Archlion Saga – TEST

Rollenspiele aus dem Hause Kemco werden meistens unnötigerweise mit Mikrotransaktionen ausgestattet, was oftmals dem Gameflow im Wege steht. Archlion Saga ist erfreulicherweise eines der wenigen Spiele des japanischen Konzerns, die auf solchen Firlefanz verzichten.

 

 


Im Mittelpunkt der Geschichte von Archlion Saga steht ein uralter Konflikt zwischen dem titelgebenden Archlion und der niederträchtigen Serpent. Hierbei handelt es sich um zwei Göttlichkeiten, die ihren Kampf nicht mehr selbst, sondern zwischen freundlichen Lebewesen auf der einen und bösartigen Dämonen auf der anderen Seite austragen lassen. Gleich zu Beginn des Spiels schlüpfen wir in die Rolle des blauhaarigen Kämpfers Leon, der sich um seine Mutter kümmert, die an einer mysteriösen Krankheit leidet. Um ihrem Sohn nicht länger zur Last zu fallen, beschließt sie, sich selbst dem in der nahegelegenen Höhle lebenden Minotaurus als Menschenopfer darzubringen.

In allerletzter Minute gelingt es Leon, seine Mutter vor dieser unüberlegten Tat zu retten. Allerdings erfährt er dadurch, dass er einer der Auserwählten, ein so genannter Archlion King, ist. Aus keinem anderen Grund beschließt er, die Welt zu bereisen und den Kampf gegen das Böse ein für alle Mal zu beenden. Im Gegensatz zu vielen anderen japanischen Rollenspielen ziehen wir mit Leon allerdings nicht über eine Weltkarte von Ort zu Ort, sondern erleben die Handlung ähnlich wie in Final Fantasy XIII Kapitel für Kapitel mitsamt schlauchartiger Spielabschnitte. Alleine bleibt Leon auf seiner Reise nicht – nach und nach schließen sich ihm die Elfe Katrina, der Vampir Bram und die Diebin Mona an.

Inspirationslosigkeit im Fantasy-Korsett

Leider entpuppt sich die potenziell spannende Handlung als Verkettung einzelner Geschichten, die bis auf die fürs Finale wichtigen Kleinigkeiten auch unabhängig voneinander funktionieren würden. Selbst die Charaktere können die Story kaum tragen, da sie viel zu rasch ins Spiel eingeführt werden, innerhalb der Gruppe kaum bis gar nicht miteinander interagieren und in der Regel nur dann das Gespräch suchen, wenn ein wichtiger Nebencharakter die vier Helden anquatscht. Die Dialoge selbst wirken ebenso holprig geschrieben beziehungsweise übersetzt, was die Fantasy-Atmosphäre des Spiels mildert. Nichtsdestotrotz weist Archlion Saga auch ein paar positive Eigenschaften auf.

Dank der kurz geratenen Handlung, die je nach Spielertyp gerade einmal zwei bis maximal drei Stunden andauert, können wir sofort ins Geschehen hüpfen. Wir erkunden Höhlen, Wälder und Verliese immer auf der Suche nach neuen Schatztruhen, in denen sich wertvolle Schätze verstecken. Mit neuer Ausrüstung lassen sich die Gegner in den – bis auf Ausnahmen – rundenbasierten Zufallskämpfen wesentlich schneller verkloppen. Gehen wir siegreich aus einem Kampf hervor, regnet es Goldmünzen und Erfahrungspunkte. Während wir mit aufgestockten Finanzen in den seltenen Läden der Spielwelt einkaufen gehen dürfen, verbessern sich unsere Charaktere mit neuer Erfahrung ganz automatisch.

Appetithappen für zwischendurch

All das funktioniert von der Exposition bis zum Abspann wirklich sehr gut. Dieser sehr angenehme Spielfluss ergibt sich bei Archlion Saga aber vor allem aus den vereinfachten Spielmechaniken. Anstatt im Kampf alle vier Figuren unabhängig voneinander zu kontrollieren, agieren die Helden als eine Einheit. Selbiges gilt auch für die Feinde, die sich ebenfalls eine einzige Lebensanzeige teilen. Profis werden das sicherlich belächeln. Anfänger, Einsteiger und vor allem all jene Spieler, die noch nie ein Rollenspiel ausprobiert haben, werden hier jedoch äußerst behutsam und vielleicht sogar noch viel besser als beim Super-Nintendo-Klassiker Mystic Quest Legend an die Hand genommen.

Obwohl der Titel glücklicherweise auf Mikrotransaktionen verzichtet, gibt es dennoch eine Premiumwährung. Hierbei handelt es sich um Sterne, die zum einen in unregelmäßigen Abständen in der Spielwelt gefunden werden können. Zum anderen landet alle zehn Minuten ein Stern auf unserem Konto, den wir dann zum Öffnen von Türen und Truhen, für doppelte Erfahrungspunkte nach einem Kampf oder zur Wiederbelebung im Kampf verwenden dürfen. Es sei jedoch gesagt, dass die letzten beiden Optionen nicht wirklich nötig sind, da das Spiel sehr leicht ausfällt. Wegen der kurzen Spielzeit fällt das aber nicht ins Gewicht: Archlion Saga ist kaum mehr als ein kurzes Intermezzo.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

In Archlion Saga steckt definitiv Potenzial, das die Entwickler aber an kaum einer Stelle nutzen. Die Geschichte ist mit reichlich Klischees beladen, die stereotypischen Charaktere weitestgehend uninteressant geschrieben und die holprig übersetzten Dialoge lassen die restliche Fantasy-Atmosphäre verpuffen. Obwohl Kemco zugutegehalten werden muss, dass sie diesmal auf Mikrotransaktionen verzichten, wird im Verlauf des Spiels klar, warum dieses Finanzierungsmittel fehlt. Mit gerade einmal zwei bis drei Spielstunden ist das Abenteuer rund um Leon und Co viel zu kurz ausgefallen. Die vereinfachten Mechaniken und der sehr geringe Schwierigkeitsgrad verdeutlichen, dass sich der Titel kaum an hartgesottene Rollenspieler, sondern vor allem an Einsteiger und Anfänger richtet. Diesen ist Archlion Saga auch wärmstens zu empfehlen, da sie hier rudimentäre Grundkenntnisse über ein teilweise ganz schön kompliziertes Genre vermittelt bekommen. Alle anderen sollten sich wohl eher nach interessanteren Alternativen umsehen.