Picross S: Namco Legendary Edition – TEST

Mussten Anhänger der Picross-Reihe in den letzten Jahren häufig etliche Monate bis zur nächsten Episode warten, ging es plötzlich Schlag auf Schlag. So veröffentlichte Entwickler Jupiter mit Picross S: Namco Legendary Edition Ende Mai einen Serienteil mit Retro-Touch, der nach fünf Monaten bereits das dritte Picross-Spiel im Jahr 2024 darstellt. Wahnsinn!


Auch wenn Picross S: Namco Legendary Edition mit den Retro-Motiven einen ganz besonderen Schwerpunkt verfolgt, dürften sich Fans im Spiel sofort zurechtfinden. Großartige Überraschungen gibt es nämlich nicht. Umso leichter dürfte es fallen, sich mit der uralten Rätselmechanik auseinanderzusetzen. Wieder ist es unsere Aufgabe, Gitternetzrätsel zu lösen, die Bilder als Belohung freilegen. Damit wir dieses Ziel erreichen, müssen wir in den Nonogrammen genannten Rätseln die korrekten Felder finden und markieren. Gelöste Knobeleien legen, wie es der Titel des Spiels bereits vermuten lässt, Motive aus betagten Arcade-Titeln und frühen Konsolenspielen wie Pac-Man frei.

Um voranzukommen, müssen wir stets auf die Beschriftungen am linken und oberen Rand der Nonogramme achten. In einem zehn mal zehn Felder großen Gitternetz besteht jede Zeile und jede Spalte aus zehn gleich großen Quadraten. Ist die gewählte Zeile am Rand mit den Ziffern Fünf und Drei beschriftet, müssen wir als erstes fünf und dann drei aufeinanderfolgende Kästchen ausfüllen. Zwischen beiden Serien ist es aber nötig, mindestens ein Feld freizulassen, damit die Abfolgen getrennt bleiben. Logisch, dass am Ende acht Quadrate dieser Zeile einen Teil des Bildes ausmachen. Oftmals ist es jedoch nicht möglich, eine Reihe vollständig auf Anhieb zu bearbeiten. Entsprechend rechnen wir aus, welche Felder wir ausfüllen dürfen – und wiederholen diesen Schritt so oft wie nötig.

Allseits bekannte Spielmodi

Um die Übersicht in Picross S: Namco Legendary Edition zu behalten, markieren wir Felder, die wir auf keinen Fall ausfüllen dürfen, mit einem Kreuzchen. Einerseits ist dies für uns von Vorteil, da wir der Lösung Schritt für Schritt näher kommen. Andererseits senken wir damit auch den Schwierigkeitsgrad, da wir andernfalls alle Abstände immer wieder aufs Neue berechnen müssten. Neben dem klassischen Konzept hat es ein weiteres Mal die Variante Mega Picross ins Spiel geschafft. Diese funktioniert im Grunde wie das eigentliche Spielprinzip; nur mit dem Unterschied, dass wir hier zwei nebeneinanderliegende Spalten oder Zeilen im Auge behalten müssen. In unserem Beispiel des zehn mal zehn Felder großen Nonogramms können also theoretisch bis zu zwanzig Kästchen miteinander verbunden werden.

Habt ihr noch keine Picross-Erfahrung vorzuweisen, solltet ihr euch am besten zunächst an den normalen Modus wagen. Nichtsdestotrotz sind die Mega-Picross-Rätsel mit ein wenig Einarbeitungszeit relativ schnell durchschaut. Mit von der Partie ist erneut der Clip-Picross-Modus. Dieser besteht aus normalen Nonogrammen, die jedoch als Teilbilderrätsel zunächst durch das Lösen von Gitternetzrätseln in den anderen Modi freigeschaltet werden müssen. Haben wir jedes einzelne der Clips genannten Teilbilderrätsel gelöst, setzen sich diese zu einem größeren Bild zusammen. Dieser verzahnte Aufbau motiviert abermals, wirklich jedes einzelne Rätsel lösen zu wollen.

Traditioneller Aufbau mit piepende Arcade-Musik

Auf Dauer sind die beiden Modi nicht sonderlich abwechslungsreich. Daher greifen die Entwickler erneut auf das seit Picross S3 vorhandenen Color Picross zurück. In diesem Modus lösen wir die Nonogramme mit Farben. Soll heißen, dass wir die Quadrate in vordefinierter Reihenfolge mit unterschiedlichen Farben ausfüllen. Im Gegensatz zu den normalen Picross-Regeln ist es bei Color Picross aber nicht zwingend erforderlich, Felder zwischen den verschiedenen Serien freizulassen. Sollen wir in einer Reihe erst fünf Kästchen gelb und dann drei Quadrate blau einfärben, können diese beiden Bereiche direkt aufeinander folgen. Durch die Beschriftung an den Seitenrändern ist es möglich, abzuschätzen, in welcher Reihenfolge die Farben auftreten. Anfängern mag dies kompliziert vorkommen, doch wer den Modus in den Vorgängern gemeistert hat, wird keine großen Probleme mehr haben.

Wir können einmal mehr nur raten, den Modus auszuprobieren, da Puzzlespiele davon leben, entdeckt und durchschaut zu werden. Technisch setzt der Titel auf eine zweckmäßige Grafik, doch bewegen sich im Hintergrund viele helle Elemente, die ablenken können. Bei der Musik scheiden sich wohl die Geister. Manche mögen die piepende Arcade-Musik, andere wollen sich nach einer Viertelstunde in die Nervenheilanstalt einweisen. Ein Glück, dass die Switch über eine Lautstärkeregelung verfügt! Ansonsten bietet Picross S: Namco Legendary Edition in puncto Zugänglichkeit viele Hilfen, Steuerungsmethoden und einen kooperativen Vier-Spieler-Modus. Nett!

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Für eine Zahl im Titel bleibt nach dem neunten Serienteil wohl kein Platz mehr. Stattdessen verbindet Jupiter den Puzzlespaß mit vielen Retro-Motiven und macht dies im Spieltitel deutlich. Picross S: Namco Legendary Edition geht keine Experimente ein und funktioniert wie fast jede andere Episode. So bereitet mir das Rätseln wieder viel Freude, auch wenn mir die Innovationen fehlen. Dies dürfte der größte Kritikpunkt sein, denn wenn ich einmal losgelegt habe, vergeht die Zeit wie im Flug. Trotzdem gibt es ein paar Punkte, die mich auch nach Jahren stören. Zum Beispiel ist nur das Spielen im Handheld-Modus über die Steuerungstasten wirklich effektiv, denn das Steuerkreuz des Pro Controllers ist viel zu schwammig und über die Touchpen-Alternative lächle ich nur. Ein funktionierendes Bestrafungssystem gibt es nicht und Online-Modi sind Fehlanzeige. Erschwerend kommt hinzu, dass der Titel auf einen gewöhnungsbedürftigen Soundtrack setzt. Eigentlich mag ich alles, was nach Retro-Spiel aussieht oder so klingt, aber die piependen Musikstücke von Picross S: Namco Legendary Edition rauben mir nach wenigen Minuten den letzten Nerv. Mit Entspannung hat das wenig zu tun – und das hätte auch in der Entwicklung auffallen müssen. Dafür ist das Spiel mit seinen insgesamt 585 Rätseln der zum Veröffentlichungszeitpunkt umfangreichste Serienteil auf der Switch. Wer über die Defizite inklusive des Soundtracks hinwegsehen kann, macht mit dem Puzzlespiel also wirklich nichts falsch.