World Cruise Story – TEST
Ein Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff ist sicherlich eine feine Sache, doch werden sich diesen Luxus wohl nur wenige finanziell leisten können und aufgrund der Umweltschädlichkeit auch kaum leisten wollen. World Cruise Story von Kairosoft quetscht das Szenario ins Wirtschaftssimulationskorsett und schickt uns mehrfach rund um den Globus.
Zu Beginn des Spiels wird uns das Steuerrad eines Kreuzfahrtsschiffes übergeben, woraufhin wir dem Luxusliner einen Namen verpassen müssen. Kurz darauf können auch schon die ersten Touristen und Urlauber eintrudeln. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, denn bevor unsere Gäste das Schiff betreten, ist es erst einmal notwendig, ein paar Unterkünfte einzurichten. Die Ausstattung des Kahns ist anfänglich spartanisch, und noch während die ersten Passagiere im wahrsten Sinne des Wortes zu neuen Ufern aufbrechen, müssen wir uns um den Ausbau des Schiffes kümmern.
Hierzu gehört unter anderem die Einrichtung öffentlicher Toiletten, das Aufstellen eines Ladens, die Positionierung eines Restaurants oder die Eröffnung von Fitness-Ecken. Die Möglichkeiten wirken in den ersten Spielminuten noch überschaubar, je mehr Zeit wir in World Cruise Story jedoch investieren, desto mehr gewinnbringende Geschäfte kommen zum Repertoire hinzu. Bereits von der ersten Minute an ist es bitter nötig, unser knappes Vermögen aufzustocken. Kaum sind die ersten Kabinen und Lokale eröffnet, sind wir auch schon fast pleite. Da am Anfang ohnehin nur wenige Menschen mit unserem Schiff reisen möchten, müssen wir also lernen, in kleinem Maßstab zu denken. Der begrenzt wirkende Bauplatz auf dem Schiff kann im späteren Spielverlauf ohnehin vergrößert werden.
Eine Schifffahrt, die ist anstrengend
Logisch ist die Konstruktion unseres Schiffs während der Fahrt zwar nicht, doch stört uns das nicht weiter. Insgesamt sechzehn In-Game-Jahre haben wir Zeit, unser Kreuzfahrtschiff aufzumöbeln und einen Highscore aufzustellen. Unsere Bestleistung können wir zwar nicht online mit anderen Spielern teilen, aber bei weiteren Spieldurchläufen selbst knacken. Wer nach Ablauf der Zeit sein Schiff immer noch nicht auf Vordermann gebracht hat, kann es ohne Einfluss auf den Highscore auch danach in einer Art Endlosspiel weiter ausbauen. Bis dahin ist es jedoch ein langer Weg, denn um den Ausbau voranzutreiben, benötigt es zwangsweise finanzielle Mittel, die weitestgehend nur über die Passagiere eingenommen werden können.
Somit sollten nicht nur genügend Anreize zur Schifffahrt geschaffen werden, sondern auch direkter Einfluss auf die anzufahrenden Länder genommen werden. Investieren wir beispielsweise in die Wirtschaft eines Landes, steigen die Gehälter. Steigen die Gehälter in fiktiven Nationen, die etwa Japan, China oder Deutschland darstellen sollen, können die Passagiere auf unserem Schiff öfters zum Geldautomaten laufen und wir Reichtümer anhäufen. Der Effekt wird insofern verstärkt, dass wir Geld in den Tourismus eines Landes pumpen – dann steigt das Interesse an einer Kreuzfahrt und wir dürfen uns über einen wachsenden Kundenstamm freuen.
Kreuzfahrt mit kleinen Hindernissen
Wie bei allen anderen Kairosoft-Titeln ist der parallel zur Spielzeit ansteigende Wuselfaktor eines der visuellen Merkmale des Spiels im 16-Bit-Pixel-Look. Es bereitet unglaublich viel Freude, die Passagiere dabei zu beobachten, wie sie von einem Ort zum anderen im Schiff flitzen, ein Nickerchen in ihrer Kabine machen, ihr Geld an Glücksspielautomaten verzocken oder sich ein heißes Bad genehmigen. Der Soundtrack ist dabei jedoch allerhöchstens zweckmäßig. Zwar mag die Musik passend zur Kreuzfahrtthematik gewählt sein, doch wiederholen sich die wenigen Stücke zu oft und nerven dann nach einer Weile durchgehend. Für Kairosoft sollte dieser Umstand jedoch nichts Neues sein, denn auch die bisherigen Wirtschaftssimulationen des Konzerns sehen sich diesem Manko ausgeliefert.
Dafür funktioniert die Steuerung, bei der alle Eingaben korrekt umgesetzt werden, dank der nahezu identischen Übernahme der Menüstruktur frührer Titel, sehr gut. Etwas komplizierter sieht es schon mit dem Leerlauf im Spiel aus. Grundsätzlich ist es durchaus möglich, weite Strecken des Spiels ohne Warterei zu verbringen. Da aber Betriebskosten für laufende Geschäfte auf uns zu kommen, schrumpft unser Betrag auf dem Konto in regelmäßigen Abständen und vor allem anfangs können alle Investitionen den Spielfluss ins Stottern bringen. Von diesem Kritikpunkt abgesehen kann Kairosofts Wirtschaftssimulation mit ihrem Retro-Flair weitestgehend zufriedenstellen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Bei den Wirtschaftssimulationen des Hauses Kairosoft ist der Kauf in meinen Augen immer ein Wagnis. Manchmal funktionieren sämtliche Gameplay-Mechaniken hervorragend und gelegentlich fallen die negativen Kritikpunkte einfach zu sehr ins Gewicht. World Cruise Story ist zum Glück eines der eher positiven Beispiele des Konzerns. Ich habe sehr viel Spaß daran, das Kreuzfahrtschiff auf mehreren Decks auszustatten, Passagiere von einem Land zum anderen zu bringen und ihnen beim Wuseln auf dem Schiff zuzusehen. Wenn dabei auch noch die Kasse klingelt, ist das für mich ein befriedigendes Gefühl. Hierbei kann es jedoch vorkommen, dass besonders in den ersten Spielstunden der Spielfluss ein wenig ins Stottern gerät, wenn zu viele Investitionen getätigt werden und alsbald Ebbe in der Kasse herrscht. Gelingt es mir aber mit dem Geld hauszuhalten, entpuppt sich World Cruise Story als kleines Wirtschaftssimulationsschmankerl, das im eShop nicht übersehen werden sollte.