Railway Empire – Nintendo Switch Edition – TEST
Wirtschaftsaufbausimulationen sind auf Konsolen und besonders auf der Nintendo Switch rar gesät. Kalypso stößt Railway Empire genau in diese Kerbe und lässt uns ein historisches Schienennetz inklusive Zug- und Warenverwaltung aufbauen. Von den 1830er- bis in die 1900er-Jahre hinein setzen wir uns mit Konkurrenten auseinander und versuchen ein funktionierendes Bahnunternehmen zu erschaffen.
Railway Empire ist im Prinzip recht einfach erklärt. Es gilt ein Schienennetz aufzubauen, Züge einzusetzen und Waren, Passagiere und Post zu transportieren. Dafür verbinden wir Städte mittels Bahnhof und Schienen, schließen diverse Rohstofferzeuger wie Farmen, Holzfäller oder Minen an und erfüllen so die Bedürfnisse der Bürger sowie der Industrie. Dank eines Technologiebaums schalten wir mit der Zeit neue Züge und andere Fortschritte frei, die uns neue Möglichkeiten an die Hand geben. Vielmehr verlangt Railway Empire nicht von uns, aber Konkurrenten, die Bedingungen der jeweiligen Karte, unsere Finanzen und das komplexer werdende Schienennetz halten uns auf Trab.
Historische Bahnverwaltung
Wie wir Railway Empire spielen wollen, ist uns überlassen. Von Anfang an können wir zwischen Kampagne, Szenarien, freiem Spiel und dem Modellbaumodus wählen. Letzterer ist quasi eine Sandbox-Funktion, in der wir frei von Geldsorgen einfach drauflos bauen. Die anderen Modi unterscheiden sich beim Gameplay kaum. Kampagne und Szenarien führen uns dank der vorhandenen Geschichten und Aufgaben etwas mehr als das freie Spiel. Stets gilt es unser Schienennetz zu errichten und dafür zu sorgen, dass dieses lukrativ ist. Eine gute Übersicht über unsere unterschiedlichen Linien ermöglicht schnelles Anpassen, wenn wir irgendwo Verluste machen. Dank Spezialisten, die wir einstellen dürfen, können wir zudem die Gewinne aus verschiedenen Bereichen wie Personen- oder Warentransport erhöhen oder unsere Züge effizienter fahren lassen.
Eine der wichtigsten Fragen bei einer Wirtschaftsaufbausimulation an einer Konsole ist die Steuerung. Diese ist wunderbar gelungen. Per Knopfdruck öffnen wir ein Ringmenü und wechseln schnell zwischen den verschiedenen Optionen und Menüs. Bereits nach kurzer Zeit geht das locker von der Hand, wodurch sich zeigt, wie intuitiv die Bedienung ist. Und auch sonst spielt sich Railway Empire sehr gut. Während unseres Tests sind uns keinerlei Fehler oder technische Probleme aufgefallen. Lediglich die deutschen Bildschirmtexte könnten, besonders im Handheldmodus, etwas größer sein, bleiben aber noch im lesbaren Bereich.
Simple Konkurrenz
Egal ob wir nun in Regionen der USA, den gesamten Vereinigten Staaten, Mexiko, Kanada oder Südamerika unser Bahnunternehmen zu errichten beginnen, wir dürfen zwischen zwei Spielweisen wählen. Im normalen Modus können Züge – wie sollte es auch anders sein – nicht einfach aneinander vorbei fahren. Wir benötigen Ausweichgleise und Bahnhöfe mit mehreren Gleisen, um teure Staus zu verhindern. Das einfache Streckennetz hingegen erlaubt es, dass Züge einfach durcheinanderfahren oder gestapelt werden. Welche Bauweise wir bevorzugen, ist uns überlassen. Wahlweise dürfen wir sogar ausschließlich unseren Konkurrenten erlauben, das einfache Streckennetz mit höheren Schienenkosten zu nutzen. Wirklich sinnvoll ist das aber nicht, da wir schnell im Nachteil sind.
Ansonsten müssen wir stets dafür sorgen, dass unser Aktienkurs hoch genug bleibt, da uns sonst eine feindliche Übernahme droht. Natürlich dürfen auch wir viel Geld investieren, um unsere Konkurrenten aufzukaufen und so deren Schienennetz, Bahnhöfe, Züge und dergleichen zu übernehmen. Zusätzlich dürfen Rohstoffhersteller sowie die in den Städten befindlichen Industrie aufgekauft werden. Dadurch verdienen wir auch abseits unseres Kerngeschäfts Geld und erschließen uns ein komplett eigenständiges Unternehmen, doch auch hier gilt, stets auf unsere Finanzen zu achten und abzuschätzen, wie sinnvoll ein Aufkauf ist. Ähnliches gilt für den Neubau von Industrie oder besonderen Gebäuden in Städten, sobald diese ausreichend gewachsen sind. Einfluss auf unsere Spielweise kann zudem unser Avatar nehmen. Ist dieser in Kampagne und Szenarien oft vorgegeben, dürfen wir im freien Spiel und dem Modellbaumodus frei wählen, ob wir beispielsweise mit dem General, der Dame, dem Gangster oder der Trickspielerin unser Unternehmen aufbauen wollen. Jede der insgesamt sechs Figuren hat dabei eigene Stärken und Schwächen.
Schick, aber leblos
Optisch kann sich Railway Empire ebenfalls sehen lassen. Die Karten mögen zwar etwas leblos und nicht maßstabsgetreu sein, sind dafür aber schön gestaltet. Am aufwendigsten sind aber die Züge modelliert, so dass es wirklich kurzweilig unterhält, einfach nur zu beobachten, wie sie durch die Landschaft fahren. Dabei hilft auch der Zugfahrermodus, der es uns ermöglicht, aus der Sicht des Zugführers unsere Strecken abzufahren. Auf Dauer mag das nicht motivieren, ein paar Mal ist es aber definitiv interessant, unser Schienennetz aus einer anderen Perspektive zu sehen. Das unterstützt noch den sowieso bereits an das Spiel fesselnden Nur-noch-eine-Strecke-Flow, den Railway Empire entwickeln kann und der uns immer wieder dazu bringt, weiterzuspielen oder uns an einer neuen Karte zu versuchen. Genau so muss eine Bahn-Wirtschaftsaufbausimulation motivieren.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Railway Empire mag das Genre-Rad nicht neu erfinden, macht aber dafür vieles richtig. Intuitive Bedienung, schicke Optik und ein motivierendes Gameplay sorgen dafür, dass ich oft wesentlich länger gespielt habe, als ich eigentlich vor hatte. Nur noch diese Bahnhöfe verbinden, den Rohstofflieferant noch anschließen, gleich in Chicago eine neue Industrie errichten und ähnliche Momente haben mich stets aufs Neue dazu gebracht, doch weiterzuspielen. Die Modi-Vielfalt, die zwar nur bedingten Einfluss auf das Gameplay hat, bringt zudem genau das richtige Maß an Abwechslung. Habe ich gerade keine Lust auf die Kampagne, kann ich im freien Spiel mit weniger Vorgaben ein Schienennetz errichten oder mich im Modellbaumodus ohne Geldsorgen austoben. Gerade dank der gut umgesetzen Steuerung, dem flüssigen Spielgeschehen und dem gelungenen Handheld-Modus ist Railway Empire auf der Switch eine hervorragende Umsetzung. Lediglich kleinere Probleme bei der künstlichen Intelligenz, der Präsentation und der Einarbeitung kratzen an der Oberfläche, trüben den positiven Gesamteindruck des wahrscheinlich besten Genre-Vertreters auf der Switch zu keiner Zeit.