PictoQuest: The cursed Grids – TEST
Entwickler NanoPiko hat mit PictoQuest: The cursed Grids das allen voran aus der Picross-Reihe bekannte Konzept mit seichten Rollenspiel-Anleihen verbunden. Das bringt frischen Wind ins Puzzle-Genre und den längst vergessenen Nervenkitzel des Spielprinzips zurück.
In PictoQuest schlüpfen wir wahlweise in die Rolle des Kämpfers Flöh oder der Kriegerin Arvel, die beide im mysteriösen Fantasy-Reich Pictoria leben. Die Nation ist bekannt für seine einzigartigen Malereien, weshalb aus allen Teilen der Welt Besucher nach Pictoria strömen. Mit dem Tourismus ist es jedoch jäh vorbei, denn der durchtriebene Moonface hat die Bilder mit einem Zauberspruch verschwinden lassen. Egal ob wir uns für Flöh oder Arvel entscheiden – unsere Aufgabe bleibt in PictoQuest identisch. Wir müssen auf vorgefertigten Pfaden über eine Oberwelt von Ort zu Ort reisen und der Reihe nach die Magie von Moonface brechen, um die Bilder wieder zusammensetzen zu können.
Einen Blumentopf für die beste Storyline in einem Videospiel gewinnt der Titel bei Weitem nicht. Die Handlung von PictoQuest ist eher Mittel zum Zweck, um die einzelnen Rätselaufgaben zu verknüpfen. Bei den Knobeleien handelt es sich durchweg um so genannte Nonogramme, die Nintendo-Spielern vor allem von der Picross-Reihe ein Begriff sein dürften. Nonogramme sind Gitternetze, an dessen oberen und linken Rand Zahlen angegeben sind. Durch Abzählen der quadratischen Kästchen lassen sich so die nach den Angaben zu markierenden Felder ausfüllen. Haben wir alle für die Lösung relevanten Felder markiert, ergibt das am Ende ein kleines, aber feines Bildchen.
Auf zum Gefecht!
Bei diesen Bildern handelt es sich in PictoQuest allesamt um Motive, die aus Fantasy-Werken bekannt sind. Beispielsweise decken wir in den Nonogrammen Pfeil und Bogen, eine Kerze oder gar diverse Monster auf. Letztere sind im Spiel aber nicht nur in Bildform, sondern auch als zu bekämpfende Gegner vorhanden. Immer dann, wenn wir alle wichtigen Elemente in einer Reihe markiert haben, attackiert Flöh oder Arvel einen Feind, der daraufhin Lebenspunkte verliert. Gelegentlich kommt es auch vor, dass wir gegen mehrere Feinde gleichzeitig antreten müssen. Auf Knopfdruck ist es dann wichtig, zwischen den zu attackierenden Monstern zu wechseln, zumal diese auch unabhängig voneinander eine Angriffsleiste füllen.
Ist diese voll, greift uns der entsprechende Gegner an und zieht etwas von unserer Lebensenergie ab. Dies lässt sich nur verhindern, wenn wir ihm zuvorkommen. So sollten wir uns auch immer im Hinterkopf behalten, dass wir nicht gezwungen sind, eine Reihe des Nonogramms vollständig zu lösen, auch wenn wir über alle dazu nötigen Informationen verfügen. Besonders bei etwas schwierigeren Rätseln kann es hilfreich sein, sich ein auszufüllendes Kästchen aufzusparen, um in brenzligen Situationen schnell zu reagieren und sich so wieder etwas Luft zu verschaffen. Dieser taktische Anreiz ergänzt das grundlegende Regelwerk wirklich sehr, sehr gut.
Vollgepackt mit tollen Sachen
Ein wenig erinnert dieser Ansatz an frühere Picross-Spiele, in denen uns nur eine bestimmte Zeit zum Lösen des Nonogramms zur Verfügung steht. Aufgelockert wird das Spektakel mit Gegenständen wie Heiltränke oder Zaubersprüche, die in einem der Läden in der Spielwelt im Austausch gegen die in den „Kämpfen“ erlangten Goldmünzen erworben werden können. So dürfen wir uns mit bis zu fünf verbrauchbaren Items pro Kampf heilen, einen Gegner temporär einfrieren oder kurzfristige Hilfestellungen für das Gitternetz aktivieren. Auch dieses Gameplay-Element fügt sich nahtlos in das Spielprinzip ein, sobald es erst einmal verinnerlicht ist.
Wem das zu fummelig ist oder auch etwas gegen das durch die Blume kommunizierte Zeitlimit hat, wird wohl weniger Freude an PictoQuest haben, auch wenn es erwerbbare Herzcontainer zum Erweitern der Lebensenergie und ebenso reichlich Nonogramme gibt, in denen keine Gegner angreifen. In diesen gilt es dann lediglich, eine Schatztruhe zu plündern. Machen wir hier einen Fehler, wird uns dafür keine Energie, sondern lediglich Gold abgezogen. Dementsprechend sind wir stets motiviert, mit raschem Nachdenken das Rätsel zu lösen. Hier versteckt sich genau der Nervenkitzel, den vor allem die Picross-S-Reihe auf der Switch seit mittlerweile drei Ausgaben vermissen lässt.
Puzzle-Action im bekannten Korsett
Ähnlichkeiten zwischen PictoQuest und anderen Spielen, die sich mit Nonogrammen beschäftigen, sind vor allem in der visuellen Qualität zu erkennen. Die Grafik ist innerhalb der Grenzen des Rätsels steril, sodass ein effizientes Spielen möglich ist. Außerhalb des Nonogramms ist die Optik allenfalls zweckmäßig; ein Grafikwunder darf hier also nicht erwartet werden. In puncto musikalischer Untermalung trällern mittelalterlich angehauchte Musikstücke aus den Lautsprechern von Switch oder Fernsehgerät. Wem der aktuell laufende Track nicht passt, kann auf Knopfdruck auch zu einer anderen Komposition springen, die dann aber nicht mehr unbedingt zum Handlungsort wie einer vereisten Höhle passt.
Ärgerlich ist auch, dass uns das Spiel nicht die Möglichkeit lässt, ein Stück unserer Wahl auszusuchen. Ebenfalls ist der Musikwechsel nur im laufenden Spiel, jedoch nicht über das Pausenmenü verfügbar, was ein wenig fragwürdig ist. Steuerungstechnisch lässt sich das Spiel am besten mit der Picross-S-Reihe vergleichen: Sie ist vor allem bei Bedienung per Control-Stick ein wenig schwammig, lässt sich mit der Zeit aber ganz gut meistern. Wer mit dem Spielprinzip bisher noch nicht in Kontakt gekommen ist, sollte aber vielleicht eher zum äußerst umfangreichen Picross S3 greifen, denn das Tutorial in PictoQuest fällt mit einer einfachen Textseite sehr überschaubar aus. Fehlt es Rätselfanatikern allerdings an Nachschub, ist der kurzweilige Titel eine gute Wahl.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
PictoQuest: The cursed Grids ist eine gelungene Mischung aus den als Nonogrammen bezeichneten Knobeleien und rudimentären Rollenspiel-Elementen. Als sehr großer Fan der Picross-Reihe ist mir die Rätselmechanik seit Jahrzehnten ein Begriff und der hinzugekommene Rollenspiel-Anteil ergänzt das Gameplay hervorragend – zumindest nach der etwas zähen Einarbeitung, da der Titel die Regeln des Spiels nicht vollständig auf einer einzigen bildschirmfüllenden Textseite erklärt. Danach macht es aber sehr viel Spaß, beim Lösen eines Nonogramms es mit drei Gegnern gleichzeitig aufzunehmen, zwischen ihnen hin und her zu wechseln, um möglichst nicht getroffen zu werden und im Notfall noch einen Heiltrank zum Schließen der eigenen Wunden zu zücken. Das ist genau der Nervenkitzel, den ich bei früheren Spielen der Picross-Reihe liebe und bei jüngeren Ablegern schmerzlich vermisse. Schade ist, dass das Spiel mit dem Umfang der Picross-Reihe nicht einmal im Ansatz konkurrieren kann und es am Ende doch ein paar Rollenspiel-Elemente hätten mehr sein dürften. Es bleibt also zu hoffen, dass Entwickler NanoPiko diese Kritik zu Herzen nimmt und möglichst bald einen zweiten Teil nachreicht. Wer mit dem Spielkonzept vertraut ist und Nachschub benötigt, darf bedenkenlos zugreifen. Alle anderen schauen sich zunächst lieber Picross S3 an.