NieR:Automata The End of YoRHa Edition – TEST

Fünfeinhalb Jahre nach der erstmaligen Veröffentlichung für PlayStation 4, ist NieR:Automata als The End of YoRHa Edition für Nintendo Switch erschienen. Als Androiden-Soldaten stellen wir uns in dem von Virtuos auf die Nintendo-Konsole portierten Action-Rollenspiel von Platinum Games und Square Enix feindlichen Maschinenwesen entgegen.


Als Nachfolger des 2010 veröffentlichten Drakengard-Spin-offs NieR gelang es NieR:Automata 2017 den Bekanntheitsgrad der von Yoko Taro erschaffenen Reihe deutlich zu erhöhen. Kritiker und Spieler gleichermaßen feierten NieR:Automata, das diverse Spiel-des-Jahres-Auszeichnungen einheimsen konnte. Allerdings ist es fast unmöglich ohne Spoiler über das Action-Rollenspiel zu schreiben. Dennoch wird in diesem Test so wenig wie möglich ins Detail gegangen, um die Erfahrung von NieR:Automata nicht vorweg zu nehmen.

Kampf um die Erde

Angesiedelt ist NieR:Automata The End of YoRHa Edition im Jahr 11945. Vor tausenden Jahren musste die Menschheit auf dem Mond Schutz suchen, um einer Invasion der Erde zu entgehen. Mittels eigens für den Kampf geschaffenen Androiden, die von Basen im Orbit des Planeten operieren, wird der Krieg gegen die feindlichen Maschinenwesen fortgeführt. Entsprechend nutzt NieR:Automata ein post-apokalyptisches Szenario. Die Geschichte steckt voller philosophischer Fragen nach der Menschlichkeit oder der Bedeutung von intelligenten Maschinen und Androiden. Zahlreiche Wendungen sorgen gemeinsam mit den hervorragend geschriebenen Charakteren für ein einzigartiges Erlebnis.

Mehr wollen wir nicht mehr verraten, da die Geschichte zu den größten Stärken von NieR:Automata gehört – und das bedeutet wirklich viel. Es sei nur so viel verraten: Das Action-Rollenspiel erzählt eine der besten Videospiel-Geschichten, die wir jemals erlebt haben. Dank mehrerer Enden und inhaltlich abweichender Spieldurchgänge lohnt es sich nicht nur, NieR:Automata mehrmals durchzuspielen, wir sind sogar wirklich motiviert dazu. Schließlich wollen wir jedes noch so kleine Detail der Handlung enthüllen, um wirklich alle Geheimnisse zu lüften.

Abwechslungsreiche Action

Obwohl es sich bei NieR:Automata um ein Action-Rollenspiel mit schnellen Kämpfen ist, bei denen Platinum Games die Expertise des Studios in Sachen Action unter Beweis stellt, beginnt der Titel als Shoot ’em Up. In einem kurzen Abschnitt kämpfen wir uns fliegend durch zahlreiche Feinde, bevor wir schließlich landen und uns einem ersten riesigen Feind in einer rasanten Auseinandersetzung stellen. Diese ersten Minuten sind so eindrucksvoll, dass wir sofort gefesselt sind. Selten hat uns ein Spiel mit dem Einstieg so sehr in seinen Bann gezogen. Und im Anschluss lässt NieR:Automata nicht nach. Der komplette Prolog des Action-Rollenspiels ist ein abwechslungsreiches Erlebnis voller Action, das uns auf grandiose Weise die Grundlagen des Kampfsystems sowie anderer Mechaniken beibringt.

Mit leichten und schweren Angriffen sowie unserer Drohne, die als Fernkampfwaffe dient, schnetzeln wir uns durch Gegnerhorden. Dabei wechselt NieR:Automata auch mal die Kameraperspektive, so dass wir statt Third-Person-Verfolgeransicht das Geschehen von der Seite oder oben verfolgen. Obwohl sich das Action-Rollenspiel dadurch immer wieder etwas anders anfühlt, sind Steuerung und Action so intuitiv, dass wir keinerlei Probleme haben uns den sich verändernden Gegebenheiten sofort anzupassen. Eine Meisterleistung von Platinum Games, die unterstreicht wie zügig erlernt und gleichzeitig tiefgründig das schnell in Fleisch und Blut übergehende Kampfsystem ist. Dazu zählen natürlich auch schnelles Ausweichen, Abwehren und Kontern feindlicher Angriffe. Sind wir jedoch unvorsichtig, stecken wir schnell ein. Je nach Schwierigkeitsgrad müssen wir mit Bedacht vorgehen, da wir sonst schneller das Zeitliche segnen als uns lieb ist. Dank fair platzierter Speicherpunkte ist das aber verkraftbar.

Lebendige, teilweise offene Welt

Zusätzlich zur gelungenen Spieleinführung trägt der Prolog auch massiv zur Geschichte bei. Wir lernen die Androidin 2B und ihren Partner 9S kennen und obwohl wir nur kurz Zeit mit ihnen verbringen, bevor das Action-Rollenspiel richtig beginnt, wachsen sie uns schnell ans Herz. Es ist ein Leichtes, sich in sie zu versetzen und zu erkennen, dass sie weitaus mehr Persönlichkeit haben als so manch anderer Videospielcharakter. In den kommenden Stunden wird das immer mehr unterstrichen, so dass wir mit großer Begeisterung der Geschichte folgen, neue Figuren kennenlernen und mehr über das unerklärliche Verhalten der Maschinenwesen herausfinden wollen.

Es sind diese ungewöhnlichen Vorkommnisse, die das Androiden-Duo nach dem Prolog in die Ruinenstadt führt. Hier beginnt NieR:Automata nach dem Prolog richtig und wir dürfen uns in einer zwar überschaubaren, aber dennoch teilweise offenen Welt frei bewegen. Ein richtiges Open-World-Spiel ist NieR:Automata aber nicht. Dafür folgen wir zu oft linearen Pfaden und die offenen Gebiete fühlen sich zu klein an. Dennoch sind sämtliche Bereiche direkt miteinander verbunden, was das Gefühl einer zusammenhängenden, lebendigen Welt unterstreicht. Dazu tragen auch weitere Charaktere wie der Widerstand sowie die diverse Tiere, die weiterhin auf der von Menschen verlassenen und von Maschinenwesen beherrschten Welt leben. Platinum Games hat eine derart glaubhafte post-apokalyptische Welt erschaffen, dass wir uns gerne in ihr verlieren und einfach die dichte Atmosphäre aufsaugen.

Während wir der stets spannenden und wendungsreichen Geschichte folgen, erhalten wir Nebenaufträge, die wir jederzeit erfüllen können. Gelegentliche Minispiele wie Hacking oder im Gameplay abweichende Abschnitte sorgen für zusätzliche Abwechslung. Zudem steigen wir ganz wie in Rollenspielen im Level auf, finden oder kaufen neue Waffen, die wir ausrüsten können und setzen Chips zur Verbesserungen unserer Statuswerte ein. Letztere sind ein essenzielles Element von NieR:Automata, da selbst HUD-Anzeigen wie die Lebensenergie oder die Minimap von den Chips abhängig sind. Nur wenn wir die entsprechenden kleinen Bauteile in die Steckplätze der Androiden verbauen, werden die Informationen auch angezeigt. Allerdings ist der Platz begrenzt und jeder Chip verbraucht eine unterschiedliche Größe an Speicher. Wir müssen also gut überlegen, ob wir im Zweifelsfall lieber unsere Angriffskraft erhöhen oder die Minimap angezeigt bekommen wollen. Dank mehrerer Chipslots können wir jederzeit zwischen unterschiedlichen Einstellungen wechseln und uns so den Gegebenheiten anpassen.

Stimmungsvoll gelungene Portierung

Optisch erinnert NieR:Automata The End of YoRHa Edition stark an die fünf Jahre alte PlayStation-4-Version. Große Abstriche hinsichtlich Grafikqualität waren für die Portierung nicht erforderlich. Das überrascht jedoch nicht, da das Action-Rollenspiel schon bei Erstveröffentlichung mit nicht immer sauberen Texturen und manchmal leeren Umgebungen aufgefallen ist. Dennoch sieht NieR:Automata wirklich schön aus und der Kontrast zwischen trostlos grauer Ruinen und grüner Natur unterstreicht hervorragend die Stimmung der Welt. Zudem läuft NieR:Automata auf der Switch sowohl am Fernseher als auch im Handheld-Modus flüssig. Allerdings musste das Studio Virtuos, das für die Umsetzung verantwortlich war, dafür die Bildwiederholrate auf dreißig Bilder pro Sekunden statt sechzig Bilder pro Sekunde setzen. Als einzige weitere Anpassung wurde der Schwierigkeitsgrad einer Nebenquest angepasst, um diese fair zu halten. Die Switch-Portierung ist eine wahre Meisterleistung und braucht sich nicht vor den anderen Versionen des Action-Rollenspiels zu verstecken.

Hervorzuheben ist zum Abschluss der stimmungsvolle Soundtrack, der mit zu den besten gehört, die wir jemals in einem Videospiel gehört haben. Epische Klänge reihen sich aneinander mit ruhigen Melodien, sanften Tönen und melancholischen Liedern. Stets begleitet die Musik das Spielgeschehen exzellent und sorgt dafür, dass wir uns noch mehr in der Welt von NieR:Automata verlieren, die Geschichte noch eindrucksvoller wirkt und wir Minute für Minute aufs Neue mitgerissen werden. Keiichi Okabe, Keigo Hoashi und Kuniyuki Takahashi verstehen es meisterhaft, eine perfekte musikalische Begleitung zu komponieren und umzusetzen. Einfach atemberaubend. Wie schon andere Neuveröffentlichungen von NieR:Automata enthält auch die The End of YoRHa Edition den Download-Content 3C3C1D119440927, der neben Kostümen vor allem Kampfarenen hinzugefügt hat. Damit ist auch die Switch-Version ein Komplettpaket, das sich niemand, der bisher keine Gelegenheit hatte NieR:Automata zu spielen entgehen lassen sollte!

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

 

Schon seit ich NieR:Automata erstmals auf der PlayStation 4 gespielt habe, gehört das Action-Rollenspiel zu den meiner Meinung nach besten Spielen, die je erschienen sind. Aufgrund der schnellen Action-Kämpfe, die Platinum Games grandios beherrscht, war ich gespannt wie sich NieR:Automata The End of YoRHa Edition auf der Switch spielt – und das Ergebnis der Portierung ist wirklich ausgezeichnet. Obwohl die Bildrate nur bei dreißig Bilder pro Sekunde liegt, fühlt sich das Action-Rollenspiel noch immer rasant an, spielt sich hervorragend und bietet temporeiches, flüssiges Gameplay. Die Geschichte ist sowieso ein erzählerisches Meisterwerk und eine der besten Videospiel-Stories aller Zeiten. Eine lebendige Welt, die gekonnte Szenarionutzung, mehrere Enden sowie mächtige Feinde und ordentliche Nebenquests runden NieR:Automata wunderbar ab. Höchstens die nicht immer perfekte Grafik könnte dem Spiel angekreidet werden, dies wirkt sich aber zu keiner Zeit auf den Spielspaß aus. Dafür ist NieR:Automata auch dank der atemberaubenden Musik zu atmosphärisch. Wer das Action-Rollenspiel noch nicht gespielt hat, sollte es spätestens jetzt mit NieR:Automata The End of YoRHa Edition – oder in jeder anderen Version auf anderen Systemen – nachholen.