Gibbous – A Cthulhu Adenture – TEST

Das bereits 2019 für den PC veröffentlichte Point-and-Click-Adventure Gibbous – A Cthulhu Adventure vom kleinen rumänischen Studio Stuck in Attic vereint den H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos mit einem klassischen Genre-Vertreter in LucasArts-Manier. Dabei erzählen die Entwickler in dem über Crowdfunding finanzierten Abenteuer eine lustige, düstere Horrorgeschichte.


Gibbous – A Cthulhu Adventure fällt eindeutig in die Kategorie klassisches Point-and-Click-Adventure. Das fällt uns bereits nach der witzigen Eröffnungszwischensequenz auf. Im Prolog lernen wir nicht nur Privatdetektiv Don R. Ketype und Bibliothekar Buzz Kerwan samt Katze Kitteh kennen, sondern auch die althergebrachte Steuerung. Statt wie viele andere Genre-Vertreter auf der Switch auf eine direkte Steuerung der Figuren zu setzen, bedienen wir mit dem linken Stick einen Cursor, der dazu dient, die Umgebung nach wichtigen Punkten zu untersuchen. Entdecken wir einen solchen, können wir diesen näher betrachten – inklusive der gut geschriebenen Kommentare unserer aktuellen Spielfigur. Außerdem können wir hier etwas benutzen, nehmen oder die jeweils besondere Fähigkeit des Charakters verwenden. Letzteres ist bei Buzz zum Beispiel Katze Kitteh. Schnell finden wir uns also in Gibbous zu Recht und erkunden das düstere Darkham und allerlei andere Orte, die wir im Laufe des humorvollen Horror-Abenteuers besuchen.

Lovecraft trifft auf Point & Click

Schon der Titel von Gibbous – A Cthulhu Adventure verrät, dass sich die Entwickler vom kleinen rumänischen Studio Stuck in Attic den Cthulhu-Mythos des amerikanischen Autors H. P. Lovecraft als Grundlage für ihre Geschichte ausgesucht haben. Entsprechend düster fällt die Stimmung trotz der schönen Comicgrafik aus. Trotz teils recht kräftiger Farben wird stets die finstere Natur der Handlung alleine durch die Umgebungen vermittelt. Unterstützt wird das vom hervorragenden, atmosphärischen Soundtrack und den sehr gut geschriebenen Charakteren und Dialogen. Jede Figur, der wir im Laufe unseres rund zehnstündigen Abenteuers begegnen, ist auf den Punkt gebracht und wunderbar umgesetzt. Sicher, es gibt auch einige Akteure, die weder für die Geschichte noch für ein Rätsel genutzt werden, dafür werten diese die schön gestaltete, abgedrehte und düstere Welt von Gibbous gekonnt auf. Hier fällt genauso wie bei den detaillierten Hintergründen auf, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler das Point-and-Click-Adventure entworfen haben.

Damit nicht genug erzählt Gibbous eine spannende Geschichte, die uns früh in ihren Bann zieht. Im Prolog beginnen wir wie erwähnt mit Privatdetektiv Don R. Ketype, der damit beauftragt wurde, das legendäre Necronomicon zu finden. Dafür begibt er sich in die Bibliothek des finsteren Darkham und begegnet dort Buzz Kerwan. Allerdings überschlagen sich die Ereignisse, Don wird entführt, Buzz findet das Necronomicon und verflucht versehentlich seine Katze Kitteh, die daraufhin sprechen kann. Sehr zu ihrem Unwillen wie die vorlaute und genial geschriebene Kitteh schnell zu verstehen gibt. Also ist es nun unsere Aufgabe, einen Weg zu finden, sie wieder von dem Fluch zu befreien und gleichzeitig auch Don zu retten. Das ist lediglich der Prolog von Gibbous. Anschließend wird es noch verrückter, witziger, spannender und düsterer. Bis wir das vielleicht nicht ganz zufriedenstellende, aber dennoch gelungene Ende der stets motivierenden, in Kapitel aufgeteilten Geschichte zu sehen bekommen, vergehen einige Stunden, die wir mit zahlreichen Rätseln und Dialogen verbringen.

Motivierende Knobeleien

Wie im Genre üblich, stellt uns Gibbous regelmäßig vor die verschiedensten Rätsel. Diese fallen zwar meist eher standardmäßig aus, überzeugen uns aber trotzdem. Obwohl wir fast nie lange überlegen müssen oder feststecken, sind die Kopfnüsse motivierend und dürften sowohl Neulinge als auch Genre-Kenner ausreichend fordern und unterhalten. Dabei nutzt Gibbous sowohl die Knobelaufgaben als auch die Dialoge für regelmäßigen Humor – inklusive Anspielungen auf Genreklischees und große Adventure-Namen. Regelmäßig müssen wir deshalb schmunzeln, auch wenn dieser Meta-Humor zu Beginn etwas zu inflationär eingesetzt wird. Später legt sich das etwas und der Fokus rückt immer mehr die spannende Geschichte in den Mittelpunkt. Angesichts der stets verständlichen Rätselaufgaben, machen wir immer wieder kleine Fortschritte und haben nie wirklich das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Dieses Gefühl vermitteln die Entwickler hervorragend und sei es nur dank der gut geführten Dialoge, die regelmäßig nur eine der vorhandenen Antwortmöglichkeiten erlauben. Dadurch bleiben uns zwar manche Dialogzeilen verwehrt, die Gespräche fühlen sich aber genauso wie viele Rätsel natürlicher und glaubhafter an. Zumal die kleinen Aufgaben stets gut in die Welt eingebunden sind. Meist macht es wirklich Sinn – und sei es nur für die agierenden Charaktere –, wie wir ein Problem lösen müssen. Genauso sollte das sein.

Es ist die Mischung aus spannender Horrorgeschichte, passend eingesetztem Humor, schön gestalteter Rätsel und gut geschriebener Charaktere sowie Dialoge durch die Gibbous so spaßig ist. Da stört es uns kaum, dass die Rätsel insgesamt dem gewohnten Standard treu bleiben oder sich kleinere Übersetzungsmacken in die deutschen Texte geschlichen haben. Letztere fallen meist kaum auf und geben die hervorragende englische Synchronisation sehr gut wieder. Lediglich bei einem Rätsel sind wir gänzlich auf Englischkenntnisse angewiesen, da dieses aufgrund der Art der Aufgabe nicht übersetzt werden konnte. Immerhin werden wir zuvor darauf hingewiesen und können das Rätsel jederzeit überspringen. Sehr löblich und ein perfektes Beispiel dafür, mit wie viel Liebe die Entwickler Gibbous anscheinend entwickelt haben. In den stärksten Moment erinnert uns das Point-and-Click-Adventure an alte LucasArts-Zeiten, von denen sich Stuck in Attic eindeutig haben inspirieren lassen. Damit bietet Gibbous Adventure-Fans ein spaßiges Genre-Erlebnis, das zugleich den Cthulhu-Mythos sehr gut nutzt und die düstere Horror-Stimmung gekonnt mit passend platziertem Humor mischt.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Gibbous – A Cthulhu Adventure vereint zwei Themen, die ich sehr mag: Lovecrafts Cthulhu-Mythos und Point-and-Click-Adventures. Dass es Stuck in Attic dabei nicht nur gelingt, eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern auch gelungene Rätsel zu bieten, sorgt dafür, dass Genre-Fans einen sehr guten Vertreter auf der Switch erhalten. Besonders die Mischung aus düsterer Horror-Stimmung, Comic-Grafik und passendem Humor hat es mir angetan. Dazu tragen die sehr gut geschriebenen Charaktere und Dialoge viel bei. Früh hat mich Gibbous gepackt und über mehrere Stunden nicht mehr losgelassen. Es macht mir viel Spaß, Buzz, Kitteh und Don bei ihrem Abenteuer zu begleiten. Dass ich dabei auch noch in Nostalgie schwelgen kann, zeigt mir nicht nur, wie eindeutig sich die Entwickler von alten LucasArts-Adventures haben inspirieren lassen, sondern auch wie gut sie deren Geist einfangen konnten. Zwar erreicht Gibbous nicht ganz die Qualität vergangener Zeiten, ist aber nah dran. Deshalb hoffe ich darauf, dass ich von Stuck in Attic schon bald mehr zu sehen bekomme. Adventure-Fans und besonders jene, die auch etwas mit einer etwas düsteren, aber amüsanten Geschichte und/oder dem Cthulhu-Mythos anfangen können, kann ich Gibbous nur wärmstens empfehlen.