, die die Wahl zwischen harten Pixeln oder einer weichgezeichneten Optik haben. Großartige Unterschiede sind mit der Lupe zu suchen. Akustisch gibt es dafür einen tollen Soundtrack auf die Ohren, der die Action gut unterlegt. In puncto Bedienung gibt es kaum etwas zu bemängeln, denn all unsere Befehle werden direkt richtig umgesetzt und jeder verpasste Ausweichkonter geht auf unser Konto, wenn unsere Reflexe zu langsam waren oder wir den Gegner noch nicht durchschaut haben. Lediglich bei den beiden ZX-Episoden fällt die Zweiteilung des Bildschirms negativ auf. Da es sich hierbei um Nintendo-DS-Spiele handelt, befindet sich in der rechten Bildschirmecke ein Abbild des Touchscreens, den wir mit dem rechten Stick bedienen.

Unserer Meinung nach hätte dies dringend überarbeitet werden müssen. Da hilft es auch nicht, dass jedes Spiel mit dem zusätzlichen Modus Z Chaser, in dem Highscores aufgestellt werden können, ausgestattet wurde. Erfreulich ist aber, dass es sechs Galerien und sechs Jukeboxen gibt, in dem dutzende Artworks betrachtet und viele Musikstücke aus den Spielen gehört werden können. Aufgrund verpasster Chancen der tollen, aber verbesserungswürdigen Spiele, ist die Mega Man Zero/ZX Legacy Collection allerdings nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Mit den ersten vier Spielen dieser Kollektion, sprich Mega Man Zero sowie die drei Nachfolger, kam ich bereits auf dem Nintendo DS in Form der Mega Man Zero Collection in den Genuss des Franchises. Auch wenn die Spiele knüppelhart sind und ich öfter als mir lieb ist den Tränen nahe bin, gefallen sie mir vielleicht gerade deshalb so gut. Allerdings sehe ich ein, dass diese vier Titel für den durchschnittlichen Spieler viel zu schwierig sind. Das hat auch Capcom bemerkt und dem Spiel leichte „Verbesserungen“ spendiert, die das Spielgefühl aber nur auf dem Papier verbessern. Die Rücksetzpunkte bringen in Anbetracht der zwar fairen Level-Architektur, aber viel zu schwierigen Bossgegner so gut wie nichts und der als Anfängermodus deklarierte Gottmodus macht die Action zu einem überflüssigen Zeitvertreib. Capcom hätte die Spiele an allen Ecken und Enden nochmals überarbeiten sollen, was auch beim zweigeteilten Bildschirm mit einer recht frickeligen Bedienung bei den beiden Mega-Man-ZX-Episoden zu spüren ist. Unterm Strich hat Capcom versucht, möglichst schnell neues Futter für Mega-Man-Fans nachzuliefern. Während die Legacy Collections der Mega-Man- und Mega-Man-X-Reihen nach wie vor zu den tollsten Videospielsammlungen der letzten Jahre gehören, müssen selbst beinharte Fans erkennen, dass die Mega Man Zero/ZX Legacy Collection hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt.