
Shadow Labyrinth – TEST
Zum 45. Geburtstag von Pac-Man hätte es sich Bandai Namco überaus einfach machen und schlicht ein klassisches Arcade-Spiel des Franchises veröffentlichen können. Stattdessen gibt es mit Shadow Labyrinth ein motivierendes und zugleich herausforderndes Action-Adventure.
Als namenloser Charakter, im Spiel jedoch schon früh als Nummer Acht bezeichnet, stranden wir auf einem unbekannten Planeten. Dort werden wir von einer Kreatur namens Puck aufgelesen, die uns dazu instrumentalisiert, ihr einen Gefallen zu tun. Schließlich haben wir im Gegensatz zum kugelrunden Puck Arme und Beine, sodass wir uns kurz nach dem Aufprall ein Schwert schnappen und für Puck in Shadow Labyrinth kämpfen können. Das Geschehen wird hierbei stets aus der zweidimensionalen Seitenperspektive eingefangen, weshalb wir genau wie in artverwandten Titeln des Metroidvania-Subgenres über breite Abgründe springen, an manchen Wänden klettern und uns allerhand Gegner erwehren müssen, um voranzukommen.
Allerdings sind unsere Möglichkeiten, zumindest in den ersten Spielstunden, noch arg beschränkt. Einerseits liegt dies an den überschaubaren Fähigkeiten von Spielfigur Nummer Acht, die ihr Repertoire in der Regel nur nach dem Sieg über einen Bossgegner erweitert. Andererseits ist es die Spielwelt selbst, welche die entsprechenden Fähigkeiten voraussetzt, damit wir weiterkommen können. Dementsprechend öffnet sich die Welt von Shadow Labyrinth regelmäßig in Intervallen und motiviert so dazu, auch in bereits besuchte Areale zurückzukehren, um die Geheimnisse zu lüften, die wir bis dahin gezwungenermaßen auslassen mussten.
Permanente und temporäre Vorteile
Zu erkunden gibt es unterschiedliche Gebiete, die visuell abwechslungsreich, wenn zuweilen aufgrund ihrer verhältnismäßigen Weitläufigkeit auch sehr leer ausfallen. Unter anderem erkunden wir dunkle Höhlen oder durchkämmen dschungelartige Areale rund um einen gigantischen Baum. Auch enge Gemäuer, in denen wir kleinere Schieberätsel lösen, sind mit von der Partie. Während die Hauptfähigkeiten nur an bestimmten Punkten innerhalb des Spiels hinzukommen, dürfen wir nichtsdestotrotz unsere Fähigkeiten verbessern oder uns temporäre Boni bei Händlern abholen. Für besiegte Gegner erhalten wir eine finanzielle Ressource, die wir an Speicherpunkten in Shadow Labyrinth beispielsweise in die Verbesserung unserer Angriffskraft investieren dürfen.
Bei Händlern kaufen wir hingegen zeitlich begrenzte Boni wie zwei zusätzliche Lebenspunkte ein. Oft reicht Geld alleine aber nicht aus, sodass wir weitere Ressourcen auf den Tisch blättern müssen. Diese erhalten wir, sobald wir mit Nummer Acht eine Verwandlungsmöglichkeit, über die wir nicht zu viel verraten wollen, gelernt haben. Dann können wir betäubte oder besiegte Gegner sogar verspeisen und ihnen die jeweiligen Materialien vor dem Verdauen abnehmen. Das klappt selbst bei etwas größeren Brocken, auf die selbst Vielfraß Kirby neidisch wäre! Werden wir übrigens besiegt, landen wir wieder beim letzten Checkpoint. Die eingekauften Boni sind in einem solchen Fall passé.
Anspruchsvolle Herausforderungen
Grundsätzlich ist es egal, ob wir von permanenten oder temporären Vorteilen profitieren. Shadow Labyrinth ist in puncto Schwierigkeitsgrad herausfordernd und kann einen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringen. Wir können euch aber vergewissern, dass jedwede Spielsituation zu meistern ist, wenn wir eine ruhige Hand beweisen und die Steuerung beherrschen. Viele Bildschirmtode kommen ja nur zustande, weil wir nicht konzentriert bei der Sache sind. Da die Steuerung sehr direkt ist, kommt es auf gutes Timing an. Trotzdem bleibt das Spiel fair, denn mit besagten Mechanismen wie dem Verbessern der Angriffskraft, können wir den Schwierigkeitsgrad senken. Sind wir stärker, reichen weniger Schwerthiebe aus, um Gegner auszuschalten. Bossgegner sind im Gegensatz zu Sprung- und Kletterpassagen ohnehin viel leichter zu besiegen.
Außerdem verlieren wir keinen Fortschritt, sollten wir das Zeitliche segnen. Stattdessen behalten wir alle Ressourcen und können beim letzten Kontrollpunkt nochmals loslegen. Schade ist, dass die Laufwege manchmal etwas länger dauern. Störend ist dies, wenn wir wiederholt an einer Stelle scheitern. Während das Spiel in der Switch-Version konstant mit sechzig Bildern pro Sekunde läuft, dafür aber auf längere Ladzeiten und eine geringere Auflösung setzt, kommt es in der Switch 2 Edition zu regelmäßigen, aber nur bedingt spürbaren Framerate-Einbrüchen, die den Spielspaß aber nur wenig trüben. Lasst ihr euch auf Shadow Labyrinth ein, kommt ihr in den Genuss eines herausfordernden Action-Adventures mit vorgerenderten Hintergrundgrafiken sowie einem beklemmend-schönen Soundtrack, der hervorragend zur düsteren Atmosphäre passt.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Shadow Labyrinth hat mich bei der Ankündigung sehr überrascht, hätte ich ein solches Spiel im Pac-Man-Universum gar nicht erst erwartet. Ein wenig skeptisch war ich im Vorfeld schon, doch handelt es sich bei dem Titel wahrhaftig um ein grundsolides Action-Adventure mit Metroidvania-Anleihen. Es macht mir sehr viel Spaß, die Spielwelt mit ihren unterschiedlichen Anstrichen zu erkunden, mich zahlreichen Gegnern zu stellen, kleinere Rätsel zu lösen und meine Fähigkeiten nach und nach zu erweitern. Da stört es mich auch nur bedingt, dass manche Passagen knallhart ausfallen. Bis manche Spielsituationen gemeistert sind, können hier und da etliche Wiederholungen notwendig sein. Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass mit einem ruhigen Händchen, etwas Geduld und einem Gefühl für die direkte Steuerung fast alle Herausforderungen gut absolvierbar sind. Mit Genreklassikern wie Super Metroid oder Castlevania: Symphony of the Night kann es das Spiel dann aber nicht ganz aufnehmen. Auch Titel wie Hollow Knight oder Ori and the Blind Forest haben die Nase definitiv vorn, aber wer sich noch einmal vergegenwärtigt, zu welchem Franchise Shadow Labyrinth gehört, wird wohl zustimmen müssen, dass das Ergebnis denkbar ansehnlich ist. Wer Action-Adventures aus dem Metroidvania-Subgenre mag und auch kein Problem damit hat, sich etlichen Herausforderungen zu stellen, wird durchaus zufrieden sein.