WWE 2K18 – TEST
Das erste Wrestling-Spiel seit langem auf einer Nintendo-Konsole ist nun für die Switch erschienen. Doch stimmt das wirklich? Die Realität sieht anders aus, denn WWE 2K18 ist aktuell unspielbar.
So begeistert wir von der Idee waren, dass 2K Games die diesjährige Version des Spiels um John Cena und Seth Rollins auf die Switch bringt, so groß ist die Enttäuschung nach dem ersten Eindruck. Dieser erste Eindruck lässt sich leider nicht schönreden und auch durch einen tieferen Blick oder längere Beschäftigung mit dem Titel nicht ändern.
Bei der Umsetzung für die Switch des von Visual Concepts und Yuke’s Future Media Creators entwickelten WWE 2K18 ist wohl einiges schiefgegangen. Die Disks waren gepresst und an die Läden verteilt. So wurde am 4.12. angekündigt, dass es am 6.12. in den Läden steht. Das spricht dafür, dass die Läden schon ihre Verkaufsexemplare erhalten haben mussten. Die Fehler, die das Spiel hat, sollten wohl direkt zum Launch mit einem Patch behoben werden – das ist kein seltener Fall. Doch die Probleme in WWE 2K18 sind gravierend. So gravierend, dass sie sich nicht im geplanten Zeitraum beheben ließen. So wurde die Entscheidung getroffen, dass ein für 2017 angekündigtes Spiel mit „18“ im Titel auf keinen Fall erst im Jahr 2018 erscheinen darf und der Verkauf wurde gestartet. Eine möglicherweise dramatische Fehlentscheidung, denn der Ruf des Spiels ist nun ruiniert. Doch zum Spiel selbst.
Das Drama in Worten
Das Spiel ist unbegreiflich lahm. Beim Starten des Spiels fällt schon auf, dass das zum Beispiel von WWE RAW bekannte Intro-Video ruckelt. Es gibt mehrere kurze Frame-Einbrüche, und das in einem Video. Danach geht es nur noch abwärts. Das Menü, stilisierte Momentaufnahmen von zwei Wrestlern im Ring, sieht nicht besonders hübsch aus. Die Schatten sind falsch. Und es reagiert langsam. Schon der Wechsel der Menüpunkte hat eine leichte Verzögerung, der Wechsel der Menübildschirme dauert einige Sekunden.
Haben wir zwei Wrestler ausgewählt und uns in einem Menü versteckt einen geeigneten Ring ausgewählt, beginnt es erst richtig. Das Spiel lädt und lädt und lädt. Mindestens eine halbe Minute zu warten ist an dieser Stelle zu lang, und das hat sich mit dem ersten Patch nach Release auch nicht verbessert. Mit dem Beenden des Ladens kommt ein kurzes, aber dennoch ruckelndes Übergangsvideo. Dann kommen die Einzüge der Wrestler und das Ausmaß der Katastrophe wird uns langsam bewusst. Die Zuschauer sind zuerst zu sehen und wir haben das Gefühl, das Match werde auf dem Mond unter Wasser stattfinden.
Technische Probleme
Die Bewegungen sind alle mindestens zehn Prozent (verglichen mit der Wirklichkeit und der PlayStation-4-Version) zu langsam. Und das ist noch der beste Fall. Die Musik der Wrestler läuft in Realzeit ab und bei Einzügen, in denen die Wrestler sich auf Audio-Cues verlassen, um mit der Musik im Einklang einzulaufen, fällt besonders auf: Das Bild hängt dem Ton teils mehrere Sekunden nach.
In den Matches ist das Ganze nicht anders. Die Reversal-Move-Anzeigen, die uns einen Hinweis geben, wann wir für einen Konter ZR drücken müssen, sind schon nicht mehr zu schaffen, sobald sie angezeigt werden. Die Minispiele, mit denen wir Pins verhindern könnten, sehen ähnlich aus. Unser Wrestler geht zwischendurch rückwärts statt vorwärts, wenn wir im Kreis gehen. Er führt Griffe und Würfe zehn Sekunden nach dem Tastendruck aus. Und wenn wir mit ihm mal den Ring verlassen, schafft er es manchmal nicht, den Weg zurück in den Ring zu finden, obwohl wir direkt darauf zusteuern.
Die Audiokulisse des Spiels, ein dauerhaftes Fangebrüll während der Matches, setzt manchmal einfach so aus und wir hören nur noch die Geräusche im Ring, bevor sie urplötzlich wieder einsetzt. Wenn mehr als zwei Wrestler im Ring sind, und die Switch erlaubt hier immerhin bis zu sechs Wrestler, dann bleibt das Bild ab und zu für ein bis zwei Sekunden stehen und friert ein, der Ton läuft jedoch weiter. Und insgesamt läuft das Match auf 70-90% Geschwindigkeit, was sich anfühlt, als wären wir Zuschauer einer Diashow.
Vergebene Chance
Langer Rede kurzer Sinn: So, in diesem Zustand, ist das Spiel absolut unspielbar und wir müssen eine dringende Warnung davor aussprechen. Und das ist echt schade, denn die Features des Spiels können sich sehen lassen: Viele integrierte Wrestler, etliche weitere sind freizuschalten, alle mit eigenen Moves, Musik, Intros und Kommentaren der Kommentatoren. Die Möglichkeiten für den eigenen Wrestler, mit dem man eine Karriere spielen könnte, sind sowohl äußerst umfangreich, als auch einsteigerfreundlich mit Empfehlungen versehen. Es gibt etliche Matchmöglichkeiten, Arenen, Titelkämpfe, die Möglichkeit, eigene Inhalte zu erstellen und über das Internet zu verbreiten und noch einiges mehr. Doch das ist alles nichts wert, wenn das tatsächliche Spiel unspielbar ist. Und glaubt uns: wir haben es in vielen Varianten versucht.
Geschrieben von Arne Ruddat
Fazit:
Im aktuellen Zustand ist die Definition von „Spiel“ zu überdenken, wenn man WWE 2K18 für die Switch dazu zählen möchte. Ich habe noch nie eine solch missratene Umsetzung für irgendeine Plattform als ernstgemeintes Spiel gesehen. Wirklich schade, denn ich habe ernste Bedenken, dass die Probleme noch zu beheben sind.