The King’s Bird – TEST

Independent-Videospiele versuchen sich häufig über einen besonderen Grafikstil zu identifizieren, um sie unvergesslich oder vielleicht sogar unsterblich zu machen. The King’s Bird aus dem Jahr 2018 sieht zwar gut aus und klingt noch besser, scheitert aber an der Spielbarkeit.

 


In The King’s Bird übernehmen wir die Kontrolle über eine nicht näher definierte Spielfigur, die in einer Stadt, welche in einer Art magischen Käfig steckt, gefangen ist. Versuche, den Käfig nach Osten oder Westen zu verlassen, scheitern kläglich. Ein womöglich feindseliger Charakter, das Spiel bleibt durchweg sehr kryptisch, kann die magische Barriere des Käfigs durchdringen und schickt uns fort. Neugierig wie wir sind, folgen wir dem Fremden in einen Turm und erhalten dort die Fähigkeit, durch die Lüfte zu gleiten. Freiheit ist das zentrale Thema der Handlung und genaugenommen auch des Gameplays, denn in zweidimensionalen Levels laufen, hüpfen und sausen wir wie die Vögel durch die Luft.

Eine Inspirationsspritze erhielt The King’s Bird ganz klar von Super Meat Boy von 2010, denn weite Teile der Level-Architektur sind mit Dornen durchzogen, die wir nicht berühren dürfen. Sobald das Gestrüpp auch nur ansatzweise den Körper unserer Spielfigur tangiert, werden wir zum letzten Checkpoint zurückgeworfen. Selbiges gilt für eine unfreiwillige Wasserbombe in einen Teich oder den Sturz in einen Abgrund. Glücklicherweise liegen die meisten Kontrollpunkte in der Regel nur ein paar Sekunden zurück, sodass sich der Frust in The King’s Bird diesbezüglich auf ein Minimum reduziert. Es gibt jedoch andere Elemente, die uns hier und da wurmen.

Durchschnittliche Portierung

Eines dieser Ärgernisse ist die Steuerung. Vor allem in den ersten ein bis zwei Spielstunden fühlt sich diese nicht sonderlich rund an. Sobald jedoch einmal verinnerlicht ist, dass für das Laufen an Wänden die rechte und für das Gleiten in der Luft die linke Schultertaste gedrückt und gegebenenfalls mit dem Aktionsknopf kombiniert werden muss, fühlt sich das fast schon parkourartige Gameplay auf einmal sehr viel angenehmer an. Warum das Spiel jedoch häufig erkennt, dass beim Hochlaufen der Wand bei einem nach oben geneigten Analog-Stick dieser angeblich nach unten gedrückt sei, ist uns ein Rätsel. Insbesondere nach mehreren Sprungeinlagen, bei denen auch noch Vögel als Sammelobjekte aufgelesen werden möchten, sorgt das für reichlich Frust.

Ebenso unschön sind die permanenten Einbrüche in der Bildwiederholungsrate: Niemals läuft The King’s Bird, selbst im stationären Betrieb der Nintendo Switch, wirklich flüssig. Dies wirkt sich teilweise negativ aufs Gameplay aus, denn knifflige Passagen, bei denen jeder Millimeter sitzen muss, werden so zu einer kleinen Tortur. Das Spiel kann in unseren Augen noch so schön sein und der Soundtrack das Geschehen noch so toll unterlegen, spielerisch ist The King’s Bird aufgrund dieser Defizite leider nur durchschnittlich. Wer die Möglichkeit hat und sich fürs Spiel interessiert, sollte zur etwas besseren PC-Version greifen.

Geschrieben von Eric Ebelt

 

Fazit:

The King’s Bird mag auf den ersten Blick ein zumindest optisch schönes Spiel sein. Das ist es auch, denn der Grafikstil, der mich an Titel wie Der Schattenläufer erinnert, ist sehr beeindruckend. Hinzu kommt, dass das Abenteuer mit einem fantastischen Soundtrack unterlegt ist und sogar die Emotionen der Spielfiguren auf diese Weise ausgedrückt werden können. Auch thematisch trifft das Spiel mit seinem Gameplay voll ins Schwarze: Selten wird in einem Videospiel das Freiheitsgefühl so treffend eingefangen. Diese Lorbeeren gehen jedoch mit nicht von der Hand zu weisenden Defiziten in Form von Steuerungsaussetzern und unterschiedlich starken, aber permanenten, Einbrüchen in der Bildwiederholungsrate einher. Unter beiden Kritikpunkten leidet das Gameplay mehr oder weniger stark und sorgt damit für einige repetitive Frustmomente. So gerne ich The King’s Bird aufgrund Optik, Akustik und Thematik auch haben möchte, spielerisch bleibt der Titel nur durchschnittlich. Einzig und allein hartgesottene Genre-Fans werden hier glücklich.