Asdivine Dios – TEST
Nachdem Kemco bereits die beiden Episoden der Asdivine-Hearts-Reihe auf der Switch veröffentlichen konnte, hat der Konzern im Juli 2019 mit Asdivine Dios einen weiteren Ableger des Franchises nachgereicht, der recht ähnliche positive und negative Merkmale aufweist.
Obwohl Asdivine Dios handlungstechnisch keinesfalls mit den Rollenspielen Asdivine Hearts oder Asdivine Cross verwandt ist, so ist das Universum dennoch dasselbe. Diesmal schlüpfen wir in die Rolle von Izayoi, dem Gott der Welt Asdivine. Er macht sich große Sorgen um die Welt und ihre Lebewesen, da sich die Dunkelheit immer weiter ausbreitet. Daher beschließt er, die irdische Welt zu bereisen und die Ursache allen Übels herauszufinden. Unterwegs wird er von drei Begleitern wie dem Lichtgeist Iris begleitet, die die teils ernste und teils leicht humoristische Geschichte untermalen. Asdivine Dios versucht zwar, eine recht unverbrauchte Story zu erzählen, doch sind die meisten Handlungsmotive schon aus anderen Rollenspielen bestens bekannt, sodass Überraschungen weitestgehend ausbleiben.
Dennoch motiviert die Erzählung um Izayoi und Co um die zwanzig Stunden lang, auch wenn uns Labertaschen wie Iris stellenweise gehörig auf den Senkel gehen. Wir begrüßen zwar Dialoge in Rollenspielen, doch an manchen Stellen und vor allem in den ersten Spielstunden werden wir von diversen Charakteren dermaßen zugetextet, dass die Story nur sehr, sehr schwer in die Gänge kommt. Besonders am Anfang muss ein Spiel fesseln und da die Präsentationsweise – wie für Kemco-Titel üblich – sehr spartanisch ausfällt, trägt dieser Umstand nicht sonderlich gut zum Storytelling bei.
Anlehnung an Rollenspielklassiker
In puncto Gameplay fühlt sich Asdivine Dios schon deutlich besser an, da es allseits bekannten Gestaltungsregeln folgt. Wie in japanischen Rollenspielklassikern reisen wir mit den Helden über eine Oberwelt von einem Ort zum anderen, treiben die Handlung voran und erledigen hin und wieder sogar kleinere Nebenquests. Überall erkunden wir die Areale in der Hoffnung, Truhen und Geheimnisse zu finden, um dort womöglich neue Waffen oder Goldmünzen aufzustöbern. Letztere können wir wiederum in den Läden innerhalb der Dörfer und Städte ausgeben, um ebenfalls an neue Ausrüstung zu gelangen.
Diese ist deshalb erforderlich, da in den Dungeons und auf der Oberwelt bösartige Kreaturen in Hülle und Fülle auf uns warten. In rundenbasierten Zufallskämpfen stellen wir uns mit normalen Angriffen, mächtigen Zaubersprüchen und raffinierten Skills den Monstern in den Weg, um Erfahrungspunkte zu sammeln, die Stufen aller Gruppenmitglieder zu erhöhen und ihre Attribute zu verbessern. Sollten wir in so manchem Kampf unterlegen sein, steht uns auch die Option zur Verfügung, unsere Waffen zu verbessern oder ihnen besondere Eigenschaften zu zuweisen. Das steigert die Experimentierfreudigkeit ein wenig. Dennoch wird der Gameflow besonders auf den höheren Schwierigkeitsgraden so nur unnötig abgebremst und das Spiel damit künstlich in die Länge gezogen.
Problembehaftete Technik
Beim Betrachten der visuellen Eigenschaften erinnert das Spiel mitsamt seiner Charaktere ein wenig an das 1995 veröffentlichte Suikoden. Leider ist die Welt in Asdivine Dios im Gegensatz zum PlayStation-Klassiker von Konami nicht ganz so detailreich gestaltet, sie wirkt sogar an vielen Stellen viel zu leer. Dafür überzeugen in den Kämpfen die spärlichen, aber dennoch irgendwie liebevoll animierten Kreaturen. Leider gilt dies nicht für die jugendlichen Charaktere, die etwas zu drollig und unbeholfen wirken. Auch die Spezialeffekte sind nicht mehr als zweckmäßig zu bezeichnen.
Akustisch werden uns Melodien vorgesetzt, die zu den Situationen durchweg passen. Allerdings reißt der Soundtrack keine Bäume aus, da er oftmals viel zu generisch ist und häufig zu plötzlich in Ton- und Gefühlslage wechselt. Ärgerlich ist hierbei vor allem, dass es für die Charaktere in den Dialogen nicht einmal Sprachsamples gibt, weshalb sich die illustren Gespräche zusätzlich gestreckt anfühlen. Ebenfalls negativ fällt die hakelige Steuerung ins Gewicht. Unsere Richtungseingaben werden oft verzögert und bei Richtungswechseln häufig überhaupt nicht erkannt. Zu guter Letzt sind auch bei Asdivine Dios die Mikrotransaktionen zu erwähnen. Für fünf Euro können sich besonders Ungeduldige die permanente dreifache Menge an Erfahrungspunkten freischalten lassen. Erforderlich ist das zum Durchspielen zwar nicht, sorgt aber wie so oft auch für einen äußerst bitteren Nachgeschmack.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Asdivine Dios ergänzt Kemcos Asdivine-Franchise um eine weitere Episode, auch wenn die inhaltlichen Verknüpfungen sehr marginal ausfallen. Die Idee, dieses Mal in die Rolle einer Gottheit zu schlüpfen, ist durchaus interessant. Leider wird dieses Potenzial nicht genutzt und die Story verkommt im Verlauf der auf zwanzig Stunden angelegten Reise eher zum überraschungsarmen Arbeiten vieler bereits gesehener Standards. Hinzu kommen vor allem in den ersten Spielstunden ausufernde Dialoge, die die Erzählung unnötig strecken. Auch die technische Umsetzung in puncto Steuerung lässt zu wünschen übrig, da sich Hauptfigur Izayoi häufig sehr hakelig anfühlt. Dieses Problem ist Kemco seit unzähligen Reviews zu früheren Spielen bekannt, in die Liste abzuhakender Fehler in der Qualitätskontrolle wurde dieses Manko aber nicht aufgenommen. Unterm Strich bleibt ein durchschnittliches Rollenspiel, das auch noch von Mikrotransaktionen überschattet wird. Fans von Asdivine Hearts und Co dürfen gerne den einen oder anderen Blick riskieren, alle anderen sollten sich das Liebäugeln mit Asdivine Dios vorher noch einmal gut überlegen.