The Princess Guide – TEST

Als Veteran machen wir uns in The Princess Guide an die Ausbildung von vier Prinzessinnen und begleiten sie auf dem Weg, ihre Ziele zu erfüllen. Dafür bekämpfen wir zahlreiche Feinde, verbessern unseren Schützling und loben oder schimpfen mit den jungen Adeligen.


The Princess Guide beginnt mit einem kurzen Tutorial, das uns die Grundlagen des Action-Kampfsystems näherbringen soll. Dabei offenbart sich ein Problem, das sich durch das gesamte Spiel zieht: Viele Erklärungen sind zu ungenau oder zu kurz und lassen Lücken offen. Immer wieder finden wir Funktionen erst durch Ausprobieren heraus und auch nach mehreren Spielstunden hatten wir noch nicht das Gefühl, alles vollständig verstanden zu haben – und das obwohl wir die jeweiligen Funktionen bereits angewendet haben. Immerhin entwickelt The Princess Guide mit der Zeit einen recht angenehmen Spielfluss, der den recht schnellen Kämpfen zu verdanken ist, aber leider genauso schnell an Abwechslung vermissen lässt und gerade bei längerem Zocken am Stück repetitiv wird.

Prinzessinnen-Lehrer

Nach dem bereits erwähnten Tutorial dürfen wir am Anfang des Spiels unseren Charakter erstellen. Ein richtiger Editor steht dafür allerdings nicht zur Wahl. Wir legen lediglich einen Namen fest, wählen ein Gesicht aus und legen eine Stimme fest. Zusätzlich dürfen wir eine von vier Persönlichkeiten wählen. Zur Verfügung stehen logisch-reserviert, hart-wild, pervers und ernst-ehrlich. Allzu großen Einfluss hat die Art unseres Charakters jedoch nicht. Lediglich kleinere Anpassungen in den Dialogen sind zu beobachten, die Geschichte ändert sich dadurch nicht. Genauso verhält es sich weitgehend, wenn wir in den Dialogen gelegentlich wählen dürfen, ob wir unsere Prinzessin loben oder tadeln wollen. Einfluss auf den Dialog ist vorhanden, auf die Geschichte jedoch nicht. Gestört hat uns das aber nicht, da die Handlungsbögen rund um die vier Prinzessinnen auch so recht ordentlich ausfallen.

Damit ist auch schon die nächste Wahl, die wir zu Spielbeginn treffen müssen, an der Reihe: Wir müssen entscheiden, welcher Prinzessin wir zuerst beiseitestehen. Da wir später auch die anderen drei ausbilden, bestimmt unsere Entscheidung nur, mit welcher der vier Adeligen wir beginnen wollen. Sie unterscheiden sich dabei in Persönlichkeit, Herkunft, Zielen und Beweggründen. So will die Kriegerprinzessin Liliartie den Kontinent vor einer gefährlichen Anomalie retten. Sie ist eine gute Kämpferin und hat stets Heißhunger auf Fleisch. Monomaria, die Rosenprinzessin, stammt hingegen aus einer einst reichen Familie der Handelskoalition. Sie möchte die Ehre ihrer Familie wiederherstellen. Drachenprinzessin Alpana ist sehr höflich, ein wenig naiv und führt den friedlichen Nord-Kamm-Clan an. Ihr Ziel ist, ihren Glauben zu verbreiten und so allen den Frieden zu bringen. Einen Kontrast zu Alpana stellt die Hexenprinzessin Veronika, die selbstbewusst die Weltherrschaft anstrebt, dar. Natürlich unterscheiden sich die Geschichten der vier Prinzessinnen deutlich und auch ihre Reiche sind zumindest optisch voneinander abweichend. Spielerisch gibt es ebenfalls ein paar klare Abweichungen.

Unnötig Komplex

Kern-Gameplay-Elemente von The Princess Guide sind die Kämpfe. Mit Squads, die von Kommandanten wie unserem Charakter oder einer Prinzessin angeführt werden, ziehen wir über die Weltkarte zu den nächsten Missionen. Sind wir am Ziel angekommen oder begegnen wir unterwegs Feinden, kommt es zum Kampf. Diese finden in linearen Leveln aus der versetzten Draufsicht statt. Ähnlich wie in Action-Rollenspielen führen wir Angriffe und Spezialaktionen aus. Zusätzlich werden wir von sechs in drei Gruppen eingeteilten Soldaten begleitet. Diese agieren weitgehend selbstständig, wir können ihnen aber Befehle erteilen oder die Formation wechseln. Für uns selbst stehen zwei Kampfmodi zur Verfügung. Standardmäßig agieren wir im Command-Modus. Hier führen wir normale Aktionen aus. Im Battle-Modus hingegen können wir besonders starke Angriffe ausführen. Das alles bietet taktische Möglichkeiten und ist recht komplex, aber wie erwähnt nicht eingängig genug erklärt. Zudem sind viele Funktionen schlicht nicht notwendig. Auch mit einfachen Angriffen und gelegentlichen Befehlen an unsere Soldaten, ist The Princess Guide meist keine Herausforderung. Nur selten schwankt der Schwierigkeitsgrad ein wenig, insgesamt fällt dieser aber eher niedrig aus.

Auf ein klassisches Levelsystem mit Erfahrungspunkten haben die Entwickler bei The Princess Guide verzichtet. Stattdessen verdienen wir durch spezielle Aktionen in Kämpfen und durch Storydialoge sogenannte Materia. Mit dieser können wir die Prinzessinnen unterrichten. Der Fortschritt unseres Charakters ist an den der Adeligen gebunden. Leider ist Materia relativ schwer zu verdienen und nicht immer ist klar, was wir genau machen müssen. Deshalb entsteht zeitweise auch der Eindruck, wir würden kaum vorankommen. Da Materia auch benötigt wird, um gefundene Waffen zu verbessern, verlieren die Ausrüstungsgegenstände zusätzlich an Bedeutung. Viel eher investieren wir die seltene Ressource in die Ausbildung unserer Prinzessin. Für Geld können wir außerdem weitere Soldaten anheuern. Da die Anzahl der Missionen jedoch meist eher gering ausfällt und mehr als ein oder zwei Squads gleichzeitig kaum Sinn ergeben, ist auch das nur bedingt erforderlich. Immerhin geht die Ausdauer aktiver Squads zur Neige, weshalb sie irgendwann in der Basis ausruhen müssen. Haben wir dann keine weiteren zur Verfügung, müssen wir im Zweifelsfall eine Zeit lang abwarten, was gerade bei zeitlich begrenzten Missionen problematisch werden könnte. Meist fällt das jedoch nicht sonderlich ins Gewicht.

Schicker Stil, einfache Präsentation

Missionen werden begleitet von Unterhaltungen zwischen unserer Prinzessin, ihren Untergebenen sowie anderen Figuren. Wir selbst bleiben weitgehend stumm. Animierte Standbild-Charaktere führen auf Japanisch vertonte und mit englischen Untertiteln versehene Gespräche und bringen so die Geschichte voran. Einfluss haben wir nur darauf, ob wir unsere Prinzessin im entsprechenden Moment loben oder schelten. Wie erwähnt, hat das nur auf die an sich ganz witzig geschriebenen Dialoge, aber nicht auf die Geschichte Einfluss. Diese Story-Sequenzen sind an sich gut gelungen und tragen abseits des recht repetitiven Gameplays zur Abwechslung bei. Ein wenig hängt der Unterhaltungswert hierbei davon ab, mit welcher Prinzessin wir es zu tun haben und wie sympathisch uns die jeweilige Adelige ist. Ein wenig seltsam muten die stark wippenden Charakterbilder an, die zeigen sollen, dass eine Figur gerade spricht.

Ansonsten ist The Princess Guide grafisch weder besonders herausragend noch hässlich. Mit kleinen Chibi-Figuren durchstreifen wir die linearen, sehr ähnlich aussehenden Level, bekämpfen ordentlich gestaltete Monster mit teilweise effektvoll inszenierten Attacken. Bei der Musik bleibt The Princess Guide solide, bietet aber keine Stücke, die im Gedächtnis haften bleiben. Genauso verhält es sich mit dem gesamten Spiel: Irgendwie ganz spaßig, etwas verwirrend und doch nichts für eine wirklich lange Spielzeit. Spaß macht The Princess Guide vor allem in kleinen, kurzen Häppchen.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Ein Action-Rollenspiel mit Strategie-Elementen und kleinen Visual-Novel-Anleihen zur Prinzessinnen-Ausbildung: Ungefähr das habe ich von The Princess Gudie erwartet und in Teilen bietet das Spiel auch nichts anderes. Allerdings ist das Gameplay komplexer als nötig, unzureichend erklärt und irgendwie fühlt sich der repetitive Spielablauf nie hundertprozentig eingängig an. Immer habe ich den Eindruck, dass ich irgendwas noch nicht ganz begreife. Trotzdem habe ich durchaus meinen Spaß. Gerade die vier Prinzessinnen und ihre Geschichten können kurzweilig motivieren, doch auch die Kämpfe sind in kleinen Portionen unterhaltsam. Viele Funktionen habe ich nach einiger Zeit jedoch ignoriert, da sie schlicht nicht notwendig sind, um erfolgreich zu sein. Direkt empfehlen kann ich The Princess Guide nicht, da das Spiel recht speziell ist. Wer jedoch eine etwas andere Action-Rollenspiel-Erfahrung sucht und eine Affinität für skurrile, japanische Konzepte hat, kann einen Blick wagen.