The Bradwell Conspiracy – TEST

Entwickler A Brave Plan und Publisher Bossa Studios lassen uns in The Bradwell Conspiracy den Weg aus einer unterirdischen Anlage suchen und stellen uns dafür einen tragbaren 3D-Drucker zur Verfügung. Das Puzzle-Adventure erinnert im Test mehr an Firewatch als an Genre-Vertreter wie Portal.


Im Jahr 2026 ist der Großkonzern Bradwell Electronics auf der ganzen Welt für allerlei Fortschritt verantwortlich. Bei der Präsentation einer Initiative für sauberes Wasser zur Sonnenwendfeier im firmeneigenen Museum nahe Stonehenge geht allerdings etwas schief. Gefangen in den Trümmern des Gebäudes versuchen wir einen Ausweg aus unserer misslichen Lage zu finden. Unterstützung erhalten wir dabei vom KI-Guide unserer Augmented-Reality-Brille und der ebenfalls noch eingeschlossenen Überlebenden Amber. Schon nach kurzer Zeit gelangen wir in eine geheime unterirdische Anlage von Bradwell und müssen uns mit Hilfe von Ambers Anweisungen, die wir über Funk erhalten, und eines tragbaren 3D-Druckers unseren Weg bahnen.

Linear erzählt

Auf den ersten Blick kann The Bradwell Conspiracy aufgrund der 3D-Drucker-Pistole Erinnerungen an Valves Portal wecken, dabei ähnelt das Puzzle-Adventure weitaus mehr dem erzählerischen Firewatch. Linear durchschreiten wir die Bereiche der Bradwell-Einrichtung, folgen den klar vorgegebenen Zielvorgaben und lösen gelegentlich kleinere Rätsel mit unserem 3D-Drucker. Wirklich kompliziert wird das zwar nie, als willkommene Abwechslung und einzige richtige Gameplaymechanik sind die Puzzles aber gerne gesehen.

The Bradwell Conspiracy lässt uns in die Haut eines stummen Überlebenden schlüpfen. Eine aktive Kommunikation mit Amber, die per Funk die ganze Zeit mit uns spricht, ist also nicht möglich. Stattdessen schicken wir ihr Fotos unserer Umgebung, um Hilfestellungen zu erhalten oder sie über unsere Situation zu informieren. Zudem kommentiert sie die von uns geschossenen Bilder auch gerne, weshalb wir uns dabei erwischt haben, einfach alles, was wir zu sehen bekommen haben, zu fotografieren. Schnell stellt sich Amber, trotz manch nerviger Einwürfe, als eine der größten Stärken des Adventures heraus. Unsere indirekte Begleiterin ist sympathisch geschrieben, atmosphärisch auf englisch vertont und schreckt nicht vor schlechten Witzen und dummen Sprüchen zurück. Das macht sie angenehm menschlich, so dass uns selbst ihre wiederholten Ausführungen über Schokoladeneis nicht mehr so sehr nerven.

Eingeschränkte Möglichkeiten

Unter Ambers Anleitung schreiten wir in der durchaus spannenden Geschichte rund um den Bradwell-Konzern voran. Optionale Texte wie Mails oder Sprachnachrichten lassen uns tiefer in die Welt eintauchen und offenbaren uns fragwürdige Vorgehensweisen des Unternehmens. Wie sollte es auch anders sein? Schließlich hat Bradwell ein neues Mineral gefunden, das als Grundlage für unseren tragbaren 3D-Drucker dient. Die zentrale Spielmechanik basiert auf Materialien und Blaupausen. Letztere erhalten wir entweder von Amber, finden sie als Datei oder scannen bestimmte Objekte. Materialien wiederum können wir entweder in Rohform oder bereits umgewandelt findet. Frei ist das jedoch nicht, da viele Objekte in der Spielwelt nur Kulisse sind und die Möglichkeiten des 3D-Druckens stark eingeschränkt wird. Statt uns langsam ein großes Inventar mit mehreren Möglichkeiten zu eröffnen, verlieren wir beim Wechsel eines Gebietes alle Materialien und Blaupausen. Eine Rückkehr ist trotz neuer Ar-Brillen, die uns zuvor verschlossene Türen öffnen, nicht vorgesehen. Schade um das verschenkte Potenzial.

Dazu gesellt sich eine schwammige Steuerung. Besonders das Platzieren mittels 3D-Drucker-Pistole ist oft unnötig umständlich. Dass einige Rätsel zudem etwas aufgezwungen wirken und logische Alternativlösungen nicht zulassen, trübt ebenfalls den sonst guten Eindruck. Der geringe Schwierigkeitsgrad, und angesichts der eher einfachen Optik unverständliche Ruckler kratzen zusätzlich an dem Puzzle-Adventure. Schwerwiegender waren gelegentliche Bugs, die selten Neuladen erfordert haben sowie mehrere Abstürze des Spiels. Trotzdem kann The Bradwell Conspiracy mit seiner Geschichte, die viel von Amber profitiert, ausreichend bis zum leider recht schwachen Ende motivieren.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Als ich erste Bilder von The Bradwell Conspiracy gesehen habe, habe ich tatsächlich zuerst an Portal gedacht. Sicherlich kein schlechtes Vorbild und die Idee eines tragbaren 3D-Druckers hat auch etwas. Leider verschenken die Entwickler viel Potenzial. Weshalb muss ich alle Materialien und Blaupausen nach einem Bereich wieder abgeben? Wieso kann ich nicht frei zwischen den AR-Brillen wechseln und in bereits besuchten Abschnitten neue Wege freischalten? Hier wäre die Möglichkeit gewesen, zumindest ein wenig auf das Metroid-Prinzip zu setzen. Trotzdem ist The Bradwell Conspiracy kein schlechtes Spiel. Im Gegenteil: Das Puzzle-Adventure mag Schwächen haben, gleicht diese aber mit einer spannenden Geschichte, einer gut geschriebenen, indirekten Begleiterin sowie ordentlichen, wenn auch leichten Puzzlen wieder aus. Das genügt, um bis zum Ende motiviert zu sein. Jedenfalls, wenn ihr über die schwammige Steuerung, die uns manchmal arg genervt hat, hinwegsehen könnt. Als großes Problem zum Spielende haben sich außerdem mehrere Abstürze sowie Tonprobleme offenbart.