Hollow Knight – TEST

Ein Geist in einem Käferkörper kommt in einem verlassenen Dorf an und macht sich dann auf den Weg, die Umgebung zu erkunden. Dabei trifft er auf viele Gegner, lernt neue Fähigkeiten, verbessert seine Chancen, in den Höhlen unter dem Dorf zu überleben und stirbt. Sehr oft. Nichtsdestoweniger ist Hollow Knight, wenn auch schwierig, ein sehr gutes Spiel.


In Hollow Knight können wir unsere Umgebung frei erkunden und stoßen dabei auf Hindernisse, die wir zunächst nicht überwinden können. Im Laufe des Spiels jedoch lernen wir neue Fähigkeiten und entwickeln so immer mehr Möglichkeiten, neue Gegenden zu finden und zu erkunden. Nach den beiden bekanntesten Spielereihen, die diesem Prinzip folgten, nämlich Metroid und Castlevania, wurde dieses Genre Metroidvania genannt.


Komplexes Spiel mit simplem Gameplay
Schönheit kommt bekanntlich von innen, und auch bei Hollow Knight liegt sie unter anderem in der sehr simplen Herangehensweise an das Genre. Unsere Anfangsfähigkeiten sind nach rechts und links zu Laufen, zu Springen und mit unserem ‚Nagel‘ genannten Schwert anzugreifen. Schon das Springen ist druckdauerabhängig, denn je länger wir drücken, desto höher springt unser namenloser Held, bis seine maximale Sprunghöhe erreicht ist. Wenn also Stacheln von der Decke hängen, lohnt es sich, kürzer zu drücken, um flacher zu springen. Beim Nagelangriff entpuppt sich die Steuerung ähnlich komplex. Nach links und rechts angreifen geschieht mehr oder minder automatisch, wenn unser Held in die entsprechende Richtung schaut. Halten wir jedoch den Analogstick oder die digitalen Richtungstasten nach oben, schlägt er nach oben. Wir können auch nach unten angreifen, wenn wir uns in der Luft befinden, was schon in The Legend of Zelda II Spaß machte. Nach einem Angriff ist unser Held für kurze Zeit verwundbar und kann nicht erneut angreifen. Diese Zeitspanne ist zwar sehr kurz, aber lang genug, dass Gegner sie für ihre Angriffe nutzen können. Wild auf den Angriffsbutton zu hämmern, bringt uns also nicht weit, stattdessen empfiehlt sich zeitlich präzises Vorgehen, um die Gegner im richtigen Moment zu erwischen. Hierfür taugen sämtliche Steuerungsmöglichkeiten gleichermaßen: Analogsticks, Buttons der Joy-Cons oder Steuerkreuz des Pro Controller sind alle für präzises Bewegen des kleinen Helden geeignet.

Gegner gibt es in Hollow Knight wie Sand am Meer, sogar so viele Arten, dass wir später ein Kompendium bekommen, wo wir über jeden Gegnertyp etwas erfahren können. Die Vielfalt reicht von einfachen Krabbelgegnern über unpräzise herumfliegende Gegner bis hin zu Jägern, die es gezielt auf uns abgesehen haben und uns mit schnellen, teils überraschenden Angriffen gegenübertreten. Manche Gegner scheinen zunächst keinerlei Gefahr zu sein, greifen uns aber mit einem explosiven Geschoss an, sobald wir sie getötet haben. Andere haben andere Fallen auf Lager. Wir lernen aber schnell jeden Gegnertyp kennen und prägen uns bald die Kontermethoden ein, um eine Chance zu haben. Denn eines lässt sich beim Spielen von Hollow Knight nicht vermeiden: der Tod unseres Helden.

Ressourcen der Unterwelt
Zu Anfang hat der knuffige Käfer-Geist-Held fünf Energiepunkte, von denen bei jedem gegnerischen Treffer einer abgezogen wird. Dabei fühlt sich jeder Treffer schon massiv gefährlich an, denn die gesamte Soundkulisse wird dabei für kurze Zeit mit einem Tiefpassfilter gedämpft, als hätte uns jemand die Ohren zugehalten. Wenn unsere Lebensenergie zur Neige gegangen ist, sterben wir und können vom letzten Rücksetzpunkt unsere Reise zum Ort unseres Todes erneut beginnen. Das lohnt sich deshalb, weil all unser Geo, die Währung, die wir durch Töten von Gegnern oder Finden von Schätzen gesammelt haben, an unserem Todesort verweilt. Wenn wir dort heil ankommen und den Geist unseres verstorbenen Ichs mit unseren Fähigkeiten besiegen, dann bekommen wir unser Geld zurück. Sollten wir jedoch ein zweites Mal sterben, bevor das passiert, ist es für immer verloren.

Unsere Lebensenergie lässt sich jedoch wieder auffüllen, indem wir uns ‚fokussieren‘. Jeder Gegner, den wir umlegen, gibt uns seine Seele, die wir in einem Gefäß sammeln und nutzen, und somit verbrauchen können, um uns zu fokussieren und unsere Lebenspunkte wieder aufzuladen. Hierbei füllt unsere komplett gefüllte Seelenleiste jedoch nur drei Lebenspunkte wieder auf. Später wird die Seelenleiste außerdem benutzt, um Zauber, etwa stärkere Angriffe, auszuführen.

Sammeln, Kaufen, Skillen
Es gibt in Hollow Knight zwar eine Karte, aber die müssen wir uns mühsam erarbeiten. In jedem Gebiet gibt es einen Kartografen-Käfer, der uns eine Karte für das jeweilige Gebiet verkauft. Diesen müssen wir zwar erst suchen, aber er hat eine Spur aus Zetteln im Level verteilt, der wir folgen können, und summt, sobald wir in einem ‚Raum‘ mit ihm sind. Um uns das Leben in den Katakomben einfacher zu machen, gibt es ~~Trickanstecker~~ Talismane, mit denen wir das Spiel maßgeblich beeinflussen können. Wir haben eine über die Spielzeit immer größer werdende Anzahl von Slots für die Talismane, so dass unsere Möglichkeiten später größer werden.

Auf unseren Wegen durch die Katakomben der Welt von Hallownest treffen wir zwar stetig auf Gegner, jedoch entpuppen sich manche von denen als Händler, die uns verschiedene Hilfen verkaufen. Geschenkt wird uns in diesem Spiel sehr wenig, so müssen wir nicht nur die Karten kaufen, sondern auch einen Federkiel, mit dem wir sie selbst zeichnen könnten, was nach dem Kauf glücklicherweise automatisch geschieht. Speicherpunkte, Schnellreisepunkte oder andere Elemente der Welt werden auch nicht einfach so auf unserer Karte markiert, sondern auch diese Funktionen wollen erst separat gekauft werden. Gleiches gilt auch für die Talismane, die uns Funktionen erlauben wie eine Anzeige, wo auf der Karte wir uns überhaupt befinden. Einmal gekauft und gespeichert bleiben uns die Funktionen aber zum Glück auch über den Tod hinaus erhalten.

Tod durch Sterben
Tausend Tode zu sterben ist nicht nur ein Sprichwort, sondern in Hollow Knight Programm. Manche Gegner sind sehr unvorhersehbar und so sterben wir manchmal direkt bei der ersten Begegnung mit ihnen. Noch tödlicher sind die über zwanzig Bosse, von denen manche rein optional sind und eher zufällig gefunden werden können. Jeder von ihnen ist einzigartig und die verschiedenen Phasen, die wir im Kampf mit ihnen durchstehen müssen, sind ebenfalls so abwechslungsreich wie tödlich. Stellt euch also darauf ein, oft zu speichern und euer Geld am besten auszugeben, wenn euch ein guter Grund dafür einfällt. Bei den meisten Bossen gibt es allerdings einen Bereich vor dem eigentlichen Bosskampf, in dem wir unserem Geist begegnen, den wir nach dem Tod besiegen müssen.

Geschichte in Bruchstücken
Während des Spielens erleben wir zwar die spannende Geschichte unseres Käferheldengeistes, aber es gibt noch viel mehr zu entdecken, denn an vielen Stellen finden wir Hinweise auf die vergangene Kultur dieser Welt. Wer keine Lust darauf hat, kann das alles ignorieren, aber es gibt eine durchdachte Historie für den als Belohnung, der bereit ist, viele Geheimnisse zu entdecken und sich auf die Suche nach jedem Versteck zu machen.

Licht im Dunkel
Hollow Knight besticht optisch durch drei Dinge gleichermaßen, denn es ist zum einen sehr düster, zum anderen sehr niedlich und zuletzt zauberhaft handgezeichnet. Während viele Spiele heutzutage einen Pixellook bevorzugen, um an alte Zeiten zu erinnern und vielleicht Produktionskosten zu sparen, ist Team Cherry die volle Distanz gegangen und hat eine herrlich detailreiche und liebevolle handgezeichnete Welt geschaffen. Unser gut animierter Held ist durch seine geringe Körpergröße und seine Geräusche äußerst liebenswert, obwohl er nie spricht. Auch sämtliche Gegner haben etwas knuffiges an sich, obwohl sie zum Teil mordsgefährlich sind.

Die Umgebung von Hallownest ist in den meisten Bereichen recht dunkel. Um uns scheint ein Licht, das von uns ausgeht und die Umgebung stilvoll beleuchtet, welche wirklich abwechslungsreich ist. Neben der höhlenartigen Anfangsstruktur gibt es später auch Gärten, gotisch-kathedral angehauchte Gebäude in stilvollem Regen oder einen Bereich, der wie Tiefsee wirkt – passend mit quallenartigen Gegnern. Hier wird uns wirklich viel Abwechslung geboten.

Mindestens ebensoviele Abwechslung bietet uns die Musik, die stets im Hintergrund läuft. Zu jedem Gebiet gibt es einen stimmungsvollen Soundtrack aus Klavier und Streichern, manchmal vokal von schillernden Sopranen unterlegt. Unterschiedlich, passend zur Umgebung und immer mitreißend zieht uns die Musik des Spiels ebenso in seinen Bann wie die Grafik auch schon. Zusammen mit den Sound-Effekten, die sich im Falle eines Treffers etwa auch auf den musikalischen Hintergrund auswirken, ist das gesamte Spiel ein Meisterwerk, auch, was seine Länge angeht.

Was wir am Anfang für ein überschaubares Spiel hielten, entpuppt sich schon in seiner Grundform ohne DLCs – die alle enthalten sind und von denen der Letzte erst im Laufe dieses Jahres erscheint – als riesengroßes Labyrinth. Dreißig bis vierzig Stunden ist die für das Hauptspiel anzusetzende Spielzeit, je nachdem, ob wir alles sammeln, viel sterben oder beides. Die DLCs bringen uns zusätzlich völlig neue Erzählstränge und neue Umgebungen, die noch mehr Zeit voller Spielspaß bringen. Denn bemerkenswert an Hollow Knight ist, dass wir nicht grinden müssen in dieser Zeit. All die vielen Stunden Spielzeit ergeben sich aus Erkundung und Lernen neuer Bewegungen, zugegebenermaßen aber auch aus backtracking, wenn wir am anderen Ende der Karte gespeichert haben und den langen Weg zu unserem Geist nach dem Tod zurücklegen.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

 

Obwohl Hollow Knight schon moderat schwer anfängt, schafft das Spiel es im Laufe seiner 30-40 Stunden Spielzeit, noch um einiges schwerer zu werden. Die Welt von Hallownest ist so gefährlich wie wunderschön und es macht sehr viel Spaß, alles zu erkunden und ständig neue Gegenden und Möglichkeiten zu entdecken. Sogar zu sterben ist keine schlechte Erfahrung, weil sich dadurch meist eine neue Gefahr zeigt und ihr wieder etwas gelernt habt. Wer das Spiel noch nicht auf anderen Plattformen gespielt hat und etwas mit Jump‘n‘Runs anfangen kann, und sich nicht vor schwierigen Passagen oder Gegnern fürchtet, für den ist Hollow Knight eine absolute Empfehlung. Wenn ihr mit einem in allen Belangen brillant umgesetzten Metroidvania etwas anfangen könnt, ist Hollow Knight ein Must-Have.