God Eater 3 – TEST
God Eater 3 lässt uns zum ersten Mal auf einer Nintendo-Konsole die monsterartigen Aragami in einer postapokalyptischen Welt bekämpfen. Ausgestattet mit God Arc, starken Kräften und kampfstarken Verbündeten haben wir uns in die Aragami verseuchten Einöden begeben.
Erstmals das Licht der Videospiel-Welten erblickte Bandai Namcos God-Eater-Reihe 2010 auf der PlayStation Portable. Zwei Neuauflagen des Serienerstlings, Mobile- und Online-Ableger und zwei Fortsetzungen später, hält der Kampf gegen die Aragami mit God Eater 3 auch Einzug auf Nintendo Switch. Aber was ist God Eater überhaupt? Grob kann die Action-Rollenspiel-Reihe mit Capcoms Monster Hunter verglichen werden. Als titelgebender God Eater haben wir die Fähigkeit, die monsterartigen, für den Untergang der menschlichen Zivilisation verantwortlichen Aragami zu bekämpfen. Dafür nehmen wir Missionen an und machen in überschaubaren Leveln Jagd auf die teils riesigen Bestien.
Unfreiwilliger Monsterjäger
Im dritten Teil der God-Eater-Reihe hat sich die Lage der Menschheit weiter zugespitzt. Die einstmals mächtige und weltumspannende Organisation Fenrir existiert nicht mehr und eine unerklärliche Asche breitet sich auf dem gesamten Planeten aus. In verseuchten Gebieten können selbst God Eater nicht lange überleben. Ein Kampf gegen die neuentstandenen Asche-Aragami scheint unmöglich. Um der Lage Herr zu werden, wurden die Adaptiven God Eater, kurz AGE, erschaffen. Mittels eines weiteren Armbands werden ihnen neben den Orakelzellen, aus denen die Aragami bestehen, auch Aschepartikel injiziert. Dadurch können AGE länger in Asche-Verseuchten-Gebieten überleben. Als ein solcher AGE werden wir in unserer Siedlung mit einigen Leidensgenossen in einer Zelle gehalten und dienen lediglich dazu Aragami zu bekämpfen.
Bevor wir ins Spiel einsteigen, dürfen wir unseren Charakter in einem recht ordentlichen Editor erstellen. Geschlecht und Aussehen haben allerdings keinerlei Einfluss auf die Geschichte oder die Reaktionen unseres Umfelds. Allgemein merken wir recht schnell, dass wir in den Storysequenzen und Gesprächen eher ein stummer Beobachter als wirklich aktiver Akteur sind. Nur selten dürfen wir irgendwie auf Aussagen der Stereotypen, aber funktionalen Figuren reagieren und selbst dann hat das keine Auswirkungen. Oft genug denken wir uns beim Spielen, dass wir eigentlich anders handeln oder wenigstens für uns sprechen wollen, statt dies unserem besten Freund zu überlassen. Dabei geht es uns nicht einmal um ein Dialog-System mit Einfluss auf die Handlung. Bereits ein gut geschriebener, fixer Hauptcharakter mit klar definierter Persönlichkeit, dessen Aussehen trotzdem via Editor bestimmt werden könnte, würde ausreichen und der sonst durchaus gelungenen und spannenden Geschichte helfen.
Umfrangreiche Monsterkämpfe
Acht Nahkampfwaffen-, vier Schusswaffenformen und drei Schilde – die Funktionen unseres God Arcs, so der Name unseres Kampfinstruments gegen die Aragami, ist vielfältig. An den Terminals in unserer Basis dürfen wir jederzeit unsere Ausrüstung bearbeiten, die Waffentypen wechseln und mit verdienten Materialien Verbesserungen vornehmen. Sogar Fähigkeiten oder die Talente unserer Begleiter dürfen wir mit der Zeit ausbauen. Die umfangreichen Möglichkeiten kommen dem komplexen, aber eingängigen Kampfsystem zu Gute.
In unseren ersten Missionen als Adaptiver God Eater lernen wir die Grundlagen, die mit der Zeit um neue Fähigkeiten erweitert werden. Grundsätzlich treten wir in einem Team aus bis zu vier God Eatern, die wir mit Fortschreiten der Geschichte selbst auswählen dürfen, in überschaubaren Arealen gegen allerlei Aragami an. Obwohl die Missionsziele mitunter etwas abweichen, bleibt das Gameplay meist unverändert: Aragami vernichten. Wir führen schnell oder starke Angriffe aus, sammeln Spezialenergie, um in den mächtigen Burst-Modus zu wechseln, schalten geschwind zwischen Nah- und Fernkampf hin und her und setzen zur Verteidigung unseren Schild ein. Unterschiedliche Munition mit Elementarschaden oder Heilschüssen bieten zusätzliche Tiefe. Leider ist angesichts der vielen Möglichkeiten die Steuerung am Controller etwas überladen und benötigt anfängliche Eingewöhnung. Haben wir die Bedienung aber erst verinnerlicht, entfalten die actionreichen, mitunter chaotischen Kämpfe ihre volle Wirkung und können auch aufgrund der teils herausfordernden Gegner überaus motivierend sein. Dank der abwechslungsreichen Waffenauswahl, die von Schwert über Sense und Lanze bis zu Doppelklingen reicht, sind wir auch immer wieder gewillt zu experimentieren und erleben so ein anderes Kampfgefühl, das zwar erneut Eingewöhnungszeit erfordert, aber etwas Abwechslung bietet. Eine Disziplin bei der God Eater 3 mit dem sehr repetitiven Gameplay eindeutig schwächelt.
Notwendiges Grinding
Wie bereits erwähnt, dürfen wir Waffen und Charaktere mit der Zeit anpassen. Besonders wichtig ist die Herstellung und Verbesserung unseres God Arcs. Dafür benötigen wir allerdings nicht nur Baupläne, die wir vergleichsweise oft als Missionsbelohnung erhalten, sondern auch Ressourcen. Genau hier glänzt God Eater 3 mit Knappheit. Regelmäßig sind wir gezwungen bereits absolvierte Missionen erneut anzugehen, um benötigte Materialien zu besorgen. Das sorgt für Leerlauf und kann trotz der unterhaltsamen Kämpfe mit der Zeit in anstrengendes und nerviges Grinding ausarten. Zum Glück kann uns die vielleicht nicht brillante, aber durchaus spannende Geschichte genug motivieren weiterzuspielen. Regelmäßige Updates erweitern God Eater 3 zudem mit neuen Inhalten wie Missionen, die auch nach dem Ende der Story neue Herausforderungen bieten.
Neben dem in der Switch-Version neuen Vier-Spieler-Koop, können wir Online auch in Teams aus acht God Eatern auf Aragami Jagd gehen. Beide Mehrspieler-Varianten bieten den klaren Vorteil, dass menschliche Kameraden intelligenter agieren dürften, als die eher einfach gestrickten KI-Begleiter, die uns in der Kampagne durchaus den ein oder anderen Nerv gekostet haben.
Glanzleistung mit Abstrichen
Grafische Abstriche im Vergleich zu den Versionen für PS4 und PC waren zu erwarten und kommen daher wenig überraschend. Diese fallen allerdings vorwiegend im direkten Vergleich auf. Gelegentliche Treppcheneffekte und unsaubere Texturen am Fernseher stehen einer etwas höheren Unschärfe im Handheld-Modus der Switch gegenüber. Das alles trübt den Spielspaß aber zu keiner Zeit und fällt nur selten auf. Außerdem läuft God Eater 3 dafür sowohl stationär als auch mobil absolut flüssig. Uns sind keinerlei Ruckler aufgefallen. Gerade das actionreiche Kampfsystem profitiert davon deutlich und das ist weitaus wichtiger als die reine Optik, die mit ihrem Anime-Stil trotz trister Umgebungen noch immer ordentlich ausfällt.
Zudem überzeugt God Eater 3 mit einer erstklassigen Atmosphäre, die neben der sehr guten japanischen und guten englischen Sprachausgabe vor allem dem atemberaubenden Soundtrack von Go Shiina zu verdanken ist. Obwohl die orchestralen und choralen Stücke in all ihrer Epik manchmal von Effekten und Sprache zu sehr übertönt werden und nicht voll zur Geltung kommen, kann die musikalische Untermalung ihre Wirkung entfalten und hat uns ein ums andere Mal gepackt und noch mehr ins Spiel gezogen. Ein gutes Mittel, um dem etwas repetitiven Gameplay unerwartete Abwechslung zu verleihen und God Eater 3 neben den packenden, actionreichen Kämpfen noch epischer wirken zu lassen.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Obwohl ich mit Monster Hunter wenig anfangen kann, hat mich die God-Eater-Reihe schon immer packen können. Entsprechend hatte ich auch mit God Eater 3 wieder viel Spaß. Und das trotz des repetitiven Gameplays. Die durchaus spannende Geschichte kann gemeinsam mit der packenden Atmosphäre und dem großartigen Soundtrack genau die richtige Motivation aufbauen, um zu wenig Missionsvielfalt, die überladene Steuerung und das lästige Grinding hinwegsehen zu lassen. Weitaus mehr hat mich der stumme, teilnahmslose Hauptcharakter gestört. Oft genug habe ich mich mehr wie ein bloßer Beobachter oder Statist gefühlt. Dabei ist mein Charakter die wichtigste Figur in der Geschichte. Hier wäre trotz des Spielkonzepts und der Annahme, Spieler können sich mit stummen Protagonisten leichter identifizieren, mit einem gut geschriebenen Charakter deutlich mehr drin gewesen. Das trübt den insgesamt guten Gesamteindruck aber nur teilweise und auch so bleibt God Eater 3 ein packender Genre-Vertreter, der sich vor Monster Hunter nicht zu verstecken braucht.