Old Man’s Journey – TEST

Point-and-Click-Adventures bieten sich auf Plattformen mit Touchscreen-Funktionen an. Auf der Switch wurde der einstige PC- und Mobile-Titel Old Man’s Journey aus dem Jahr 2017 Mitte Februar 2018 veröffentlicht und erzählt auch hier den Lebensweg eines älteren Herrn.


In Old Man’s Journey erhält der titelgebende Protagonist zu Beginn seiner Reise einen Brief. Was in dem Schreiben steht, wird dem Spieler passiv mit Gestik, Mimik und der akustischen Untermalung mitgeteilt. Von einem traurigen Ereignis geprägt, packt der alte Mann seine sieben Sachen und zieht hinaus in die Welt. Old Man’s Journey möchte von Beginn an anders sein und schafft dies vor allem mit seiner Erzählweise, die durchweg ohne Dialoge auskommt. Stattdessen wird die Geschichte vor allem mit Rückblenden vorangetrieben, die am Ende eines jeden der fünfzehn Levels darauf wartet, angeschaut zu werden.

Ausgelöst werden diese durch bestimmte Objekte, mit denen der Spieler interagieren kann. Werden zum Beispiel die Glocken einer alten Kirche geläutet, erinnert sich der Protagonist an seine Hochzeit. Andere Erlebnisse führen wiederum dazu, dass die Geburtstagsfeier seiner Tochter oder eine Segelreise um die Welt vor seinem geistigen Auge abläuft. Sämtliche Flashbacks finden in einer chronologischen Reihenfolge statt, sodass am Anfang glückliche Momente dominieren, die mit der Zeit jedoch ins Tragische abdriften. Passend dazu verändert sich auch die farbliche Gestaltung der Levels. Während zu Beginn helle Farben Fröhlichkeit versprühen, sind es in der zweiten Hälfte eher trübe Töne, die die Reise zu einem melancholischen Erlebnis machen.

Einprägsame Reise

Es gibt im Spiel jedoch keine klassischen Rätsel, die mit dem Jonglieren von Items zu tun haben und vielleicht von typischen Point-and-Click-Adventure-Fans erwartet werden. Stattdessen kann der Spieler mittels eines Cursors bestimmte Hügel, Straßen oder Brücken greifen und sie auf diesem Wege verkleinern oder vergrößern. So und nicht anders kann anschließend der alte Mann auf eine bestimmte Position manövriert werden, nur um anschließend vorherige Stellen erneut zu greifen und anders einzustellen. Dies geschieht durchweg ohne Zeitdruck, auch wenn an manchen Stellen hektisch die Schienen für einen Zug in der zweidimensionalen Spielwelt gelegt werden müssen – der Zug bremst und hält einfach so lange, bis die Schienen korrekt positioniert sind.

In späteren Spielabschnitten kommen noch Ziegen dazu, die von der Weide gescheucht werden wollen. Ebenfalls dürfen manche Hügel zu Abhängen geformt werden, damit Steinräder auf diesen herunterrollen können und so Mauern zum Einsturz bringen, die zuvor den Weg des Mannes blockiert haben. Zwar funktionieren fast alle Rätsel gut, doch fühlen sie sich nach einem Drittel der kurzen Spielzeit von circa neunzig Minuten repetitiv an. Der schöne Artstyle des Spiels macht das Manko aber schnell wieder wett, sodass der Titel zusammen mit der jederzeit passenden Musik zu einem kurzweiligen Vergnügen wird.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Old Man’s Journey ist ein Spiel, das anders sein möchte. Das Abenteuer des alten Mannes erzählt sich über Rückblenden, die ausgehend von einem tragischen Ereignis in der Gegenwart seinen Lebensweg in chronologischer Reihenfolge aufarbeiten. Hochzeit, Vaterschaft und Selbstfindung sind nur ein paar der Elemente, die in der Story von Old Man’s Journey von Bedeutung sind. Jederzeit ist der Drang da, mehr über sein Leben und das Erlebnis, das ihn zum zurückgezogenen Mann werden ließ, zu erfahren. Leider funktioniert das Spiel nur in der Erzählweise, nicht aber im Gameplay. Schon nach einer halben Stunde Spielzeit ist die Kernessenz der Rätselmechanik begriffen – danach sind die Denkaufgaben lästige Steine auf dem Weg zum Ziel. Obwohl die Rätsel mit der Zeit mit zusätzlichen Faktoren erweitert werden, fehlt auf lange Sicht gesehen die Abwechslung. Die braucht der Titel vielleicht auch nicht, da er aufgrund fehlender Kopfnüsse schon nach neunzig Minuten durchgespielt ist und keinen Grund liefert, mit dem alten Mann erneut auf eine Reise zu gehen, die schon beim ersten Erleben jeden Spieler prägen wird.