Bridge Constructor Portal – TEST

Mit der Bridge-Constructor-Reihe haben sich Publisher Headup Games und Entwickler Clockstone bereits auf anderen Systemen einen Namen gemacht. Bridge Constructor Portal ist der erste Ableger auf der Nintendo Switch mit einer Besonderheit: Er hat die offizielle Portal-Lizenz von Valve zu bieten.


Bridge Constructor Portal ist ein physik-basierter Puzzler. Dem Namen ist schon zu entnehmen, dass es um Brückenbau geht, doch die Konstruktionen aus Streben und Seilen lassen sich in den späteren Levels wirklich nicht mehr nur Brücken nennen. Wir bauen die waghalsigsten Gebilde, deren einziges Ziel dennoch darin besteht, Fahrzeuge vom Beginn des kompakten zweidimensionalen Levels ins Ziel zu befördern. Dabei fahren die Fahrzeuge selbstständig, sobald wir sie losschicken, zunächst einzeln, dann, um die Schwierigkeit zu erhöhen, als Kolonne. Wir können nur zusehen und hoffen, dass unsere Bauwerke ihren Zweck erfüllen und halten, damit die Wagen ihren Parcours absolvieren und den Testraum verlassen können.

Wir spielen Portal

Hier und in sämtlichen anderen Aspekten des Spiels zeigt sich die Portal-Lizenz, die die Brückenkonstruktionen in sechzig Testräumen stattfinden lässt. Das Spiel beginnt mit einer Neuanstellung von uns als Testkonstrukteur in den Aperture Laboratories, die uns aus den Ego-Sicht-Rätselspielen bekannt sind. Ebenfalls übernommen wurden die Portale und die Geschütztürme. Außerdem noch vieles weitere, aber das würde dem Spiel zu viel vorwegnehmen.

Die Präsentation ist einwandfrei. Die Level wirken stilecht sehr kahl und weiß und mit Testapparaten versehen. Das Tutorial und sämtliche anderen Texte werden englisch von GLaDOS gesprochen, dem Roboter, der uns in Portal schon mit seiner Stimme trocken amüsant begegnet ist. Das ist hier ähnlich, wir mussten mehrfach herzlich lachen, weil die Komik so herrlich absurd ist. Zudem wird GLaDOS von ihrer Originalstimme gesprochen und nur mit deutschen Untertiteln versehen, was Authentizität bietet. Abgesehen vom eigentlichen Spiel fühlt es sich genau wie Portal an – nur dass wir die Portale nicht selbst verteilen dürfen, sondern die vorgegebenen Portale des Levels nutzen müssen. Schade.

Die Bastelsteuerung funktioniert

Das eigentliche Spiel ist kein Rätsel-Shooter, sondern ein 2D-Bastelsimulator. Die Steuerung funktioniert einwandfrei über die Analogsticks mit Cursor oder per Touchscreen im Handheld-Modus. Die Genauigkeit ist zu keinem Zeitpunkt ein Problem, weil wir über die Schultertasten beliebig rein- und rauszoomen können, um uns mehr Überblick oder mehr Detailverständnis zu verschaffen. Die Entwickler haben dem Spiel auch eine Undo-Funktion spendiert, jedoch keine Redo-Funktion, um versehentlich wieder zurückgenommene Änderungen wiederzubeleben. Soweit zur Steuerung der Funktionen, die es gibt. Es fehlen manche Möglichkeiten für eine bequeme Spielweise, aber dazu später mehr.

Unser Spiel sieht Level für Level gleich aus. Wir bekommen eine Teststrecke gezeigt, der große Teile fehlen. Wir müssen uns überlegen, wie die Testwagen ins Ziel kommen und beginnen zu bauen. Über eine vom Boden gestützte oder von der Decke gesicherte Konstruktion ergänzen wir die Strecke nach fachmännischem Wissen und beginnen die Fahrt eines Fahrzeugs. Nun gehen meist alle möglichen Dinge schief, die beim ersten Ansehen teils lustig zu verfolgen sind, weil wir uns mit einem Gefühl von „Na klar, das konnte ja so gar nicht funktionieren!“ ans Korrigieren machen. Die Brücke fällt auseinander, weil sie nicht genug gesichert war, sie fällt auseinander, weil wir ganze Anschnitte zu bauen übersehen haben oder weil das Fahrzeug zu schwer ist.

Dieser Zyklus ist anfangs noch recht simpel, verständlich, unterhaltsam und leicht zu korrigieren. Später gibt es jedoch Rätsel, bei denen uns der Weg klar ist, wo die Ausführung aber viele kleine Justierungen erfordert. Wenn die Fehler am Ende der Teststrecke sind, müssen wir dem kleinen Fahrzeug teils eine halbe Minute lang immer wieder zusehen, wie es den perfekten Anfang unserer Strecke absolviert. Hier hätte der Entwickler gern eine Funktion für die Bequemlichkeit einbauen können. Denkbar wäre ein beschleunigter Ablauf oder das Starten ab einem bestimmten Punkt gewesen. So jedoch kommt zwischendurch Langeweile auf, wenn zum Beispiel die Kalibrierungen sehr genau sein müssen, um das Fahrzeug über weite Strecken des Levels korrekt in ein Portal zu schleudern.

Was uns bei diesem Spiel besonders positiv auffiel, war die Spielbarkeit in Bezug auf den Wechsel von TV zu Mobil. Die Schriften und Menüs sind in der Mobilfassung größer und sämtliche Änderungen an den Levels lassen sich zwischendurch speichern, so dass wir auch an unvollendeten Levels später problemfrei weiterbauen können. Für einen Technik-Award hat es nicht gereicht, dafür waren die angesprochenen Nervereien und manche Kleinigkeiten zu gravierend. Zum Beispiel könnte das Spiel vorhandene Ankerpunkte beim Brückenbauen als Endpunkte anbieten, damit wir nicht jeden einzelnen Punkt selbst anvisieren müssen. Negativ fiel außerdem auf, dass in den späten komplizierten Levels, wie zum Beispiel in Level 43, was sehr viele Portale und Testfahrzeuge beinhaltet, beim Testlauf die Framerate zum Teil rapide einbricht, weswegen wir auch keinen Silber-Award vergeben konnten.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

 

Auch wenn ich beim Spielen dieses Spiels – nicht zuletzt wegen der sarkastischen Witze von GLaDOS – viel Freude hatte, ist es aufgrund seiner physikbasierten Rätsel vielleicht nicht für jeden. Die Grundzüge des Brückenbauens werden im Spiel zwar erklärt, aber wer sich für Traglast und Zugbelastung, Schwingung und Statik nicht begeistern kann, sollte lieber etwas anderes spielen. Für Tüftler wie mich, die gern Feinjustierungen an Konstrukten vornehmen, um sie perfekt zu gestalten, oder doch nach einer Massenkarambolage kurz vor dem Ziel lachend zum nächsten Level wechseln, ist dieser Titel jedoch eine klare Empfehlung. Und wer Portal mochte, wird vielleicht allein dadurch hier seinen Spaß haben.