VirtuaVerse – TEST
Entwicklerstudio Theta Division und Publisher Blood Music haben das 2020 für PC erschienene Point-and-Click-Adventure VirtuaVerse für die Nintendo Switch veröffentlicht. In diesem klassischen Genre-Vertreter begeben wir uns als Nathan auf die Suche nach unserer Freundin Jay.
Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass sich das italienisch-deutsche Studio Theta Division für VirtuaVerse an den Point-and-Click-Adventures der 1980er- und frühen 1990er-Jahre orientiert hat. In schicker Pixelgrafik erleben wir ein klassisch gehaltenes Cyberpunk-Abenteuer, das uns allerlei Rätsel lösen und eine spannende Geschichte in einer dystopischen Welt erleben lässt. Allerdings ist Nathans Suche nach seiner Freundin Jay nicht frei von Macken.
Klassisch und vertraut
Wer schon einmal ein typisches Point-and-Click-Adventure auf der Nintendo Switch gespielt hat, wird sich in VirtuaVerse schnell zurechtfinden. Nathan steuern wir direkt mit dem linken Analogstick, während wir mit dem rechten Stick einen Cursor bewegen und die Hotspots in der Umgebung untersuchen können. Wie im Genre üblich sammeln wir zahlreiche Gegenstände, kombinieren diese miteinander oder verwenden sie an der richtigen Stelle und führen etliche Dialoge mit den unterschiedlichsten Bewohnern einer atmosphärischen Cyberpunk-Welt. Dabei beginnt VirtuaVerse recht überschaubar.
Als Nathan wachen wir alleine in unserer Wohnung auf und wundern uns über das Verschwinden unserer Freundin Jay. Sofort entscheiden wir uns, nach ihr zu suchen. Zuvor müssen wir jedoch den richtigen Code finden, um unsere Wohnung verlassen zu können. Hier werden uns die wichtigsten Grundlagen beigebracht. Gleichzeitig erhalten wir auch einen ersten Einblick in das Szenario von VirtuaVerse. Wer schon einmal eine Cyberpunk-Geschichte erlebt hat, wird viele Gemeinsamkeiten mit dem Genre feststellen. Gerade zu Beginn setzt Theta Division auf altbekannte Standards wie eine düstere und von reichlich Neonlichtern erhellte Stadt bei Regen. Dadurch fühlen wir uns schnell heimisch und können ohne viele Worte die Atmosphäre und das Setting auf uns wirken lassen. Langsam erschließen sich uns gemeinsam mit der gut erzählten und spannenden Geschichte die Feinheiten von VirtuaVerse inklusive Gesellschaftskritik, einer stark eingebundenen virtuellen Realität und Abhängigkeit von dieser oder eigenwilligen Persönlichkeiten. Von Hacker-Gangs über Technomancer und Augmented-Virtual-Reality-Graffiti-Künstler bis hin zu Krypto-Schamenen und digitalen Archäologen reicht die illustre Palette an Figuren, denen wir begegnen.
Abwechslungsreich, aber mit Macken
Allerdings setzt VirtuaVerse nicht ausschließlich auf bekannte Cyberpunk-Umgebungen. Im Laufe des Abenteuers verlassen wir auch die gewohnten Schauplätze und dürfen eher unübliche Orte wie beispielsweise einen Dschungel erkunden. Gleichzeitig schafft es VirtuaVerse jederzeit die dystopische Cyberpunk-Atmosphäre beizubehalten. Zu verdanken ist das neben der schicken Pixel-Optik und der gut erzählten Handlung auch dem stimmungsvollen Soundtrack, der wunderbar zum Spiel passt.
Herzstück eines jeden Point-and-Click-Adventures sind aber die Rätsel und diese fallen ein wenig durchwachsen aus. Während der Großteil der Kopfnüsse durchaus logisch und nachvollziehbar ist, gibt es immer wieder für das Genre typische Rätsel, die von uns um die Ecke denken erfordern. So erschließt sich die Lösung bei einigen Knobelaufgaben nicht sofort und wir sind manchmal sogar nur durch bloßes Experimentieren und sinnloses Miteinanderkombinieren der Gegenstände weitergekommen. Das ist ärgerlich und trübt den Gesamteindruck des Adventures. Dem gegenüber stehen einige sehr komplexe Rätsel, die neben der Realität auf die augmentiere virtuelle Realität setzen. Im Laufe der Geschichte erhalten wir ein AVR-Headset, das wir fortan jederzeit aufsetzen können. Dadurch können wir nicht nur die normale Welt um uns sehen, sondern auch die virtuelle Variante dieser. Das ermöglicht uns zusätzliche Hotspots zum Erkunden, erweitert aber auch die Möglichkeiten für Rätsel. Eine wirklich interessante und für Genre-Fans reizvolle Idee, die VirtuaVerse mehr Tiefe verleiht und die gelegentlich etwas unlogischen Rätsel locker aufwiegt, sodass insgesamt ein gelungenes, unterhaltsames und spannendes Point-and-Click-Adventure-Erlebnis geboten wird.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Als Point-and-Click-Adventure-Fan hat mich VirtuaVerse sofort angesprochen. Die schicke Pixel-Optik und die Ausrichtung des Cyberpunkt-Abenteuers weckt Erinnerungen an meine Jugend, als ich in den frühen 1990er-Jahren Stunden am PC mit den verschiedensten Adventures verbracht habe. VirtuaVerse versucht genau in diese Kerbe zu schlagen und schafft das hervorragend. Abseits der nostalgieweckenden Grafik überzeugt VirtuaVerse mit einer spannenden Geschichte, stimmungsvoller Musik und einer dystopischen Atmosphäre, die wunderbar zum Cyberpunk-Setting passt. Lediglich bei den Rätseln zeigen sich ein paar Schwächen durch unlogische Lösungswege. Das gilt glücklicherweise nicht für alle der Kopfnüsse und insgesamt werden angenehm komplexe und nachvollziehbare Rätsel geboten. Genre-Fans mit einem Hang zu klassischen Point-and-Click-Adventures sollten sich VirtuaVerse unbedingt ansehen.