Shadow Bug – TEST

Manche Spiele motivieren ihre Fans mit einem hohen Schwierigkeitsgrad immer wieder dazu, neue Bestleistungen aufzustellen und das eigene Können zu verbessern. Shadow Bug schlägt hingegen in die Kerbe, frustresistente Spieler mit stumpfen Auswendiglernen zu konfrontieren.


In Shadow Bug schlüpft der Spieler in die Rolle des titelgebenden Käfers, der noch dazu mit zwei Katana ausgerüstet ist, um sich gegen allerhand Getier ordentlich zur Wehr zu setzen. Obwohl dieser Held prädestiniert für eine – wenn auch nur nebensächliche – Handlung gewesen wäre, verzichtet der Titel vollkommen auf eine Story und Charakterentwicklung. Wirklich notwendig wäre diese zwar nicht, doch hätte sie das Erlebnis dank der comichaften Spielwelt in puncto Präsentation und Atmosphäre wahrhaftig unterstützt. Stattdessen wirft Shadow Bug den Spieler von Beginn an ins kalte Wasser und lässt ihn das Gameplay intuitiv durch diverse Versuch-und-Irrtum-Experimente erlernen.

Insgesamt dürfen dabei 36 mehr oder weniger große Levels aus der zweidimensionalen Seitenansicht in Angriff genommen werden. Springen kann der Schattenkäfer nicht, es bleibt lediglich die Navigation von links nach rechts und rechts nach links auf den verschiedenen Plattformen der Level-Architektur. Um auf andere Ebenen im Wald, in der Kanalisation oder in der Fabrik zu gelangen, müssen die sinnvoll platzierten Gegner anvisiert und angegriffen werden, denn trotz fehlender Sprungfähigkeit kann der Protagonist immerhin noch seine Feinde im Flug mit seinen beiden Katana durchtrennen. Dabei muss der Schattenkäfer jedoch immer auf der Hut sein, denn eine Berührung mit Stacheln, Sägeblättern, Laser-Strahlen und Co führen zu seinem sofortigen Ableben.

Gnadenlose Bestrafungen

Von Anfang an macht Shadow Bug keinen Hehl daraus, zu den schwierigsten Spielen seiner Art zu gehören. Das liegt jedoch weniger am Level-Aufbau und der quasi nicht vorhandenen Lebensenergie, sondern vor allem an der Steuerung des Spiels. Während mit dem Analog Stick auf dem linken Joy-Con die Spielfigur bewegt wird, wird über die Bewegungssteuerung des rechten Joy-Cons der Cursor in Form einer Fliege kontrolliert, um auf die Gegner zu zielen und per Knopfdruck anzugreifen. Was intuitiv klingt und so auch schon auf Nintendos innovativer Konsole Wii im Jahr 2006 möglich gewesen wäre, entpuppt sich mit fortlaufender Spielzeit jedoch als Ärgernis.

Oft ist es notwendig, dass ein Gegner einhundertprozentig anvisiert sein muss – sobald der Cursor auch nur einen Millimeter davon abgerückt ist, kann keine Eingabe erkannt werden. Hinzu kommt, dass solch ein Fehler in fast allen Fällen gnadenlos mit dem Tod der Spielfigur bestraft wird und da besonders in den späteren Levels die Kontrollpunkte zu weit voneinander entfernt liegen, artet das Gameplay schnell in repetitiven Durchläufen aus, da der gleiche Fehler gerne wiederholt wird. Shadow Bug will nicht, dass der Spieler aus seinen Fehlern lernt und sein Geschick verbessert – der Titel will den Spieler stattdessen zum puren Auswendiglernen verdammen und verschenkt somit unnötig Potenzial.

Spiel für Masochisten

Unverzeihlich ist, dass der Cursor sehr oft verzieht und gar innerhalb eines Levels mehrmals auf Knopfdruck neu justiert werden muss. Wer denkt das Steuerungsproblem mit dem rechten Analog-Stick des Pro Controllers zu umgehen, wird enttäuscht sein. Hier muss der ganze Controller bewegt werden und dass das mit beiden Händen an der Steuerungseinheit wesentlich langsamer funktioniert als mit einer Handbewegung, ist jedem bewusst. Im Handheld-Modus muss allerdings nicht damit gekämpft werden, denn hier können die Eingaben auch bequem per Touchscreen und somit ohne spielspaßbremsenden Cursor eingegeben werden und mit gehaltenem Finger auf dem Bildschirm lässt sich der Schattenkäfer sogar bewegen. Besonders in den späteren Levels ist diese Eingabemöglichkeit wirklich empfehlenswert!

Trotz der offensichtlichen Defizite bietet Shadow Bug allerdings auch ein paar positive Seiten. So sieht der Zeichenstil des Spiels vor allem bei den Hintergründen in Kombination mit den meist dunklen Plattformen im Vordergrund wirklich fantastisch aus. Zusammen mit dem adrenalingeladenen Soundtrack, trägt dies tatsächlich zur Motivation bei, die Levels in einer bestimmten Zeit oder mit einer hohen Punktzahl zu absolvieren. Wer aber einen niedrigen Blutzuckerspiegel hat und keine bleibenden Bissspuren auf den Joy-Cons oder einen zerdepperten Touchscreen seiner Switch in Kauf nehmen will, sollte um Shadow Bug einen Bogen machen. Masochisten, die es unbedingt noch einmal wissen wollten, dürfen aber zuschlagen!

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Shadow Bug gehört zu den Spielen, die so vieles hätten sein können, aber alles auf einen teils unfassbar hohen und teils gar unfairen Schwierigkeitsgrad reduzieren. Während andere schwierige Titel wie die Mega-Man-Reihe die Schuld immer bei einem selbst suchen lässt, wird die Schuld bei Shadow Bug meist beim Spiel gesucht und der Fernseher aus Wut angeschrien. Das liegt vor allem an der halbgaren Steuerung über die Joy-Cons, denn wenn schon innerhalb eines Levels der Cursor mehrfach neu justiert werden muss und dafür sorgt, dass das Anvisieren eines Gegners in brenzligen Situationen zur Tortur wird oder sogar misslingen lässt, dann hemmt dies auf Dauer den Spielspaß enorm. Immerhin funktioniert der Titel trotz einiger nerviger Situationen, die tatsächlich nur aufs stumpfe Auswendiglernen zielen und vor allem mit den in späteren Levels weit auseinander liegenden Kontrollpunkten sehr nervig sind, über die Eingabe per Touch-Steuerung meistens sehr gut. Dennoch ist Shadow Bug ein Spiel, an dem wohl nur masochistische Spieler auf Dauer Gefallen finden werden. Wer auf der Suche nach wirklichen Herausforderungen ist, bei denen aus gemachten Fehlern sogar gelernt werden kann, sollte sich lieber einem anderen Spiel zuwenden.