Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey DX – TEST
Im ursprünglich 2016 beziehungsweise 2017 erstmals für PlayStation 4 veröffentlichten Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Jorney DX brechen wir als Titelheldin Firis zu einer Reise auf. Innerhalb eines Jahres müssen wir ein Alchemie-Examen bestehen. Damit bringt der zweite Teil der Mysterious-Trilogie die Zeitlimit-Mechanik zurück.
Gemeinsam mit den anderen beiden Teilen der Mysterious-Trilogie der Atelier-Reihe, ist auch Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey als DX-Variante für Nintendo Switch portiert worden. Der zweite Teil der ursprünglichen PS4-Trilogie erzählt von Firis Mistlud, die seit ihrer Geburt in der unterirdischen Bergbaustadt Ertona lebt. Noch nie durfte sie die Höhlen ihres Heimatdorfes verlassen, dabei träumt sie von nichts mehr als davon, den endlosen Himmel, weite Wiesen und all die anderen Wunder der Welt selbst zu sehen statt nur über sie zu lesen. Erst die Ankunft der Alchemistin Sophie und ihrer Begleiterin Plachta in Ertona, bietet Firis eine Möglichkeit, ihr Leben zu verändern. Mit einem angeborenen Talent für Alchemie eignet sie sich unter Sophies Anleitung in kurzer Zeit die Grundlagen an und erhält schließlich die Erlaubnis Ertona zu verlassen. Als Leibgarde begleitet sie dabei ihre Schwester Liane, die als erfahrene Jägerin die Außenwelt kennt. Doch Firis darf nur unter der Bedingung, dass sie innerhalb eines Jahres das Alchemie-Examen in Reisenberg besteht aufbrechen. Schafft es es nicht, muss sie nach Ertona zurückkehren und dort ohne Wiederworte leben.
Zeitlich begrenzte Reise
Wie die Geschichte bereits erahnen lässt, kehrt in Atelier Firis DX das Zeitlimit der früheren Teile, das in Atelier Sophie erstmals gefehlt hat, zurück. Ein Jahr haben wir Zeit von Ertona nach Reisenberg zu gelangen und dort erfolgreich das Alchemie-Examen abzuschließen. Obwohl die Zeit durchaus knapp bemessen wirkt, reichen die etwa dreihundertfünfundsechzig Tage jedoch relativ locker aus, um dieses erste Storyziel zu erreichen. Zumindest, wenn wir uns nicht zu viel Zeit lassen und nicht jedes Gebiet komplett erkunden oder jede Nebenaufgabe erfüllen wollen. Wichtig ist jedoch, dass Firis für die Zulassung zur Prüfung drei Empfehlungsschreiben von lizenzierten Alchemisten benötigt. Diese treffen wir in Städten und Dörfern, die wir auf unserer Reise durchqueren oder abseits des direkten Weges entdecken können. Bevor wir jedoch ein Empfehlungsschreiben erhalten, müssen wir einige Aufgaben erfüllen.
Zusätzlich stellen sich Firis und Liane einige Hindernisse in den Weg, die wir natürlich mit Hilfe von Alchemie und der Unterstützung unserer Freunde, die wir während unserer Reise kennenlernen, lösen müssen. Trotz des Zeitlimits bleibt Atelier Firis dem gewohnt lockeren Stil der Atelier-Reihe treu und vermittelt meist eine eher entspannte Atmosphäre. Entsprechend fehlt es auch an richtigen Antagonisten. Wichtig ist außerdem, dass das Alchemie-Examen nur das erste große Storyziel darstellt und immer am selben Tag stattfindet. Das heißt also, dass es egal ist ob wir nun hundertfünfzig oder nur zwanzig Tage vor dem Ende des Zeitlimits Reisenberg erreichen, uns bleibt genug Zeit, die Prüfungen zu absolvieren. Haben wir das geschafft, sehen wir zwar mehrere Sequenzen in Spielgrafik und einen Abspann, das Ende des Rollenspiels bedeutet das aber noch nicht. Anschließend dürfen wir weiterspielen und nicht nur weitere Nebenquests sowie Aufträge erfüllen, sondern auch Firis‘ Geschichte noch weiter erleben – nur jetzt ohne Zeitlimit.
Offenere Welt, gewohntes Gameplay
Anders als Atelier Sophie, bereisen wir die Welt von Atelier Firis nicht über eine Weltkarte auf der wir die verschiedenen Gebiete auswählen. Stattdessen sind die einzelnen, teils recht weitläufigen Abschnitte direkt miteinander verbunden. Dadurch entsteht der Eindruck einer fast schon offenen, weitaus zusammenhängenderen Welt als noch im Vorgänger. Es ist faszinierend zu erleben wie stark sich Atelier Firis im Weltaufbau von Atelier Sophie unterscheidet. Die Welt lädt zum Erkunden ein und belohnt uns nicht nur mit verschiedenen, besonderen Orten, sondern auch mit Höhlen, Schätzen und allerlei mehr. An gefühlt jeder Ecke könnte sich eine Nebenquest oder ein Auftrag verbergen oder aber wir treffen einen besonderen Charakter. Von diesen gibt es einige und sie bereichern die kleine Reisegruppe von Firis und Liane spürbar. Es ist sinnvoll möglichst schnell weitere Mitstreiter an unsere Seite zu holen, da auf diese Weise die Kämpfe deutlich angenehmer werden. Anfangs umfasst unsere Gruppe inklusive Firis bis zu fünf Charaktere, von denen vier an Kämpfen teilnehmen. Später wächst das Gruppenmaximum sogar auf sieben an. Zu beachten ist dabei aber, dass eine Begegnung mit den Figuren nicht ausreicht. Wir müssen sie auch in unsere Gruppe einladen. Das ist bei einigen direkt nach dem ersten Treffen möglich, andere müssen wir erst in einem Gasthaus, einem Café oder einem anderen ähnlichen Gebäude in den Städten und Dörfern in die Gruppe einladen. Mit der Zeit verbessert sich anschließend das Freundschaftslevel, was wiederum besondere Events inklusive möglicher Nebenquests und Geschichten rund um unsere Gruppenmitglieder mit sich bringt. Hier lässt sich Atelier Firis zwar teilweise etwas Zeit, doch umso motivierender ist es, wenn wir endlich mehr über die anderen Charaktere erfahren. Dass es zudem ein Wiedersehen mit bekannten Figuren gibt, bereichert das Rollenspiel für Kenner des Vorgänger spürbar.
Die Kämpfe in Atelier Firis laufen weitgehend gewohnt ab. Treffen wir in den weitläufigen Gebieten auf Feinde, wechselt das Geschehen in einen Kampfbildschirm. Am rechten Rand sehen wir eine Zugleiste, die angibt wer wann an der Reihe ist. Sobald einer unserer Charaktere agieren darf, dürfen wir zwischen einfachen Angriffen, Skills und Gegenständen wählen. Zu beachten sind dabei die Schwächen und Resistenzen der Gegner. Außerdem können wir Gegner mit mehreren aufeinanderfolgenden Attacken in den Break-Zustand versetzen, wodurch dieser nicht agieren kann. Da Firis selbst nicht wirklich stark ist, können die anderen Gruppenmitglieder sie schützen. Zielt ein Angriff auf die Protagonistin ab, dürfen wir per Button schnell entscheiden wer sich schützend vor sie stellt. Voraussetzung dafür ist allerdings eine ausreichend aufgeladene Leiste am linken Bildschirmrand. Wir müssen gut überlegen, wann wir Firis schützen wollen, da wir bei gefüllter Leiste Komboangriffe einleiten dürfen und damit auch besonders mächtige Attacken auslösen. Dadurch sind die Kämpfe zwar weitgehend klassisch aber gleichzeitig taktisch genug, um zu motivieren. Besonders starke Gegner verlangen von uns je nach Schwierigkeitsgrad einiges an Aufmerksamkeit.
Alchemie mit Katalysatoren
Wenig überraschend bleibt die Alchemie in Atelier Firis ein zentrales Gameplay-Element. Schließlich dreht sich auch die Geschichte um Firis‘ Werdegang als Alchemistin. Um Reisenberg zu erreichen, die Empfehlungsschreiben zu erhalten und schließlich das Examen zu bestehen, müssen wir Gegenstände mit Alchemie herstellen und benötigen einen entsprechenden Alchemielevel. Neue Rezepte schalten wir mit der Zeit automatisch frei oder kaufen sie im Menü mit den durch Quests verdienten Ideenpunkten. Das Alchemiesystem orientiert sich teilweise am Vorgänger, weist aber deutliche Veränderungen auf. Bevor wir loslegen, wählen wir das gewünschte Rezept aus einer mit der Zeit recht langen Liste aus. Anschließend entscheiden wir, welche Materialien wir verwenden wollen. Hier ist es wichtig auf die Qualität zu achten, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Statt wie in Atelier Sophie auf verschiedene Kessel Zugriff zu haben, dürfen wir in Atelier Firis Katalysatoren einsetzen. Dabei handelt es ebenfalls um Materialien oder bereits hergestellte Gegenstände. Jeder Katalysator hat einen anderen Effekt, der sich mittels fix markierter, miteinander verbundener Punkte auf dem Rasterfeld, das den Kessel darstellt, zeigt. So können wir verschiedene Boni wie bessere Qualität oder direkte Herstellung mehrere Objekte erlangen. Dafür müssen wir die Punkte mit den Zutaten, die unterschiedliche Größen haben, ausfüllen. Überschneiden sich Materialien im Kessel, verschwindet das zuerst Platzierte. Nur mit gut überlegtem Vorgehen und Ausnutzung aller Optionen erzielen wir wirklich gute Ergebnisse mit möglichst vielen Effekten. Doch gerade das macht den Reiz des Alchemie-Systems, das sich erneut wie ein kleines Puzzle-Spiel anfühlt, aus.
Technisch bleibt bei Atelier Firis weitgehend alles beim Alten. Die auf der PlayStation 4 schon nicht ganz zeitgemäße, aber schicke Optik wurde für die Switch-Portierung angemessen aufgewertet und überzeugt besonders bei den Charaktermodellen. Die Umgebungen wissen zudem trotz manch matschiger Textur mit einer glaubhaften Weitläufigkeit der Welt zu überzeugen. Dabei profitiert Atelier Firis deutlich vom farbenfrohen Grafikstil, der wunderbar zum Spiel passt und so manche grafische Schwäche wett macht. Bei der Musikuntermalung überzeugt das Rollenspiel mit meist fröhlichen, entspannten, aber manchmal auch etwas treibenderen oder düsteren Klängen, die stets die Atmosphäre gut unterstützen. Die englische und japanische Synchronisation ist ebenfalls gelungen. Leider wurde wie schon bei den Vorgängern und Nachfolgern auf deutsche Texte verzichtet. Die DX-Version von Atelier Firis bietet zahlreiche für die PlayStation-4- und PS-Vita-Fassungen erschienenen DLCs wie zusätzliche Partymitglieder oder Kostüme, neue Objekte, Quests und einen Photo-Modus. Außerdem umfasst Atelier Firis DX wie der Vorgänger ein digitales Artbook, das zusätzlich auf die Switch heruntergeladen werden darf.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey DX ist ein typischer Teil von Gusts Rollenspiel-Reihe. Eher entspannt und ohne große Aufregung erlebe ich das Abenteuer einer jungen Alchemistin, die zu einer Reise aufbricht, um endlich ihr Heimatdorf verlassen zu dürfen. Dass manche Bedingung dabei ein wenig seltsam wirkt, erklärt sich im Spiel selbst sogar ziemlich gut. Sicher, die Inszenierung ist nicht perfekt, doch dafür hat mich Atelier Firis DX mit einer liebenswerten Hauptfigur, genauso sympathischen weiteren Charakteren, der angenehmen Atmosphäre und einer motivierenden Geschichte unterhalten. Die Zeitlimit-Mechanik hat mich dabei zu keiner Zeit gestört, sondern mir vielmehr ein klares Ziel gegeben, auch wenn ich dieses Feature nicht zwingend benötigt hätte. Umso besser ist es, dass ich später noch frei reisen darf und die Geschichte sogar weitergeht. Tatsächlich entfaltet sich Atelier Firis DX hier sogar noch einmal erneut und gibt mir allerlei Freiheiten. Dass es zudem ein Wiedersehen mit einigen Charakteren des Vorgängers gibt, freut mich und zeigt wie sinnvoll es ist die Mysterious-Trilogie in der richtigen Reihenfolge zu spielen. Zwingend notwendig ist das aber nicht, da Vorkenntnisse nicht benötigt werden. Obwohl wie bei Atelier Sophie gilt, dass spätere Teile wie Atelier Ryza in manchen Punkten besser abschneiden, ist Atelier Firis DX ein spaßiges Atelier-Rollenspiel, mit dem gerade Fans der Reihe Spaß haben werden.